Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Das war zwei Tage bevor die Ungarn die Grenzen öffneten. 270Bisher hatte ich die Ungarnurlauber, so gut es ging, ignoriert. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht einen Kompromiß, der sie zurückkehren ließ, doch keinesfalls die Öffnung der Grenze! Ein dauerhaftes Loch in der Mauer war unvorstellbar. Michaela verlangte, wir sollten darauf anstoßen. So trank Robert sein erstes Glas Wein auf das Wohl der Ungarn.»Vielleicht«, sagte Michaela,»wird es ja noch was mit Westberlin!«

Ich korrigierte sie nicht, weil mir das Mißverständnis zu grundlegend erschien.

Norbert Maria Richter, der Regisseur von Nestroys» Freiheit in Krähwinkel«, versuchte zur selben Zeit, mich durch einen anderen Dramaturgen zu ersetzen. Unsere Differenzen seien unüberbrückbar.

Noch im Juni wollte Norbert Maria Richter aus» Krähwinkel «eine Art» Ritter der Tafelrunde« 271machen, eine Farce auf die verratene Revolution, auf die zu Bonzen gewordenen Revolutionäre, auf die Geschichte, die sie sich in ihrer Erinnerung schönlügen. Und das alles mit viel Show.

Jetzt, im September, glaubte Norbert Maria Richter im Stück den Geist der Revolution entdecken zu können.

Schon weil es dieser Norbert Maria Richter war, durch den ich von der Gründung des» Neuen Forums «erfuhr, er sprach» von einem bedeutenden Schritt in Richtung Demokratisierung der Gesellschaft«, wollte ich damit nichts zu tun haben.

Allerdings legte mir noch am selben Tag Ramona, meine Kollegin, ein paar ausgefüllte Anträge auf Mitgliedschaft im» Neuen Forum «auf den Tisch. Michaela habe ihr versprochen, die Anträge nach Halle zu einer Kontaktadresse zu bringen.

Mir blieb keine Wahl; ich mußte selbst einen dieser Zettel mit Name und Anschrift ausfüllen. Ich wußte, welche Dummheit ich damit beging, welche Kinderei das war. Jetzt spielte auch ich» Opposition«. Genau dieser Zettel würde mir über kurz oder lang in einem Verhör wieder vorgelegt werden.

Michaela hingegen benahm sich nicht wie eine, die ihre Existenz und das Glück ihres Kindes gefährdete, sie wirkte eher, als hätte sie endlich die richtige Rolle am richtigen Theater bekommen.

Am letzten Montag im September, dem Tag, an dem wir nach Halle fahren sollten, fand ich die Anträge nicht mehr in meiner Tasche. Ich durchwühlte meinen Schreibtisch im Theater, durfte mir aber wegen meiner Kolleginnen nichts anmerken lassen. Der Gedanke, Michaela und die anderen durch meine Unachtsamkeit ans Messer geliefert zu haben, war unerträglich.

Ich fuhr nach Hause, ich konnte kaum sprechen.»Sie sind weg«, japste ich,»die Anträge sind weg!«

Michaela hatte sie aus meiner Tasche genommen, um sich die Adressen der anderen abzuschreiben.

Auf der Fahrt sahen wir mehrere Polizeiwagen, doch der höchst unwahrscheinliche Fall, wir — Robert war mitgekommen — könnten herausgewinkt und durchsucht werden, hatte alle Schrecken verloren.

Michaela freute sich, jemanden mit dem Namen Bohley kennenzulernen, offenbar eine Verwandte von Bärbel Bohley 272. Außer der funktionierenden Klingel und dem Namensschild am Briefkasten deutete nichts darauf hin, daß das Haus noch bewohnt war. Der ganze Straßenzug schien zum Abriß freigegeben. Michaela war enttäuscht. Wir beschlossen, später wiederzukommen, und fuhren ins Zentrum. Auf dem Markt liefen wir hin und her und bestellten in einer Milchbar die teuersten Eisbecher. Wir versuchten, Robert zu beschreiben, wie der Dom von Feininger gemalt aussieht, spazierten weiter zur Moritzburg und hinunter zur Saale. Michaela wollte weder zum Haus von Albert Ebert 273gehen noch Schuhe kaufen, obwohl sie welche sah, die ihr gefielen. Sie mochte nicht mit einem Einkaufspaket vor der Bohley-Tür erscheinen. 274

Wir hatten dann wieder kein Glück. Michaela, die Antragszettel in der Hand, zögerte, sah von mir zu Robert und wieder zu mir, als wollte sie uns eine letzte Chance geben, sie vor einer Dummheit zu bewahren. Oder lag ihr daran, dem Augenblick eine gewisse Weihe zu verleihen, weil von nun an nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war? Lautlos verschwanden die Zettel im Briefkasten.

Im Auto sprachen wir kaum miteinander. Auf der Schnellstraße von Leipzig nach Borna glaubte ich, etwas ein für allemal hinter mich gebracht zu haben. Ich hatte mich nicht gedrückt, ich hatte unterschrieben — was ich weder leugnen noch widerrufen würde — und einen halben Tag dafür geopfert. Damit glaubte ich mich berechtigt, nun in Ruhe meine Arbeit fortsetzen zu dürfen. Sogar inmitten dieser Mondlandschaft, sogar in Espenhain war die Milde dieses Herbstes spürbar. Ich dachte an Kartoffelkrautfeuer, an die Wanderungen durchs Saubachtal bei Dresden zur Mühle mit ihrem riesigen Wasserrad und den mit Fallobst übersäten Chausseewegen, wo man trunken wurde vom Duft überreifer Pflaumen und Äpfel und der vor Wespen zitternden Luft. Ich dachte an die ersten Saisonspiele im Dynamo-Stadion, an die Festung Königstein und den Geschmack von Bockwurst und Faßbrause. Meine Dresden-Novelle erschien mir wie ein geliebtes Buch, das ich schon lange nicht mehr gelesen hatte.

Am nächsten Tag war es Jonas, der Intendant, der mir, als wäre er zufällig dort gewesen, von Leipzig erzählte. Zehntausend seien es gewesen, zehntausend Demonstranten! Wie gern hätte ich ihm die Mär, das seien alles Antragsteller 275, geglaubt, aber zehntausend waren zuviel, viel zuviel!

Michaela erzählte, daß auf dem Dach der Leipziger Post Kameras installiert gewesen seien. Alles, was sie von Max erfahren hatte, gab sie wieder, als wollte sie sagen:»Und, was hast du während dieser Zeit gemacht? Wo bist du gewesen?« 276

Was ich an der Demonstration so lächerlich fand, war ihr Feierabendcharakter. Erst macht man gewissenhaft seine Arbeit, danach geht man demonstrieren, aber nicht zu lange, denn am nächsten Morgen will man pünktlich und mit regenerierter Arbeitskraft wieder im Betrieb sein.

Am Mittwoch kaufte Michaela ein neues Radio.

Norbert Maria Richter hatte für den nächsten Montag eine Abendprobe angesetzt. Michaela hielt das für ein Alibi, für eine Pro-forma-Ankündigung. So, wie sich Norbert Maria Richter gab und wie er auf Max’ Erzählungen reagiert hatte, mußten sie annehmen, er fahre als erster nach Leipzig. Norbert Maria Richter aber dachte nicht im Traum daran. Michaela nannte ihn einen falschen Hund. Was sie zu sagen hätten, so Norbert Maria Richter, könnten sie am besten hier, auf der Bühne sagen. Dieser Freiraum sei ein Privileg, das sie im Sinne der Zuschauer zu nutzen hätten, eine Verantwortung, die wahrzunehmen sei und nicht leichtfertig vertan werden dürfe.

Wer Aufruhr spiele, soll die Petrescu in bester Stanislawski-Tradition interveniert haben, komme nicht drum herum, ihn zu studieren. Gerade aus schauspielerischer Redlichkeit sei es eine Pflichtverletzung, wenn sie diese Gelegenheit ungenutzt ließen. Sonst würden wir , also die Theaterleute, eines schönen Tages vom Publikum darüber aufgeklärt, wie Aufruhr und Revolution aussehen. Norbert Maria Richter sprach von Rücksichten gegenüber jenen, die anders darüber dächten, und wie notwendig es gerade jetzt sei, Disziplin zu wahren und sich durch gute Arbeit unangreifbar zu machen.

Michaela kündigte an, sich krank schreiben zu lassen. Wenn in den Nachrichten von den Prager Botschaftsflüchtlingen die Rede war, verstummten wir, und Michaela machte eine Geste, die sagen sollte: Da hörst du es ja, wir müssen nach Leipzig!

Am Montag mittag kam Michaela in die Dramaturgie. Sie wolle nur sagen, daß niemand nach Leipzig fahre. Da stand sie, Frau Eberhard Ultra, die Anführerin der Revolutionäre, in Waden- und Knöchelwärmern, mit ihrem Tuch über der Schulter.»Es ist alles so absurd«, sagte sie,»ich schäme mich so!«

«Dann fahr ich allein«, sagte ich, als wäre das die einzig mögliche Antwort.

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