Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Nach der Verteidigung der Diplomarbeit, meiner letzten Aufgabe als Student, gingen wir — Michaela, Anton und ich — zum Wehrkreiskommando. Ich mußte mich abmelden, genauer gesagt: ummelden. Michaela hörte zu, als man mir mitteilte, als Fahrer hätte ich gute Chancen, bereits in zwei Jahren (das wäre jetzt) wieder eingezogen zu werden.

Sowohl die Schulnovelle wie auch das Armeebuch gewannen durch diese Drohung für mich wieder an Kraft.

Die Premiere von» Fräulein Julie «im September 249war ein Reinfall. Als Flieder, von Michaela geführt, auf der Bühne erschien, gab es Bravo-Rufe, doch drei Viertel des Publikums warteten da bereits an der Garderobe. Wir erzwangen fünf Vorhänge, Michaela knickste jedesmal wie eine Operndiva und lächelte hinauf in die leeren Ränge. In Berlin wäre diese» Julie «wie» Dantons Tod «oder» Macbeth« 250gefeiert worden.

Erst auf der Rückfahrt nach der Premierenfeier brach die Wut aus Michaela heraus. Viel zu lange sitze sie schon in Altenburg fest, das Gerede, dieses Theater sei ein Sprungbrett, habe noch nie gestimmt.»Ich ertrage dieses Kaff nicht mehr!«schrie sie. Auf dem Gipfel ihrer Verzweiflung wollte sie sogar in die Partei eintreten, wenn das die Bedingung für ein Engagement in Berlin wäre. Die Hälfte ihrer Freunde am Gorki und im BE seien Genossen, alles Leute, von denen es niemand glauben würde.

«Wie wäre es denn mit West berlin«, fragte ich, als wir in unsere Straße einbogen.»Sofort!«rief Michaela und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.»Sofort!«wiederholte sie.

Zu Hause überreichte sie mir ein Paket, ihr Premierengeschenk. Es enthielt einige, immer kleinere Päckchen, die ich zu öffnen hatte, bis ich endlich eine in Goldpapier gewickelte Schachtel» Club «in Händen hielt — voller Pfefferminze. Auf dem Zettel, der darin steckte, las ich:»Rauchen schadet werdenden Müttern und Vätern. «So weit war es noch nicht, aber wir versuchten, uns das Rauchen abzugewöhnen.

«Fräulein Julie «erlebte fünf oder sechs Aufführungen. Michaela sah in der Tatsache, daß ihre» Julie «nicht im Anrechtsprogramm 251lief, einen Akt der Zensur. Eine einzige Kritik war erschienen, ein Verriß auf der Lokalseite der LVZ.

Mit Beginn meiner Arbeit als Schauspieldramaturg waren mir anderthalb Zimmer bei der 88jährigen Emilie Paulini zugewiesen worden.

Mit ihr teilte ich das Trockenklo auf halber Treppe und die Küche, deren Waschbecken das Bad ersetzte. Dafür war der Keller voller Briketts. Ich brauchte dieses Refugium, weil Roberts Fernsehgewohnheiten und sein ununterbrochen laufender Kassettenrecorder mich regelmäßig vertrieben. Daß ich aber nur mit einem Tisch und einem Stuhl einzog, enttäuschte Emilie Paulini tief. Sie fürchtete sich nämlich, allein zu sein,»wenn es ans Sterben geht«. Abends einschlafen und nicht mehr aufwachen, so wollte sie es. Aber nebenan sollte jemand sein. Mir zu Ehren trug sie eine Perücke, die meistens schief wie eine Baskenmütze saß. In regelmäßigen Abständen winkte sie mich in ihre Stube, bat mich, Platz zu nehmen, und überreichte mir das gerahmte braunstichige Photo einer sehr schönen jungen Frau. Ob ich mir vorstellen könne, wer das sei. Sie kicherte, schob ihren Kopf mit der Perücke wie eine Schildkröte vor und sagte ganz laut: Na? Ich sah dann zwischen ihr und dem Photo hin und her und sagte schließlich:»Natürlich, Frau Paulini, das sind Sie!«Emilie Paulini kreischte, warf die Arme hoch und sprang auf, um mir sofort ein Stück Kuchen aus der Küche zu bringen.

Emilie Paulini mochte Michaela nicht, weil sie» eine vom Theater war «und obendrein schuld daran, daß ich nicht bei ihr wohnte.

Ihre Tochter Ruth kam mittwochs zu Besuch und holte sie sonntags zum Mittagessen ab. Ruth, die sehr schnell sprach und statt einer Pause zwischen den Sätzen ein hohes, gedehntes, mit dem Luftstrom absinkendes Aaah oder Neeeh ausstieß, hatte mir in der Küche erzählt (»Herr Türmer, was ich Ihnen erzählen könnte, Herr Türmer, aaah, dazu reicht unsre Zeit gar nicht aus, was ich — neeeh — so viel, so viel«), wie sie auf der Flucht im April 45 in Freital bei Dresden» den Russen in die Hände gefallen «waren. Ihre Mutter habe sie immer weggeschickt und aufgefordert zu singen.»Immer wenn Russen kamen, wurde ich singen geschickt. Aaah! Das sind Geschichten, Herr Türmer, Geschichten … Aaah! Dabei war unser Muttchen gar nicht mehr jung, hat aber nicht geholfen. Geschichten! Aaah, Herr Türmer. Sie ist schwanger hier angekommen, mit 43 schwanger! Neeeh, ohne Mann, stellen Sie sich mal vor!« 252Ruth drückte sich ihr immer griffbereites Spitzentaschentuch in die Augenwinkel.

Mir hatte der Sinn dieses Singens nicht eingeleuchtet, da uns aber Emilie Paulini nie lang allein ließ, war ich erst Tage später dazu gekommen, Ruth danach zu fragen.»Aaah, Herr Türmer, das ist doch ganz einfach. Das hat sie beruhigt. Da wußte sie, daß sie wenigstens mich in Ruhe lassen. Aaah, neeeh, Geschichten!«

Es war Michaela, die vorschlug, aus den Erzählungen der beiden Paulinis ein Stück, einen Monolog zu machen. Für sie, Michaela, sei es natürlich besser, wenn Ruth das Ganze erzählte, aber auch ein Mutter-Tochter-Stück sei denkbar. Wenn es mir gelänge, die beiden zum Erzählen zu bringen, würde sich das Stück wie von selbst schreiben. 253

Nun übernachtete ich hin und wieder bei Emilie Paulini. Die Vorstellung, über einen Stoff zu verfügen, der von Krieg, Flucht, Plünderungen und Vergewaltigungen handelte, vielleicht sogar von Juden und SS, gab mir das Gefühl einer seltsamen Überlegenheit.

Ich begann bescheiden und verzeichnete Emilie Paulinis Gewohnheiten: wann sie aufs Klo und in die Küche ging, was sie einkaufen ließ, welches Mittagessen, das die Volkssolidarität brachte, ihr schmeckte und welches bis zum nächsten Tag in der Küche stand. Ihre Fernsehzeiten waren nicht zu überhören. Nachts erwachte ich mitunter von Emilie Paulinis Gebrabbel, das ich trotz der hellhörigen Wand nicht verstand. Vor ihre Tür zu schleichen hatte ich aufgeben müssen, weil sie beim ersten Dielenknarren verstummt war.

Ich versäumte keinen Mittwochabend. Wie erhofft, wurde ich bald ins Zimmer gebeten, das ich nur im Halbdunkel kannte, weil Emilie Paulini Strom sparte. Je älter die Gegenstände waren, die ich mit Argusaugen erspähte, desto mehr brachte ich meine Bewunderung zum Ausdruck, in der Hoffnung, die Paulinis zum Sprechen zu animieren. Aber es war keine» Vorkriegsware «dabei. 254Ich hoffte auf Photos, bekam aber keine anderen zu sehen als jene, die gerahmt auf dem Buffet standen.

Ich fragte sie nach Tschechen, Juden, dem Kriegsausbruch. Nichts, schon gar nichts Grausiges, fiel ihr dazu ein. Mitunter glaubte ich, Emilie Paulini spüre das Vorsätzliche meiner Neugier. Über ihren Mann sagte sie:»Die haben bis zuletzt gekämpft!«und stieß ein hohes Lachen aus. In der Küche erfuhr ich mehr. Doch Ruths Aaahs und Neeehs waren so laut, daß Emilie Paulini sofort aus ihrem Zimmer geeilt kam. Ihr Mann war Feldpolizist gewesen, ein Kettenhund, und galt als verschollen. Nicht mal ein Photo gebe es mehr von ihm. Lange vor ihrer Heirat hatte Emilie Paulini, noch nicht volljährig, einen Sohn geboren. Er war in einem Heim aufgewachsen, hatte sich freiwillig zur Marine gemeldet, war in Norwegen schwer verwundet worden und schließlich bei einem Bombenangriff auf Bremen ums Leben gekommen. Ein einziges Mal habe sie mit ihrer Mutter darüber gesprochen. Irgendwo müßten noch Briefe von ihm sein. Ihre Mutter danach zu fragen sei sinnlos, sagte Ruth. Sie könnten ja nicht einmal über Hans, das Russenkind, miteinander reden. Aber auch Ruth selbst wollte nichts von ihrem Halbbruder erzählen.

Ich benutzte Karteikarten, die ich mit Filzstift markierte. Schwarz für die häuslichen Gewohnheiten, rot für die Geschichten von Emilie Paulini, grün für die von Ruth, blau für die Gegenstände, die mir interessant schienen. Ich hoffte, meine Notate würden irgendwann gleichsam wie von selbst zueinanderfinden und eine Geschichte spinnen. Michaela las jede Menge Bücher über das Ende des Zweiten Weltkrieges und überschüttete mich mit Vorschlägen.

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