Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Die längste Zeit, die Nadja und ich je gemeinsam verbrachten, waren acht oder neun Tage im August.

Wir hatten uns im Isargebirge bei einer Slowakin eingemietet. Im Treppenhaus hing ein Photo von J. F. Kennedy im Silberrahmen.

Nadja schien gewillt, Klarheit zu schaffen. Schon auf der ersten Wanderung zum Fernsehturm von Liberec fragte sie, wie es mit uns weitergehen solle. Ich sagte, daß ich mein Buch (an dem ich seit Monaten nicht mehr gearbeitet hatte) zu Ende schreiben wolle. Dann, wenn das wirklich ihr Wunsch sei, könne ich den Ausreiseantrag stellen. Das Wort Ausreiseantrag nahm kein Ende. Es zerfiel mir im Mund wie muffiges Konfekt. Nadja fragte, ob das denn wirklich mein Wunsch sei. Ja, sagte ich. Sie sagte, daß sie mich heiraten würde. Ich sagte, das wäre das einfachste.

Wir liefen durch den abgestorbenen Wald 207und merkten zu spät, daß wir auf einen verblichenen Wegweiser hereingefallen waren, der die verbliebene Distanz statt mit neunzehn nur mit neun Kilometern angegeben hatte.

Im Restaurant des Fernsehturms mußte ich zweimal ansetzen, um pivo 208zu bestellen, so ausgetrocknet war meine Kehle.

Eine Kleinbahn sollte uns, nach dem Plan unserer Wirtin, ins Dorf zurückbringen, aber in Liberec wußte niemand etwas von einer Kleinbahn. Es blieb uns nur der Fußmarsch über den Kamm, die Dämmerung im Rücken. Nie werde ich diese Minuten auf der kahlen Höhe vergessen, das Licht der Abendsonne, die den Weg wie im Theater ausleuchtete, während die Dunkelheit die Berghänge heraufkroch; die Luft war klar, der Horizont ringsherum unendlich weit. Das einzige Geräusch waren unsere Schritte. Als mich Nadja plötzlich umarmte, spürte ich ihren hastigen Herzschlag. Wir hielten uns umschlungen und sahen über die Bergkuppen, als könnten wir in dieses Bild auswandern.

Es folgten drei Tage Regen, und als es auch am vierten Tag dunkel blieb, machten wir uns auf den Weg nach Dresden. Wortlos schloß Frau Krátká hinter uns die Haustür.

Damit Sie Nadja und mich verstehen, muß ich Ihnen noch etwas offenbaren, das mich zunehmend verstörte. Nach außen ein ideales Paar, waren wir doch nie eins geworden.

Anfangs hatte es immer einen Grund gegeben: Nadjas Angst, schwanger zu werden, die Pille wollte sie nicht nehmen. Dann wieder hatte ich keine Kondome dabei, oder wir waren von unseren Eskapaden zu erschöpft. Ich will Sie nicht mit weiteren, mir unangenehmen Details behelligen. Sobald wir die Tür hinter uns schlossen, befiel uns neuerdings eine unerklärliche Scheu.

Über Vera schwiegen wir lange. Seit ich mit Nadja vor Veras Tür umgekehrt war, hatte ich meine Schwester nicht mehr gesehen. Deshalb konnte ich Nadjas Nachfragen mit einem Schulterzucken abtun. Aber Nadja ließ nicht locker. Ich wurde eifersüchtig auf Vera. Zudem deutete Nadja an, daß sie in Dinge eingeweiht war, die Vera und ich geheimzuhalten geschworen hatten. 209

Von der gemeinsamen Zukunft mit Nadja entwickelte ich klare Vorstellungen. In Salzburg wollte ich mich als Taxifahrer durchschlagen und in der verbleibenden Zeit schreiben. Sobald aber mein Buch erschienen wäre, brauchte Nadja nicht mehr zu arbeiten und könnte sich ganz auf ihr Studium konzentrieren. Und an den Wochenenden würden wir immer etwas unternehmen, wandern, flanieren oder reisen, nach München, Wien oder Italien.

Ich steigerte mich in dieses neue Kapitel hinein und wußte, daß meine Augen am Ende jedes Monologes glänzten. Nadja schwieg um so beharrlicher, je mehr Vorschläge ich vor ihr aufhäufte.

Ich fürchte, sie war ebenso erleichtert wie ich, als wir endlich zum Bahnhof aufbrechen konnten. Doch schon in der Straßenbahn überfiel mich eine große Wehmut und eine ungeheuerliche Angst, Nadja zu verlieren. Ich sagte ihr, daß ich alles dafür gäbe, um die vergangenen Tage wiederholen zu dürfen, selbst wenn sie um nichts von dem Erlebten abweichen würden. Sie umarmte mich, und wir hielten einander fest wie auf dem Bergkamm.

Bisher war es mir nie schwergefallen, nach unseren Treffen zu den Briefen zurückzukehren, ganz im Gegenteil. Diesmal verzweifelte ich daran, riß Blatt um Blatt wieder aus der Maschine und legte mich schließlich ins Bett, ohne zu wissen, wie es weitergehen sollte. Als ich erwachte, war ich überzeugt, Nadja in dieser Nacht verloren zu haben.

Von da an versuchte ich nur noch, mich als Briefschreiber so lange wie irgend möglich zu behaupten. Eher fürchtete ich eine Antwort, als daß ich sie erwartet hätte. Auf Anrufe verzichtete ich fast gänzlich, nachdem Nadja auf die Frage, ob sie denn meine Briefe erhalten und was sie in letzter Zeit so gemacht habe, erwidert hatte: Geschuftet, immer nur geschuftet.

«Was soll ich denn tun?«antwortete ich. Ich sei ja zu allem bereit!

Um uns zu sehen, fehlte das Geld. Mein Sparbuch war leer, die D-Mark-Zuwendungen von Tante Camilla hatte ich aufgebraucht, Vera um Hilfe zu bitten kam nicht in Frage. Für Briefe mangelte es Nadja an Zeit. Ich akzeptierte das, und in der Folge auch alles andere. Mit Semesterbeginn gab es wieder Stoff für Briefe in Hülle und Fülle.

Bei meinem letzten Anruf in Salzburg klang Nadja plötzlich wie früher, als es schon eine unfaßbare Zärtlichkeit gewesen war, wenn sie meinen Namen geflüstert hatte.»Ich liebe dich«, schrie ich ins Telephon.»Ich dich auch«, rief sie und lachte. Noch einmal beschwor ich unsere Liebe und hörte, wie mir Nadja Küsse durchs Telephon schickte. Dann war Schluß, weil ich zuwenig Kleingeld parat hatte.

Mit dieser Pointe sollte mein Briefroman enden, falls ich nicht dereinst noch einen besseren Schluß finden würde.

In Liebe

Ihr Enrico T.

Montag, 7. 5. 90

Lieber Jo!

Ich will es nur gesagt haben: Wenn Du die Irrungen und Wirrungen der Provinz studieren willst, also eine Arbeit brauchst und ein Einkommen, sollten wir darüber reden. 210Als Schreiber bekommst Du hier zweitausend netto, das heißt ab Juli zweitausend D-Mark, und eine ordentliche Behausung werden wir für Dich (oder Euch?) auch finden. Neue Leute brauchen wir so oder so. Die Frage ist nur, wann die Entscheidung fällt. In Gera könnten wir schon morgen drucken. Das wäre um ein Drittel billiger, bei besserem Papier und gestochen scharfen Photos. Der Umfang ließe sich in Vierersprüngen 211variieren — wir hätten kein Limit für die Werbung, noch müßten wir fertige Seiten einreißen oder Artikel verschieben, paradiesische Zustände! Wenn wir nur den Computer beherrschten! Andy hat achtzehntausend für alles verlangt, inklusive der Programme. Wir werden sein Renommierobjekt und schenken ihm ein paar Anzeigen! Das Geld für die Klebemaschine und die Leuchttische bekommt er im Juli. (Auch wenn ich glaube, daß wir ganz gut über den 1. Juli kommen werden, stelle ich mir jetzt doch manchmal vor, wir hätten die Zwanzigtausend damals in Ost-Geld umgetauscht, dann könnten daraus nun bald sechzig- oder siebzigtausend D-Mark werden, vielleicht noch mehr. 212)

Die LVZ ist ein trauriger Verein. Keiner von denen hielt es für nötig, am Sonntag in den» Auerhahn «zu kommen, in dem alle» Spitzenleute «zusammensaßen, bis auf die PDS natürlich, und auf die Auszählung warteten. 213Uns empfingen sie wie Könige, weil sie wissen, daß wir wissen, daß sie allesamt nicht gerade die Speerspitze der Revolution gewesen sind. Für Jörg ist das ein Dauerthema. Er hat Karmeka, den neuen Bürgermeister, Ende Dezember, da ihn noch niemand kannte, als Leiter des Runden Tisches vorgeschlagen, womit Karmekas Aufstieg begann. Jörg verspricht sich von den Kontakten zu seinem» Zögling«, wie er ihn etwas zu oft nennt, wohl zuviel, nachteilig aber ist diese Verbindung sicherlich nicht. Der neue Landrat (klingt das nicht irgendwie nach Junker und Kaiser?) steht noch nicht fest, aber er wird ebenfalls von der CDU sein. Wenn wir Glück haben, trifft es einen Kumpel von Fred. Selbst heute, nach drei Tagen, noch immer keine Zeile in der LVZ! Wir haben Karmeka groß auf der ersten Seite, mit Interview und Photo. Und auch die anderen Ergebnisse werden die Altenburger zuerst von uns erfahren. Kein Wunder, wenn Leute wie der Chef vom Dienst glauben, hier leichtes Spiel zu haben.

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