Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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In Null Komma nichts hatte er die Summe der Jetons errechnet und herausgefunden, wie viele von jeder Sorte vorhanden waren. Michaela räumte ab, kam jedoch nicht dazu, das Tischtuch zu wechseln. Der Baron hatte bereits alles arrangiert, die Jetons verteilt und drängte Michaela, sich endlich zu uns zu setzen, wobei er zwischen Französisch und Deutsch hin und her wechselte.»Spielen Sie, setzen Sie, Sie sind dran!«rief er und plazierte als erster einen Zehner auf der rechten Reihe und für das obere Drittel, kein sehr mutiger Beginn, wie ich fand. Ich wagte dreimal das Doppelte: auf Rot, Ungerade und der Null. Michaela säte die Hälfte ihrer Jetons quer über die Zahlenfelder, Robert schob einen Hunderter auf Schwarz. Erst als der Baron mit ausgestrecktem Arm und flacher Hand dicht über dem Feld ein Oval beschrieb und beschwörend» Rien ne va plus «flüsterte, merkten wir, daß die Kugel bereits kreiselte. Einen Augenblick später sprang sie hin und her, der Baron verkündete das Ergebnis auf französisch und ergänzte, was jeder sah:»Fünfzehn, Schwarz. «Mit dem Schieber harkte er über die wellige Plasteunterlage, Michaela und der Baron hatten alles verloren. Robert bekam einen Hunderter dazu, ich zwanzig, verlor aber vierzig. Barrista lächelte und verdoppelte nun seinen Einsatz. Mich befiel bereits in der zweiten Runde Langeweile, die ich auch in der Großzügigkeit, mit der Michaela den Rest ihrer Jetons verstreute, zu erkennen glaubte. Robert wagte wieder hundert, diesmal auf Rot, ich spielte wie zuvor, schob nur statt auf Null einen Zwanziger neben Roberts Hunderter. Barristas beschwörende Armbewegung wiederholte sich, die Kugel klackerte — Elf, Rot. Ein Finger des Barons senkte sich auf die Elf, was Michaela wieder die Höhe ihres Startkapitals einbrachte.

Bald aber hatte Michaela als erste alles verspielt, was offenbar ihre Absicht gewesen war. Robert folgte mit unglaublichem Glück dem Lauf der Kugel. Der Baron verdoppelte nach jedem Verlust den Betrag, wagte vierzig, achtzig, hundertsechzig — und gewann schließlich. Seine Beharrlichkeit hatte sich ausgezahlt.

Doch aus freudigem Enthusiasmus war verkniffener Ernst geworden. Er unterhielt sich nicht mehr, antwortete auf keine Frage, starrte nur auf das Spielfeld und warf hastig die Kugel. Er arbeitete wie eine Maschine. Robert hingegen war der eigentliche Spieler und Held. Er verlor ebensoviel, wie er gewann, sein Guthaben aus den ersten Runden jedoch blieb ihm erhalten. Ich erhöhte meine Einsätze, weil mir das ewige Hin und Her zu öde wurde — und war als nächster bankrott. Der Baron verdoppelte weiterhin so lange, bis er gewann. So unaufmerksam, ja geradezu unhöflich hatte ich ihn nie zuvor erlebt. Ihm fiel nicht mal auf, daß nur noch wir Männer dasaßen und Michaela in der Küche abwusch.

Erst als er sagte:»Jetzt steige ich aus«, sich zurücklehnte und uns seine Jetons präsentierte, tauchte er unter dem Eis hervor.»Haben Sie gesehen?«fragte er, nun endgültig wieder lebendig geworden, und fügte mit kindlichem Stolz hinzu.»Am Ende habe immer ich gewonnen.«

«Pech in der Liebe, Glück im Spiel«, sagte ich. Der Baron sah mich so durchdringend an, daß ich mich schon für meine Taktlosigkeit entschuldigen wollte.

«Nein«, sagte er und lächelte.»Wahrscheinlichkeit! Maximale Wahrscheinlichkeit! Zufall ist nur eine Frage des Rahmens, des abgesteckten Umfeldes, natürlich auch eine der Zeit. Je mehr Geld Sie aber haben, um so weniger kann Ihnen der Zufall da hineinpfuschen. Wie im richtigen Leben!«

Er kenne alle Spielhöllen zwischen Wiesbaden und Las Vegas. Es gehe nur vordergründig um Gewinn und Verlust oder um die Frage, ob man ein rettungsloser Spieler oder ein braver Mann sei. Es gehe um mehr, um viel mehr, vielleicht sogar um alles. Er habe erfahren, was es bedeute, sich mit Haut und Haar dem Schicksal zu ergeben, sich auszuliefern und zu warten, ob es einen berührt. Statt eines Apfels hätte Eva ihrem Mann lieber eine Handvoll Jetons anbieten sollen.

Ich bekannte, das Spiel nicht gerade als schicksalhaft empfunden zu haben.

Ich solle mich nicht lächerlich machen, das hier sei weniger als Kinderkram, das sei nichts, gar nichts, was ich denn erwartete. Mich befremdete, ja erschreckte die Heftigkeit, mit der er seine Hand unter die Plasteunterlage geschoben und diese von sich geworfen hatte. Sie schlappte zur Tischmitte, fiel zurück und hing vor ihm über die Tischkante herab. Ein paar Jetons fielen zu Boden, was ihn in Rage brachte. Mit Daumen und Zeigefinger faßte er die Plasteunterlage und hielt sie angewidert hoch, als handelte es sich um das dreckige Taschentuch eines Widersachers.

Das sei kein Vorwurf, sagte er, schon wieder milder gestimmt, als wir mit den aufgelesenen Jetons unterm Tisch hervorkamen. Doch dieses Spiel sei ihm etwas nahezu Heiliges, ein Ritual, ja, ja, ein Reinigungs- und Opferritual, das meine er ernst. Er wiederholte es wörtlich gegenüber Michaela, die hereingekommen war, weil sie, wie sie später sagte, Streit vermutet hatte.

Ich solle, bemerkte er dann mit auffälliger Beiläufigkeit, erst einmal das wirkliche Spiel kennenlernen. Und wenn er sage, das wirkliche, dann meine er es auch, ein Wochenende in Monte Carlo, was ich davon hielte, er würde sich um alles kümmern.»Sind Sie einverstanden?«

«Monte Carlo ist nicht so weit weg, wie Sie denken«, sagte er. Neben der schönen Lektion, die ich dabei lernen könnte, würde sich als angenehmer Nebeneffekt die Aufbesserung meiner Privatschatulle einstellen, denn beim ersten Mal, noch dazu, wenn ich seine Vorgaben befolgte —»es gibt überall Regeln und Gesetze«—, werde ich immer gewinnen, ja, immer! Wir sollten bloß einmal überlegen, warum die Spielbanken Höchstgrenzen für Einsätze festlegten. Dies sei der Schlüssel zum Verständnis. Darüber lohne es nachzudenken.

Schon vor Wochen hat der Baron eine Andeutung in diese Richtung gemacht, aber ich hielt es für Gerede. Offensichtlich aber gibt es bei ihm kein Gerede.

Sei umarmt von Deinem Enrico

PS: Nur eine Frage: Anton Larschen will bei allem Verständnis für unsere Lage mit seinen Memoiren nicht länger warten und benimmt sich wie ein bockiges Kind. Jörg und ich haben sie gelesen, wollen den Text auch veröffentlichen, aber da wartet noch viel Arbeit auf einen Lektor. Darf ich ihn Dir schicken? Du würdest natürlich dafür bezahlt, firmiertest als Herausgeber, und ein Vorwort oder Nachwort wäre hochwillkommen.

Dienstag, 8. 5. 90

Liebe Nicoletta!

Es ist nicht nur das Frühlingswetter, das es mir schwermacht, meinen Bericht fortzusetzen und Ihnen etwas über jenen Dezember zu erzählen, der der endgültigen Trennung von Nadja und mir Ende November folgte.

Zurück in Jena, fühlte ich mich, statt erleichtert zu sein, gelähmt und einsam. Von Vera hatte ich seit März kaum mehr gehört, die Briefe, die Johann und ich in diesem Jahr gewechselt hatten, ließen sich an einer Hand abzählen. Ich hatte ihm nicht mal richtig zur Geburt seiner Tochter Gesine gratuliert.

Am Montag verschlief ich das lateinische Übersetzungsseminar, versuchte mich vergeblich fürs Griechische am Abend zu präparieren — schlug ich ein Wort nach, hatte ich es beim Blick in den Text bereits wieder vergessen —, wachte am Dienstag erst mittags auf und schaffte es kaum zur Toilette. Wenigstens kam ich auf die Idee, mich krank zu melden.

Unser Sprachlehrer, ein begnadeter Horaz-Übersetzer 215, gab zu verstehen, daß er mir trotz Krankenschein nicht glaubte. Die Gleichgültigkeit, die selbst Samthoven mir gegenüber seit einigen Wochen an den Tag legte, bescheinigte mir, kaum mehr Mittelmaß zu sein.

Meine Müdigkeit nahm von Tag zu Tag zu. Das einzige, was ich schaffte, war, jeden Morgen ein Türchen im Adventskalender zu öffnen, den meine Mutter mir geschenkt hatte, ein Ritual, an dem wir bis heute festhalten.

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