Ingo Schulze - Neue Leben

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Michael und Rolf schlurften in Richtung Wahllokal.

— Was erzählst du da für ’nen Scheiß, religiöse Gründe? — flüsterte Michael.

— Haste gemerkt, wie der Schiß gekriegt hat?

— Und wenn er’s nachprüft?

— Was solln der nachprüfen?

Der Toniwagen fuhr an ihnen vorbei und hielt direkt vor dem Wahllokal.

— Religiös hilft immer. Die sind sogar froh, wenn du religiös sagst und sagst, daß du deine Stimme abgibst.

— Stell dir mal vor, du wärst der einzige, der so was macht.

— Was macht?

— Na, wählen gehen!

— Wieso der einzige?

— Nur mal vorstellen! Du gehst hierher und alle anderen nicht, nur du gibst deine Stimme ab, du allein.

— O Mann …

— Ich würde sterben, lieber würde ich sterben.

— Warum sterben?

— Weil es so peinlich ist! Alle würden sagen, das ist der, der seine Stimme abgegeben hat, und dann würden sie kichern und mir was hinterherrufen.

— Du hast Probleme, nu ma wirklich.

— Mensch, Röhre, da is Tina! Da!

In die Menge vor dem Wahllokal war Bewegung gekommen. Die beiden Photographen trabten in Richtung Bordstein, ein zweiter Toniwagen stoppte, ein Mann mit umgehängtem Tonband und Mikrophon trat als erster vor die Familie, in deren Mitte eine junge mittelgroße Brünette im Blauhemd stand, eine hellrote Schleife im Pferdeschwanz.

Rolf und Michael rannten das letzte Stück und hörten, wie Tina dem Mann mit dem Tonband sagte — Ach, ganz normal, wie immer, viel Bewegung, gesunde Ernährung, viel frische Luft. — Als der Reporter schon zur zweiten Frage ansetzte, fügte sie lächelnd hinzu — Und nicht zu spät ins Bett!

Alle lachten, Tinas dunkle Augen leuchteten.

Michael zog den Pullover aus, so daß auch er jetzt im Blauhemd dastand.

— Vier, es sind genau vier! — triumphierte Rolf. Sie mußten sich auf die Zehenspitzen stellen. — Zwanzig, Mischi, ich krieg von dir zwanzig, vier Knöpfe!

Michael sah gebannt auf das Blauhemd von Tina und nickte. — Is ja gut!

— Schon im Kindergarten — sagte Tina — habe ich mir vorgestellt, wie das ist, das erste Mal die Stimme abzugeben. Wir haben es gemalt, immer wieder. Und einmal durften wir es auch mit Plasteline kneten. Das haben wir heute noch bei uns im Wohnzimmer.

Vater und Mutter nickten. Tina war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Selbst die in der Mitte zusammengewachsenen Augenbrauen waren die gleichen.

— Meine Stimme ist meine Gesundheit. Das haben mir meine Eltern ganz früh schon beigebracht. Und ich hab meine Eltern immer beneidet, weil die jedesmal so richtig glücklich waren, wenn sie ihre Stimme abgegeben hatten. Ja, wirklich, die kamen immer so strahlend nach Hause. Und da dachte ich, das will ich auch machen.

Die Gesichter der Wartenden wirkten konzentriert und angestrengt, wenn überhaupt gesprochen wurde, dann leise. Da es so langsam voranging, hatten sich einige hingehockt und standen selbst beim Vorrücken nicht auf.

— Ist das wirklich nötig? — fragte ein hagerer Mann mit Halbglatze, der gerade aus dem Wahllokal gekommen war. Doch die Frau, die sich auf die Stufen des Eingangs gesetzt hatte, antwortete nicht. Sie sah nicht einmal auf. Der Wahlhelfer schüttelte den Kopf, ging weiter, grüßte hin und wieder jemanden und griff an seinen Krawattenknoten. Neben Michael blieb er stehen.

— Genosse Becker! — rief er. — Genosse Be… — Ein Ellbogen traf sein Brustbein. Der Wahlhelfer krümmte sich.

— Was pläkst du rum! Hier is kein Rummel! — zischte ein junger kräftiger Mann im beigefarbenen Anorak. — Siehste nicht, daß die auf Sendung sind!

Der Wahlhelfer nickte und hob beschwichtigend eine Hand. Er keuchte, er räusperte sich, stand aber wieder gerade und griff nach seinem Krawattenknoten.

— Mein Lieblingsbuch ist ›Ein Menschenschicksal‹ von Michail Scholochow, das hat mich sehr bewegt, dieses harte und schwere Leben, und wie er kämpft und hofft, weil er will, daß das Leben schön wird. Und dann muß ich sagen, wie es Scholochow gelingt, ein Menschenschicksal auf hundert Seiten zu bannen, wo andere dicke Wälzer schreiben und viel weniger sagen,

[Brief vom 21. 4. 90]

ja, Scholochow. Den bewundere ich. Und Aitmatow, Djamila, das schwere Glück, ja, Aitmatow und Scholochow.

Der Wahlhelfer hielt seinen linken Arm hoch und tippte penetrant auf seine Armbanduhr. Der junge Mann in dem beigefarbenen Anorak sah ihn mißtrauisch an.

— Laß das jetzt mal.

— Der Zeitplan. Wir haben einen Zeitplan!

— Wir auch. — Der junge Mann im beigefarbenen Anorak grinste hämisch.

— Ich denke, ich bin gut vorbereitet. Und ich freue mich darauf, meine Stimme jetzt abgeben zu dürfen. Und daß ich das zusammen mit anderen Erstwählern tun kann, darüber freue ich mich auch.

Der Wahlhelfer griff in die Ärmel seines Jacketts und zog die Hemdsärmel vor. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Michael.

— Erstwähler?

Michael nickte.

— Und Sie?

— Auch Erstwähler.

— Und Ihr Blauhemd?

— Vergessen.

Der Wahlhelfer zupfte noch immer an seinen Ärmeln. — Sie kommen mit, gleich mit rein — sagte er zu Michael.

— Ich?

— Ausweis dabei? Vorbestraft?

— Nein, also ja, den Ausweis hab ich.

— Ich auch?

Der Wahlhelfer schüttelte kurz den Kopf. Er nahm seine Brille ab, rieb sich die Augen und sah Michael an.

— Kämm dich mal und schlaf nicht, wenn’s losgeht.

Der Wahlhelfer reichte Michael einen kleinen weißen Kamm und stellte sich auf die Zehenspitzen.

— Wir, mein Freund und ich, er ist auch Erstwähler, wir wollten eigentlich zusammen …

— Ohne Blauhemd? Tut mir leid!

— Und wenn ich’s hole, ich wohn gleich …

Der Wahlhelfer machte einen Satz zur Seite. — Genosse Becker, Wilfried, hier, hier bin ich! — Er winkte mit beiden Armen und lief an der Warteschlange entlang Richtung Eingang. Michael und Rolf folgten dem Wahlhelfer.

— Saftsack! So ein Saftsack!

— Kann ich doch nichts dafür, ich hab ihn gefra…

— So ein Arsch!

Plötzlich zog der Wahlhelfer Michael am Arm — einen Augenblick später befand sich die hellrote Schleife von Tinas Pferdeschwanz genau vor seiner Nase. Der Kragen ihres Blauhemds stand etwas ab. Sie roch nach Shampoo und frischer Wäsche. Von hinten wurde geschoben — Saftsack! — rief jemand.

Im nächsten Moment wurde Michael gegen Tina gedrückt. Er spürte ihren Hintern, ihre Haare, eine Schulter.

— Oh, oooh.

Sie drehte sich halb zu ihm um, so daß er das Grübchen auf ihrer rechten Wange sehen konnte.

— Oh, Entschuldigung, aber …

Michael tastete nach seinem Ausweis. Als er aufsah, waren Schleife und Pferdeschwanz verschwunden. Es roch ungelüftet, Schritte hallten durch den großen gefliesten Raum, dessen Rückseite aus Glasziegeln bestand. Die Wahlkommission hinter den aneinandergeschobenen Tischen hatte sich wie eine Schulklasse erhoben und wartete. Genau in der Mitte stand die Wahlurne, ein A4-Blatt bedeckte den Schlitz. Das Transparent an der Wand dahinter verkündete in weißer Schrift auf rotem Grund: Unsere Stimme den Kandidaten der Nationalen Front!

Das Licht wurde angeschaltet, die Neonröhren flackerten. Die Stimmen verloren sich wie in einer Schwimmhalle.

Eine Fliege krabbelte über Michaels rechten Handrücken. Er hob die Hand, die Fliege verschwand und kehrte einen Augenblick später auf dieselbe Stelle zurück. Es knallte, als Michael zuschlug.

Der Wahlhelfer sah kurz auf und winkte Michael. Mit ihm traten eine FDJlerin und ein FDJler heran. Sie warteten auf Tina. Ein Mann mit dottergelben Haaren und einer schwarzen Lederjacke schüttelte ihr die Hand und lächelte. Die Frau neben ihm bewegte ihre dünnen hellroten Lippen im aschfahlen Gesicht. Eine Brille mit Goldrand hing ihr um den Hals.

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