Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Vischer erblickt eine Hand vor seinen Augen, eine fremde schwere Hand mit dicken Fingern, die Vischer, als sie sich spreizen und sich die Kuppen mit den halb zugewachsenen Fingernägeln emporrecken, an Würmer oder ähnliches erinnern. Sehnen und Adern treten hervor, und die Narbe unter dem Ehering wird weiß. Langsam sinkt diese Hand auf Vischers Papier, und während das Stiefelgetrappel und die Stimmen auf dem Gang immer lauter werden und Türen aufschlagen und der Asphalt bereits ganz dunkel ist, zerknüllt diese Hand das Blatt vor Vischers Augen lautlos.

DER SPITZEL

«Müssen wir ihn eben zum Sprechen bringen, wenn Spitzel schweigt, was, Spitzel? Ist doch logisch, findet Spitzel auch, daß das logisch klingt?«

Edgar schob die Bohnerkeule auf dem Gang hin und her. Zentimeterweise kam er wieder näher an die Meute heran, die sich vor der offenen Stubentür drängte. Um besser zu sehen, stützten sich die hinteren auf die Schultern der Vordermänner und sprangen hoch oder rissen andere, die sich ebenfalls hochstemmten, nach hinten. Wenn sie nicht gerade johlten oder schrien, verstand Edgar jedes Wort.

«Prima Idee! Also, Spitzel, warum so stumm?«

«Der ist nicht stumm. Wenn er was nicht ist, dann stumm, stumm nu wirklich nicht.«

Es war noch dasselbe Gerede wie vorhin. Edgar hatte geglaubt, es würde zehn, fünfzehn Minuten dauern, höchstens zwanzig. Zwanzig Minuten mit der Bohnerkeule sind eine lange Zeit, ein ganzer Flur: vom Zimmer des Polit und den Toiletten aus entlang der Türen der Zugchefs, des KC und der Waffenkammer, vorbei am Treppenhaus und der Schreibstube, dann zwei Türen erster Zug, zwei zweiter, zwei dritter, Waschraum, Treppenhaus, die Unteroffiziere, Fernsehzimmer, Klubraum.

«Hörst du, Spitzel, was er sagt? Warum weigert sich Spitzel?«

«Der spricht nur mit dem Polit — gewählter Ausdruck, Käffchen, Milch, Zucker, ›Duett‹, alles vom Feinsten.«

«Geh jede Wette ein, der macht’s Maul nicht auf, macht der nicht auf!«

Diese Stimme erkannte Edgar nicht. Die beiden anderen waren Mehnert und Pitt, Pitt, das rosa Schwein mit seinen Sprüchen.

«Dann muß er was zu fressen kriegen«, sagte Mehnert.

«Knöpf ihn auf«, rief der, den er nicht erkannte.

Edgar hatte gedacht, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Deshalb war es ihm leichtgefallen, sich weiter mit dem Spitzel zu unterhalten.»Niemand darf sich etwas anmerken lassen«, hatte Mehnert gesagt.»Wenn die Wind davon kriegen, versetzen sie ihn oder machen sonstwas«, obwohl keiner wußte, was Mehnert mit» sonstwas «meinte. Mehnert war so weit gegangen, sich bei dem Spitzel Geld zu borgen. Im Gegenzug wollte er ihm Ausgang verschaffen. Der Spitzel hatte ihm dreißig Mark gegeben, den Ausgang aber abgelehnt.»Da habt ihr’s«, hatte Pitt gesagt.»Jetzt, da bei den Polen der Teufel los ist, brauchen die alle Augen und Ohren hier drinnen. «Der Spitzel war vorsichtiger geworden. Er schrieb jetzt weniger und nur noch, wenn er allein war. Aber vorhin hatten sie ihn wieder erwischt.

Heute war der neunte Tag. Seit neun Tagen wußte Edgar, was mit dem Spitzel passieren würde, mit dem Spitzel, der in seiner Gruppe war, dritter Zug, zweite Gruppe.

«Wir wollen deine Stimme hören, Spitzel, du weißt so viele Worte, gebildete Worte, richtig schöne Spitzelworte.«

«Ich hab doch gesagt, Spitzel wird nicht antworten, Spitzel braucht Hilfe, Spitzel braucht Anregung, Spitzel braucht uns.«

So unangenehm die Sache mit dem Spitzel war, sie vertrieb dumme Gedanken. Jedenfalls besser als das Gesinge. Edgar verstand nicht, wie man freiwillig von Kompanie zu Kompanie ziehen und Weihnachtslieder singen konnte, als wäre man im Pflegeheim. Der Resi-Oberleutnant, der den KC über Weihnachten vertrat, hatte sich dazugestellt — mehrstimmiger Gesang. Dann war er mit ihnen abgezogen, einfach mitgegangen, wie zum Biertrinken, und der UvD war fort zum Essen, und der GUvD, Daumen und Mittelfinger in den Mundwinkeln, hatte gepfiffen, ein privater Pfiff sozusagen. Und dann hatte er das Radio laut gestellt, irgendein Westsender, und das hatte sie in Stimmung gebracht — Ich möchte ein Eisbär sein, am kalten Polar —, da waren sie dann alle über den glänzenden Flur vor die Tür des Spitzels gezogen und hatten abgewartet, bis das Lied vorbei war.

Edgar hatte gedacht, daß in dem Schweigen, mit dem sie da vor der Tür verharrten, tatsächlich Zustimmung lag. Disziplin, hatte Mehnert verlangt. Es war ein Sieg der Disziplin gewesen, die ganze Kompanie schweigend vor der Tür zu versammeln.

«Der fängt doch nur zu flennen an, mehr kommt da nicht, wirst sehen.«

«Wird schon was kommen. Was denkste, was da alles kommen wird.«

Edgar machte weiter, noch gleichmäßiger, noch rhythmischer, wie er fand. Wie ein Musiker konnte Edgar die Augen schließen, konzentriert allein auf das Rauschen der mit Metallplatten beschwerten Bürste und auf das klackende Geräusch beim Richtungswechsel. Seine Arme wußten, sein ganzer Körper wußte, wann er die Bürste abzubremsen hatte, damit sie nicht gegen die Wand knallte. Sooft die Bohnerkeule mit einer Ecke anstieß, gab es Löcher, aus denen der Putz rieselte, der dann zusammen mit dem Bohnerwachs gleichmäßig verteilt wurde. Edgar störte nur, daß er an Pitts blöden Spruch vom Keulen und von den Bauchmuskeln und vom Vögeln denken mußte.

Der Spitzel trug als Waffe das Maschinengewehr. Edgar hätte gern mit ihm getauscht, obwohl das MG schwerer war. Doch die Panzerfaust sah aus wie ein Fagott oder so ähnlich. Er fand es immer lächerlich, mit so einem Instrument über der Schulter durch den Sand zu kriechen, auch wenn er als einziger mit einem Panzer fertig werden würde. So hieß es zumindest. Im SPW saßen sie nebeneinander auf der Bank hinter dem Richtschützen. Dort konnten sie die Beine ausstrecken oder sich abwechselnd auf den Boden legen. Aber Edgar war auf einer anderen Stube. Sonst stünde wahrscheinlich er anstelle der Spitzelopfer Teichmann und Bär, um zu bezeugen: Ja, das habe ich gesagt, ja, das habe ich gesagt, so regelmäßig, daß Edgar drei Bewegungen mit der Bohnerkeule reichten, hin, her, hin — ja, das habe ich gesagt, dreimal die Breite des Flurs, klack, klack, klack — ja, das habe ich gesagt. Wort für Wort hatte der Spitzel alles mitgeschrieben. Und Mehnert hatte den Beweis in der Hand, Soldat Mehnert, Vize, Fahrer, Stubenältester.

Teichmann, den man wegen seines schwerfälligen Ganges und seiner grauen Haare für einen Resi hielt, wollte mit diesem Zirkus nichts zu tun haben. Bär ist da anders. Bär findet gut, was Mehnert macht. Aber zuschlagen wollte auch Bär nicht, jedenfalls stand das nicht im Plan.

«Keiner hat was von ›Rührn‹ gesagt. Hat jemand ›Rührn‹ befohlen?«

«Mann, Spitzel, das ist ’ne Frage, hat jemand ›Rührt euch!‹ befohlen?«

[Brief vom 4. 4. 90]

Sie hatten dem Spitzel die Beine weggeschlagen.

Edgar schob die Bohnerkeule dicht an den ersten Stiefeln und Hausschuhen vorbei, und Frank, der Richtschütze aus seiner Gruppe, der immer sagte, daß er das große Los gezogen habe, weil er beim Angriff nicht hinaus und über den Acker zu rennen brauchte, bot Edgar seinen Hocker an.»Der will es doch so, der provoziert ja noch«, rief Frank und rannte zur Toilette.

Der Spitzel weiß nichts von dem Plan, und deshalb hat er keine Angst. Und man merkt ja, ob einer Angst hat oder nicht. Da muß man nichts sagen. Da reicht schon ein Blick. So ein Blick ist die schlimmste Provokation. Oder die Bewegung einer Hand. Die Hände nämlich sind nicht festgebunden, nur die Handgelenke, auf Kopfhöhe, wo die Querstrebe des oberen Fußendes an den Rahmen stößt. Bär hatte bei der Probe die Hände bewegt, als wollte er winken oder fliegen, jedenfalls war es komisch gewesen, und sogar Mehnert und Pitt hatten gelacht.

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