Ingo Schulze - Neue Leben

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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«Soviel ich weiß«, sagte ich,»haben Schwangere da nichts zu befürchten. «Michaela erstarrte. Tante Trockel warf sich zurück und begann aus vollem Hals zu lachen, so daß ein Sprühregen an Sahne und Krümeln vor ihr niederging.

«Ihr seid verrückt«, sagte Michaela, nahm ihre Handtasche und stand auf.

Ich hatte aber keine Lust zu gehen! Jedenfalls gab es, so fand ich, keinesfalls mehr Gründe aufzubrechen als zu bleiben. Im Gegenteil: Ich hatte Zeit! Ich mußte ja nichts mehr schreiben, nichts mehr lesen.

«Bringen wir’s hinter uns?«fragte ich, als unsere Teller wieder leer waren. Tante Trockel nickte.»Frisch schmeckt es sowieso am besten. «Sie nahm unsere Teller und tappte in die Küche.

Michaela starrte mich an.»Du hörst jetzt bitte auf damit«, rief sie.»Du hörst jetzt auf, du bringst sie um!« 377

Statt der Teller trug Tante Trockel die Torte herein, über die eine durchsichtige Plasteglocke gestülpt war, mit einem roten Knopf in der Mitte als Griff.

«Trinken wir erst mal einen«, sagte ich.

«Viel Spaß«, rief Michaela, öffnete die Wohnungstür und zog sie, noch bevor einer von uns etwas sagen konnte, hinter sich zu.

Tante Trockel und ich aßen die Torte ohne Teller, direkt von dem Boden ihres Gehäuses. Wir achteten darauf, dasselbe Tempo zu halten. Beide trugen wir unsere Stücke von der Mitte her ab.

Ich weiß nicht, ob Sie sich das vorstellen können: Doch als ich mich gemeinsam mit dieser dickbäuchigen, verhutzelten Alten über die Reste der Torte hermachte, fühlte ich mich auf eine unerwartete Art und Weise frei, ja befreit; befreit von allem Druck, aller Hetze, allen Ansprüchen. Eine wundersame Ruhe hielt Einzug, ein Frieden, den ich der Wirkung des Alkohols zuschrieb.

Morgens erwachte ich gegen vier aus einem traumlosen, tiefen Schlaf, der mich vollkommen erfrischt und auch den letzten Rest Müdigkeit von mir genommen hatte.

Meine» gute Laune «reizte Michaela. Sie zu quälen bereite mir offenbar Vergnügen, behauptete sie. Was ich auch tat und sagte, es bot Anlaß zu Vorwurf und Kritik.

Und dann begann es zu schneien, es schneite den ganzen Abend und die ganze Nacht und auch noch den nächsten Vormittag. Vor dem Fenster sah ich Kinder mit Schlitten. Unser Nachbar schippte Schnee.

In den letzten Wochen hatte ich dem Wetter keinerlei Beachtung geschenkt, jetzt aber freute ich mich wie ein Kind über die weiße Pracht. Ich wollte hinaus und zog mich an. Robert rief, er komme mit.

Als Michaela, die im Bett lag und Text lernte, uns hinausgehen sah, zog auch sie sich an.

Wir waren ein merkwürdiges Trio. Robert rannte vorneweg, ich hinter ihm her und mir dicht auf den Fersen Michaela. Sobald Robert außer Hörweite war, begann sie zu zetern, wieso ich mich plötzlich für Robert interessiere und ob ich ihr den Jungen abspenstig machen wolle.»Warum bist du so? Was hab ich dir getan? Warum bist du so?«rief sie immer wieder.

Wir liefen querfeldein. Der Boden unter dem Schnee war nicht überall gefroren, und manchmal mußten wir rennen, um nicht einzusinken. Michaelas Gerede erschöpfte mich mehr als die körperliche Anstrengung. Gern wäre ich umgekehrt. Aber Robert wollte noch zum» Silbersee«.

Der Teich war zugefroren und spiegelglatt. Robert und Michaela schlitterten um die Wette. Mehrmals glaubte ich schon, das Eis brechen zu hören. Ich wandte mich zum Gehen, damit die beiden zusammenblieben. Als ich mich noch einmal nach ihnen umsah, traf mich ein Schneeball ins rechte Auge. Es war nicht nur Schnee, wie Michaela behauptete, jedenfalls tat es so höllisch weh, als habe ein Steinchen oder Splitter mein Auge verletzt. Ich sah nichts mehr und befürchtete das Schlimmste.

Robert nahm mich an der Hand, als müßte ich geführt werden. Er ließ meine Hand auch auf dem Feld nicht los, während Michaela mir riet, mich nicht so anzustellen.

Werden Sie mir glauben, wenn ich sage, daß ich auf dem Weg über das verschneite Feld vollkommen glücklich gewesen bin? Doch genau so war es. Ja, ich weinte, weil mein rechtes Auge so sehr schmerzte, aber viel mehr weinte ich vor Glück.

Wie soll ich es erklären?

Der Schmerz hatte mich aufgeweckt! Endlich begriff ich, was ich seit der Nacht am Kreuzweg und dem Besuch bei Tante Trockel wußte: Mein altes Leben lag hinter mir. Oder besser: Jetzt begann ich überhaupt erst zu leben.

Seit meinem Sündenfall hatte ich mit der Zeit gegeizt, kein Augenblick, in dem ich nicht ein Getriebener gewesen war, der allein dafür lebte, aus jedem Tag und jeder Stunde noch mehr Schreiben, noch mehr Literatur, Werk und Ruhm zu schinden. 378

Endlich hatte ich mich von der Kunst, von der Literatur befreit und mit ihr von der Zeit. Plötzlich war ich einfach nur noch da, um zu leben, zu genießen, ich mußte nichts mehr schaffen! 379

Es gab Robert und Michaela, den Schnee und die Luft, in der Ferne das Bellen der Hunde und die Geräusche der Straße, all das nahm ich wahr, als hätte ich soeben erst diese Erde betreten, als befände ich mich erstmalig inmitten der Welt. Ach, Nicoletta, werden Sie mich verstehen? 380

Leicht, befreit und glücklich lief ich hinter Robert her. Und als aus Oberlödla ein großer Hund auf uns zugerannt kam und Robert und Michaela sich hinter mir zu verstecken suchten, brachte ich den kläffenden Köter schnell dazu, sich an meine Knie zu drücken und die Augen zu schließen, während ich ihm Hals und Kopf kraulte.

Das verwahrloste Tier begleitete uns bis zur Straße. Robert hatte einen Wagen angehalten, der uns in die Poliklinik brachte. Vor dem Eingang lief ich Dr. Weiß, meinem Arzt, in die Arme. Er glaubte wohl, ich hätte einen Vorwand gefunden und käme, um mich weiterhin krank schreiben zu lassen. Deshalb behandelte er mich etwas von oben herab. Doch als ich ihm sagte, daß ich, ganz gleich, was mit dem Auge sei, keine Krankschreibung wolle, und er mir fast mit Gewalt das rechte Auge öffnete, war es das freundliche Gesicht von Dr. Weiß, das ich als erstes wieder mit beiden Augen erblickte.

Damit bin ich am Ende meiner Geschichte. Was weiter geschah, wissen Sie selbst. Nun wäre die Reihe eigentlich an Ihnen. Was mich angeht, stünde einer Reise nach Rom nichts im Weg.

Ihr

Enrico Türmer

ANHANG

Die sieben im Anhang versammelten Texte fanden sich auf der Rückseite von 20 der insgesamt 33 Briefe an Nicoletta Hansen. Die rechte Hälfte der Manuskriptseiten war unbeschrieben, um Platz für Korrekturen zu lassen. So erklärt sich der im Vergleich zum jeweiligen Brief geringere Umfang. Obwohl Türmer teilweise ausführlich auf einzelne Arbeiten eingeht, nimmt er doch nie direkt Bezug auf die Rückseiten. Lediglich am Ende des Briefes vom 9. Juli findet sich eine eher fragwürdige Herleitung dieser doppelgesichtigen Blätter. Über Motive und Absichten Türmers ließe sich spekulieren. Ich habe mich darauf beschränkt, den zeitlichen Zusammenhang der» Rückseiten «mit den entsprechenden Briefen zu dokumentieren.

Die Lesbarkeit seiner Arbeiten muss Türmer offenbar wichtig gewesen sein, sonst ginge die Chronologie der Briefe nicht einher mit der Chronologie der einzelnen Prosaversuche. Der Abdruck hält sich an die von Türmer vorgegebene Reihenfolge.

I. S.

[Brief vom 9. 3. 90]

SCHNITZELJAGD

… und sende Euch viele Grüße aus Thalheim! In unserem Ferienlager ist immer was los. Nie bleibt Zeit zum Schreiben. Nur heute regnet es dauernd. Die Stimmung ist klasse. Adelheid, die unsere Gruppe leitet, hilft immer, auch wenn jemand immer noch nicht richtig sein Bett machen kann. Es ist uns ja oft genug gezeigt worden. Die Mädchen aus den andern Gruppen beneiden uns wegen Adelheid. Nur wenn abends Schluß ist und das Licht aus und wir in den Betten liegen, dann ist sie nicht mehr da.

Wir haben oft Dienst in der Küche oder Saubermachen. Ich komme mit allen gut aus. Zweimal war Tanzabend. Morgen ist wieder Tanzabend. Die Großen sind alle in Rolf verliebt, den Stellvertreter von Herrn Funke. Der hat ein Moped und Helm. Herr Funke sagt immer: Sein Rolf ist seine rechte Hand. Am Gedenkstein hat Rolf Trompete gespielt, um alle Opfer zu ehren. Davor machten wir Subbotnik und jäteten Unkraut.

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