Kurz fragte ich mich, ob ich mir Sorgen darüber machen sollte, dass ich so eine kranke Befriedigung bei der Vorstellung empfand, Laura könnte uns in flagranti in ihrem Hochzeitsbett erwischen, doch dann schob ich diesen Gedanken weit von mir. Sie hatte es nicht anders verdient. Sie hatte Luke gegen mich aufgebracht und versucht, einen Keil zwischen Marvin und mich zu treiben. Das hatte sie nun davon.
Endlich waren wir im richtigen Stockwerk, hetzten durch die Gänge und atmeten auf, als wir Zimmer 310, die Hochzeitssuite, erreichten. Es lag etwas abseits der anderen Zimmer, sodass das Brautpaar Ruhe hatte und ungestört die Ehe vollziehen konnte. Grinsend steckte ich den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum und stieß die Tür auf.
Ein schwacher Duft nach frischen Blumen stieg mir in die Nase. Jana und ich betraten hintereinander das große, luftige, sehr schöne Zimmer mit einem gigantischen Ausblick über die Stadt. Das Bett war riesig und mit roten Rosenblättern bestreut. In einem Sektkühler steckte eine Flasche Champagner. Auf einem kleinen Tablett auf dem Nachtkästchen stand eine Schachtel mit Pralinen nebst einer Vase mit gigantischem Rosenstrauß. Überall im Zimmer thronten Kerzen und Vasen voller Blumen.
„Wow. Nicht schlecht“, kommentierte ich.
„Total schön.“ Jana ging ehrfürchtig auf das Bett zu, ließ sich auf die Matratze gleiten. Sie entdeckte eine Karte, die an der Pralinenschachtel lehnte, nahm sie und las laut vor:
Lieber Herr Lieblich, liebe Frau Lieblich, wir gratulieren Ihnen ganz herzlich zur Hochzeit und wünschen Ihnen für Ihren gemeinsamen Lebensweg alles erdenklich Gute. Ihr Hotelteam vom Kaiserhof.
„Ja“, dachte ich hämisch, „ganz viel Glück dem Brautpaar!“
Ich ging forschen Schrittes zu Jana hinüber, nahm ihr die Karte aus der Hand und legte sie zurück an ihren Platz. Dann schob ich mich über sie und drückte sie mit meinem Gewicht auf die Matratze. Um uns herum stoben die Rosenblüten in alle Himmelsrichtungen auseinander. Wir begannen uns zu küssen, ich stützte mich mit den Händen links und rechts von ihr ab, sie erkundete währenddessen mit ihren Händen meinen Körper, befühlte meine Brust- und Rückenmuskulatur, legte ihre Hände auf meinen Hintern und wagte sich schließlich an den Reißverschluss meiner Hose heran. Sie zögerte, traute sich nicht so recht. Ich überließ vorerst ihr die Führung, ließ ihr Zeit, meinen Körper kennenzulernen und sich an mein Gewicht auf ihr zu gewöhnen. Dann richtete ich mich leicht auf, zog mir in einer flüssigen Bewegung das Jackett aus und riss mein Hemd auf, die Knöpfe lösten sich und rollten fröhlich über den Boden. Ich warf meine Oberbekleidung hinterher.
Jana atmete schwer, fuhr über meine nackte, glatt rasierte Brust, folgte mit dem Finger dem dünnen Streifen Haare, der vom Nabel abwärtsführte und in der Hose verschwand. Am Bund meiner schwarzen Hose hielt sie zögernd inne. Mit einem Mal wirkte sie unsicher, nicht mehr so selbstbewusst und zielstrebig wie vorhin im Garten. Die neue Intimsphäre, die Tatsache, dass sie nun mit mir allein war, schien sie zu hemmen.
„Entspann dich“, flüsterte ich ihr ins Ohr, beugte mich zu ihr hinab und bedeckte ihr ganzes Gesicht mit Küssen. Langsam öffnete ich den Reißverschluss an der Seite ihres Kleides, drehte sie so lange herum, bis es mir gelang, ihr das Dress abzustreifen. Nur in schwarze Reizwäsche gekleidet, lag sie vor mir und bot einen wunderschönen Anblick, der auch meinem kleinen Freund in den unteren Regionen recht gut gefiel. Ich wurde hart. So richtig. Sie hatte große, volle Brüste, einen flachen Bauch und ein Nabelpiercing, einen üppigen Hintern, den ich vorhin schon ertasten durfte, und gottgegebene Kurven. Sie war sehr weiblich. Es würde mir ein Vergnügen sein, ihren Körper zu erforschen.
Behutsam glitt meine Hand an ihrem rechten Schenkel hinab, mit der anderen stützte ich mich noch immer neben ihrem Körper ab. Gerade als meine Finger dabei waren, in ihr Höschen zu schlüpfen, zuckte sie zusammen und hielt meine Hand fest.
„Warte“, flüsterte sie, mir entging nicht das Zittern in ihrer Stimme und das nervöse Flackern in ihrem Blick. Sie musste wirklich tierisch aufgeregt sein. Sicher schlief sie nicht alle Tage mit einem Wildfremden
Beruhigend tätschelte ich ihren Schenkel. „Ganz ruhig, Baby, entspann dich“, flüsterte ich und befreite meine Hand sanft aus ihrem Griff. Ich senkte meinen Kopf auf ihren Hals, küsste sie sanft, meine Lippen glitten zu ihrem Dekolleté, verharrten dort sekundenlang. Dann wanderte meine Hand hinter ihren Rücken, um den BH zu öffnen.
Ihr ganzer Körper zitterte, ob vor Nervosität oder Lust war schwer zu sagen, doch ich merkte, dass sie ängstlicher war, als das normalerweise der Fall war. Sie war völlig verspannt, kniff ihre Augen fest zusammen in dem verzweifelten Versuch, lockerer zu werden, und krallte ihre Finger ins Laken, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Ich war vielleicht ein Arschloch, aber ein so großes dann doch nicht. Seufzend rollte ich mich von ihr herunter.
Sie öffnete ein Auge, sah mich erschrocken an. „Was ist?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
„Das frag ich dich“, erwiderte ich und fuhr mir durchs Haar. „Bin ich zu schnell? Fühlt sich was nicht gut an? Soll ich dich irgendwo anders berühren?“
Gott, wie unangenehm! Noch nie hatte ich mit einem Mädchen über dessen Vorlieben im Bett gesprochen, es war schlichtweg nie nötig gewesen. Ich wusste instinktiv, wie ich eine Frau anfassen musste, und mittlerweile hatte ich so viel Übung, dass ich spürte, was sie mochte und was nicht, ob sie es eher etwas grob oder ganz sanft und zärtlich mochte, ob sie eher auf hartes oder behutsames Zustoßen stand. Bei Jana jedoch stand ich vor einem Rätsel. Ihre Worte hatten mir deutlich gemacht, dass sie es wollte, ihr Körper jedoch schien sich dagegen zu wehren. Es schien eine Kopf-gegen-Herz-Situation zu sein. Der Kopf schien zu sagen: „Schlaf mit diesem Typen“, während das Herz meinte: „Tu’s nicht“.
Wie so oft siegte Herz über Kopf.
„Hör zu“, sagte ich, „wenn du das nicht willst, dann lassen wir’s. Ich dachte nur ... also, deine Signale vorhin im Garten, die waren ziemlich eindeutig, weißt du. Aber wenn du’s dir jetzt anders überlegt hast ...“
„Nein, ich ...“ Schnell setzte sie sich auf, doch als ihr einfiel, dass ihr BH hinten offen stand und die Körbchen zur Seite rutschten, packte sie sie hastig und hielt sie in Position, sie wurde puterrot und senkte den Blick.
Meine Lust war mittlerweile verflogen; ernüchtert stand ich auf und griff nach meinem Hemd. Na toll. Das war also draus geworden, aus meiner schönen Racheaktion. Eine Farce!
„Es tut mir leid, Chris“, stieß sie hervor.
Ich hielt mitten in der Bewegung inne und drehte mich langsam zu ihr um. „Du kennst meinen Namen?“, fragte ich stirnrunzelnd. „Du weißt, wer ich bin?“
Auch das noch! Wenn sie mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit ging, wäre die Scheiße am Dampfen. Joachim würde mich vierteilen, so viel war sicher.
„Weiß nicht jeder, wer du bist?“, fragte Jana matt, während sie sich verrenkte, um den BH wieder zu schließen. „Ich meine, es hat schließlich fast jeder mitbekommen, dass dieser Hochzeitsfotograf total auf dich abgefahren ist, weil du so berühmt bist. Tante Lydia hat gekocht vor Eifersucht und Missgunst und Laura war auch nicht begeistert ... na ja.“
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an. „Und obwohl deine Familie nichts von mir hält, wolltest du mit mir in die Kiste?“
„Na ja“, sie zuckte die Achseln, sah mich verlegen an, während sie wieder in ihr Kleid stieg, „ich halte auch nicht viel von den beiden, weißt du.“
„Verstehe.“ Ich lachte freudlos. „Also wolltest du den beiden eins auswischen beziehungsweise deine Cousine bis auf die Knochen blamieren mit der Aktion hier oder was?“
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