Schröders Geist und Mozarts Noten
Ein musikalisch-masonisches Netzwerk
Jens Oberheide
Print: ISBN 978-3-943539-64-6
eBook EPUB: ISBN 978-3-96285-154-5
1. Auflage 2016
Copyright © by Salier Verlag, Leipzig
Alle Rechte vorbehalten.
Einband: Christine Friedrich-Leye, Leipzig
Herstellung: Salier Verlag, Bosestr. 5, 04109 Leipzig, Germany
Printed in the EU
www.salierverlag.de
Vorwort
Aufbruch in eine neue Zeit: Absolutismus, Aufklärung, Kultur
Kindheit in »aufgeklärten« Zeiten: Kind sein und Mensch werden
Friedrich Ludwig Schröder: „Gezeugt und gesäugt auf dem Theater«
Wolfgang Amadeus Mozart: Kindheit auf Tournee
Mozart und Schröder als Teenager: Kinder, Künstler, Karrieren
Von freien und unfreien Künstlern: Vaganten, Musikanten, Komödianten
Schröder: Vernunft? Sittlichkeit? „Er wollte nur Mensch sein, nur durch Vernunft und Sittlichkeit gelten.«
Mozart: Menschenverstand? Schicklichkeit? „Gute Sitten, ein aufgeklärter guter Menschenverstand und Schicklichkeit.«
Dem Publikum und der Moral verpflichtet: Bühne frei für Schröder
Oper: Adaptieren, interpretieren, inszenieren: Emanzipation einer Kunstform
Die »Besten der Zunft«: Mozart und Schröder in Wien
Mozart und Schröder zwischen Bühne und Leben: Vom künstlerischen und menschlichen Maß
Bindungen und Beziehungen: Wiener Verhältnisse
Schaubühne und Schauspiel: Mozart und Schröders Theater
Die »erste teutsche Oper«: »Die Entführung aus dem Serail«
Wiener Schauplätze: Salons und Akademien
Gemmingen, Mozart, Schröder: Freunde und Brüder
Schröder und die Musik: Von Noten und Zoten
Szenen aus der Künstlerkneipe: Komödien-Bierhaus
Schröder als Vorbild: Der »Figaro«
Anstoß und Einfluss: Der Kaiser als Impresario
Schröder als Initiator: Sprechtheater und Musiktheater
Mozart und die Evolution der Oper: Musik, die spricht und handelt
Hamburger Bühnenpraxis: Vor und hinter den Kulissen
Schröders zweite Direktion: Theaterspiel und Opernbühne
Mozarts Nachruhm: Schröders Mozart-Rezeptionen
Knigge und Schröder: Figaros Hochzeit
Mozarts »Prachtoper«: Schröder inszeniert die »Entführung aus dem Serail«
Mozarts »Don Giovanni«: Schröders Don Juan
Schröder und die Vorgeschichte: Zauberflöte mit Vergangenheit
Die Oper der Opern: Vom Zauber der Zauberflöte
Schröder mit Mozart-Marketing: Konzert mit Mozarts Witwe
Vernunft und Milde: »La Clemenza di Tito«
»Erbärmlich«: »Così fan tutte«
Eine »höhere Einheit«: Die Oper als Gesamtkunstwerk
Schröder trifft Herder: Worte mit Musik
Schröder trifft Wieland: Die Sprache des Singspiels
Schröder trifft Schiller: Die Macht der Musik
Schröder trifft Goethe: Künste und Reize
Mozart, Schröder und die Folgen: Was bleibt?
Quellenverzeichnis
Personenregister
Über den Autor
Der Stoff, aus dem man Opern macht, wird aus Musik, Poesie und Prosa, Drama und Komödie gewebt, aber auch der Zeitgeist webt kräftig mit. Im 18. Jahrhundert bestimmte und bezahlte weitgehend der Adel das, was gespielt wurde. Es musste gefällig sein, die italienische Oper dominierte noch mit Stil und Stimme. Die Zensur war allgegenwärtig und allmächtig. Plagiat kannte noch kein Urheberrecht.
Vor diesem Hintergrund hat sich Joseph II. Anfang der 1780er Jahre in Wien »eine teutsche opera« gewünscht. Mozart schrieb sie ihm, und Schröder war thematischer Geburtshelfer. Beider Wege sollten sich noch mehrfach kreuzen, denn zeitgleich – von 1781 bis 1785 – wirkten Mozart und Schröder künstlerisch in Europas Musikhauptstadt. Sie hatten ein vergleichbares soziales Umfeld, trafen auf dieselbe Gesellschaft und brauchten den Applaus (wie das Geld) zum Leben. Beide waren von der Kulturszene, deren »Spielregeln« und Mäzenen abhängig, und sie hatten teilweise dieselben Freunde und Gönner.
F. L. Schröder (1744–1816)
W. A. Mozart (1756–1791)
Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816), den man vor allem als Pionier des Theaters und Reformator der Freimaurerei kennt, bewegte sich als geistvoller Wanderer zwischen den Welten der Musik und der Sprache. Er war ein Multitalent als Schauspieler, Schriftsteller, Theaterautor, Opernlibrettist, Komponist und Dramaturg. Er konnte gleichermaßen Sprechtheater und Musiktheater inszenieren. Und er war ein äußerst geschickter »Netzwerker«.
Auf der Spurensuche nach Schröders Rolle bei der Entstehung und Rezeption der Mozart-Opern erschließt sich ein illustres Beziehungsgeflecht zwischen dem (aus heutiger Sicht) bedeutendsten Musiker der Epoche und dem größten Schauspieler seiner Zeit.
Schauspieler, Vignette von Menzel
Die Spurensuche verdichtet sich in den gemeinsamen Wiener Jahren ab 1781, was sich dann auch auf die späteren Jahre auswirkt.
Weil man die Wiener Jahre schwerlich isoliert betrachten kann, habe ich auch einen Blick auf die Vorgeschichte vorangestellt. Wie sind Schröder und Mozart das geworden, was wir von ihnen zu kennen glauben? Die Sicht auf das Menschliche war mir dabei wichtiger, als ohnehin vielfach publizierte Lebensläufe. Mich reizte das Unbekannte in den weitgehend bekannten Biografien.
Unerlässlich erschien mir dabei auch ein Stück Zeitgeschichte mit dem Blick auf die damalige Gesellschaft und die Kulturszene der zweiten Jahrhunderthälfte.
Vor dem Hintergrund des »Jahrhunderts der Aufklärung« möchte ich am Beispiel Mozart/Schröder aufzeigen, unter welchen schwierigen Bedingungen sich Musik- und Sprechtheater im 18. Jahrhundert entwickeln und entfalten konnten, um schließlich voneinander zu lernen.
Bei meiner Recherche ging es mir deswegen weniger darum zu belegen, wann und wo oder wie oft sich Schröder und Mozart getroffen haben, als vielmehr darum, was sie nachhaltig bewirken konnten. Es gehörte ebenso viel Genie (Mozart) wie das Marketing eines Multitalents (Schröder) dazu, um sich zwischen vielfältigen Abhängigkeiten der damaligen Zeit so etwas wie kreative Freiräume zu schaffen und (Nachfolgenden zur Freude) Werke entstehen zu lassen, die aus heutiger Sicht untrennbar zu unserer Kulturgeschichte gehören. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Mozarts Opern, deren Entstehung und Rezeption.
Jens Oberheide, im Juni 2016
Aufbruch in eine neue Zeit: Absolutismus, Aufklärung, Kultur
»Während Mozart erklingt, sind die Grenzen zwischen Himmel und Erde aufgehoben. Man wandelt mühelos hinüber nach den Gefilden, wo die Engel spielen.«
W. A. Mozart, Gemälde von Barbara Krafft, 1819
»Schröder … der vornehme Acteur, der für mich alle Achtung hat.«
(Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater)
W. A. Mozart, Gemälde von Barbara Krafft, 1819
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