Menschliches Maß und Königliche Kunst
Johann Gottfried Schadow. Künstler - Menschenfreund - Freimaurer
Jens Oberheide
Print: ISBN 978-3-96285-042-5
eBook EPUB: ISBN 978-3-96285-161-3
1. Auflage 2021
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Satz, Layout, Herstellung: Salier Verlag, Bosestr. 5, 04109 Leipzig
Autor und Verlag danken herzlich für die großzügige Unterstützung der Großen Loge Royal York, ohne die dieses Werk nicht zustande gekommen wäre.
«Im Einklang mit seiner ganzen Natur erschien ihm die Kunst nicht als ein allein dastehendes, einfach dem Schönheitsideal nachstrebendes Ding, vielmehr sollte sie dem wirklichen Leben in der Vielheit seiner Erscheinungen und Ansprüche dienen … So entstanden jene Arbeiten, die unser Stolz und unsere Freude sind.»
Theodor Fontane (1819–1898)deutscher Schriftsteller, Dichter und Denker über Johann Gottfried Schadow
Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor
Johann Gottfried Schadow, Selbstbildnis, 1824
Vorwort
1. Ein Talent lernt Handwerkskunst
2. Darstellende Kunst und menschlicher Ausdruck
3. Moralische Bildung
4. Begegnungen mit Folgen
5. Italienische Impressionen
6. Königliche Kunst
7. Hofbildhauer
8. Schadows Loge
9. Meister vom Stuhl
10. Aufnahme
11. Das Logenhaus
12. Familienleben
13. Das Brandenburger Tor
14. Ideal und Wirklichkeit
15. Menschenbilder
16. Die Prinzessinnengruppe
Friederike
Luise
17. Helden und Menschen
18. Vereinsleben
19. Selbstsichten
20. Karikaturen aus dem Logenleben
21. Der Reformer
Der Billardsaal
Gartenfest
Logengeheimnisse
22. Der Philosoph
23. Der Logiker
24. Das Schadow-Haus
25. Napoléon
26. Die Quadriga als Kriegsbeute
27. Napoléon-Karikaturen
28. Triumphale Rückkehr eines Symbols
29. Marianne Schadow
30. Die Söhne
31. Alleingelassen
32. Henriette Schadow
33. Königlich Preußische Akademie der Künste
34. Goethe und Blücher
35. Luther-Denkmal
36. Der Alte Fritz und seine Hunde
37. Ehre, wem Ehre gebührt
38. Logenleben
39. Schadows 50. Freimaurer-Jubiläum
Die Arbeit am Steine
40. Das Schadow-Fest
41. Abschied
Editorische Notiz
Zeittafel. Johann Gottfried Schadow
Quellen und Literatur
Personenregister
Bildnachweis
Was er an Ämtern, Titeln und Ehren im Laufe seines langen Lebens erarbeitet, erworben und verliehen bekommen hatte, steht in seinen Memoiren ( «Kunst-Werke und Kunst-Ansichten» , Berlin, 1849) gleich anfangs hinter seinem (Verfasser-)Namen: «Hofbildhauer Seiner Majestät des Königs von Preußen, Direktor der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, Ritter des Roten Adler-Ordens Zweiter Klasse mit dem Stern, des Ordens Pour le mérite für Wissenschaft und Kunst und des Königlich-Schwedischen Nordstern-Ordens; Mitglied der Kunstakademien zu Stockholm, Kopenhagen, Wien, München, Rom, Kassel, Dresden; korrespondierendes Mitglied der Akademien zu Paris und Brüssel,; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur und des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.» Eine wahrlich beeindruckende Aufzählung, die sich in europäischen Dimensionen bewegt. Sie ließe sich gewichtig fortsetzen, zum Beispiel mit dem Professorentitel und dem Ehrendoktor der Philosophie der Berliner Universität.
Johann Gottfried Schadow, Lithografie nach einer aquarellierten Silberstiftzeichnung von Ludwig Buchhorn, 1815
Dass Schadow 60 Jahre lang Freimaurer war, steht nicht darin. Dieser «Weltbund der Menschlichkeit» war schon damals eine eher diskrete Gesellschaft. Dennoch hat die Freimaurerei mit ihren Ideen und Idealen seit jeher auch anregend und ansteckend auf Geisteshaltung und Lebensstil ihrer Mitglieder gewirkt – und durch diese auch nach außen. Das war sicherlich auch bei Schadow so.
Freimaurer gehen im Grundverständnis davon aus, dass sie zwar nicht die Welt verändern, wohl aber dazu anstiften können, dass aus guten Menschen bessere werden, die sich dann für die bessere Welt und das bessere Miteinander der Menschen einsetzen. Schadows Geisteshaltung entsprach diesem Grundgedanken.
Johann Gottfried Schadows Persönlichkeit war geprägt durch eine »in der Aufklärung wurzelnde Bildung» , durch «humanitäres Denken» , dadurch, dass er «geistreich, energisch und gesellig» war und einen «ausgeprägten Familiensinn» besaß (Gisold Lammel: «Johann Gottfried Schadow» , Berlin, 1987). Er besaß zudem eine große «Gelassenheit», viel «Selbstsicherheit» und sehr viel «Humor» (Joachim Lindner: «Wo die Götter wohnen» , Berlin, 2008) . «In schwierigen Zeiten bewies er Haltung und Charakter. Er bewahrte einen wachen Sinn für Soziales.» Er hatte ein «kraftvolles und im Wesentlichen hochgestimmtes Naturell» (Ulrike Krenzlin: «Johann Gottfried Schadow» , Berlin, 1990). Er besaß «ironischen Witz und diese Art der direkten, unverblümten Sprache» (Claudia Czok: «Schadows Berlin» , Berlin,1999). Die Freimaurerei hatte gewiss auch ihren Anteil an diesen Eckpunkten eines Charakterbildes.
Bis auf die gelegentliche Erwähnung in einigen Aufsätzen und Vorträgen ist Schadows Zugehörigkeit zum Bund der Freimaurer bisher noch nicht näher herausgearbeitet worden. Das soll hier versucht werden.
Jens Oberheide, im Februar 2021
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Ein Talent lernt Handwerkskunst
Man lerne erst das Handwerk der Kunst! Wisse bevor – und dichte dann!
Johann Gottfried Schadow
Der Schneidermeister Gottfried Schadow (1738–1788) und seine Ehefrau Anna Katharina, geb. Nilles, (1740–1797) hatten fünf Kinder, zwei Jungen und drei Mädchen.
Johann Gottfried, der Erstgeborene, erblickte am 20. Mai 1764 des Licht der Welt. Die Schadows wohnten damals in Berlin zunächst in der Lindenstraße, nahe dem Halleschen Tor, bevor sie 1766 eine Wohnung in der Heiligengeiststraße Nr. 6/7 bezogen, in der Vater Schadow selbstständig als Schneider arbeitete.
Seine Hauptkundschaft fand er unter den bei Hofe tätigen Kunsthandwerkern und unter den Mitarbeitern der Königlichen Bildhauerwerkstatt. Darunter waren viele Franzosen, Nachfahren der Hugenotten, die in Berlin alle Freiheiten in Brauchtum, Sprache, Religion und Kunst wahrnehmen durften und das auch in Sachen Mode taten (was dem Schneider Schadow entgegenkam).
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