Joachim Walther - Das Blöken der Wölfe

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Deutsche Zeitgeschichte in Miniaturen Der Band enthält ausgewählte publizistische Arbeiten Joachim Walthers aus vier Jahrzehnten: Artikel für Zeitungen und Magazine, Vorträge, Radiosendungen, Rezensionen … Die Texte befassen sich vor allem mit der SED-Diktatur – vor 1989 in mehr oder weniger verhüllter, mitunter Fiktion vortäuschender Form, ab Herbst 1989 offen, offensiv und öffentlich. Sie sind damit engagierte, eingreifende Dokumente der sich ab 1989 rasant entwickelnden Zeitgeschichte, die historisch interessierten Lesern und nachwachsenden Generationen einen Blick auf diese Zeit vermitteln.

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23.10.89

Mittwoch, 18.10., endet die Honecker-Ära, glanzlos. Die DDR gärt: Massenflucht und Massendemonstrationen, überall werden Resolutionen verfasst, in denen gefordert wird, nicht mehr gebeten. In dieser Lage reagiert die Partei. Der neue Generalsekretär Krenz, „gewählt“ wie in Rom: Rauch aus dem Kamin des ZK-Gebäudes, der neue Papst. Drei (3) Leute werden ausgewechselt, nicht mehr, alle andern bleiben. Krenz im Fernsehen: ein mieser Mime, schmeichelt sich dem Volk an mit wölfischer Stimme, die Kreide fraß. Die Presse ändert ihren Ton, will, dass die Leute von der Straße kommen, bietet den Dialog an. Die Sprache ist verräterisch: „… die sozialistische Demokratie noch wirksamer entfalten …“ – als hätte es die jemals gegeben, „… die Medien noch lebensnaher gestalten …“ – als wären sie je lebensnah gewesen, noch mehr, stärker als bisher, vor allem mehr arbeiten – als läge es daran, dass die Wirtschaft krankt. Zu hoffen ist, das Volk lässt sich diesmal nicht wieder betrügen und besteht auf strukturellen Änderungen.

4.11.89

Die erste freie Großdemonstration auf dem Alex. Transparente mit knallharten Forderungen und kreativem Sprachwitz. Das Volk auf der Straße erzeugt den Veränderungsdruck. Eine Dynamik ist im Gange, an die niemand vor drei Monaten geglaubt hätte.

5.11.89

Das Volk erzwingt politischen Wandel. Die letzten Wochen, Tage spannend wie ein ganzes Jahrzehnt. Die Politbürokraten mit dem Rücken zur Wand, sie aber texten: Mit dem Gesicht zum Volke. Wohl wahr. Noch einmal die Lust des Veränderns, noch einmal Aufbruch und Hoffnung. Ein Volk findet seine Würde und Stimme wieder. Der Reform-Zug beschleunigt, die alte Partei rennt ihm außer Atem nach. Wer weiß, auf welchem deutschen Bahnhof die Reise endet.

29.11.89

Am Morgen im Roten Rathaus, unabhängiger Untersuchungsausschuss. Die Schuldigen lügen massiv, vertuschen, haben nichts gesehen, gehört, getan, sind vollkommen unschuldig. Wie gehabt. Der andere Teil der Wahrheit: die Post-Stalinisten ducken sich ab und versuchen, sich und die alten Mechanismen über die Runden zu retten.

10.12.89

Die kulturellen Deformationen. Der real pervertierte Sozialismus hat gewachsene Kunst vernichtet, doch keinen neuen Stil geschaffen. Die Städte verkommen, zerstört durch einen Krieg des schlechten Geschmacks. Auf dem Land die über Jahrhunderte gewachsene Infrastruktur nach 45 und bei der Zwangskollektivierung vernichtet, ersetzt durch provisorische Barackenarchitektur. Beschädigt auch die Alltagskultur: die Sprache, die Umgangsformen, die Kultur des Streits.

21.12.89

Ceausescu nannte gestern sein demonstrierendes Volk Konterrevolutionäre und Faschisten. Unser Sprachsensorium ist geschärft. Vor Wochen noch nannte man bei uns das demonstrierende Volk Staatsfeinde, Mob und Abschaum, die Munition war ausgegeben, Pläne für Internierungslager und schwarze Listen waren fertig. Uns blühte eben jener himmlische Frieden, der jetzt in Rumänien wütet. War der Conducator bislang nur lächerlich, ist er nun blutig, ein anachronistisches Monstrum, behängt auch mit zwei Karl-Marx-Orden dieses Landes. Wir, die wir nur knapp seinen Brüdern im Geiste entgangen sind, fordern von der Regierung, den Mörder öffentlich einen Mörder zu nennen.

15.1.90

Besetzung, Begehung des Hauptquartiers der Stasi in der Normannenstraße. Die Tore wurden von innen geöffnet, und die Menschen liefen durch das riesige Objekt, Stolz und Unglauben in den Gesichtern.

22.2.90

Der Stoff der nächsten Jahre: die Trauerarbeit, die Frage nach der Mitschuld. Was hätten wir wissen, erkennen können? Warum vermieden wir die konsequente Analyse? Aus Furcht, das Verderbte, aussichtslos Misslungene illusionslos zu konstatieren, weil wir uns dann hätten moralisch entscheiden müssen: zu Widerstand oder Flucht. Der Selbstbetrug, der bequeme, an die Lernfähigkeit des Totalitarismus glauben zu wollen. Die hilfreiche Illusion von der Aufklärung der Macht durch Vernunft. Das kindliche Festhalten an einer Utopie aus dem 19. Jahrhundert, die schon 1930 in der Sowjetunion pervertiert worden war. Das Abstumpfen des Gewissens angesichts deutlichster Zeichen: Wahlbetrug, Totalüberwachung, Machtarroganz. Das Wissen ohne Folgen, das Hinsehen, ohne zu reden, das geflüsterte Murren, kein lauter Protest. Psychologisch ein Verdrängen, ethisch ein Versagen, politisch ein Stabilisieren. Wie uns, wie mir das geschah, diese Geschichte ist schreibend zu erkunden, zu erkennen.

картинка 13 Zuerst veröffentlicht: Der Morgen, 1. September 1990

VOM KULT ZUR KULTUR

1

„Berlin ist das Letzte. Der Rest ist Vorgeschichte. Sollte Geschichte stattfinden, wird Berlin der Anfang sein.“ Was wie ein althochdeutscher Zauberspruch klingt, ist von Heiner Müller und vor Jahren erst geschrieben.

Die Mauer fiel und begrub unter sich den Staat, den sie schützen sollte vor den eigenen Bürgern. Berlin, die Rose aus Zement, hat sich des Keuschheitsgürtels aus Stacheldraht entledigt und ist nun frei zu freien: die andere Hälfte von sich selbst.

Die Stadt hat eben jetzt die große Chance, zur europäischen Kulturmetropole zu werden. Manch einer spricht gar von der Kulturhauptstadt Europas. Doch sollten wir vermeiden, wieder einmal vollmundig an der Tafel einer Kultur zu sitzen, bei der, so Karl Kraus über uns Deutsche, Prahlhans Küchenmeister ist. Es müsste genügen und wäre mehr als genug, wenn aus der Berliner Hochzeit eine Hoch-Zeit der Kultur entspränge. Die Stadt, die andre Dichter Hure, Babel, Nessel und Ninive nannten, kann nun werden, was sie für kurze Zeit schon einmal war: ein Biotop, in dem Kultur gedeihen kann.

2

Es war einmal. Zwischen Wilhelm und Adolf, deren kultureller Horizont am teutonischen Stahlhelmrand endete, wurde Berlin von einer Kultstätte dumpfer Selbstherrlichkeit zur europäischen Kulturstadt der zwanziger Jahre.

Ein Grund dafür war gewiss die republikanische Verfassung. Res publica heißt öffentliche Sache, und eine solche ist auch die Kultur. Ein weiterer die Offenheit der Stadt, der Strom in sie hinein, wo sich Heterogenes vermischte: das Eigene mit dem Fremden, Tradition mit Avantgarde, Westliches mit Östlichem, Konservatives mit Radikalem, Südliches mit Nördlichem, Utopie mit common sense, Repräsentatives mit Experimentellem, Hermetisches mit Agitatorischem, Subversives mit Affirmativem, Rot mit Weiß und Schwarz (was auf wundersam alchimistische Weise Gold ergab: die goldenen Zwanziger), Liebesgott Eros mit Schicksalsgöttin Ananke oder Erkenntnisdrang mit Notwendigkeit, welche, so Freud, die Eltern der Kultur sind.

Hierzu ein kurzer Blick in die Bevölkerungsstatistik jener Jahre. 1925 lebten unter 4 Millionen Berlinern 106.500 Ausländer. 22.500 Polen. 17.000 Tschechoslowaken. 15.200 Österreicher. 10.300 Russen. 3.000 Schweizer. 1.400 Engländer. 1.100 Nordamerikaner. 660 Franzosen. Berlin, so wird vorausgesagt, wird in den nächsten 10 Jahren ein Bevölkerungswachstum auf 6 oder 7 Millionen erleben.

Städte, in denen sich eine solch internationale Mischung herstellt, müssen entscheiden, ob sie dabei melting pot oder salad bowl sein wollen. Die Kultur, aus gutem Grund, zieht die Salatschüssel dem Schmelztiegel allemal vor. Wird ein Salat bereitet, werden die Zutaten nicht in eine heiße Pfanne geworfen, verrührt und bis zur Unkenntlichkeit gesotten – die Bestandteile, lediglich gewürzt nach lokaler Sitte und gut gemischt, bleiben sichtbarlich erhalten. Auf solch behutsame Weise könnten wir dann den Berliner Salat haben: vitaminreich, bunt anzusehen und sehr gesund. Multikulturell – so heißt dafür das Mode- und Zauberwort unsrer Tage.

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