Joachim Walther - Das Blöken der Wölfe

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Deutsche Zeitgeschichte in Miniaturen Der Band enthält ausgewählte publizistische Arbeiten Joachim Walthers aus vier Jahrzehnten: Artikel für Zeitungen und Magazine, Vorträge, Radiosendungen, Rezensionen … Die Texte befassen sich vor allem mit der SED-Diktatur – vor 1989 in mehr oder weniger verhüllter, mitunter Fiktion vortäuschender Form, ab Herbst 1989 offen, offensiv und öffentlich. Sie sind damit engagierte, eingreifende Dokumente der sich ab 1989 rasant entwickelnden Zeitgeschichte, die historisch interessierten Lesern und nachwachsenden Generationen einen Blick auf diese Zeit vermitteln.

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Wir alle inszenieren ein Stück, und dieses Stück ist unser Leben. Das Fatale daran ist, dass wir es ohne Probe, auf offener Bühne tun und uns keine Gelegenheit gegeben wird, es noch einmal, besser, aufzuführen. Ob wir bei der Dramaturgie des einmaligen Stücks das Vertrauen als Leitmotiv verwenden, ist allein unsere Wahl.

Wie sagte der Doktor zu Woyzeck: Kerl, Er tastet mit seinen Füßen herum wie mit Spinnfüßen.

картинка 10 Zuerst veröffentlicht: Neue Deutsche Literatur, 3/1991

PRESSFREIHEIT

Es scheint, wir haben sie schon. Auch ohne neues Mediengesetz hat sich die alte Presse flugs zur neuen gewandelt. Oder gewendet. Beziehungsweise gewendelt. Dabei haben wir die alte Presse noch deutlich vor Augen.

Die tägliche Langeweile. Das Tschingtarassabumblahblah des Jubel-journalismus. Die Protokoll-Protuberanzen im Stil feudalabsolutistischer Titularienbücher. Die klischierte Sprache, die normierte Versatzstücke in Großplattenbauweise montierte. Die Inflation des Superlativs. Das ermüdende Wiederholen der Hohlformeln: ewig, heilig, unverbrüchlich, stabil, dynamisch, grenzenlose Treue, Ergebenheit, ruhmreich, absolutes Vertrauen. Das Verzaubern der Realität bis hin zum Hinwegzaubern, sodass zuletzt selbst zwischen den Zeilen nichts mehr stand. Die entmündigende Monopolisierung der Wahrheit, die zur Lüge verkam, sodass der Volksmund textete: Beim ND stimmt ooch bloß det Datum. Und schließlich der Höhepunkt des Niedergangs: die mit freundlicher Beihilfe der Tschekisten aus Lichtenberg erzählte Menthol-Zigaretten-Mär des nämlichen Zentralorgans. Das alles ist uns Zeitungslesern wohlbekannt. Und es funktionierte lange, viel zu lange. Doch nicht ewig, wie geplant. Es kam, wie Abraham Lincoln sagte: „Man kann manche Leute immer für dumm verkaufen. Man kann alle Leute manchmal für dumm verkaufen. Aber man kann nicht alle Leute immer für dumm verkaufen.“

Und nun soll es nur einer gewesen sein? Nein, nicht etwa der dafür Verantwortliche, sagt der einst dafür Verantwortliche. Es war der über ihm, der über allem stand. Nicht Hermann war’s, es war Honecker, sagt Hermann. Das nun ist wirklich hübsch. Honecker also ganz allein. Wenn nur er es war, muss dieser Mann gottähnlich gewesen sein, vielarmig wie Schiwa, der mit dem Zensurgriffel gleichzeitig und flächendeckend die Landesmedien beherrschte. Wenn es denn so gewesen sein sollte, müssten wir uns ernstlich fragen, ob wir gut beraten sind, solch einen begnadeten Omnipotenten abzulösen. Wenn aber nicht, was zu vermuten ist, dann müssen ihm ein paar Sterbliche schon dabei geholfen haben.

Es ist fatal. Das auffällig eilfertige Bemühen, einige wenige Schuldige zu benennen und zu bestrafen, erinnert stark an 1945. Schuld war der Psychopath Hitler, es gab den Nürnberger Prozess, und das sollte es dann schon gewesen sein. Bewältigung? Oder Verdrängung? Verdrängen, um nicht über die eigene Mitschuld nachzudenken, um möglichst schnell und ohne größere innere Umbauten den äußeren Umbruch zu überstehen. Man liest und hört in den Medien die alten Namen (und nicht nur dort) und man staunt, wie enorm wandlungsfähig der Mensch doch ist. Wohin man sieht: ein Volk von Opfern, kaum Täter. Aber ich erinnere mich doch der Lektoren, Redakteure, Dramaturgen, die mir die Texte amputierten oder verboten, ohne dass Genosse Schiwa hinter ihnen stand und ihnen die Hand mit dem Rotstift führte. Wo sind sie hin? Ohne Zweifel: Die Zeiten ändern sich. Bleiben die Schnellwender dennoch dieselben? Oder werden sie, was zu hoffen ist, geändert von den Zeiten?

Doch auch das ist wahr: Nicht nur der Zeitungsleser litt, es litten auch die Journalisten. Nicht alle, aber viele. Sie hatten es nicht leicht. Zumal jene, die in Leipzig Journalistik studierten (am Roten Kloster, wie es trefflich hieß) und die dort hörten, die Medien, welch elitäre Arroganz! seien der Organisator der Massen. Ausgebildet als Grabenkämpfer in der großen Klassenschlacht, in vorderster Front im Schützengraben, in dem die Befehle des nahen Gegners wegen natürlich nur geflüstert werden durften, diszipliniert, reglementiert, legen sie nun die drückenden Eisenhüte ab, steigen aus dem Graben und sehen ihre Chance: frei zu werden in einer neuen, freien Presse.

Die neue, freie Presse: Was braucht sie, um sich diesen Namen zu verdienen? Unbestechlichkeit, Wahrhaftigkeit, Genauigkeit, Gerechtigkeit, Neugier, Eigensinn, Spaß am Dekuvrieren des Erhabenen, satirische Schärfe, mitmenschliches Einfühlen, Wortwitz und analytische Tiefe. Einen neuen Geist. Neues Denken.

Marx schrieb von der Kommune in Paris: „Aber in der Tat, die Kommune machte keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit, wie dies alle die alten Regierungen ohne Ausnahme tun. Sie veröffentlichte alle Reden und Handlungen, sie weihte das Publikum ein in alle ihre Unvollkommenheiten.“

Ohne in das alte, wohlfeile und missbrauchte Muster zu verfallen, alles und jedes mit einem Marx-Zitat passgerecht zu belegen, noch eins von ihm, das vor 13 Jahren gestrichen und als Provokation gewertet wurde, als es einem Heft der Zeitschrift „Temperamente“ vorangestellt werden sollte. Es stammt aus der Neuen Rheinischen Zeitung Nr. 2 aus dem Jahre 1848.

„Es ist eine gewöhnliche Anforderung an jedes neue Organ der öffentlichen Meinung: Begeisterung für die Partei, deren Grundsätze es bekennt, unbedingte Zuversicht zu ihrer Kraft, stete Bereitschaft, sei es mit der faktischen Macht das Prinzip zu decken, sei es mit dem Glanz des Prinzips die faktische Schwäche zu beschönigen. Diesem Verlangen werden wir nicht entsprechen. Wir werden erlittene Niederlagen nicht mit täuschenden Illusionen zu vergolden suchen.“

Die alte Presse der alten Partei, die sich doch marxistisch wähnte, hat sich daran nicht gehalten. Bleibt zu hoffen für die neue.

картинка 11 Zuerst veröffentlicht: die andere, 3/1990

NACHRUF AUF EINEN VERBAND

Nachdem die DDR im Orkus der Geschichte verschwunden ist, aus dem kein orphischer Gesang sie wieder hervorholt, folgen ihr die Einrichtungen nach, die ihren Namen trugen. So auch der Schriftstellerverband.

Die einen attestieren ihm, er sei einer der Transmissionsriemen der Partei gewesen, eine politische Organisation zur ideologischen Gleichschaltung ihrer Mitglieder, instrumentalisiert von der heillosen Politik der herrschenden Diesseitsreligion Kommunismus, korrumpiert von den primitiven, doch wirkungsvollen Machtmitteln Zuckerbrot und Peitsche, missbraucht von Funktionären des Geistes, die hofften, durch die Nähe zur geistlosen Macht mit einer Marmorbüste im Pantheon des Poststalinismus verewigt zu werden. Nun wird es nicht mal ein Abdruck aus Gips.

Die anderen reklamieren, der alte Verband sei mehr als eine bevormundete und bevormundende Einrichtung des vormundschaftlichen Staates gewesen, er habe sich um die sozialen Belange seiner Mitglieder gekümmert, habe mitunter Widerspruch angemeldet, gröbste kulturpolitische Dummheiten zu verhindern gesucht, Reglementierungen gemildert und Öffentlichkeit geschaffen für so manches, was unterm Teppich bleiben sollte. Sie bestehen darauf, dass er keine monolithische Vereinigung notorischer Jubler und Jasager war, sondern ihm viele kritische, moralisch integre und literarisch relevante AutorInnen angehörten.

Das eine ist richtig, das andere nicht falsch, und beides ist jeweils die Hälfte der Wahrheit. Für die ganze braucht es wohl größeren Abstand und noch einige Zeit.

Das Jahr 1979 gehört zweifellos zu den finstersten Kapiteln der Verbandsgeschichte: Am 7. Juni wurden neun Schriftsteller unter der Regie des präsidialen Exekutors, Hermann Kant, aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Neben Stefan Heym auch Klaus Schlesinger, Kurt Bartsch, Klaus Poche und andere. Eine Amputation ideologischer Chirurgen. Doch der Phantomschmerz blieb und hielt über die Jahre die Erinnerung an das begangene Unrecht wach.

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