Christian Müller Lorenz - Unerhörte Nachrichten

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"Unerhörte Nachrichten" entwirft ein fiktives Szenario: Deutschland sperrt dauerhaft seine Grenzen für Vertriebene. In einer Stadt im Westen Österreichs drängen sich daraufhin Tausende von Flüchtlingen – eine Situation, die für den Lokaljournalisten Ingo Prähausner wie geschaffen scheint. Seine exklusiven Berichte von der Grenze erregen international großes mediales Aufsehen. So bekommt er die Chance, sein finanziell schwer angeschlagenes Anzeigenblatt zu retten. Doch zur gleichen Zeit fühlt er sich von einer jungen gehörlosen Flüchtlingsfrau, die er bei sich aufgenommen hat, an ein Ereignis erinnert, das Jahrzehnte zurückliegt. Dann taucht auch noch Marina auf, die ihn schon während seines Studiums in Verwirrung gestürzt hat. Mittlerweile hat sie als Journalistin Karriere gemacht. Prähausner scheint ihr erneut zu verfallen. Während die Vertriebenen bald nicht mehr ausreichend versorgt und untergebracht werden können, während sich die Lage in seiner Stadt immer weiter zuspitzt, reist der Redakteur gedanklich wie emotional zurück in die 1990er Jahre, zurück zu sechs Tagen in Bosnien, die sein Leben für immer verändert haben. In einer bilderreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.

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„Los komm, Mara!“ Franzi nahm die Fremde an der Hand und zog sie aus dem Zimmer. Gleich kam sie wieder zurück, beugte sich über die Couch und raffte sich die Kleider vor die Brust. „Puh, ist das viel! Mam kann froh sein, dass sie die Sachen los ist.“

Noch während Prähausner das erste Schnitzerl zu Ende brachte, wurde vor der Wohnzimmertüre gekichert. Franzi murmelte etwas, aber die Fremde kam nicht herein. Schließlich öffnete sich die Türe, und seine Tochter zog die junge Frau am Esstisch vorbei, in Jogginghose und Kapuzen-Pulli. Ein leichter Luftzug saugte das Zellophan um einige Zentimeter vom Parkett, dann senkte es sich zurück auf den Boden.

Unterstützt von einem halben Blasorchester, sang der Journalistenchor Das Lied von der Meinungsfreiheit . Im stark rhythmisierten Refrain hieß es: „Dann ist es bald so weit / dann sind wir frei, ganz frei, ganz meinungsfrei.“ Noch vor ein, zwei Jahren hatte Franzi das tagelang vor sich hingesummt.

„So, bitteschön. Casual fits.“ Prähausners Tochter verneigte sich, und die Fremde tat es ihr nach einigem Zögern gleich. Ihr Haar duftet dunkel zu Boden, glänzt Schwärze in meine Augen. Wenn ich nach Hause komme, knipse ich das Licht an, ich öffne den Kühlschrank, in dem weißlich beleuchtet mein Bier steht; ich setze mich auf die Couch und strecke die Füße von mir und nicke bei brennendem Deckenlicht ein. Immer noch hängt die Pappmachéhalbkugel, die Franzi als kleines Kind gebastelt hat, als Lampe über dem Esstisch und taucht das Wohnzimmer in grünliches Wasserfarbenlicht. Immer noch sind an den nackten Wänden die Umrisse der Bilder zu sehen, die Hertha mitgenommen hat, immer noch lehnt sich im Schlafzimmer das Billigregal mit meiner Kleidung an die Wand, leuchten meine beiden weißen Hemden, auf Bügel gezogen, neben meinem Bett. Ich könnte die Nägel, an denen sie hängen, herausziehen, könnte mir einen Kasten kaufen und mein Gewand in seiner kubischen Schwärze verschwinden lassen. Ich könnte Ordnung in der Wohnung machen, ich könnte das Licht ausschalten, wenn ich zu Bett gehe, könnte still im Dunkeln liegen. Gäbe es die gemeinsamen Wochenenden mit Franzi nicht, würde ich wohl im Büro übernachten, würde ein Feldbett zwischen Annabels Urwaldpflanzen zwängen. Franzis wegen lasse ich den leeren Kühlschrank brummen, die Stereoanlage verstauben, den Wasserkocher verkalken. Ihretwegen setze ich mich jeden Abend auf die viel zu weiche Couch. Ein Bier in der Hand, versinke ich in einem Abgrund von Nachgiebigkeit, aus dem ich mich manchmal erst am nächsten Morgen wieder herausarbeiten kann.

Nein, hier in der Wohnung ist es nicht dunkel, hier ist alles voll heller Verzweiflung, selbst in der Nacht.

Es dauerte nicht lange, bis Mara begriffen hatte, was Franzi von ihr wollte. Nach dem zweiten gemeinsamen Auftritt in Jeans und Rollkragenpullover kam sie bereits alleine ins Wohnzimmer, diesmal in einem Hosenanzug mit Knöpfen, die den Durchmesser einer Espresso-Tasse hatten. Prähausner erinnerte sich noch gut daran, dass Hertha ihn getragen hatte, als sie das erste Mal zu dieser unseligen Aufzugsfirma gegangen war. Keine Öffentlichkeits- und Organisationsarbeit für die Neuesten Grätzelnachrichten mehr, sondern Marketing für einen Weltkonzern. Seither ist es vorbei mit dem mühsamen Stufensteigen; es geht jedes Jahr ein paar Etagen nach oben, bequem per Aufzug natürlich. Hat sich Hertha jemals auch nur zum Spaß vor mir verneigt?

Mara kippt nicht ihren Oberkörper nach vorne, sie lässt nicht Kopf und Hände kurz nach unten hängen, wie Franzi das getan hat, sondern beugt sich, ein Bein leicht vor das andere gestellt, in einem weichen Bogen in meine Richtung, die Arme einladend offen, offen noch, als sie sich wieder aufrichtet, als ihr Haar zurück auf ihren Rücken flattert. Krähen sind aufgeflogen, als wir damals in der Krajina gehalten haben, alarmiert von etwas Dunklem, das ein paar dutzend Meter von der Straße entfernt gelegen ist. Marina und Max sind rechts rangefahren, sie haben den ganzen Konvoi zum Anhalten gezwungen und sind ausgestiegen, sind zusammen auf das Stoppelfeld hinausgezaudert. Auch ich bin aus dem Transporter gesprungen, ich bin den beiden hinterhergelaufen und erleichtert gewesen, als ich den schwarzen Pelz des Schafs erkannt habe. Allein in der verlassenen Landschaft, war es wohl erfroren oder verhungert, aber als wir über dem Kadaver gestanden sind, haben wir die rot durchklaffte Bauchdecke gesehen und das kleine Beil, das tief darin gesteckt ist. Es ist eigentlich nur noch der Stiel sichtbar gewesen zwischen den herausdrängenden Innereien. Unwillkürlich haben wir uns suchend umgeschaut, dann sind wir wortlos zu den Lastwägen zurückgelaufen.

„Ein Schaf, nur ein Schaf“, haben wir den anderen zugerufen, die in den laufenden Fahrzeugen gesessen sind, eine Thermoskanne oder ein Wurstbrot in der Hand, und wir sind schnell wieder in unser warmes Führerhaus gestiegen.

Prähausner merkte, dass er aufgehört hatte zu kauen. Ein Bissen Kartoffelsalat säuerte auf seiner Zunge, bevor er ihn mit einem Schluck Bier in den Rachen spülte. Wo war die Fremde hingekommen? War sie aus dem Raum gestöckelt, ohne dass er es bemerkt hatte?

Mara trat erneut ins Zimmer, diesmal im Sari. „Und du schreibst und schreibst mit krummem Rücken / Lässt dich von dem Leid der Welt bedrücken“, sang nun legato der Chor. Es war der Sari, den Günther aus Indien mitgebracht hatte, eine safranfarbene Stoffbahn, in der selbst Franzi unmöglich aussah, von Hertha ganz zu schweigen. Und doch hatte sich Prähausners Ex immer wieder hineingewunden, hatte die luftige Beschaffenheit des Stoffs und Günthers Geschmack gelobt. Günther, der anfangs nur Herthas Sehnsucht nach dem Fernen und Anderen befriedigt hatte. Und nun stand Mara safranfarben vor Prähausner. Der Sari legte sich um ihre Hüften, ihre Schultern, um ihren Kopf, als hätte sie nie etwas anderes getragen; ihr Haar, das unter dem Stoff hervorsträhnte, erleuchtete das Wohnzimmer mit seiner Schwärze. Indien, Indien war erleichternd weit fort, Indien war eine gute Erklärung für ihr dunkles Haar, ihren dunklen Teint und die Angewohnheit, sich zur Begrüßung die rechte Hand auf das Herz zu legen.

„Du stellst Artikel auf Artikel her / auch wenn es Zeit für die Familie wär“, lamentierte der Chor. Mara hielt sich diesmal ein wenig länger im Wohnzimmer auf. Kein Zweifel, sie fühlte sich wohl im Sari, sie zog sich halb den feinen Stoff vors Gesicht, vor ihre groß geschminkten Augen und den strotzend roten Mund. Sich im Safran sonnend, stellte sie merkbar kokett die Hüfte aus und richtete ihren Blick, nachdem sie sich ein weiteres Mal elegant verneigt hatte, erwartungsvoll auf Prähausner. Kurz zauderte er noch, dann begann er zu klatschen. Franzi kam ins Zimmer.

„Der Sari steht ihr gut, gell?“ Sie lachte vergnügt. Flink schaltete sie die Stereoanlage aus. „Sie ist so schön! Die dunklen Augen. Und die Haare erst! Hast du ihre Haare schon angegriffen? Nicht?“ Franzi schob die Fremde auf Prähausner zu und zog eine dicke Strähne unter dem Safrantuch hervor. „Da. Fühl mal.“ Es blieb ihm nichts anderes übrig, als das Haar in die Hand zu nehmen. Es war fest und stark und fellig dicht. Das Schwarz zerblaute vor seinen Augen.

„Vielen Dank für die schöne Vorführung.“ Prähausners Blick schwamm noch ganz in Maras Schönheit, als er sie mit einer Handbewegung aufforderte, sich zu setzen. Nach einem Schluck Bier räusperte er sich umständlich, dann bat er seine Tochter, Gebärdensprache zu googeln. „Gehörlose kommunizieren nämlich mittels Gebärden. Die sind von Land zu Land verschieden. Ich habe erst vor ein paar Monaten ein Interview mit dem Leiter des Gehörlosenverbands gemacht.“

„Ja, den Artikel hab ich gelesen“, unterbrach ihn Franzi, die sich ebenfalls gesetzt hatte und ihren Zeigefinger sofort über ihr Smartphone fliegen ließ. „Mit der Gebärdensprache kann man gut Gefühle ausdrücken. Total faszinierend.“

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