Christian Müller Lorenz - Unerhörte Nachrichten

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"Unerhörte Nachrichten" entwirft ein fiktives Szenario: Deutschland sperrt dauerhaft seine Grenzen für Vertriebene. In einer Stadt im Westen Österreichs drängen sich daraufhin Tausende von Flüchtlingen – eine Situation, die für den Lokaljournalisten Ingo Prähausner wie geschaffen scheint. Seine exklusiven Berichte von der Grenze erregen international großes mediales Aufsehen. So bekommt er die Chance, sein finanziell schwer angeschlagenes Anzeigenblatt zu retten. Doch zur gleichen Zeit fühlt er sich von einer jungen gehörlosen Flüchtlingsfrau, die er bei sich aufgenommen hat, an ein Ereignis erinnert, das Jahrzehnte zurückliegt. Dann taucht auch noch Marina auf, die ihn schon während seines Studiums in Verwirrung gestürzt hat. Mittlerweile hat sie als Journalistin Karriere gemacht. Prähausner scheint ihr erneut zu verfallen. Während die Vertriebenen bald nicht mehr ausreichend versorgt und untergebracht werden können, während sich die Lage in seiner Stadt immer weiter zuspitzt, reist der Redakteur gedanklich wie emotional zurück in die 1990er Jahre, zurück zu sechs Tagen in Bosnien, die sein Leben für immer verändert haben. In einer bilderreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.

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„Ein schönes Mädchen, nicht wahr? Was so ein Badezimmer doch aus einer Frau machen kann!“, ließ sich Frau Hirscher vernehmen, die den Gulaschtopf vor dem Bauch trug. „Die Unterhose, die ihr Franzi geliehen hat, ist seltsam. So winzig. Trägt Ihre Tochter nur solche Unterhosen?“

Prähausner überhörte die fast schon besorgt vorgebrachte Frage. Mulatte , hatte dieser Begriff inzwischen nicht einen rassistischen Beiklang, war das nicht ein Wort, das von Mulo , von Maultier, herkam? Er atmete tief durch und deutete noch einmal einladend auf den Sessel, der ihm gegenüberstand. Es brauchte aber noch eine weitere Aufforderung von Frau Hirscher, bis die Fremde sich setzte.

Zwei Minuten später dampfte das Gulasch in den Tellern. Obwohl Prähausner seit dem Frühstück kaum etwas gegessen hatte, vergaß er in Beobachtung der jungen Frau, zuzugreifen. Mit Hunger in den Augen schaute sie kurz auf die Speise, in der nicht nur Kartoffeln und reichlich Fleisch, sondern auch Karotten und Petersilie schwammen, dann nahm sie den Löffel.

„Mahlzeit. Lassen Sie sich’s schmecken!“, sagte Frau Hirscher und schob der Fremden den Korb mit dem Brot zu. Sie nahm ein Stück, dann führte sie ihren vollen Löffel zum Mund, ganz ohne zu spritzen oder auch nur zu tröpfeln. Was würde Hubert sagen, wenn er diese Oberlippe sehen könnte, die Art, wie sie sich über dem Löffel aufwirft? Seit er hier ist, hat er kein einziges Mal über unsere gemeinsame Vergangenheit gesprochen, er redet immer nur über technische Neuerungen, über die Zukunft. Seine Stimme ist über die Jahre stickig geworden, stickig und dumpf, sie kommt aus seinem Mund wie aus einer drückend niedrigen Kammer. Nur wenn er über seine Innovationen spricht, lüftet er vorher das innere Gelass, und dann hört sich alles, was er sagt, frisch und unverbraucht an. Er ist einer der ersten gewesen, die damals auf das Internet gesetzt haben, er hat all die Entwicklungen richtig vorhergesagt und behauptet auch jetzt, über alles Kommende Bescheid zu wissen. Nur dass die Zukunft heute eine andere ist als in den 1990er Jahren, dass man kein Visionär mehr sein muss, um sich eine Welt ohne gedruckte Zeitungen vorstellen zu können. Aber Hubert tut so, als wüsste er Bescheid, muss so tun, um sich selbst verheimlichen zu können, dass er nicht zurück nach Österreich gegangen ist, um einem alten Freund mit einer revolutionären App aus der Bredouille zu helfen; Hubert hockt doch längst nicht mehr vor dem Computer, er hockt nur noch tief in sich selber drinnen, und die Erinnerung an bessere Zeiten schimmert bildschirmhaft vor seinem inneren Auge. Damals dieses kantige, fast immer blond verstoppelte Kinn, heute ziehen sich Backentaschen voller Fett bis hinunter zum Hals, das kann selbst der modisch-graue Vollbart nicht vertuschen – aber wer weiß, was er über mich denkt, darüber, dass ich inzwischen fast vollständig ohne Muskeln auskomme, dass ich ohne mein Bier in einer Woche verhungert wäre und dass mein Hinterkopf nicht mehr in einen Pferdeschwanz ausläuft, sondern in eine Drachenschnur. Allein Huberts wegen ist es mir aufgefallen, Huberts wegen, der vor Kurzem angekündigt hat, doch nicht weiter nach Wien zu ziehen, sondern in dieser „schnuckelig-schönen Touristenstadt“ bleiben zu wollen, um gemeinsam mit mir den Zeitungsmarkt aufzumischen, warum gerade den Zeitungsmarkt, hat er vielleicht doch eine Zukunft?

Erst die Paprikaschärfe des Gulaschs belebte Prähausner wieder für die Gegenwart. Er blickte zu der Fremden hinüber, die ihren Löffel ausgesprochen manierlich führte. Ihr sattfeuchtes, nicht eben leises Schmatzen hingegen wirkte irritierend, besonders auf Frau Hirscher, deren Stirne sich in vorwurfsvoll-feine Falten legte. Die junge Frau aß drei gestrichen volle Teller und ließ fünf Scheiben Brot verschwinden; Prähausner spülte sich mit drei Bieren frei von Erinnerung. Es war gut, nicht allein an diesem Tisch zu sitzen, gut, jemandem beim Essen zuzusehen, und es war schön, dass Frau Hirscher nach fast zehn Jahren Nachbarschaft das erste Mal in seiner Wohnung war. Nicht zuletzt tat das Gulasch gut, viel besser jedenfalls als der Mozzarella, als dieser kühlschrankkalte, weißfleischige Mozzarella, der eigentlich nur dann richtig schmeckte, wenn es Sommer war.

Nachdem der Topf geleert war, machte sich wohlige Entspannung im Wohnzimmer breit. Frau Hirscher lobte den Appetit der jungen Frau, die sich zurückgelehnt hatte, das selige Lächeln einer wahrhaft Satten im Gesicht.

Prähausner räusperte sich, es war ihm danach, so etwas wie eine Konversation nach Tisch zu beginnen. Gab es unter Schwerhörigen, unter Gehörlosen vielleicht ein besonderes Zeichen für derartige Gelegenheiten, ein visuelles Räuspern sozusagen? Während der Journalist noch überlegte, kam von der jungen Frau ein langes Gähnen, ein so hingebungsvoll lautes Gähnen, dass ihr Frau Hirscher sofort mit dem Finger drohte: „Das ist keine Art! Halten Sie sich wenigstens die Hand vor den Mund!“ Gleich demonstrierte Prähausners Nachbarin das richtige Benehmen, ohne Reaktion von Seiten der Fremden allerdings. Ihr Körper verstummte gerade, ihre Hände liegen auf dem Tisch und machen kein Geräusch mehr. Das Gesicht wird still, nur ihre Zungenspitze streicht noch für einen Augenblick über die Oberlippe, über den Amorbogen. Dann legt sie den Kopf etwas zurück, ihre Augen schließen sich, und nun ist kein Laut mehr, es ist etwas Schalldichtes um sie, um mich, ich stecke meinen Kopf in einen Kubus mit schmutzigweißen Bordwänden, zerkratzt und zerschunden von zahllosen Lasten. Einige Zurrgurte am Boden, und in einer Ecke ein Haufen zerwühlter Herrenmäntel, einige davon mit Krägen aus Kunststoffpelz. Direkt neben mir steht Hubert, er öffnet den Mund, ohne etwas zu sagen, er meint später, dass ich minutenlang in den Lastwagen gestarrt habe, ohne mich zu rühren, dass ich durch seine Fuchtelhand hindurchgesehen, dass ich erst reagiert habe, als er heftig an meinem Pferdeschwanz gezogen hat, und ich erinnere mich tatsächlich an eine Art von Klingelschmerz in der Kopfhaut, an ein heftiges haptisches Schrillen, das mich alarmiert herumfahren lässt, ich erinnere mich, wie ich hineinlaufe in den Wald, ohne auf Hubert zu hören, der hinter mir ist. Ich renne in immer größer werdenden Kreisen um die Lastwägen herum durch den schmutzig getretenen Schnee, da sind die Fichten rund um die morastige Senke und da ist der Wind, der kalt den Hang herunterzieht.

„Sie muss ins Bett.“ Frau Hirschers Stimme kam aus weiter Ferne, aus dem weiß gestrichenen Technikerraum eines Aufnahmestudios, vor dessen Mikrofonen sich Prähausner sitzen sah, sitzen, ohne zu wissen, wie er es sagen, wie er beginnen sollte.

Er merkte, dass ihm der Schweiß auf der Stirne stand. Das pfefferscharfe Gulasch hatte seine Zunge in einen brennenden Lappen verwandelt. Dieser Lappen schmerzte, als er sagte: „Wäre es nicht besser, wenn die Frau doch oben in Ihrer Garçonnière schlafen würde? Ich weiß nicht, ob sie sich wirklich wohlfühlt, wenn sie hier ganz alleine mit mir …“

„Das ist ihr durchaus zuzumuten“, bestimmte Frau Hirscher. „Meine Wohnung ist klein und hier hat sie ein eigenes Zimmer.“ Sie stand entschlossen auf. „Sie können mich ja anrufen, wenn es Probleme geben sollte. Gute Nacht!“

4

„Morgen. Hast du’s schon gehört?“ Annabel stand mit dem Redaktionstelefon in der Hand vor ihrem Schreibtisch. „Ich habe gerade mit unserem Gebirgsjäger geredet. Ich wollte ihn hinschicken, aber er hat einen Termin auf der Uni. Bald ist Semesteranfang.“

„Was? Wen? Wen wolltest du schicken?“ Prähausner, der eine Stunde später dran war als gewöhnlich, stellte den Rucksack neben seinen Schreibtisch und zog die Jacke aus.

„Na, wen wohl. Johannes.“ Sie steckte das Telefon zurück in die Ladestation und strich sich ihr lockiges Brünett mehrmals mit der Hand zurück, wie immer, wenn sie aufgeregt war.

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