Christian Müller Lorenz - Unerhörte Nachrichten

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"Unerhörte Nachrichten" entwirft ein fiktives Szenario: Deutschland sperrt dauerhaft seine Grenzen für Vertriebene. In einer Stadt im Westen Österreichs drängen sich daraufhin Tausende von Flüchtlingen – eine Situation, die für den Lokaljournalisten Ingo Prähausner wie geschaffen scheint. Seine exklusiven Berichte von der Grenze erregen international großes mediales Aufsehen. So bekommt er die Chance, sein finanziell schwer angeschlagenes Anzeigenblatt zu retten. Doch zur gleichen Zeit fühlt er sich von einer jungen gehörlosen Flüchtlingsfrau, die er bei sich aufgenommen hat, an ein Ereignis erinnert, das Jahrzehnte zurückliegt. Dann taucht auch noch Marina auf, die ihn schon während seines Studiums in Verwirrung gestürzt hat. Mittlerweile hat sie als Journalistin Karriere gemacht. Prähausner scheint ihr erneut zu verfallen. Während die Vertriebenen bald nicht mehr ausreichend versorgt und untergebracht werden können, während sich die Lage in seiner Stadt immer weiter zuspitzt, reist der Redakteur gedanklich wie emotional zurück in die 1990er Jahre, zurück zu sechs Tagen in Bosnien, die sein Leben für immer verändert haben. In einer bilderreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.

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Ach Hertha, ich war ein Schiffbrüchiger im Nordpolarmeer des Lebens, ausgezehrt von der weißen Wüste der Einsamkeit bin ich auf dich zugetrieben, das Herz eine Frostbeule, und so warst du mir, südwärts ziehender Eisberg, wundervolle Rettung vor der drohenden Polarnacht der Depression. Und jetzt haben wir dieses Kind, das schon bei Minusgraden auf die Welt gekommen ist und immer noch keine Anstalten macht, zu erfrieren, im Gegenteil, es kennt nichts anderes als das Eis, es hat sich nach und nach eine so dicke Speckschicht rund um seine Seele angefressen, dass es nicht einmal dann zu frösteln scheint, wenn zwischen seinen Eltern wieder einmal der arktische Winter aufzieht.

Für Annabel mache ich dieses idiotische Anzeigenblatt, für Annabel und für Franzi und deswegen, weil ich mich ja irgendwie ablenken muss, vielleicht von mir selber, davon, dass ich mein Talent an eine Bürgerinitiative, die einen Fußgängerüberweg um dreihundert Meter versetzt haben will, verschwende, daran, dass ich mich jetzt am liebsten mit einem Bier beruhigen würde oder vielleicht sogar mit zwei. Erst ein gelungen eingeschenktes Glas durchschäumt die drückend gewordenen Tage mit Leichtigkeit, erst die Bitterkeit des Hopfens lässt mich vergessen, wie bitter das Leben doch ist.

5

Das schwindende Licht veränderte das Lachsrosa des Wohnblocks. Es war, als würde die Farbe, an die sich Prähausner nicht und nicht gewöhnen konnte, sauer werden, als wäre die Fassade plötzlich nicht mehr frischsauber saniert, sondern von geradezu stechend hässlichem Verfall gezeichnet. Er sog die Luft durch die Nase ein, roch aber nur die mürbe Feuchte des Laubs, das auf den Rasenstreifen gefallen war. Mit langen Schritten setzte er darüber hinweg und sah Franzis Fahrrad neben dem Eingang stehen. Schon seit Monaten klapperte sie damit durch die Gegend, und aus dem Hinterreifen entwich ständig Luft. Das Rad musste dringend in die Werkstatt, oder war es vielleicht gescheiter, gleich ein neues zu kaufen? Franzi, die im letzten Jahr wieder stark gewachsen war, saß krumm über ihrem Jugendrad, sie brauchte endlich einen Rahmen für Erwachsene.

Vor der Eingangstüre blieb er stehen und stieß, ehe er den Schlüssel aus der Hosentasche zog, mit einem Seufzer die Luft aus. Der Gebirgsjäger hielt nun die Stellung am Grenzübergang Freileichtheim, und das Interview mit den Syrern überarbeitete Annabel. Die Fremde hatte sich ruhig verhalten; sie war den ganzen Tag über auf Franzis Bett gelegen. So hatte es wenigstens Frau Hirscher erzählt.

Als Prähausner in die Wohnung trat, hörte er seine Tochter lachen. Sie und die junge Frau saßen auf der Couch im Wohnzimmer, einen Haufen Kleidung zwischen sich. Herthas sonst so sorgfältig gebügelte Sachen sind wild zu diesem Haufen zusammengeworfen, Hosenbeine winden sich auf die Polster; Blusen, noch auf Kleiderbügel gezogen, ecken hinauf zur Decke; dazwischen runzeln Nylonstrumpfhosen, bilden Socken und Strümpfe Klumpen in gedeckten Farben. Selbst vor teuren Kostümen hat Franzi nicht Halt gemacht, hat sie samt des Zellophanmantels, in dem sie von der Reinigung gekommen sind, in den Müllsack gestopft, der nun vor der Couch am Boden liegt, hat die Röcke, Hosenanzüge hier in der Wohnung wieder aus dem knisternden Kunststoff gerissen, und nun bläht sich das Zellophan neben dem Sack auf dem Parkett. Ich kann nicht aufhören, darauf zu starren, auf dieses hauchdünne Eis, das meine Augen überzieht, meinen Blick derart eintrübt, dass die Fremde zu einem Schemen wird. Der Windstoß, der durch die riesige Halle geht, als wir die Türe aufquietschen, das Rascheln und Knistern. Überall das Zellophan auf dem Boden, es weht in Massen auf, dutzende, hunderte von durchsichtigen Gespenstern fliehen in den hinteren, dunklen Teil des Gebäudes. Später in der Nacht, hören wir es. Dann hören wir sie , irgendwo zwischen den Reihen mit den aufgehängten Kleidern.

Prähausner blinzelte angestrengt. Sein Blick begann sich zu klären, er sah das weinrote Jackett der jungen Frau, ihre weiße Bluse und den beigen Rock, der ihr knapp bis zu den Knien ging, dazu trug sie stelzig-teuer aussehende Pumps. Nur die kräftig behaarten Waden passten nicht zu ihrem Aufzug.

„Hi Pap.“ Franzi hielt es nicht für nötig, sich von der Couch zu erheben. Das Silber der Ringe rundete sich scheußlich kühl um ihre rot entzündeten Nasenflügel. Kein Begrüßungsküsschen mehr, keine kuschelige Umarmung vor dem Einschlafen. Die strenge Auflage, das Jugendzimmer nur noch nach höflichem Klopfen zu betreten, und die Forderung nach einem Badezimmerschlüssel. Was ihn am meisten schmerzte, war das sehr kurze, schwarz gefärbte Haar. Endgültig vorbei die Zeiten, in denen ihr blonder Zopf seine Wochenenden erleuchtet hatte.

„Na, was sagst du? Passt ihr genau, oder nicht?“ Glücklicherweise hatte Franzi immer noch diesen hellen Kindersopran. Prähausner winkte der Fremden zur Begrüßung zu. Die Antwort war ein Lächeln, das etwas leicht Geziertes hatte. Einen Moment lang legte sie ihre Rechte auf die Herzgegend.

„Sie ist nett. Wir verstehen uns gut, obwohl sie nichts redet. Sie schmatzt bloß“, rief Franzi, die nun energisch im Kleiderhaufen zu wühlen begann.

„Ja, ich weiß. Sie schmatzt beim Essen.“

„Nein, nicht bloß beim Essen. Zuerst hab ich gemeint, dass sie heimlich Zuckerl lutscht. Aber das tut sie nicht. Sie schmatzt halt manchmal, zum Beispiel, wenn sie aufgeregt ist.“

Die Fremde künstelte sich noch immer ein Lächeln ins Gesicht, ein Lächeln, das der Personalchef von Herthas Aufzugsfirma sicherlich hinreißend gefunden hätte, das Prähausner aber, zusammen mit ihrem fettigen Lippenstiftrot, eher unangenehm war. Immerhin sorgte die Schminke dafür, dass ihm der Amorbogen mehr oder minder verborgen blieb.

„Habt ihr schon was gegessen?“ Er ging an der Couch vorbei und öffnete die Türe zur Küche.

„Ja. Frau Hirscher hat kalte Schnitzerl gebracht. Und Kartoffelsalat. Es ist noch genügend da.“

Prähausner lief das Wasser im Mund zusammen. Annabel hatte ihm um die Mittagszeit ein Weckerl geholt. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, ob es mit Käse oder Wurst belegt gewesen war.

Mit gefülltem Teller setzte er sich an den Esstisch im Wohnzimmer. Schon mit den ersten Bissen entfuhr ihm ein Seufzer des Behagens. Am liebsten hätte er sich zurückgelehnt und seine schwer gewordenen Füße auf die Tischkante gelegt. „Franzilein, bringst du mir bitte ein Bier aus dem Kühlschrank?“, bat er seine Tochter.

„Nein! Franzilein bringt dir kein Bier! Das weißt du ganz genau!“, rotzte sie aufgebracht in seine Richtung.

Prähausner entschuldigte sich sofort. Auch die Zeit der lautlichen Liebkosungen war schon längst vergangen. Verwunderlicherweise stand kaum eine halbe Minute später eine Bierflasche vor ihm, inklusive Kronkorken allerdings. Den Öffner musste er sich selber aus der Küche holen.

„Schmeckt gut, gell? Viel besser als das Fertigzeugs, das ich sonst immer essen muss.“ Franzi saß jetzt wieder auf der Couch, ihr Gesicht war leicht gerötet. Immer, wenn sie im Kleiderberg etwas gefunden hatte, schwenkte sie es fahnenhaft in Richtung Esstisch. „Ich hab eine Idee!“ Eine Bluse in der Hand, schnellte sie in die Senkrechte. „Wir machen eine Modenschau. Wir gehen in mein Zimmer, und dann kommt Mara mit immer neuen Kleidern ins Wohnzimmer. Am Schluss sagst du dann, was dir am besten gefallen hat.“

„Mara?“ Prähausner hörte auf zu kauen. „Wieso Mara? Hat sie dir gesagt, wie sie heißt?“

„Nein. Sie redet ja nichts. Da hab ich eben einen Namen für sie gesucht. Mara passt ziemlich gut, oder? Musik!“ Franzi lief zu dem Regal, das die altertümlich große Stereoanlage samt der Plattensammlung trug, und legte eine CD ein. Der Chor der Journalisten Westösterreichs hub zu singen an. Er selbst, Ingo Prähausner, war es gewesen, der vor über zehn Jahren die Liedertexte verfasst hatte. Es gab eben Menschen, die für das Schreiben geboren worden waren und nicht für das Kochen. Irgendwann würde seine Tochter das bestimmt verstehen.

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