Christian Müller Lorenz - Unerhörte Nachrichten

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"Unerhörte Nachrichten" entwirft ein fiktives Szenario: Deutschland sperrt dauerhaft seine Grenzen für Vertriebene. In einer Stadt im Westen Österreichs drängen sich daraufhin Tausende von Flüchtlingen – eine Situation, die für den Lokaljournalisten Ingo Prähausner wie geschaffen scheint. Seine exklusiven Berichte von der Grenze erregen international großes mediales Aufsehen. So bekommt er die Chance, sein finanziell schwer angeschlagenes Anzeigenblatt zu retten. Doch zur gleichen Zeit fühlt er sich von einer jungen gehörlosen Flüchtlingsfrau, die er bei sich aufgenommen hat, an ein Ereignis erinnert, das Jahrzehnte zurückliegt. Dann taucht auch noch Marina auf, die ihn schon während seines Studiums in Verwirrung gestürzt hat. Mittlerweile hat sie als Journalistin Karriere gemacht. Prähausner scheint ihr erneut zu verfallen. Während die Vertriebenen bald nicht mehr ausreichend versorgt und untergebracht werden können, während sich die Lage in seiner Stadt immer weiter zuspitzt, reist der Redakteur gedanklich wie emotional zurück in die 1990er Jahre, zurück zu sechs Tagen in Bosnien, die sein Leben für immer verändert haben. In einer bilderreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.

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Zufrieden schnaufend richtet sich die Kollegin wieder auf. Das Blut, das in ihr Gesicht gelaufen ist, steht ihr ausgezeichnet, gleich sieht sie weniger büroblass aus als zuvor – und die Haltung erst! Ihr Busen strafft in meine Richtung, die Brustwarzen spitzen durch den Stoff. Wild zwirbelt ihr Haar in alle Richtungen. Wie sehr ich sie doch um dieses Haar beneide, um seine Widerspenstigkeit, um sein brünettes Quirlen, Strähnen und Strubbeln, in das mein Blick sich jetzt hineinverirrt; so dicht ist dieses Haar, dass ich noch niemals wirklich ihren Nacken gesehen habe, noch nie das sanft von den Wirbelfortsätzen durchhügelte Stückchen jungfräulich weißer Haut, wohlgeborgenes Hymen, das nur durch einen gezielten Biss zerrissen werden kann. Ich merke, dass ich starre, dass sich mein Blick peinlich versteift hat. Da hilft nur noch, ein möglichst finsteres Gesicht zu machen: Yoga kommt für geile Männer mittleren Alters, die sich vor sich selber grausen, einfach nicht in Frage.

Enttäuscht blickt sie zu mir herüber, jetzt setzt sie sich wieder vor den Bildschirm und ihr Rücken rundet sich. Schade. Ihr Busen verkriecht sich zwischen ihren Schultern.

„Äh, warum ziehen sich Hindu-Frauen eigentlich oft das Sarituch über den Kopf?“, fragte Prähausner. „Hat das religiöse Gründe?“

„Keine Ahnung“, sagte Annabel. „Wieso?“

Der Journalist erzählte ihr vom gestrigen Wohnzimmer-Catwalk und von Maras gelungener Sari-Präsentation.

Mit kraus gezogener Stirne blickte ihn die Kollegin einen Moment lang skeptisch an, dann öffnete sie die Lade mit ihren Duftölen. „Tasmanisches Berg-Eukalyptus-Öl oder Tiroler Latschenkiefern-Extrakt?“ Leise klirrten die Glasfläschchen aneinander.

„Kiefer“, wählte Prähausner, der sich wieder seinem Bildschirm zugewandt hatte. „Wir könnten den Gebirgsjäger damit beauftragen, sich einen Sunniten, einen Alewiten, einen orientalischen Christen und so weiter zu suchen. Er könnte Artikel über die jeweiligen Lebens- und Fluchtgeschichten schreiben. Daneben könnten wir in einem Kästchen die dazugehörenden Religionen erklären.“

„Latschenkiefer!“, sagte Annabel mit Nachdruck. „Diese Mara beschäftigt dich ziemlich, was?“ Sie nahm eines der Fläschchen aus der Lade, schraubte es auf und gab einige Öltropfen in die Wasserschale, die neben ihrer Tastatur stand. Sofort verbreitete sich ein harzigherber Duft im Raum.

„Ja. Aber vielleicht auf … auf eine andere Weise, als du denkst“, antwortete Prähausner. „Wahrscheinlich ist sie wirklich aus Indien, so selbstverständlich, wie sie den Sari trägt.“

„So selbstverständlich wie ich meinen Kapuzenpullover?“ An Annabels mokantem Unterton merkte Prähausner, dass sie ihm nicht glaubte. Wenn sie wollte, konnte sich die Kollegin ausgesprochen sarkastisch geben. Besonders Hubert pikste sie nicht selten mit ihren spitzen Bemerkungen.

„Zuerst Hertha mit ihren Hosenanzügen, ihren Kostümen. Dann jahrelang nichts, und dann plötzlich so ein bunter Sari. Da muss Mann ja schwach werden“, höhnte Annabel. Sie saß plötzlich kerzengerade da und griff mit der rechten Hand nach hinten, an die Lehne ihres Bürosessels, anschließend drehte sie ihren Oberkörper. Ihr Kopf folgte dieser leicht spiraligen Bewegung, und so grünten auch ihre Augen nach hinten, an die Wand, wo Prähausner die Urkunde aufgehängt hatte. Der Medienpreis des Bundeslandes war vor nun schon sechs Jahren an die Neuesten Grätzelnachrichten gegangen, für die „außergewöhnliche Berichterstattung im lokalen Bereich“. Hertha und er waren damals als ein privat wie beruflich erfolgreiches Paar gefeiert worden, dabei war die Trennung bereits absehbar gewesen.

Prähausner seufzte auf. Er hatte längst niemanden mehr, der die Nachrichten nach außen repräsentierte, der effiziente Werbung für das Werbeblatt zu machen verstand. Daran würde auch Huberts App nichts ändern.

Die beängstigenden Zahlen vor dem inneren Auge, seufzte der Redakteur noch einmal auf, dann sagte er zu Annabel: „Weißt du was, ich mache die religionsspezifischen Interviews selbst. Ich muss mal wieder raus aus diesem Büro, sonst werde ich schier verrückt. Kommst du mit? Ich brauche jemanden, der fotografiert.“

7

Die Leute hockten auf dem Boden, auf Decken, Jacken oder ganz einfach im trockenen Gras, nein, sie hockten nicht, sie lagerten, sie hatten sich bequem ausgestreckt und machten ihre Rucksäcke, ihre Taschen zu Kopfkissen, sie hatten sich sämtlich scheinbar locker über die Wiese verstreut, und doch war so etwas wie ein Muster erkennbar: Die Familien bildeten immer einen Kern, ein geschlossenes Zentrum, um das sich junge Männer sammelten, zu dritt, zu viert saßen sie mit überkreuzten Beinen und blickten auf ihre Smartphones, rauchten und aßen die Semmerln, die das Bundesheer verteilte, oft aber nur das Brot, die Wurst landete im Gras.

„Ist da eigentlich Schweinefleisch drin?“ Prähausner zeigte mit der Schuhspitze auf eine zertretene Scheibe Extrawurst.

„Ich glaube schon.“ Annabel nahm die Kamera vom Auge und verzog angewidert das Gesicht. „Können die keine Käsesemmerln verteilen? Dann wüssten die Leute, woran sie wären und es würde nichts verschwendet. Klohäuschen sollten sie aufstellen. Und Mistkübel“, sagte die Kollegin, während der Verschluss ihrer Kamera bereits wieder klickte.

Sie hatte recht. Dem Geruch nach zu schließen, wurde nicht nur die Flussböschung als Toilette benutzt. Zwischen den lagernden Gruppen ließ der warme Wind Plastikabfälle vagabundieren, überall lagen Flaschen, weggeworfene Decken und Kleidung. Toilettenhäuschen statt waschkörbeweise Extrawurst-Semmerln war allerdings kein guter Vorschlag, jedenfalls nicht, wenn es nach dem Polizeisprecher ging, den Prähausner vor etwa zwei Stunden telefonisch erreicht hatte. Man wolle die Leute in der leergeräumten Autobahnmeisterei unterbringen, die nur wenige Kilometer entfernt und inzwischen mit allem Notwendigen ausgestattet sei. Ein wildes Camp an der Grenze werde man nicht dulden. Noch sah es nicht nach einem Camp aus, eher nach einem Massenpicknick.

„Stell dir vor, das wären Österreicher. Die würde alle auf den Bordsteinen sitzen oder auf den Steinen am Flussufer und nicht auf dem Boden.“ Annabel verstaute die Kamera in ihrer Tasche. „Oder sie würden gleich Bierbänke und Biertische aufstellen.“

Prähausner lachte. Tatsächlich hatte das Bundesheer damit begonnen, am Straßenrand Biertische aufzuklappen. Kollegen vom deutschen Fernsehen filmten einen Soldaten, der gerade ein Ofenrohr auf einen klobigen tarnfarbenen Anhänger steckte. Eine Feldküche! Wann hatte er das letzte Mal so etwas zu Gesicht bekommen? Vielleicht als Bub, bei einer der jährlichen Leistungsschauen des Bundesheers?

„Die Brücke. Die habe ich noch nicht!“ Annabel packte die Kamera wieder aus, dann suchte sie sich einen Weg zurück auf die Straße.

Der Grenzfluss war hier nicht sonderlich breit, grün und klar zog das Wasser unter der Brücke, die nicht mehr als siebzig, achtzig Meter überspannte, hindurch. Hundert, hundertfünfzig Flüchtlinge hatten auf den Geh- und Radwegen beiderseits der Brückenfahrbahn Platz gefunden. Die Allermeisten standen an das Geländer gelehnt, viele aber saßen auch am Boden, so wie Ibrahim, ein Schiit aus dem Irak. Prähausner hatte ihn vorhin interviewt, und jetzt waren er und seine beiden Cousins bereit, sich vor Annabels Kamera zu stellen. Keinen Schritt würden sie von der Grenze wegmachen, hatte Ibrahim erzählt, sie seien unter den ersten gewesen, die sich bis hierher durchgefragt hätten, und nun blieben sie, bis die Deutschen den Schlagbaum öffneten. Nach wochenlanger Flucht sahen die drei überhaupt nicht aus, eher so, als hätten sie sich gerade aus einem gut gefüllten Kleiderschrank bedient. Selbst Ibrahims weißes Hemd war fleckenlos sauber; Aftershave-Geruch zog in Prähausners Nase.

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