Christian Müller Lorenz - Unerhörte Nachrichten

Здесь есть возможность читать онлайн «Christian Müller Lorenz - Unerhörte Nachrichten» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Unerhörte Nachrichten: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Unerhörte Nachrichten»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

"Unerhörte Nachrichten" entwirft ein fiktives Szenario: Deutschland sperrt dauerhaft seine Grenzen für Vertriebene. In einer Stadt im Westen Österreichs drängen sich daraufhin Tausende von Flüchtlingen – eine Situation, die für den Lokaljournalisten Ingo Prähausner wie geschaffen scheint. Seine exklusiven Berichte von der Grenze erregen international großes mediales Aufsehen. So bekommt er die Chance, sein finanziell schwer angeschlagenes Anzeigenblatt zu retten. Doch zur gleichen Zeit fühlt er sich von einer jungen gehörlosen Flüchtlingsfrau, die er bei sich aufgenommen hat, an ein Ereignis erinnert, das Jahrzehnte zurückliegt. Dann taucht auch noch Marina auf, die ihn schon während seines Studiums in Verwirrung gestürzt hat. Mittlerweile hat sie als Journalistin Karriere gemacht. Prähausner scheint ihr erneut zu verfallen. Während die Vertriebenen bald nicht mehr ausreichend versorgt und untergebracht werden können, während sich die Lage in seiner Stadt immer weiter zuspitzt, reist der Redakteur gedanklich wie emotional zurück in die 1990er Jahre, zurück zu sechs Tagen in Bosnien, die sein Leben für immer verändert haben. In einer bilderreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.

Unerhörte Nachrichten — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Unerhörte Nachrichten», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

„Wir haben uns heute Morgen am Fluss gewaschen und rasiert“, hatte der jüngere der beiden Cousins, dessen schwarze Brauen fast schon schnurrbartartig über seinen Augen stachelten, erklärt. „Wir wollen einen guten Eindruck bei den Deutschen machen.“

Nach einer baldigen Öffnung der Grenze sah es allerdings nicht aus, auch handelte es sich nicht eigentlich um einen Schlagbaum, sondern um eine Art Gitter, das sich genau in der Mitte der Brücke über Fahrbahn und Gehwege spannte und mit zwei Toren für den Verkehr versehen war. Kein eilig herangeschaffter Bauzaun, sondern eine massive, mindestens drei Meter hohe Sperre, die gut vor das Eingangstor einer Kaserne gepasst hätte. Dahinter hatte die deutsche Polizei Stellung bezogen, Beamte in ihrer Alltagsuniform, die den zäh dahinfließenden Autoverkehr kontrollierten, und außerdem ein paar dutzend durchtrainierte Männer, die ihre Helme an ihre Koppeln gehängt hatten. Durchsichtige Schilder lehnten in Reihe am Brückengeländer.

Hinter den Kulissen, hieß es, wurde hektisch verhandelt. Österreichische Spitzendiplomaten waren nach Berlin geflogen, um sich für ein Kontingent von sechshundert bis tausend Flüchtlingen pro Tag einzusetzen. Unverhofft den Rücken gestärkt hatte ihnen die ungarische Präsidentin mit einem offenen Brief an die deutsche Regierung: Auch in ihrem Land seien die Vertriebenen kaum noch unterzubringen; Bahnhöfe, Turnhallen, Militärzelte seien übervoll. Abhilfe könne nur geschaffen werden, wenn das wirtschaftlich stärkste Land Europas sich für die Hilfesuchenden öffne.

„Danke, das reicht. Ich habe euch und den Zaun drauf. Das Foto kommt in unsere Zeitung“, sagte Annabel auf Englisch zu Ibrahim. „Wollt ihr wirklich hier übernachten?“ Sie steckte die Kamera endgültig zurück in die Tasche.

„Ja, eine Nacht ist kein Problem für uns. Morgen werden sie uns hineinlassen.“ Ibrahim war voller Optimismus. In Deutschland, hatte er während des Interviews gesagt, wolle er als Zahnarzt arbeiten, so wie in Basra auch, und nach ein, zwei Jahren seine Familie nachholen.

„Na, dann viel Glück!“

Als Prähausner und seine Kollegin in Richtung Auto gingen, fiepte Annabels Smartphone. „Unser Gebirgsjäger“, sagte sie mit Blick auf den Bildschirm. Sie wurde langsamer, dann blieb sie stehen. „Er ist auf der deutschen Seite der Grenze unterwegs. Schau mal.“ Sie hielt Prähausner ihr Gerät vor die Nase. Auf einem Foto war ein Bautrupp zu sehen, der Nato-Draht auf dem Waldboden ausrollte. „Sieht aus, als wäre es gar nicht weit von hier. Das ist im Auwald.“

„Was? Ein Zaun? Das kann doch … davon war doch nie die Rede!“ Prähausner starrte auf das Foto, ohne einen weiteren Gedanken fassen zu können. Die Sonne im wolkenlosen Himmel, das Rauschen des Flusses. Das friedliche Picknick mit der Extrawurst. Ich will etwas sagen, aber es geht nicht, meine Kehle ist dürr und trocken geworden. Schnell hole ich die Wasserflasche aus meinem Rucksack, nehme einen Schluck, dann noch einen. Annabel scheint nicht zu begreifen, sie blickt mich nur ein wenig verwundert an, weil ich nicht reagiere, nicht reagieren kann. Es ist nicht möglich, nicht hier, an der Grenze zu Deutschland. Das Foto muss Johannes aus einer anderen Gegend bekommen haben, aus Mazedonien, Serbien, aus Griechenland.

„Ruf Johannes an, sofort. Er soll vor Ort bleiben und weitere Fotos machen. Fotos vom Zaun. Vielleicht gibt es Truppenbewegungen. Auch davon brauchen wir Fotos, möglichst schnell.“

„Okay.“ Annabel tippte schon auf ihrem Telefon herum.

„Und dann wechselst du rüber. Du gehst ins Rathaus von Freileichtheim und überrumpelst den Bürgermeister. Du fragst ihn auf den Kopf zu, ob er etwas weiß, und wenn er es leugnet, zeigst du ihm das …“

Wieder fiepte Annabels Handy. Der Gebirgsjäger hatte drei weitere Bilder geschickt. Eines zeigte einen Lastwagen der Deutschen Bundeswehr, der Drahtrollen geladen hatte, die beiden anderen Soldaten, die Zaunpfähle in den Waldboden schlugen. Verblüffenderweise waren beide Aufnahmen gestochen scharf. Sie mussten aus unmittelbarer Nähe gemacht worden sein.

„Wie hat er denn das zustande gebracht?“ Prähausners Kehle war noch immer so trocken, dass er den Satz nur mit Mühe zu Ende bringen kann. Da bin ich seit beinahe fünfzehn Jahren Redakteur bei den Neuesten Grätzelnachrichten , da bilde ich mir ein, dass ich alles, aber auch wirklich alles, was in dieser Stadt passiert, schon Tage vorher erahnen kann, und nun schickt mir ausgerechnet ein jobbender Bummelstudent ein paar Fotos, die möglicherweise mehr verändern werden als alles, was ich bisher erfragt, geschrieben, gedruckt habe. Wasser. Es gluckst aus der Flasche in meinem Mund, schwemmt kühl meine Kehle hinab. Das ist meine Chance. Jetzt heißt es handeln.

„Sieht arg aus, der Zaun.“ Annabel, die langsam zu begreifen schien, fragte nach genaueren Anweisungen.

„Du fährst mit dem Wagen nach Freileichtheim ins Rathaus. Ich fahre mit dem Bus ins Büro. Wir müssen schnell sein. Du hast dreißig Minuten! In höchstens einer Stunde sind wir online!“

Gleichzeitig rannten sie los, Annabel zum Auto, das ganz in der Nähe der Brücke geparkt war, Prähausner in Richtung Busstation, die etwa einen Kilometer von der Grenze entfernt war, er rannte an der Fahrzeugkolonne, die sich von der Brücke aus zurückstaute, entlang, hetzte über eine rote Ampel und steigerte trotz des plötzlichen Stechens in seiner Seite die Geschwindigkeit, während sich in seinem Kopf schon die erste Schlagzeile zu bilden begann:

SCHOTTET DEUTSCHLAND SICH AB?

Bundeswehr baut Zaun an der Grenze. Nato-Draht wird angeliefert. Erste Fotos, exklusiv in den Neuesten Grätzelnachrichten.

Noch im Laufen holte er sein Telefon aus der Hosentasche. Jetzt musste Hubert zeigen, was er draufhatte, jetzt würde sich beweisen, was seine App wirklich konnte, ob das digitale Copyright tatsächlich funktionierte. Bis die großen Agenturen herausgefunden hatten, wo der Zaun gespannt wurde, konnte es zwei, drei Stunden dauern, und bis dahin gehörten die Schlagzeilen ganz allein den Neuesten Grätzelnachrichten .

8

„Hallo Papsi! Wo warst du so lange?“ Franzi rutschte von der Couch, als Prähausner das Wohnzimmer betrat. Im Schlafanzug tappte sie auf den Journalisten zu. Er drückte sie an sich, küsste ihr traumverwirrtes Gesicht und sog ihren Geruch ein, ihren Nachtgeruch, den sie schon als kleines Kind gehabt hatte, einen Geruch nach Bettwärme, Schlaf und der süß schmeckenden Kinderzahnpasta mit dem Mammut auf der Tube, die sie noch immer benutzte. Es war 3 Uhr nachts.

„Tut mir leid, Franzi, es war die Hölle los. Es ist etwas Unglaubliches passiert. An der Grenze.“

„Ist das wegen dem Zaun, den sie bauen?“

Prähausner ließ seine Tochter los. „Woher weißt du davon?“

„Von deiner App. Ich habe zusammen mit Mara geschaut. Ich habe den Beitrag sofort geteilt.“

„Danke, Franzi. Die App … sie funktioniert wirklich gut.“ Prähausner war plötzlich schwankig zumute. Er hielt sich an der nächstbesten Sessellehne fest und kam zu dem Schluss, dass er seit vierzehn Stunden weder gegessen noch getrunken hatte und dass er zumindest die Flüssigkeitsaufnahme schleunigst nachholen sollte, wenn er morgen wirklich noch vor acht wieder in der Arbeit sein wollte, nein musste, denn Hubert, der am Abend ins Büro gekommen war, um Annabel abzulösen, konnte unmöglich bis in den Vormittag hinein durchhalten; aufgekratzt, wie er seit Stunden war, brach er immer wieder in unkontrolliertes Gelächter aus, und das selbst dann, wenn er mit einer großen Agentur telefonierte, so wie vorhin, als die BBC angerufen hatte. Woher die Infos, die Bilder, die Mitschnitte denn kämen? Ob es glaubhaftere Quellen gäbe als das Gestotter dieses Provinzbürgermeisters?

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Unerhörte Nachrichten»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Unerhörte Nachrichten» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Unerhörte Nachrichten»

Обсуждение, отзывы о книге «Unerhörte Nachrichten» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x