Simone Horstmann - Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen?

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Mit dem drohenden Verschwinden der Tiere steht weit mehr auf dem Spiel, als es die naturwissenschaftlichen Diskurse andeuten: Es geht nicht allein um eine Krise versiegender Rohstoffe oder um den Verlust ökologischer Einflussfaktoren, sondern um eine existentielle Erschütterung, die das Verhältnis zwischen Menschen und (anderen) Tieren in grundsätzlicher Weise betrifft. Die Autorin beleuchtet daher die tieferliegenden theologischen und metaphysischen Gründe jener Angst vor einer Welt, die für die Wirklichkeit der Tiere keinen realen wie gedanklichen Ort mehr hat: Woher rührt das Unbehagen angesichts einer Tierindustrie, die den milliardenfachen Tod von Tieren zum gnadenlos durchexerzierten Normalfall gemacht hat? Welche Folgen hatte die radikale Pro-fanisierung von Tieren, die in der antiken Welt noch nahezu gottgleichen Status innehatten? Was also fehlt, wenn uns die Tiere fehlen?

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Ist der Blick in die Natur also ein Blick in das abgründige Nichts? Die Möglichkeit, dass die wilde, ungeordnete Natur zumindest eine eisige, sinnabweisende Schönheit sein kann, hat auch Reinhold Schneider in seinem Tagebuch „Winter in Wien“ (1957/58) immer wieder beschäftigt, das er nur fünf Tage vor seinem eigenen Tod fertigstellte. 10Besonders deutlich wird dies in einer Schilderung des Winters am Neusiedler See:

„Über die Eisflächen tanzen diamanten leuchtende Flocken aus Eiskristallen, Winterschmettterlinge, nach denen der Wind vergeblich mit auf der Bahn hingleitenden Eisstücken wirft. Spiel des Wassers und der Flocken, Wiege des Windes, unaufhörliche Verwandlung des Lichts, eine Fremde, in der sich der Mensch, scheu vom schmalen Ufer in das Grenzenlose blickend, als Fremdling erkennt. Wer kann sagen, dass er Natur versteht?“ 11

Eine Antwort auf diese letzte Frage scheint beinahe überflüssig. Niemand, dem diese menschenabgewandte, in sich selbst ruhende Natur der „Winterschmetterlinge“ aus Eis begegnet ist, würde so etwas von sich behaupten können. Schneiders Frage, wie auch der umfassende Hintergrund seines Werkes, ist an die moderne Naturwissenschaft gerichtet: Gerade sie sollte doch zumindest dieses eine für sich in Anspruch nehmen können, nämlich die Natur zu verstehen. Für Schneider ist der naturwissenschaftliche Habitus, der in der Natur verstehbare Zwecke zu erkennen glaubt, dennoch ein „Unrecht an der Natur“:

„Wir sagen: die Chlorophyllkörner in den Blättern verschlucken Sonnenenergie, um sie für den Aufbau organischer Stoffe zu verwerten – und spüren nicht die Anmaßung in diesem ‚um‘, die einem Gliede eine Einzelfunktion zuteilt, als ob es sich um das Rädchen einer Konstruktion handle, nicht um einen Lebenszusammenhang, in dem jegliches Vorhandene in unbegrenzbaren Bezügen wirkt. […] Wir können vielleicht solche Hilfskonstruktionen nicht vermeiden, aber sie führen zu Missverständnissen, sie sind Unrecht des Menschen an der Natur. Hier, an dem föhnigen Wintertag, vor der sandigen Uferstraße des Neusiedler Sees, lebt sie in sich selbst, einsam in spielender Verwandlung, Erscheinungen zeitigend, Welle und Flocke und Licht und Tanz der Halme, die uns, den Eindringlingen, als Wunder erscheinen, weil wir die Totalität nicht als Wunder begreifen wollen. Vielleicht ist dieses Dasein ein Leiden, aber dann in keinem zugänglichen Sinne; die Natur bedarf unseres Wortes nicht; es kann sie gar nicht erreichen. Indem wir ihr eben begegnen, stoßen wir an die Grenzen unserer Existenz; jenseits vermögen wir nichts. […] Etwas ist wirksam in uns, das uns wie mit Glas umschließt, das die Osmose verhindert; es ist die Wirkkraft, die uns gebaut hat. […] Und also ist unsere Antwort, […] unsere rastlose Antwort Ehrfurcht vor dem Unfassbaren, vor einer Daseinsgemeinschaft, hinter der unüberschreitbaren Grenze.“ 12

Was Schneider in dieser winterlichen Landschaft erkennt, ähnelt zunächst einmal dem, was auch Conrads Schilderung der Wildnis ausmacht. Als ein Verlorener, Ausgestoßener lugt der Mensch in die Natur, die ihn weder braucht noch auf seine Fragen antwortet. Ob es den beobachtenden Menschen nun gibt oder nicht, spielt für die Natur keine wesentliche Rolle: Für das Leben und Sterben der Tiere und Pflanzen in all den Jahrmillionen der Erdgeschichte scheint es einerlei, ob es den Menschen gibt; wenn überhaupt, so taucht er als Störgeräusch und randständige Einflussgröße in diesem ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens auf. Dennoch: Der Kontingenz der Natur muss der Mensch – das ist eins der großen Dramen seiner Existenz – trotzdem begegnen, auch wenn sie ihm womöglich niemals antworten wird, muss er doch seine Antwort auf sie finden. Conrads dämonische Figur des Kurtz demonstriert eine denkbare, wenngleich schreckliche Lösung: Wenn es keinerlei Sinn mehr gibt, dann kann daraus die Entscheidung zum moralischen Bösen entstehen. Der Tod als Signum der vollständigen Kapitulation des Sinns muss dann wohl als wahrhaftiges Grauen erfahren werden: In seinem Ausruf „Das Grauen, das Grauen!“ fallen die Angst vor dem eigenen Tod und die retrospektive Wahrnehmung des Todes, der Sinnlosigkeit der Wildnis in eins. Die Angst vor dieser mythischen Urerfahrung der Einswerdung verbindet sich mit der Erfahrung des Sterbens, insofern ist sie in der Tat ein Grau-en: ein Grau-Werden, d. h. ein Zusammenfallen der kontrastreichen, Orientierung stiftenden Gegensätze von Schwarz und Weiß.

Eine säkulare Zwei-Naturen-Lehre

In der Schilderung Reinhold Schneiders umschließt den Menschen eine Membran wie aus Glas – sie sondert ihn von der restlichen Natur ab und verhindert zugleich den Übertritt in die unergründlichen Tiefen der Wildnis, von denen bei Conrad die Rede war. Sie trennt und schützt zugleich von und vor der Natur, oder genauer: Sie zeichnet die Konturen eines säkularen Pendants zur „Zwei-Naturen-Lehre“: Die Natur der außermenschlichen Natur ist hier eine gänzlich andere als die menschliche Natur, beide Naturen existieren, ähnlich wie es ein frühchristliches Bekenntnis in Bezug auf die göttliche und die menschliche Natur Jesu Christi formuliert, „unvermischt“ und „unveränderlich“. Das frühchristliche Dogma spricht neben diesen beiden Verhältnisbestimmungen aber auch davon, dass die beiden Naturen Jesu Christi zugleich „ungetrennt“ und „unteilbar“ seien – dies gilt hinsichtlich einer säkularen Lesart der menschlichen und außermenschlichen Natur wohl lediglich aus Sicht jener umfassenden Totalität, von der Schneider ebenfalls spricht. Der Blick der menschlichen auf die außermenschliche Natur fördert bisweilen etwas zutage, was ihr grundsätzlich nicht entspricht: Die außermenschliche Natur ist schön, aber sie ist eiskalt. Je näher wir ihr kommen, desto weiter entfernt sie sich, und wir bleiben als Einsame, als Verzweifelte angesichts einer gleichermaßen schönen wie unerbittlichen Wirklichkeit zurück. Bewunderung und Schreckstarre verbinden sich in unserem Blick auf die Natur. Auch im Angesicht der Tiere mag uns diese seltsame Anmutung befallen. An anderer Stelle heißt es daher bei Schneider:

„Die Bewunderung der Zweckmäßigkeit, mit der ein Tier zur Vernichtung des anderen ausgestattet ist, der Bienenwolf zum Verderb der Bienen, die Wasserspinne zum Fischfang, der Ameisenbär für die Ameisen, grenzt an Verzweiflung.“ 13

Dem Menschen bleibt scheinbar nur, die hermetische Einheit der Natur zu betrachten, und mitunter durchzieht ein Anflug von wehmütiger Sehnsucht, aber auch von bodenloser Verzweiflung diesen Blick. Er gilt einem Ort, der dem Menschen verschlossen ist, weil diese Natur ihm vollkommen äußerlich zu bleiben scheint. Diese Trennung dürfte wohl am deutlichsten auch den Unterschied zur frühchristlichen Lehre von den „Zwei Naturen“ darstellen. Der Antike schien es immerhin denkmöglich, eine Person mit zwei Naturen – unvermischt, ungetrennt, unteilbar und unveränderlich – zu denken. Heute tendieren wir dazu – und der Anblick der Tiere dürfte diesen Eindruck am stärksten heraufbeschwören –, andere, außermenschliche Naturen als Bedrohung und als Sehnsucht zugleich wahrzunehmen. So ist der Glaspanzer, den Reinhold Schneider als Bild für unser Naturverhältnis entwirft, gleichermaßen Schutz der eigenen Natur wie Eingeständnis eines leisen Bedauerns und Anlass zu der Frage, wie es wohl wäre, wenn die eigene und die fremde Natur doch nicht durch jenen Glaspanzer getrennt wären. Ein solcher Panzer aus Glas markiert also eine zweite Option neben der Vernichtung der Figur des Kurtz durch jene so andere, sinnentleerte Natur in Conrads Roman: das Einverständnis in eine fundamental (zwei-)geteilte Welt. Man lasse sich nicht täuschen: Auch sie produziert Angst, wenngleich in der schwächeren Form der von Schneider genannten Ehrfurcht.

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