Für das Kindes- und Jugendalter kann ergänzt werden, dass Psychotherapie meistens das Umfeld (Eltern, Lehrpersonen, andere Bezugspersonen) einbezieht.
Allgemeine Rahmenbedingungen
Eine Psychotherapie kann in verschiedenen Einrichtungen und in verschiedenen Settings durchgeführt werden. So kann die Psychotherapie ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen, sowie individuell oder in der Gruppe, bzw. in einer Kombination davon. Für welche Patientinnen, welche Form des Settings am wirksamsten ist, kann derzeit nur ungenügend beantwortet werden. Faktoren, die eine Rolle spielen können, sind das Alter der Patientinnen, der Schweregrad der Störungen, Fremd- und Selbstgefährdung, Funktionsfähigkeit, bisheriger Behandlungsverlauf, soziales/familiäres Umfeld, sowie Risiko- und Schutzfaktoren wie oben ausgeführt.
5.1 Allgemeine Wirkfaktoren
Für einen Therapieerfolg sind spezifische und allgemeine Wirkfaktoren zu sichern und zu berücksichtigen (für einen Überblick siehe Pfammatter et al., 2012). Zunächst ist vor der Anwendung und Durchführung von verschiedenen Methoden, der Aufbau einer ausreichend guten therapeutischen Beziehung, sowohl zu den Kindern oder Jugendlichen als auch zu den Bezugspersonen, eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche psychotherapeutische Arbeit. Grundwerte sind Feinfühligkeit, Empathie, Kongruenz und Authentizität.
Die Psychotherapieforschung zu therapeutischen Wirkfaktoren bei Kindern und Jugendlichen findet deutlich seltener statt als die Wirksamkeitsforschung. Dabei untersucht die Prozessforschung die Wirkfaktoren einer psychotherapeutischen Intervention, mit dem Ziel, diese zu identifizieren und so gut wie möglich zu optimieren. Des Weiteren betrachtet die Prozess-Ergebnis-Forschung den Einfluss des Therapieprozesses auf das Therapieergebnis. Daher sind Verlaufsmessungen zur Analyse des therapeutischen Prozesses für ein Gelingen der Therapie sinnvoll.
Ein bekanntes Modell zu den allgemeinen therapeutischen Wirkfaktoren hat Grawe (1995) mit seinem Modell einer allgemeinen Psychotherapie vorgelegt. Nachfolgend werden die vier auf Grawe (1995) zurückgehenden Wirkfaktoren, Problembewältigung, Motivationale Klärung, Ressourcenaktivierung und Problemaktualisierung, beschrieben und für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie angewandt.
Die Ressourcenaktivierung dient nicht nur der Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens, sondern auch der Kompensation pathogener Zustände, die beispielsweise durch unreife Verhaltensweisen die Bewältigung weiterer Entwicklungsaufgaben behindern (Flückiger & Studer, 2009; Petermann & Schmidt, 2006). Außerdem können durch Ressourcenaktivierung die Erfolgserwartung bezüglich der Therapieziele, die Motivierung zur Verhaltensänderung und die Entwicklung einer guten therapeutischen Beziehung, sowohl mit der Patientin als auch mit den Bezugspersonen gefestigt werden (Döpfner, 2013; Flückiger & Studer, 2009; Grawe & Grawe-Gerber, 1999). Die therapeutische Beziehung wird bei Grawe als ein Element der Ressourcenaktivierung zugeordnet. Die Bedeutung der Arbeitsallianz ist unabhängig von der therapeutischen Grundausrichtung unumstritten (Döpfner, 2009a; Shirk & Karver, 2003) und kann als notwendige, wenn auch nicht hinreichende Basis für weitere psychotherapeutische Maßnahmen gesehen werden (Lammers & Schneider, 2009; Martin, Garske & Davis, 2000). Der Wirkfaktor Problemaktualisierung ist definiert als das unmittelbare Erfahrbarmachen der eigenen Probleme (Grawe, 1995), welche nur dann wirksam verändert werden können, wenn sie als solche benannt und ausgearbeitet werden (Döpfner, 2013). Bei der Klärungsperspektive geht es darum, dass die Therapeutin die Patientin und ihre Bezugspersonen darin unterstützt, sich ihrer Ziele, Motive und Werte klarer zu werden (Döpfner, 2013; Eckert, 2000; Grawe 1995). Dabei steht die gemeinsame Erarbeitung eines konkreten Störungskonzeptes und einer Interventionsstrategie im Vordergrund (Döpfner, 2013). Die aktive Hilfe zur Problembewältigung steht im Zentrum der therapeutischen Arbeit. Die Therapeutin hat die Aufgabe, die Patientin bei der Bewältigung ihrer Probleme aktiv zu unterstützen, sodass diese lernen kann, problematische Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken nachhaltig zu verändern (Grawe, 1995; Lammers & Schneider, 2009).
5.2 Überprüfung der Lernziele
• Definieren Sie Psychotherapie.
• Beschreiben Sie allgemeine Wirkfaktoren von Psychotherapie.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.