Das plüschige Café Hexenstübchen mit Oma-Dekor in der Nähe der Mühltorbrücke hat leckere Torten, herzhafte Kleinigkeiten und bietet Kulturprogramm ( www.cafehexenstuebchen.de).
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Altstadt Büdingen
Startpunkt: Lohsteg
63654 Büdingen
Büdinger Tourismus und Marketing
Marktplatz 9
63654 Büdingen
06042 96370
www.buedingen.info
3 In Büdingen geht die Post ab
Büdingen: Schlossmuseum
Der blaue Briefkasten an der Sandsteinmauer des Büdinger Schlossplatzes ist zwar die Nachbildung eines Postkastens des Jahres 1896, aber Sie können Ihre Ansichtskarte vom Büdingen-Ausflug hier vertrauensvoll einwerfen. Über eine kleine Brücke direkt daneben geht es in die Vorburg der stauferzeitlichen Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert. Das Schloss, dessen Kern von einer 13-eckigen Mauer aus Buckelquadern umschlossen ist und das von Romanik bis Barock fast alle Baustilmoden des vergangenen Jahrtausends aufweist, wird seit 1258 von der fürstlichen Familie zu Ysenburg und Büdingen bewohnt, heute in 23. Generation. Es lohnt sich, an einer Schlossführung teilzunehmen. Man betrachtet das Sternengewölbe und das Chorgestühl aus Eiche in der Schlosskapelle, die Fresken aus dem 16. Jahrhundert im Palas und wirft einen Blick in die Alchemistenküche in der alten Hofapotheke, wo einer der Grafen ein naturwissenschaftliches Kabinett einrichtete. Das auf 1553 datierte große Wandbild in der Graf-Diether-Stube zeigt eine winterliche Sauhatz vor der Kulisse eines verschneiten Dorfes und erinnert an Motive des Holländers Brueghel.
Das Kleinstädtchen Büdingen bietet seinen Besuchern weit mehr, als man bei 8.000 Einwohnern im Kernort erwarten würde. Es besitzt sechs reich bestückte Museen. Abgesehen vom Schlossmuseum gibt es das stadthistorische Heuson-Museum im Historischen Rathaus, das Sandrosenmuseum im Jerusalemer Tor, das 50er-Jahre-Museum im spätgotischen Bau der ehemaligen Herberge zum Schwan, das Metzgermuseum im historischen Schlaghaus, in einem Turm an der Mühltorbrücke. Das Modellbau-Museum im Oberhof, dem ältesten Renaissancebau Büdingens, zeigt 150 Exponate – Modelle von historischen Kriegsschiffen, Eisenbahnen, einer Bohrinsel, eines Rummelplatzes und einer Hafenanlage.
Beim traditionellen Mittelalterfest in Büdingen wirken etwa 130 Händler, Handwerker, Gaukler, Musikgruppen mit. Es gibt einen Viehmarkt, mehrere Lager mit historischen Zelten und einen Festumzug.
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Schlossmuseum
Schlossplatz 1
63654 Büdingen
06042 96470
www.schloss-buedingen.de
4 Dreibeinige Tontöpfe
Büdingen: Heuson-Museum im Historischen Rathaus
Das Heuson-Museum im Historischen Rathaus von Büdingen erinnert an alte Handwerksberufe – Drechsler, Weber, Tuchfärber, Ziegler, Töpfer. Hier sieht Elisabeth Johann in den 1970er-Jahren erstmals die Sammlung der Töpferfamilie Winterling. Es ist eine Initialzündung: Fortan widmet sich die damalige Stadtarchivarin von Butzbach leidenschaftlich der Geschichte der Wetterauer Töpfer.
Bis ins 15. Jahrhundert waren die unglasiert gebrannten Tongefäße durchlässig. Das Material kam aus Lehmgruben der heimischen Wälder. Erst die Glasur, eine Masse aus Quarz und Bleiverbindungen, macht sie wasserdicht. Die Glasurfarben aus Mineralien stellten die Töpfer selbst in Erzmühlen her: Mangan (braun), Kupfer (grün und rot), Eisenfeilspäne (gelb), Kobalt (blau). Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert »herrschte die einfache Irdenware in den Küchen vor«, berichtet Elisabeth Johann – Schüsseln, Siebe, Tiegel, Wasser- und Ölkrüge, Kannen, Teller, Becher. An einem Haken über dem offenen Herdfeuer hing der eiserne Kessel, Tontöpfe aber »hatten häufig drei Beine, um Glut darunter zu schieben«. Manche Tongefäße waren reich verziert mit Maiglöckchen, Vögeln, Blättern, Fingertupfenleisten, Monogrammen und Inschriften. Außerdem bauten die Töpfer Kachelöfen. Ungefähr 200 Jahre florierte dieses Handwerk in Altenstadt, Oberau, Höchst, Rommelshausen. 67 Töpferfamilien, die ihr Handwerk über viele Generationen weitergaben, fand die Keramikforscherin in den Kirchenbüchern dieser Orte. Die Vermarktung besorgten meist andere: Allein das Gewerberegister von Oberau nennt 22 Personen, die zwischen 1844 und 1860 mit Tongeschirr handelten. Schon bald darauf aber kam industriell gefertigtes Emaille-Geschirr in Mode – das Töpfern ernährte keine Familie mehr.
Die Tradition der »Dippemess« überlebte unter diesem Namen nur in Frankfurt. Keramik- und Töpfermärkte finden in Hessen zwischen April und Oktober statt.
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Heuson-Museum im Historischen Rathaus
Rathausgasse 6
63654 Büdingen
06042 950032
www.heuson-museum.de
5 Rosensteine aus Baryt
Büdingen: Sandrosenmuseum im Jerusalemtor
Ob diese formschönen Rosensteine im Naturschutzgebiet Hölle von Rockenberg gefunden wurden – das möchte Lothar Keil, Betreiber des Büdinger Sandrosenmuseums im Jerusalemer Tor, nicht verraten. Zu viel Raubbau wurde in der Vergangenheit in Rockenberg betrieben – dem einzigen Fundort von Barytrosen in Europa. Bevor das Areal 1994 zum Naturschutzgebiet erklärt und jegliche Kraxelei an der steilen Sandwand unterbunden wurde, waren die Tertiärquarzite beliebte Sammelstücke, die Vorgärten und Fensterbänke zierten. Heute sind fast alle Rockenberger Fundstellen außerhalb des Naturschutzgebietes abgeräumt, häufig mit Bauschutt verschlossen. Wer die gelb, rot, schwarz, weiß oder violett schimmernden Kristalle, die bis zu 30 Zentimeter Durchmesser haben können, aus der Nähe betrachten möchte, sollte sich nach Büdingen begeben und die einmalige Sandrosen-Sammlung besichtigen.
Die Kristalle basieren auf einer chemischen Verbindung von Schwerspat (Bariumsulfat), Sand und einer kleinen Menge von Eisen- und Manganoxid. Aus hochmineralisierten Lösungen kristallisiert Schwerspat und schließt die Quarzkörner des umgebenden Sandes ein – ein Wachstum, das 25 Millionen Jahre dauert. Lothar Keil besitzt Tausende von geologischen Exponaten, darunter Dutzende von Sandrosen. Lebenslang wollte der Mittsiebziger wissen, »was die Welt im Innersten zusammenhält«, mit der Schippe und Schaufel erspürte der Mann die Erdgeschichte nördlich des Mains zwischen Vogelsberg und Taunus.
Der Naturschutz in der 13 Hektar großen Sandabbaufläche Rockenberg soll Tiere und Pflanzen auf Mager- und Heiderasen und im sumpfigen Flachwasser behüten. Nachzüchtungen der hochgradig gefährdeten Sumpfschildkröten aus dem Frankfurter Zoo wurden hier erfolgreich ausgewildert.
Die »Hölle von Rockenberg« darf zwar nicht betreten werden, ist aber von einem Aussichtspunkt aus einsehbar ( www.rockenberg.de/natur-umwelt/)
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