Sabine Dittrich - Erben des Schweigens

Здесь есть возможность читать онлайн «Sabine Dittrich - Erben des Schweigens» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Erben des Schweigens: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Erben des Schweigens»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Wer bin ich? Woher komme ich? Was bestimmt mein Leben? Grundsätzliche Fragen brechen auf, als die selbstständige Grafikerin Jael Winterstejn bei einem Sommerspaziergang im Rheintal zufällig einen Grabstein entdeckt, auf dem ihr Name steht. Die Suche nach der Geschichte, die sich hinter diesem Grabstein verbirgt, wird nicht nur zu einer Reise in die Vergangenheit ihrer eigenen Familie, sondern rührt an andere dunkle Geheimnisse. Fragen von Schuld und Vergebung, Rache und Versöhnung werden plötzlich ganz aktuell und persönlich. Sie führt zu Begegnungen in Prag und im ehemaligen Sudetenland. Dort trifft Jael den sympathischen Tschechen Radek. Eine lebendig erzählte, packende Geschichte, in der das Lebensgefühl mehrerer Generationen aufeinander trifft. Eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte: deutsch-jüdische und deutsch-tschechische Vergangenheiten, Krieg und Vertreibung. Eine aktuelle Geschichte, die die Frage aufwirft, wie Beziehungen gelingen können und wie die Verstrickung in Schuld überwunden werden kann.

Erben des Schweigens — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Erben des Schweigens», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Radek erzählte mir von seinem Traum – einem Begegnungscafé. Ein Platz, an dem sich deutsche und tschechische Menschen ungezwungen kennenlernen können. Ich war nicht nur von dem Gedanken an sich beeindruckt, sondern vor allem von Radeks ansteckender Begeisterung dafür. Er war ein Mann mit Visionen.

Eine Frage, die mich brennend interessierte, blieb an diesem Abend wieder offen. Warum lebte er alleine hier? Gab es keine Frau in seinem Leben?

Zumindest die besten Freunde in seinem Leben lernte ich am nächsten Tag kennen. Milena war mir gleich auf Anhieb sympathisch. Hellblonder Zopf, blaue Strahleaugen, eine lustige, herzliche Art. Ihr Mann Tommi, der eigentlich Tomaš heißt, war ein Arbeitskollege von Radek und ebenfalls Lehrer.

Diesmal verließen wir Prag in Richtung Süden. Nach nicht ganz einer Stunde Autofahrt erreichten wir den Slapy-Stausee. Mit etwa 40 Kilometern Länge und mit kleinen romantischen Buchten bietet die aufgestaute Moldau den Prager Einwohnern eine willkommene Abkühlung in der Sommerhitze. Auch ich genoss den Tag am Wasser mit Schwimmen, Sonnen und Volleyballspielen. Später beschlossen wir, meinen letzten Abend in Prag in einer typisch tschechischen Kneipe zu verbringen. »Keine Touristen, nur tschechische Leute«, lachte Milena mit ihrem lustigen Akzent. Auch sie hatte in der Schule einige Jahre meine Sprache gelernt. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt gerade mal »ahoi« und »dobrý den« – guten Tag – auf Tschechisch sagen. Na ja, und »Řip«. Ich spürte noch Radeks Arm um meine Schultern, aber an diesem Tag sah es leider nicht nach Gewitter aus.

Diese Kneipe hätte ich alleine nie gefunden. Und wenn – dann hätte ich mich nicht hinein getraut. Hier schien es wirklich nur Tschechen zu geben, viele junge Tschechen. Wir hatten Glück. Eine kleine Ecke war gerade noch frei. Ich rutschte neben Radek auf die Holzbank, die wohl nur für eine Person gedacht war. Ein großer Krug Bier wurde vor mich hingestellt. Selbstgebrautes. Im Hintergrund lief moderne Musik, allerdings nicht die üblichen englischsprachigen Hits, sondern tschechische Popmusik. Nur deutsche Schlager in einem Szenelokal zu Hause in Bamberg? Kaum vorstellbar. »Im Radio spielen sie auch ausländische Musik. Tschechische ist vielleicht mehr das Gefühl für mein Leben«, versuchte mir Milena zu erklären. Daraufhin wollten die Männer amüsiert wissen, was wohl das besondere tschechische Lebensgefühl von Milena wäre. Milena wechselte in ihre Sprache über und Radek übersetzte für mich. »Seit der samtenen Revolution ist so viel möglich, es ist nicht einfach, aber immerhin möglich. Ich kann überall hin reisen, ich lerne Menschen aus anderen Ländern kennen, wir gehören zur EU. Aber gleichzeitig ist es wichtig, zu wissen, wo ich herkomme. Dazu gehört meine Sprache, gehören meine Wurzeln. In USA und England wissen die nichts von meinen Problemen und Hoffnungen.« Ich ahnte, was sie damit meinte. Die Rapper aus Brooklyn singen auch nicht gerade über meinen Bamberger Single-Alltag. »Und du, Jael? Was ist dein Lebensgefühl?«, fragte mich Radek. Er sah mir direkt in die Augen. »Ich träume, manchmal schön, manchmal Albtraum«, scherzte ich. Sind spontane Antworten wirklich ehrliche Antworten, oder wie hatte ich das jetzt gemeint? Am liebsten wäre ich immer so sitzen geblieben, ganz nah bei Radek vor meinem Bierkrug, mit der fremden Musik in meinen Ohren.

Da kam sie auf uns zu, diese groß gewachsene junge Frau. Ich erinnere mich nicht mehr an Einzelheiten, nur daran, dass sie überaus gut aussehend und elegant wirkte. Milena und Tomaš würdigte sie nur eines kurzen Blickes. Sie überschüttete Radek mit einem wütend klingenden Wortschwall. Ich verstand nicht, worum es in ihrem Gespräch ging. Radek schien nicht sehr interessiert an einer längeren Unterhaltung, antwortete eher einsilbig und er rückte auch keinen Zentimeter von mir ab. Bevor sie weiterging, warf mir die Dame noch ein mitleidig herablassendes Lächeln zu. Wie sollte ich das jetzt interpretieren?

»Vergiss sie einfach«, sagte Radek und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. So einfach? Ich würde mich einige Monate später noch an diese Begegnung erinnern.

Schließlich war es Zeit, nach Hause zu gehen. Milena und Tomaš hatten uns in der Altstadt abgesetzt. Wir wollten die letzten Meter zum Hotel zu Fuß gehen. Vor dem Hoteleingang entwickelten sich die Dinge plötzlich schneller, als sie meine Vernunft steuern konnte. Ich griff nach Radeks Hand und er drehte sich zu mir um. Unsere Blicke versanken ineinander. Ja, ich hatte mir diesen Kuss zutiefst gewünscht – vorsichtig und unendlich zärtlich. Dann geschah das Unglaubliche. Radek löste sich sanft, aber nachdrücklich aus meiner Umarmung und trat einen Schritt zurück. »Entschuldige bitte, Jael, das hätte ich nicht erlauben dürfen. Bitte verzeih mir. Ich hole dich morgen um neun Uhr ab, wie versprochen, okay?« Ich stand da, bewegungslos, beschämt, sprachlos. Radek war in der Nacht verschwunden. Wie in Trance erreichte ich mein Hotelzimmer. Eine Stunde später lag ich immer noch angezogen auf meinem Bett, unfähig, das Erlebte zu ordnen. In meinem Herz klaffte ein brennendes Loch. Ich versuchte, Schmerz und Scham ins Kopfkissen zu weinen.

Die fremde unheimliche Stadt. Vor mir die Frauengestalt. »Warten Sie!«, rief ich. Die Frau blieb stehen und drehte sich um. Bevor ich ihr Gesicht erkennen konnte, wurde ich von hinten gepackt und in einen Hauseingang gezerrt. Man stieß mich eine modrige Steintreppe hinunter. Unten stürzte ich auf die Knie. »Steh auf, Judenhure!«, herrschte mich eine Männerstimme an. Ich rappelte mich hoch. »Nein, das ist ein Irrtum, ich bin keine Jüdin.« »Keine Jüdin?« Das unheimliche Lachen des schwarz uniformierten Mannes hallte durch den Keller. »So, so, was bist du dann?« »Deutsche«, antwortete ich langsam. Der Uniformierte packte mich unter dem Kinn und zog mich hoch, bis sein Gesicht dicht vor meinem war. Ich schaute fassungslos in Jürgens stahlgraue Augen. »Jetzt sagst du mir noch mal, was du bist, und diesmal die Wahrheit.« Der kalte Lauf einer Pistole drückte an meine Schläfe. In meinem Inneren kochte eine unbändige Abscheu und uralte Wut hoch. Mit aller Kraft brüllte ich in dieses mir nur zu gut bekannte Gesicht: »Ein Mensch, ich bin ein Mensch!«

Ein Knall. Dann wachte ich zitternd und schweißgebadet auf. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass ich noch lebte. Durch das Hotelfenster dämmerte der Morgen. Ich versuchte, mich aus der Umklammerung des Traumes zu lösen. Jürgen, ausgerechnet Jürgen. Über dieses Kapitel spreche ich äußerst ungern. Trotzdem sollen Sie das Notwendigste über meine Beziehung zu Jürgen erfahren. Über diese Suppe, die ich mir selbst eingebrockt hatte und nicht auslöffeln konnte. Dabei fing alles ganz harmlos an. Mit 18 Jahren, kurz vor dem Abitur, hatte ich meinen ersten Freund. Jürgen arbeitete in München bei einer Bank. Zuerst sahen wir uns nur am Wochenende. Ich war sehr stolz darauf, mir einen älteren, erfolgreichen Mann geangelt zu haben. Nach dem Abitur zog ich zu ihm nach München und begann mein Kunst-Studium. Dort lernte ich ihn dann wirklich kennen. Zuerst schmeichelte es mir sogar, wenn er immer genau wissen wollte, wann ich was mit wem unternommen hatte, während er seinem Bankjob nachging. Jürgen war eben ein echter Mann, nicht wie meine Studienkollegen, diese unreifen Jungs. Mit der Zeit nahm mir jedoch seine Eifersucht die Luft zum Atmen. Sobald ich mein Diplom in den Händen halten würde, wollte er mich heiraten – Gefängnis lebenslang. Eines Abends hatte er mich wieder gnadenlos verhört. Da fasste ich einen Entschluss: Ich würde ihn nicht heiraten. Nicht am Ende meines Studiums und auch nicht später. Nie. Am nächsten Morgen suchte ich mir ein Zimmer in einer Studenten-Wohngemeinschaft. Nach meinem Studienabschluss und drei Berufsjahren bei einem französischen Verlag hatte ich genug Abstand, um wieder nach Deutschland zurückzukehren. In Bamberg fand ich Arbeit und eine Wohnung. Einen Mann hatte ich seitdem nicht mehr ernsthaft an mich herangelassen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Erben des Schweigens»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Erben des Schweigens» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Erben des Schweigens»

Обсуждение, отзывы о книге «Erben des Schweigens» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x