„Was heißt gegen Abend?“
„Ich wollte kurz vor dem Abendessen wieder weg. Mich interessiert dann nicht mehr so, was die Herren reden.“
Ihr Mann wurde ungehalten.
„Kannst du mir bitte klar sagen, wann ihr wegwollt und wann du gedenkst zurückzukommen? Wie weit ist das von hier?“
„Nach dem Mittagessen fahren wir und ungefähr um halb sieben bin ich wieder da.“
Der Graf konnte nicht fassen, was er da hörte. Sein Blick ging zu seinem Schwager.
„Hatte ich eben nicht erklärt, dass niemand mehr im Dunkeln draußen durch die Gegend laufen, fahren oder sich sonst wie aufhalten soll? Was war daran nicht zu verstehen?“
Dann drehte er empört den Kopf zu seiner Frau.
„Entweder holt dich Ervin ab oder du bist früher zu Hause. Allein wirst du jedenfalls nicht unterwegs sein, nicht in der Dunkelheit. Oder du bleibst einfach hier. Máté wird den Weg zu seinem Freund sicher allein finden. Kenne ich den Mann?“
„Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln“, rief Máriska.
„Du bleibst hier oder lässt dich begleiten. Auf jeden Fall dulde ich es nicht, dass du erst spät zurückkehrst“, tat er barsch kund. Dem jungen Herrn war die Situation unangenehm. Auf die Schnelle fiel ihm keine Lösung ein, außer zu beschwichtigen. Er brauchte Máriska vor Ort, aber das wollte er nicht mit dem Graf ausdiskutieren. Vorsichtig versuchte er erst einmal einen größeren Streit zu vermeiden und verließ sich auf seine Spontanität, wenn es um Plan B ging, den er selbst noch nicht kannte.
„Er hat recht, Máriska. Du solltest kein Risiko eingehen. Ich schicke sie frühzeitig zurück, Dominik.“
Unerwartet stand Bálint zitternd im Türrahmen.
„Mama, ich friere so sehr und auch das Ziehen in meinen Knochen ist wieder da.“
Der aktuelle Streitpunkt war umgehend beseitigt und die Aufmerksamkeit galt dem jungen Mann. Orsolya sprang sofort auf und lief zum Medizinschrank in der Küche. Sie nahm eine kleine Flasche heraus und tropfte etwas von dem Inhalt in ein Glas Wasser. Ebenso setzte sie heißes Wasser auf, um eine Wärmflasche vorzubereiten. Máriska brachte ihren Sohn nach oben. Máté war wieder sichtlich berührt von dem Anblick des Kranken und starrte versunken in seinen Weinbrand. Als er aufschaute, traf er auf Dominiks Blick.
„Zu gerne würde ich jetzt wissen, was du gedacht hast, Schwager.“
„Ich habe überlegt, wie ich eurem Sohn helfen könnte. Möglicherweise macht es Sinn, wenn einer der Ärzte aus Wien ihn sich einmal ansehen würde. Zwei Adressen in Pest-Buda hätte ich auch noch.“
Der Familienvater nickte.
„Ein Versuch ist es wert, auch wenn wir dafür weit reisen müssten. So wie es jetzt ist, gefällt es mir nicht. Es wird schlimmer, anstatt besser. Wo wollt ihr morgen eigentlich hin? Was ist das für ein Freund von dir? Kannst du ihn nicht alleine besuchen? Warum soll sie mit?“
„Sie muss nicht mit. Ich hätte es einfach nur schön gefunden, weil es ein Klassenkamerad von mir war und er auch Máriska kennt.“
„Dann ladet ihn doch hierher ein.“
„Oh, besser nicht. Er ist früher ein bisschen strolchenhaft gewesen und ich weiß nicht, wie er sich in den letzten zwanzig Jahren wirklich entwickelt hat. Es hat sich spontan ergeben. Ich habe ihn am Bahnhof von Esztergom gesehen und gleich wiedererkannt.“
„Also eine übel beleumundete Person? Kommen da noch mehr von dieser Sorte hin? Ich will meine Frau nicht bei irgendwelchen Trunkenbolden wissen. Und wo ist das?“
„In Szob, wir müssen über die Brücke.“
Dominik war anzusehen, dass ihm das nicht gefiel, aber er wollte seiner Gemahlin es auch nicht gänzlich verbieten, ihren Bruder zu begleiten. Es würde nur unnötig Streit auslösen. Er war sich sicher, bis morgen noch eine vertretbare Lösung zu finden.
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