Die deutsche Ausgabe von AVATAR – DER SCHATTEN VON KYOSHI
wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler; Übersetzung: Bernd Sambale;
verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Jana Karsch;
Korrektorat: Peter Schild; Satz: Rowan Rüster/Cross Cult; Cover Artwork: Jung Shan Chang;
Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohořelice.
Printed in the EU.
Titel der Originalausgabe: AVATAR – THE SHADOW OF KYOSHI
German translation copyright © 2020 by Cross Cult.
Original English language edition copyright
© 2020 Viacom International Inc. All rights reserved.
Nickelodeon, Nickelodeon Avatar: The Last Airbender and all related titles, logos and characters are trademarks of Viacom International Inc.
Originalausgabe veröffentlicht von Amulet Books, ein Imprint von ABRAMS.
Print ISBN 978-3-96658-317-6 (Dezember 2020)
E-Book ISBN 978-3-96658-318-3 (Dezember 2020)
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Ich erzähle diese Geschichte oft bei Panels oder Interviews, aber ich möchte sie hier für die Nachwelt festhalten. Es gab eine Zeit, da wusste ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Ich hatte noch keinen Roman verfasst. Damals dachte ich darüber nach, fürs Fernsehen zu schreiben. Um das eigene Können zu zeigen, muss man unverlangt ein Drehbuch einreichen, etwa eine Episode zu einer aktuellen TV-Serie – also im Prinzip Fan-Fiction. Gerade hatte ich Buch II: Erde der Originalserie Avatar – Der Herr der Elemente gesehen, also schrieb ich ein Drehbuch darüber, wie Sokka, unzufrieden, weil er kein Bändiger ist, sich einen tollen Meister sucht, der ihn unterweist. Von ihm sollte er lernen, wie man mit Wing Chun und allerlei technischem Schnickschnack kämpft (rückblickend wäre das Ergebnis Asami ziemlich ähnlich geworden).
Bei diesen ersten Schreibversuchen hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich selbst einmal etwas zum Kanon der Avatar-Welt beitragen würde. Für diese Gelegenheit habe ich im wahrsten Sinne euch, den Fans, zu danken. Schon länger als ein Jahrzehnt brennt ihr für dieses Universum und ich könnte mir als Fan und Autor nichts sehnlicher wünschen, als euch mit meinem Schaffen weiterhin Freude zu bereiten. Diese Bücher sind euch gewidmet. Ich danke euch von Herzen.
Hochachtungsvoll,
F. C. Yee
PROLOG
UNERLEDIGTE GESCHÄFTE
DIE EINLADUNG
VERGANGENE LEBEN
DAS WIEDERSEHEN
KULTURDIPLOMATIE
DIE AUFFÜHRUNG
DIE REKTORIN
GESCHICHTSSTUNDE
DER ZUSAMMENBRUCH
DAS NACHSPIEL
DAS RITUAL
DER FEUERWEISE
SPIRITUELLE ÜBUNGEN
DIE BOTSCHAFT
INTERMEZZO: ÜBERLEBEN
RESIGNATION
SCHWÄCHE
ESKALATION
DIE GEFÄHRTIN
DER ABGRUND
FORMEN VON LEBEN UND TOD
HAUSPUTZ
ZWEITE CHANCE
VERLORENE FREUNDE
INTERMEZZO: DER MANN AUS DER GEISTERWELT
WIEDER ZU HAUSE
DAS TREFFEN
EPILOG
DANKSAGUNGEN
»JUNGE!«
Yun kratzte sich am Hals, bis Blut kam. Noch immer konnte er den Schleim und die Zähne auf seiner Haut spüren.
»Junge! Stell dich nicht so an!«
Er dachte daran, wie Jianzhu das Räucherstäbchen entzündet hatte, an den klebrig-süßen Duft und die Taubheit, die sich in seinen Gliedmaßen ausgebreitet hatte. Stechquallengift, das wusste er aus seinem Training. Erst vor Kurzem hatte er angefangen, mit Sifu Amak Gifte zu studieren und sich eine gewisse Immunität anzutrainieren.
Yun blinzelte und blickte sich verwirrt um. Anstelle des Staubs der Bergbaustadt fanden seine Finger nur feuchtes, schwammiges Moos am Boden. Er befand sich in einem Mangrovenwald. Der Himmel leuchtete in der ekelhaft schummrigen Farbe von ätzender Säure.
Er kroch umher, Sumpfschlamm schmatzte unter seinen Knien. Kahle, knorrige Baumstämme, kaum mehr als Schemen, ragten ringsumher empor. Durch das lockere Flechtwerk der Äste blickte ein riesiges, leuchtendes Auge auf ihn herab.
Das Auge hatte gesprochen. Es hatte gesagt, er sei nicht …
Ein Schmerz, schrecklich und vertraut, fuhr in seinen Magen. Er krümmte sich zusammen, platschte mit seinen Unterarmen ins Sumpfwasser. Die Landschaft um ihn herum begann zu erbeben. Hier war kein Erdbändigen am Werk, sondern etwas Ursprünglicheres, etwas Unkontrollierbares.
Er war nicht. Hier endete der Satz. Er war nichts.
Das seichte Wasser tanzte wie Regentropfen auf einer Trommel und schoss in Fontänen aufwärts. Es kam und ging, rüttelte an den Bäumen, sodass sie gegeneinander schlugen wie Hirschgeweihe im Kampf. Yun warf sich zu Boden, die makabre Parodie eines Schülers, der sich vor seinem Meister verbeugt.
Jianzhu . Der Name füllte seinen Geist wie ein Schrei, ein einzelner schriller Ton aus einer kaputten Flöte. Seine Stirn klatschte in den brackigen Schlamm. Jianzhu .
»Hör auf, du armseliger kleiner Bengel!«, brüllte das Auge. Trotz seines Ärgers schien es vor ihm zurückzuschrecken, fürchtete sich offenbar vor seinem wilden Schmerz. Der Boden zuckte und flatterte wie das Herz eines Mannes, der in den Tod stürzte. Ein Trommelschlag, der vor dem drohenden Aufprall lauter und lauter wurde.
Yun wollte , dass es aufhörte. Er wollte, dass die Qual ein Ende hatte. Es tat so weh zuzusehen, wie alles, wofür er gearbeitet hatte, zu Funken und Staub zerstob. Der Schmerz fraß ihn von innen auf.
Dann lass ihn raus .
Seine eigene Stimme flüsterte ihm diese Worte zu. Nicht die des Auges, nicht Jianzhus Stimme.
Trag ihn nach draußen. Irgendwo anders hin .
Zu jemand anderem .
Der Riss begann bei seinen Füßen, ein Nadelstich in überdehnter Seide. Dann lief er ins Wasser hinein und zuckte über die Erde wie ein Blitz über den Himmel. Der Boden teilte sich, die gesamte Gewalt des Bebens entlud sich auf einen schnellen, verheerenden Schlag.
Und dann … Stille.
Yun konnte wieder atmen. Er konnte sehen. Das Beben hatte sich erschöpft, hatte einen langen Spalt im Boden hinterlassen, eine widernatürliche Wunde in der Landschaft. Sumpfwasser strömte hinein und verbarg einen Abgrund, in dessen Tiefe er nicht blicken wollte.
Alles war so viel klarer, wenn sich endlich Erleichterung eingestellt hatte. Yun nutzte die Atempause und sah sich um. Der modrige Hain war anders als alle Wälder, die er je gesehen hatte. Das schwache Licht des Himmels stammte nicht von der Sonne – er konnte keinen solchen Himmelskörper entdecken. Dies war das diffuse Abbild einer wirklichen Landschaft, mit allzu stark verdünnter Tinte gemalt.
Ich bin in der Geisterwelt .
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