Der Schatten des Werwolfs
Der Schatten des Werwolfs
Inhaltverzeichnis
Prolog Prolog Ein Mensch zu sein, von ganz anderer Natur, mit tief verborgenen Geheimnissen, bedeutet, einen langen Weg der Einsamkeit gehen zu müssen. Eine Andersartigkeit zu besitzen, die diesen Menschen dazu bringt, sich mehr und mehr zurückzuziehen, um den entgegengebrachten Vorurteilen zu entfliehen, bedeutet, das wahre Ich zu beschützen und nicht verlieren zu dürfen. Eine unwillkommene, fremde Besonderheit mit in die Wiege gelegt zu bekommen, die den Verstand und den Körper zeitweise in ein anderes Dasein verwandeln, bedeutet, der Gewissheit nicht trauen zu können. Und wird dies alles zu einer Last, die die Seele langsam erdrückt, nennt man es einen Fluch.
Der Besucher
Die Ankunft
Der erste Abend
Schlaflose Nacht
Kurzreise nach Pest-Buda
Máté offenbart sein Leben
Unangemeldeter Besuch
Die Geschäftsreise
Dominik und sein Getreuer Amalrich Jodokus
Der verlassene Gutshof
Der nächste Morgen
Im Büro von Dominik
Die Verzweiflung greift um sich
Mátés Geständnis
Der alte Gutshof
Dominiks Anweisung
Die Nacht der Wahrheit
Der Fluch des Werwolfs
Die Nerven liegen blank
Dominik offenbart sich
Der Tag danach
Máriskas Geständnis
Dominik stellt Máté zur Rede
Heilige Worte
Zweifel schleichen sich an
Ungereimtheiten im verlassenen Gutshof
Dominiks Machenschaften
Schicksalshafte Verwandlung
Gefährliche Nacht
Die Flucht nach Pest-Buda
Verzweifelte Suche
Ein neuer Vertrauter
Dominiks teuflischer Plan
Die Ereignisse überschlagen sich
Spurensuche
Das Ziel rückt näher
Die Ermittlungen beginnen
Das Telegramm
Hinweissuche in Pest-Buda
Neue Erkenntnisse
Die Aussprache
Das geheimnisvolle Verschwinden
Erneute Aufregung
Alte Verbindungen
Ein unbekanntes Reiseziel
Licht im Dunkeln
Das Zusammentreffen
Innere Zerrissenheit
Der unausweichliche Weg
Der Verdacht
Entsetzen und Verzweiflung
Das Spiel beginnt
Das Schicksal schlägt Haken
Die Rückkehr nach Pest-Buda
Die Familie steht zusammen
Die Zeit drängt
Der Tag der Verwandlung
Tiefes Bedauern
Die Wahrheit bahnt sich ihren Weg
Ein kluger Schachzug
Die Rückkehr
Der geheimnisvolle Brief
Gefährliche Botschaft
Die Versuchung
Die Heimkehr
Eigene Wege
Wettlauf gegen die Zeit
Verführerisches Angebot
András kehrt zurück
Die letzte Chance
© 2020 DINIER verlag, Am Richtsberg 22, 35039 Marburg
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1. Auflage 2020
Umschlaggestaltung:Dream Design-Cover and Art
Korrektorat/Lektorat:Marlies Lüer und Elisabeth Dinier
Druck und Bindearbeiten:Bookwire. Gesellschaft zum Vertrieb digitaler Medien mbH. Kaiserstr. 56, 60329 Frankfurt am Main
Titel:Der Schatten des Werwolfs
Untertitel:Trügerische Machenschaften
eISBN: 978-3-947032-10-5
Auch erhältlich als Taschenbuch:
ISBN: 978-3-947032-09-9
www.cecilia-ventes.de
www.dinier-verlag.de
facebook.com/ceciliaventesschriftstellerin
Dieses Buch ist ein Roman. Die Charaktere und die Handlung sind von mir frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und keineswegs von mir beabsichtigt.
Cecilia Ventes
Ein Mensch zu sein, von ganz anderer Natur, mit tief verborgenen Geheimnissen, bedeutet, einen langen Weg der Einsamkeit gehen zu müssen. Eine Andersartigkeit zu besitzen, die diesen Menschen dazu bringt, sich mehr und mehr zurückzuziehen, um den entgegengebrachten Vorurteilen zu entfliehen, bedeutet, das wahre Ich zu beschützen und nicht verlieren zu dürfen.
Eine unwillkommene, fremde Besonderheit mit in die Wiege gelegt zu bekommen, die den Verstand und den Körper zeitweise in ein anderes Dasein verwandeln, bedeutet, der Gewissheit nicht trauen zu können. Und wird dies alles zu einer Last, die die Seele langsam erdrückt, nennt man es einen Fluch.
Der graue Februartag 1858 war immer noch von Nebelschwaden durchzogen, als die abendliche Dunkelheit sich von den Wäldern Szamárhegys heranschlich.
Máriska Utazási stand am Fenster des Wohnzimmers und schaute sehnsuchtsvoll auf den verschneiten Hof des Landguts. Der Winter zog sich dieses Jahr lange hin, denn das Eis und die tiefen Temperaturen wollten so gar nicht weichen. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit ihrem Bruder in jungen Jahren im Schnee herumtollte. Zwanzig Jahre war es nun her, dass er und ihre Mutter einfach das Haus verlassen hatten und nach Wien gegangen waren. Damals war er siebzehn und sie neunzehn Jahre alt gewesen. Und heute, am 26. Februar 1858, kam er endlich zurück nach Ungarn. Wie würde er wohl aussehen? Wie würde es sich anfühlen, vor ihm zu stehen und ihn in die Arme schließen zu dürfen? Mit dem langsamen Verabschieden der Helligkeit vom Tag kroch die Kälte in das Zimmer. Sie zog sich ihre Stola fester um die Schultern und schüttelte ihr langes, tailliertes Kleid mit den Stickereien am Rocksaum etwas auf. Das Pendel der alten Standuhr schlug 16 Uhr. Sie wurde ungeduldig. Ihr Blick schweifte in den liebevoll angelegten Garten, durch die alte Baumallee, die den direkten Weg zum kunstvoll geschmiedeten Eisentor am Grundstückseingang wies.
„Und? Sieht man schon jemanden kommen?“, fragte Orsolya Gombos, die Haushälterin und Köchin der Familie Utazási neugierig, während sie sich durch den Türspalt schob und aus ihren faltigen Augenlidern lächelnd zu Máriska sah.
Orsolya kannte Máriska und Máté schon von Kindesbeinen an. Die siebzigjährige, rundliche Frau, die aus Leidenschaft kochte und aß, war bereits im Dienst von Máriskas Eltern gewesen. Die ältere Dame steckte sich ihren geflochtenen Haarkranz zurecht. Die Frau mit den langen, schwarzgrau melierten Haaren war eine Art Ersatzmutter für die Hausherrin geworden.
Ein Seufzer entwich ihr, als sie ebenfalls aus dem Fenster in die verschneite Landschaft blickte. Aber bevor sich Wehmut über die Vergangenheit in ihr breitmachen konnte, zog sie hektisch das dunkelrote Kleid von Ihrer Ziehtochter zurecht, drehte diese einmal um die eigene Achse, fuhr mit den Fingern durch deren langes, welliges, schwarzes Haar und strich die dunkle Strickstola gekonnt faltenfrei.
„So ist es richtig. Du sollst ordentlich aussehen, wenn dein Bruder kommt und nicht wie ein zerknäulter Stofflappen“, erklärte sie ihr Herumgezupfe und wischte sich dabei eine kleine Träne von der Wange. Die Freude, dass er nun wieder zurückkam, wühlte sie auf.
Máriska legte liebevoll ihren Arm um die kleinere Frau, und so verharrten nun beide in Sehnsucht nach dem Besucher am Fenster.
Barsch und laut ertönte die Stimme von Dominik, als er in das Schreibzimmer eintrat.
„Nur weil ihr aus dem Fenster starrt, kommt die Kutsche nicht früher. Wir essen, wie jeden Abend, um halb sechs. Daran wird sich auch heute nichts ändern. Außer, dass die Speisen aufgrund unseres hohen Besuchs hoffentlich etwas opulenter und notgedrungen auch raffinierter ausfallen werden als üblich.“
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