Signe Langtved Pallisgaard - Ein anderer Ort

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Anna führt mit ihrem Mann Mattis und ihrer kleinen Tochter Selma ein perfektes Leben in Kopenhagen – bis ihr Bruder sie wegen seiner Ehekrise bittet nach Oslo zu kommen und sie im Zug ihrer großen Jugendliebe wiederbegegnet. Ihre Ehe zerbricht, und Anna leidet unter der Trennung von ihrer Tochter, dem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern, und der Liebe zu Alexander, der nicht mit ihr kann und nicht ohne sie. Gleichzeitig erkennt sie die Möglichkeit, in diesem Jahr endlich sie selbst zu werden. Da deutet ihre sterbende Großmutter an, dass Anna für eine geheimnisvolle Familientragödie verantwortlich ist.-

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Erst als ich älter wurde ging mir auf, das meine Kindheitsfaszination von Anders sich in höherem Maß an meine Vorstellung von ihm knüpfte, als sie sich nach ihm als Person richtete. Als ich dann mit der Schule fertig war und die Sommerbesuche längst im Sande verlaufen waren, entschloss ich mich, zu meinem großen Bruder nach Oslo zu ziehen, um ihn besser kennenzulernen. Und meine Eltern sahen keinen anderen Ausweg als meinem beharrlichen Quengeln nachzugeben und mich fahren zu lassen.

Anders war zweiundzwanzig und hatte sich längst von seiner Kindheit losgerissen. Er wohnte in einer Wohnung mit hoher Decke auf Akerbrygge, die er für das Geld mietete, das er als Barchef im Hotel Bristol verdiente. Die Fenster der Wohnung gingen auf den Hafen hinaus und das Wasser funkelte in ihnen. Mein Vater fuhr mich in seinem schwarzen Audi hinauf. Er umklammerte mit den Händen das Lenkrad die ganze E6 rauf ohne ein Wort zu sagen. Als wir ankamen, gab er seinem Sohn einen gleichermaßen zornigen und warmen Händedruck. Dann küsste er mich auf die Stirn und fuhr wieder nach Hause, ohne etwas Anderes als einen feuchten Abdruck zu hinterlassen.

Die Wohnung lag im vierten Stock eines Gebäudes aus dem späten 19. Jahrhundert. Seine Fassade war mit Efeu bedeckt. „Strotzt es hier nicht nur so vor Atmosphäre?“ fragte Anders, als ich zum ersten Mal durch die Tür trat. Als ich bejahte, sprühte er Funken vor Stolz, denn Anders ist immer auf der Suche nach etwas, womit er einem imponieren kann. Die Wohnung verfügte über eine hohe Täfelung und Stuck, der von 50 Jahren Zigarrenrauch, der den Raucher fertig gemacht hatte, aber nicht den Stuck, dunkelgrau geworden war.

In der nächsten Zeit saß ich viele Stunden am Tag und bei jeglichem Wetter draußen auf dem Altan und folgte den Masten der Segelboote, die auf dem Wasser vorbeiglitten. Ich hörte Radio, las Bücher, rauchte Kippen und knipste die Asche über das Geländer ab. Nicht einen Augenblick dachte ich an all das, an das man denken sollte, wenn man sechzehn ist. Ich hatte weder das Gewicht noch die Leichtigkeit der Jugend, deshalb stahl ich von beidem bei Anders.

Er kannte alles und jeden in der Stadt. Er war aufgeweckt und hatte schlechte Manieren, deutlich schlanker als heute, und alle mochten ihn. Es gefiel einem in seinem Schatten, und ich wuchs in dem hellen Schein, der von ihm ausging. Ich arbeitete auch in der Bar, wo ich unter dem Namen die Dänin gehandelt wurde, obwohl ich versuchte Norwegisch zu sprechen. Es war nicht nur in Anders‘ Sprache, in der ich mich verblüffend schnell zuhause fühlte, sondern auch in seinem ganzen Leben.

Wenige Wochen nachdem ich eingezogen war, erzählte mir eine Mieterin unter uns, dass der frühere Bewohner der Wohnung nicht nur Zigarrenraucher, sondern auch ein sehr einsamer Mann gewesen war. Und er hatte viele Bücher, sagte sie mit einem Ton, der mehr als andeutete, dass das eine mit dem anderen zusammenhing. Anders war damit einverstanden gewesen, dass die Bücher in der Wohnung blieben, als er einzog. Am Anfang kursierten wilde Geschichten über das Buch in der Hand des toten Mannes. Es sei fast unmöglich gewesen, es seinem wachsartigen Griff zu entreißen, als sie ihn im Sessel fanden.

Ich dachte oft daran, was das wohl für ein Buch war, das das letzte war, das er gelesen hatte, als das Leben ihn verließ, oder als er das Leben verließ. Welche Seite, welcher Satz, welches Wort. Das war der Grund dafür, dass ich das erste Buch aus dem Bücherschrank nahm und damit begann, es zu lesen. Und so zog das eine Buch das zweite nach sich, und bald hatte ich mich durch das ganze oberste Regal gelesen.

Die Lektüre folgte dem System, dass ich alle Bücher in genau der Reihenfolge lesen sollte, in der sie standen. Ich begann in der obersten rechten Ecke mit einem Roman, der so verstaubt war, dass ich jedes Mal, wenn ich darin blätterte, niesen musste. Obwohl ich nie ganz herausgefunden habe, wovon er handelte, berührte er mich tief. Ich machte keinen Unterschied zwischen den Büchern, schielte nicht darauf, wer sie geschrieben hatte, oder wovon sie handelten. Ich nahm sie genau so, wie sie waren. In einer unordentlichen Wohnung in Oslo verstand ich, dass man gleichzeitig verschwindet und entsteht, wenn man liest. Ich verstand, dass man niemals alleine ist, wenn nur Bücher einen umgeben.

Jedes Mal, wenn ich mit einem Buch fertig wurde, warf ich es auf einen schnell wachsenden Stapel in der Ecke. Ich hatte ein ausgesprochen gutes Auge für Lyrik, und obwohl ich ungeduldig und gereizt wurde, wenn ich die Bedeutung nicht verstand, raubte es mir vollständig den Atem, wenn ich es tat. Wenn ein Gedicht mich öffnete, wirkte die Welt wunderbar, nur weil es darin solch ein Gedicht gibt. Die besten Sätze schrieb ich auf kleine Stücke Papier, die ich mit Anders‘ Werbemagneten unterschiedlicher Spiritusfirmen am Kühlschrank befestigte.

Ich war nicht nur zufrieden, als ich in Norwegen wohnte, ich war glücklich. Glücklich, wie man es ist, wenn die großen Fragezeichen außer Sicht sind. Wenn man einen Grund zu lachen findet, obwohl man ganz allein ist. Wenn man morgens aufwacht und Lust hat aufzustehen. Und wenn man einfach keine Lust hat, sich jedenfalls nicht von Widerwillen beschwert fühlt. Wir lebten ein leichtes und einfaches Leben, Anders und ich. Wir sprachen miteinander ohne zu viel miteinander zu sprechen. Anders band eine Socke um die Türklinke, wenn er nächtliche Gäste hatte, was in den meisten Nächten der Fall war. Und wenn er keine hatte, kroch ich zu ihm, sobald ich am Morgen aufwachte. Dann lagen wir Arm im Arm auf seiner Federmatratze und sahen durch die nach Osten gewandten Fenster der Sonne beim Aufstehen zu.

Mein Aufenthalt in Norwegen bestand aus einer langen Reihe glasklarer Augenblicke, in denen alles so war, wie es sein sollte. Aber langsam begann sich das zu ändern. Die Tage bekamen Kanten und kleine Risse. Seine Antworten kamen mit ein paar Sekunden Verspätung. Das frohe Lächeln auf seinem Gesicht verschwand schneller, als es früher der Fall war. Er begann sich seltsam zu verhalten. Nichtsdestoweniger kam es für uns beide überraschend, als ich eines Tages ohne irgendeinen Grund mitteilte, dass ich lieber heim nach Dänemark fahren würde.

„Warum?“, fragte Anders.

Wir saßen auf dem Altan und aßen Pizza aus einem ölbefleckten Pappkarton. Es war ein warmer Spätsommerabend.

„Das weiß ich nicht.“

Er stand auf, öffnete eine Flasche Rotwein, warf den Korken vom Altan, und sah ihm nach, als er fiel.

„Aber fühlt sich das richtig an?“

„Ne.“

Ich stellte mich neben ihn. Er strich mir mit glühenden Handflächen über den Rücken.

„Nur weil es sich nicht richtig anfühlt, muss es nicht notwendigerweise verkehrt sein, Anna. Vielleicht ist es das Beste. Du bist nun lange hier gewesen.“

Das Herz sank in meiner Brust, aber das war ja meine Wahl, nicht seine. Ich war fest entschlossen gewesen, ihm zuvor zu kommen. Er setzte sich wieder auf den Plastikstuhl, nahm einen Schluck seines Rotweins und besiegelte das Neue zwischen uns indem er sagte: „Das ist ja kein Weltuntergang, und du kannst ja vorbeikommen und mich besuchen so oft du willst.“

Ich nickte. Und eines Abends nicht lange darauf setzte ich mich in einen Zug nach Kopenhagen, um zu meinen Eltern zurückzukehren, die erneut einen Sinn in der Welt sahen, jetzt, da ich genügend Vernunft gesammelt hatte, um nach Hause zu kommen und ein ordentliches Leben zu beginnen. Ich sollte nach Hause zur Stille. Nach Hause und in die Oberstufe gehen, auf Feste gehen, Herzschmerz haben und in der schachbrettartigen Ordnung der Küche sitzen und mich mit einem Finger auf der Kante des ovalen Esstischs durch eine endlose Reihe Alltage trommeln.

Sechs

Zwischen damals und heute liegen Kontinente. Es ist früh am Morgen. Ein schallend leerer Sonntag. Ich liege auf der einen Seite des Bettes und lausche der Stille. Sie ist so massiv, dass ich sie mit meinen Nägeln in Stücke reißen könnte, wenn ich wollte. Die Stille ist Mattis, die Stille ist Mattis‘ Abwesenheit. Ich kann die Hand ausstrecken und die Leere berühren, wo er einmal war. Ich kann seinen Umriss sehen. Auf gewisse Weise ist die Trauer darüber, dass er weg ist, greifbarer, als die Freude darüber, dass er da war. Ich hasse es, alleine zu wohnen. Ich hasse die leeren Räume. Ich habe mich an sie gewöhnt, aber dadurch werden sie nicht weniger leer.

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