Signe Langtved Pallisgaard - Ein anderer Ort

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Anna führt mit ihrem Mann Mattis und ihrer kleinen Tochter Selma ein perfektes Leben in Kopenhagen – bis ihr Bruder sie wegen seiner Ehekrise bittet nach Oslo zu kommen und sie im Zug ihrer großen Jugendliebe wiederbegegnet. Ihre Ehe zerbricht, und Anna leidet unter der Trennung von ihrer Tochter, dem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern, und der Liebe zu Alexander, der nicht mit ihr kann und nicht ohne sie. Gleichzeitig erkennt sie die Möglichkeit, in diesem Jahr endlich sie selbst zu werden. Da deutet ihre sterbende Großmutter an, dass Anna für eine geheimnisvolle Familientragödie verantwortlich ist.-

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Schwärme grauer Tauben flatterten unter dem Gewölbe des Bahnhofs herum, und ein junger Mann mit einem großen Rucksack quetschte sich zur Rolltreppe durch, während er mit den Armen fuchtelte, als ginge er durch einen dichten Wald. Dem Geschrei zum Trotz war es still. In mir drin war es still. Das Einzige, was ich hören konnte, waren das Schweigen und der immerwährende Lärm der Gedanken.

Ich blieb unter der Anzeige mit den Zugabfahrtszeiten stehen. Es war noch fast eine Viertelstunde Zeit bis der Zug nach Oslo abfuhr. Also setzte ich mich auf eine Bank und sah den vorbeigehenden Leuten zu: Denjenigen, die sich vorbeugten, um die überfüllten Abfalleimer zu durchwühlen, und denjenigen, die darin den Inhalt ihrer Taschen entleerten. Ich ergriff den Riemen meiner Tasche und ging zur Rolltreppe. Ich trug meine eigene Welt in mir drin, wie alle anderen. Niemand wird mir glauben, dass daran etwas Besonderes ist. Alle waren nass, alle waren müde, alle waren auf dem Weg zu irgendeinem Ort. Das Gewölbe des Hauptbahnhofs war voller Gedanken an andere Orte.

Vier

Ich habe nicht einmal die Hälfte der Suppe gegessen, als ich den Rest in die Spüle kippe. Die braun-orangefarbene Masse klebt wie Kotze am Stahl. Ich frage mich, was Selma und Mattis zu Abend essen, und da, wie aus dem Nichts, die Hände am Küchenwaschbecken, werde ich von jener Sorte Einsamkeit übermannt, die einen ein paar Sekunden lang aushöhlt. Es einem unmöglich macht zu sein. Ich lasse mich auf den Boden gleiten. Drücke den Rücken gegen die Küchenschränke und denke an Selma. Ich wünsche mir so sehr, dass sie das Leben leichter nehmen wird als ich.

Langsam stehe ich wieder auf und beginne, in der Wohnung umherzugehen. Ich suche nach dem ein oder anderen, was sie vergessen hat, das ich vorbeibringen kann. Aber da ist nichts. Ich gehe in ihr Zimmer. Stehe mitten auf dem Boden und drücke die Handinnenseite so fest gegen Augenhöhlen wie ich nur kann. Die Haut klebt, als ich loslasse. Eine Flutwelle von Verlust erhebt sich in mir. Nichts ist beängstigender als ein Kinderzimmer ohne Kind. Die Strumpfhosen, die schlapp auf dem Stuhlrücken hängen, das aufgeschlagene Buch auf dem Nachttisch, das niemand liest, die Bilder an der Wand, die sich niemand anschaut. Die Abwesenheit ist unendlich. Vorsichtig krieche ich in ihr Bett und ziehe die allzu kleine Decke über mich. Dann liege ich da, die Füße ragen über die Bettkante hinaus, und lasse kleine, spitze Wellen der Trauer mich durchspülen.

Erst nachdem ich alleine bin, wachsen meine Gefühle über mich hinaus. Jetzt fällt es mir nur mehr auf. Alles wird stärker empfunden, wenn es keinen anderen gibt, um es auszugleichen. Das ist es, was wir füreinander tun, wenn wir ansonsten gut zusammenpassen: Wir mildern den Schmerz und verstärken das Glück.

Vor einem Jahr wurde mir bewusst, dass ich nicht diejenige war, die ich gerne sein wollte. Ich war nicht einmal die, die ich lange Zeit zu sein geglaubt hatte. Selbst in den vielen letzten Jahren, in denen alles gut gewesen war, war es schlecht gewesen. Je richtiger es wurde, desto verkehrter fühlte es sich an. Der Tag, an dem das für mich feststand, war ein Sonnabendvormittag mit hohem Himmel und einem Streif Frostschnee auf dem Kopfsteinpflaster. Ich blieb ruckartig stehen, nachdem ich bei Brugsen 1gewesen war. Ein kleiner Stein steckte in meiner Schuhsohle fest, doch das war es nicht, was mich störte. Ich pulte den Stein heraus und blieb vor der Eisdiele stehen, die in meiner Kindheit die Festung am Ende der Welt war. Nun war sie für den Winter geschlossen. Davor lehnte ein mannshoher Stapel alter Zeitungen an der Tür.

Ich blieb einfach auf dem Bürgersteig stehen. Wie eingepflanzt zwischen Menschen, die mit Einkaufstüten im Arm vorbei strömten und Kinder hinter sich herzogen. Ich stand nur da und sah dabei zu, wie das alltägliche Leben sich abspielte, während ich mich selbst aussiebte wie Sand zwischen den Fingern. Ich stellte die zwei proppevollen Einkaufstüten auf der nächstbesten Bank ab und ging runter zum Hafen von Hellerup. Es war schon befreiend, ohne irgendeinen Grund dahin zu gehen. Ohne etwas zu sollen. Ich atmete leichter, und meine Gedanken begannen, ihre gewohnten Formen wiederzuerlangen. Die Sonne stach in die Augen. Auf dem Wasser lag Eis und die Möwen schrien.

Bevor mein kleiner Bruder zur Welt kam, machten meine Eltern und ich oft einen Abendspaziergang in diesem Hafen. Ich kenne jede Bank, jeden Baum. Ich bilde mir ein, dass ich auf jede einzelne Fliese in dem kleinen Rosengarten getreten bin. In meiner Erinnerung sind die Abendspaziergänge Impressionen: Abendsonne, eine schwingende Schaukel, kleine Sprünge in einer Pfütze. Ich hob einen Stein auf und wog ihn in der Hand. Vielleicht habe ich einmal denselben Stein mit meinen Kinderhänden aufgehoben und ihn weggeschmissen, dachte ich.

Ich ging auf die Mole. Ein frierender Erpel spazierte auf dem dünnen Eis, das in Schollen auf dem Wasser lag. Einen kurzen Augenblick lang sah er mich direkt an, als ob er betonen wollte, dass er sich meiner Anwesenheit bewusst war. Aber das Kratzen einer Schneeschaufel auf dem Asphalt brachte ihn auf andere Gedanken. Er schlug verängstigt mit den Flügeln, und obwohl er viel zu schwer wirkte, um sein eigenes Gewicht zu tragen, wurde sein Körper in die Luft und hinaus auf den offenen Sund gehoben. Er flog entlang der dunklen Fahrrinne, und ich spähte ihm hinterher, bis ich ihn aus den Augen verlor.

Mein Telefon klingelte in meiner Tasche. Ich musste rangehen. Mattis könne nicht begreifen, wo ich geblieben sei, sagte er missmutig. Er brauche die Einkäufe, Schlagsahne, Eier, Bier, Parmesan. Ich begann zurück in Richtung Strandvejen zu gehen, aber als ich ging, blieb der beste Teil von mir stehen. Der beste Teil von mir tat das, was er wollte, und blieb stehen. Die Tüten standen immer noch auf der Bank, und es war just, als ich die schwerste von ihnen am Henkel fasste, als Frage Nummer eins mich traf: Soll das so sein? Ich bin 29 Jahre. Soll das wirklich so sein? Als ich atemlos die Treppe heraufstürzte, kam Frage Nummer zwei, die nicht wirklich eine Frage, sondern eher eine Feststellung war: Ich bin nicht die, die ich gerne sein möchte.

Gegen Mitternacht krieche ich wieder aus Selmas Bett. Ich streiche die Überdecke glatt und stopfe die gehäkelte Decke, die meinem kleinen Bruder gehört hat, längs unter die Matratze. Die letzte Ecke presse ich in der Hand, bevor ich sie zurecht drücke. Nur einen Augenblick. Das tue ich immer. Das erinnert mich an ihn. Seine pummeligen Babyfinger, die sich fest um die Deckenkante geschlossen hatten, seine kleinen pummeligen Arme. Die lauten Glücksschreie, die die Zimmer erfüllten.

Bevor ich den Raum verlasse, platziere ich vorsichtig die Teddybären Schulter an Schulter wie einen Rahmen um das leere Bett. In der Tür drehe ich mich um und gucke in ihre sehnsuchtsvollen, runden Glasaugen. Dann schließe ich die Tür hinter mir und setze mich wieder an den Computer, um zu dem kalten Abend am Hauptbahnhof zurückzukehren.

Alle Geräusche wurden vom Quietschen des Zuges, das durch Mark und Bein ging, verschluckt. Ich hielt meine Tasche dicht an meinem Körper. Nun dauerte es nur noch wenige Minuten, bis mein Zug kam. Anders hatte gesagt, dass ich die einzige sei, die Hilde zum Reden bringen könne, also war ich gezwungen hinzufahren. Das hatte ich Mattis jedenfalls erklärt.

Ich versuche mir die Geräusche und Gerüche jenes Abends in Erinnerung zu rufen, aber meine Gedanken schweifen immer wieder ab wie ein Schiff auf schiefem Kurs. Ich hole die kleine gehäkelte Decke zu mir aufs Sofa und wickle sie stramm um meinen Körper. Ab und zu stelle ich mir vor, dass sie immer noch nach ihm riecht.

Einmal hatte ich einen kleinen Bruder. Johan hieß er. Meine Großmutter, die wir alle die Greisin nannten, sprach es Jo han aus, mit Betonung auf der ersten Silbe. Es klang viel schöner aus ihrem Mund. So schön, dass alle versuchten, ihre Art es auszusprechen zu imitieren. Johan starb vor seinem ersten Geburtstag. Er hauchte sein Leben friedlich in seinem Laufstall aus, sagen alle, aber ich war erst sechs Jahre alt und zu jung, um zu verstehen, was passiert war, wie meine Mutter immer sagt, während sie so schnell mit den Augen blinzelt, dass sie ihren Blick in Stückchen hackt. „Ja“, fügt mein Vater dann hinzu: „klein Anna glitt glücklicherweise über Johans Tod hinweg, wie das Auge über die Worte einer Sprache gleitet, die man nicht versteht.“

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