Kjersti Scheen - Kein Applaus für den Mörder - Norwegen-Krimi

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Kein Applaus für den Mörder - Norwegen-Krimi: краткое содержание, описание и аннотация

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Mord auf der Bühne – und Margaret Moss mittendrin! Als sich die ehemalige Schauspielerin und Privatdetektivin Margaret Moss auf ihre Tanzrolle in einem Musical am Osloer Odeon-Theater vorbereitet, ahnt sie noch nicht, dass sie bald schon Zeugin eines Mordes während einer Aufführung werden wird. Sie beginnt mit ihren Ermittlungen und wird dabei von ihrem Freund Roland unterstützt. Doch dann geschehen weitere Morde, und die Sache wird immer rätselhafter…Die Maragret-Moss-Serie entstand 1994 mit dem ersten der vier Krimis um die Ex-Schauspielerin Margaret Moss, die als Privatdetektivin in Oslo ermittelt. Im selben Jahr wurde Kjersti Scheen dafür mit dem Literaturpreis des norwegischen Gyldendal Verlags ausgezeichnet.

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Tja, so etwas hätte man sagen sollen. Das taten sie zumindest in Büchern.

Sie ließ sich zu sehr von anderen dominieren, das war es.

»Esprit d’escalier«, wörtlich übersetzt »Treppen-Scharfsinn«, nannte man die guten Sätze, die einem leider erst einfielen, wenn es zu spät war. Das, was man sagte, nachdem die Tür zugeschlagen worden war. »Okay«, sagte sie laut und drohend hinaus in die Stille und hoffte, daß ihr Alter ego es auch hörte: »Materialisiere dich! Komm her und sag deine schlauen Sachen selbst!«

7

I’d sigh for you, I’d cry for you,

I’d tear down the stars from the skies for you,

if that isn’t love, it will have to do

until the real thing comes along.

Holiner/Nichols/Cahn/Chaplin/Freeman

»Du bist ein Mistkerl«, sagte Margaret und blickte stur geradeaus. »Hin und wieder rufst du mal an, aber nie hinterläßt du eine Nachricht für mich!«

Roland Rud schaltete in den nächsten Gang und schwieg.

Der große Lastzug neigte sich vornüber, so daß der Schneematsch auf der E 6 nur so spritzte; die Landschaft dort draußen sah in dem grauen Halbdunkel reichlich trostlos aus. Sie waren auf dem Weg zu Karen. Margaret saß mit übergeschlagenen Beinen und den Händen in den Jackentaschen und kaute auf der Unterlippe.

Sie hätte ihn nicht bitten sollen, sie dorthin zu fahren.

Er schwieg, war eingeschnappt und vermittelte ihr das Gefühl, aufdringlich und quengelig zu sein. Warum um alles in der Welt hatte er sie wohl angerufen – zweimal sogar! –, wenn er nichts mit ihr zu tun haben wollte?

Das Problem war, daß der Renault kaputtgegangen war. Er hatte seit Weihnachten in der Garage gestanden und sich geweigert zu starten. Es hatte nicht so viel ausgemacht, solange sie den festen Arbeitsplatz am Theater im Stadtzentrum gehabt hatte, denn die Straßenbahn fuhr beinahe von Tür zu Tür. Sie besaß auch kein Geld, um das Auto reparieren zu lassen; bei dem hohen Alter des Wagens wurde sie das Gefühl nicht los, daß er ohnehin in den letzten Zügen lag.

Sie schluchzte unterdrückt, wischte sich mit der Rückseite der Hand die Nase ab und steckte die Hand wieder in die Tasche zurück.

Er drehte den Kopf und sah sie an. »Heulst du?«

»Jedenfalls nicht deinetwegen!«

Sie vermied es, ihn anzusehen.

»Es ist nur wegen des Renaults. Er ist kaputt. Und ich kann mir kein neues Auto leisten, nicht mal einen Gebrauchtwagen, und ich verdiene kein Geld mehr, wenn ich nicht mehr am Theater arbeite, und ich schaffe es einfach nicht, am ›Odeon‹ weiterzumachen, und Meyer, ach ... und Karen ist so komisch, wenn ich sie anrufe.«

Sie schluchzte und wischte sich wieder die Nase ab.

»Wir fahren doch jetzt hin«, sagte Roland, ließ mit der rechten Hand das Lenkrad los und legte ihr seine Hand beruhigend aufs Knie. »Es ist bestimmt nichts, du weißt doch, wie Mädchen in dem Alter sind!«

»Ja«, sagte Margaret.

»Und dein Auto kann ich mir nachher mal anschauen, ist ja gar nicht sicher, daß es völlig hinüber ist, und außerdem habe ich dich neulich bei der Premiere gesehen.«

Das letzte kam ziemlich schnell. Sie drehte sich ganz zu ihm um.

»Du warst da? War es sehr schlimm?«

»Nein«, sagte er und räusperte sich. »Du warst wirklich gut. Ich war ... ich war ziemlich stolz auf dich, wirklich.«

Sie blickte noch immer starr geradeaus. »Ich wußte gar nicht, daß du da warst«, sagte sie. »Komisch, daß Tante Maisen und Karen dich nicht gesehen haben.«

»Ich saß ziemlich weit hinten«, sagte er.

Dann schwiegen sie beide, bis sie Gjelleråsen überquert hatten.

Die Heimvolkshochschule lag ein wenig nordöstlich von Kongsvinger im Rauschen des Fichtenwaldes. Karen hatte auf sie gewartet und kam in Filzpantoffeln und eingewikkelt in einen flatternden, schwarzen Schal herausgelaufen, als sie auf den Hof fuhren.

»Meine Kleine«, sagte Margaret, weinte ein paar Tränen und umarmte sie. »Mensch, sind deine Haare gar nicht mehr grün?«

»Ich lasse sie lang wachsen«, erwiderte Karen und zupfte an ihren ohrenlangen Löckchen von undefinierbarer Farbe. »Morgan steht auf langes Haar.«

»Morgan«, sagte Margaret. »Das war’s also. Mal wieder verliebt? Geht er auch hier zur Schule? Ist er anständig? Du mußt jetzt auf dich selbst aufpassen, wenn du so weit weg von zu Hause bist, dann ist es auch deine eigene Verantwortung ...«

»Jetzt friere ich mich langsam tot«, sagte Roland und schob sie zum Eingang. »Nimmst du uns mit auf dein Zimmer?«

Karen umarmte ihn schnell. »Ach, du riechst so gut«, sagte sie entzückt und zupfte an seiner Lederjacke. »Genau wie früher.«

Er fühlte sich geschmeichelt. »Wird wohl das Rasierwasser sein«, sagte er.

»Nein«, meinte Karen. »Das ist der Dieselgeruch.«

Es stellte sich heraus, daß Morgan keineswegs die Heimvolkshochschule besuchte, sondern arbeitslos war und in Kongsvinger wohnte.

»Aber er hat ein Auto«, sagte Karen und rollte sich mit der Teetasse zwischen den Händen im Bett zusammen.

Jasmintee.

Roland zog die Augenbrauen hoch, als er seine Tasse bekam. Er trank für gewöhnlich Instantkaffee.

»Opel Ascona«, sagte Karen.

»Aha, verstehe«, sagte Roland. »So richtig mit Wunderbaum und Schaumstoffwürfel im Fenster?«

»Genau«, sagte Karen begeistert. »Ist ein total starker Typ.«

»Und Samstagabends gibt er auf der Landstraße ordentlich Gummi, wie?«

»Ja!« schwärmte Karen.

»Du liebe Güte«, meinte Roland und nahm einen großen Schluck Tee, verzog sein Gesicht und stellte die Tasse auf Karens Nachttisch ab. Karens Zimmergenossin hatte sich aus Rücksicht auf die Familienidylle verzogen.

»Wovon redet ihr eigentlich?« fragte Margaret. »Ich verstehe rein gar nichts.«

»Sie macht soziologische Studien in den breiteren Gesellschaftsschichten«, sagte Roland. »Und setzt sich Auspuffgasen und Rücksitzschmusereien aus.«

»Wie ihre Mutter«, sagte Karen. »Ich meine, ich dachte ... seid ihr noch zusammen?«

»Na ja«, sagte Margaret und bekam heiße Wangen. »Es geht eigentlich nur um den Renault, der ...«

»Was sagt eigentlich deine Frau dazu?« fragte Karen, zupfte an einer Haarsträhne und musterte Roland. Der warf ihr einen unglücklichen Blick zu.

»Sie weiß es also nicht«, konstatierte Karen. Dann beugte sie sich plötzlich vor und legte ihren Kopf in Margarets Schoß. »Es ist so schön, daß ihr gekommen seid, Mama«, sagte sie in den Jeansstoff hinein. »Ich war so fertig.«

Es dauerte eine Weile, all das zu sortieren, was passiert war, doch als die Dunkelheit auf die Fensterscheiben drückte und der Abend beinahe vorbei war, hatten sie das meiste aufgeklärt.

Karen war nicht schwanger, hatte jedoch eine Zeitlang geglaubt, sie sei es. Und sie hatte gemeint, daß sie ihre vielbeschäftigte Mutter nicht mitten in der Premierenhektik stören durfte.

Und Morgan war nicht so treu, wie sie gedacht hatte, da gab es noch eine Exfreundin mit langem, blondem Haar, zu der sich Morgan in den kritischen Tagen verzogen hatte.

»Und da hatte ich niemanden«, sagte Karen und hielt die Hand ihrer Mutter.

Deshalb also sollte das Haar herauswachsen, dachte Margaret. Die Rivalin war so eine Solveig, wie in ›Peer Gynt‹. Arme Karen, die doch seit mehreren Jahren Hobbypunk gewesen war.

»Webt sie auch?« fragte sie. »Die Blonde, meine ich?«

»Ja«, nickte Karen eifrig. »Sie färbt sogar das Garn selbst. Hier unten wohnt so eine Frau, die das alles kann, sie kommt aus Oslo, weißt du, Mama. Die war übrigens mit dem Schauspieler verheiratet, der gestorben ist. Der den DeVito gespielt hat!«

Sie setzte sich hin und blickte Margaret aufmerksam an.

»Mit der wollte ich sowieso noch sprechen«, sagte Margaret. »Wohnt sie in Kongsvinger?«

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