Michael Dangl - Orangen für Dostojewskij

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Orangen für Dostojewskij: краткое содержание, описание и аннотация

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Als Fjodor M. Dostojewskij zum ersten Mal Venedig besucht, ist das die Erfüllung eines Kindheitstraums. Doch ist er bereits 40, im Westen unbekannt und in einer beruflichen wie privaten Krise. Die Schönheit und Lebendigkeit Venedigs erreichen ihn nicht. Da widerfährt ihm eine phantastische Begegnung: mit dem Komponisten Gioachino Rossini, 70, weltberühmt, eine Legende. Der barocke Genussmensch, Inbegriff mediterraner Leichtigkeit und Allegria, verzaubert ihn mit Lebensfreude und stellt den grüblerischen, schwermütigen Asketen in drei Tagen sozusagen vom Kopf auf die Beine. Die Gegensätze sind die größten – und doch erleben wir die Annäherung zweier hochsensibler Künstlerseelen, in teils grotesken, komischen und an die Grundfragen des Menschlichen rührenden Situationen und Gesprächen. «Ich habe Venedig noch mehr geliebt als Russland», findet sich in privaten Notizen Dostojewskijs. Der Roman spürt möglichen Ursachen dieser Liebe nach.

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Dostojewskij schaute verloren in die verlebte Gesichtslandschaft.

„Sie haben uns ausgehungert. Belagert und ausgehungert. Alte Frauen haben angefangen, ihre Katzen zu essen. Im Arsenale hat man von Menschen angefressene Leichen gefunden. Was sollten wir tun? Der Hunger und die Seuchen hätten uns alle getötet. Also haben wir uns der ‚Kulturnation‘ ergeben. Die schöne Utopie von achtundvierzig war vorbei, der Aufstand niedergeschlagen und Venedig wieder in Ketten.“

Er kehrte sich zu seinem Wein, hob das Glas und rief ein deutsches „Prost“ mit rollendem „r“ und durch die Nase gepresstem langen „o“ dem Fenster zu und trank sein Glas leer.

Dostojewskij hätte gerne noch Tee bestellt, aber der Einäugige war in einem Nebenraum verschwunden und er allein mit dem zornigen Mann, der sich nun wieder ganz seinem Wein hinzugeben schien. Während seiner Erzählung hatte er ihn an Petraschewskij erinnert, den Anführer jenes Petersburger Zirkels, mit dem er wegen „antizaristischer Umtriebe“ verhaftet und verurteilt worden war. Zar Nikolaj hatte Angst gehabt, dass die revolutionären Strömungen Europas von achtzehnhundertachtundvierzig auf Russland übergreifen könnten und war mit aller Härte gegen Gruppierungen wie die Petraschewskijs vorgegangen, wo man verbotene Bücher und Zeitungen las und Ideen einer sozialeren, humaneren Gesellschaft diskutierte. Manchmal war Dostojewskij einer der hitzigsten gewesen. Als er gefragt worden war, was geschehen solle, wenn etwa die Bauern nicht anders als durch einen Aufstand befreit werden könnten, hatte er gerufen: „Dann eben durch einen Aufstand!“ Und war dabei so erregt gewesen, dass er mit einer roten Fahne hätte auf die Straße rennen können. Später erfuhren sie, dass ein Spion ein Jahr lang alles mitgeschrieben hatte, Wort für Wort, in langen Berichten, auch die harmlosesten Schülerscherze. Aber natürlich waren ihre Zusammenkünfte nicht harmlos gewesen. Die Abneigung der russischen Intellektuellen jener Zeit gegen die bestehende Ordnung war radikal gewesen. In den Theatern sahen sie „Die Räuber“ und „Wilhelm Tell“ und trugen den Freiheitsruf auf die Straßen und in die Paläste und an die Ohren des um seine Macht fürchtenden Zaren. Und aus dem Kadetten der Pionieroffiziersschule Fjodor Michailowitsch Dostojewskij war erst ein bummelnder Student, dann ein freier Schriftsteller und revolutionärer Freidenker und schließlich ein Gefangener in der Peter-und-Paul-Festung geworden, der acht Monate auf seine Verurteilung wartete.

„Tausend Jahre!“ Der Zopfträger vor ihm war wieder so weit, dass sein offenbar fortwährender innerer Monolog nach außen schwappte. „Tausend Jahre Glanz und Glorie. Beherrscherin des Mittelmeers. Weltmacht. Dabei hat Venedig Politik im Grunde nie interessiert. Ja, unsere Flotte war stark, aber im Wesentlichen dachten wir: Sollen die anderen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, die Waren, die wir aus der Welt holten und umverteilten, brauchen diese und jene. Venedig handelte mit allen, die zahlen konnten, immer schon, und es war ihr völlig egal, ob es um Pfeffer, Safran, Baumwolle, Perlen, Käse, Stockfisch oder Sklaven ging, das Geschäft blühte, und die Gesellschaft blühte mit. Alle hatten Arbeit, alle hatten zu wohnen, zu essen, zu trinken, Venedig war der reichste und zugleich humanste Staat der Welt! Und regiert wurde sie … von uns!“

Damit drehte er sich wieder zu Dostojewskij – der überlegte, gegen die Bezeichnung „human“ für eine Gesellschaft, die mit Sklaven handelte, Einspruch zu erheben – und zeigte zum ersten Mal eine reine Schönwetterphase seines Gesichts, das dadurch ohne Falten war, glatt, strahlend und heiter wie die Geschichte der „Heitersten“, der „Serenissima“, von der er erzählte. „Wir waren Venedig. Die Nobili . Eine Handvoll adeliger Familien. Unsere palazzi prägten die Stadt, wir holten die besten Baumeister für unsere Kirchen, die größten Künstler, sie auszuschmücken. Und eigentlich gab es etwas, das uns wichtiger war als der Handel mit Indien, China und der uns immer weit entfernten, fremden ‚Neuen Welt‘, wichtiger selbst als das enorme Geld, das aus unseren Geschäften floss: das Vergnügen! Wofür arbeitest du, außer um dich mit dem Verdienten zu vergnügen. Etwas, das die Deutschen nie verstehen werden. Sie werden, je reicher sie sind, umso noch griesgrämiger. Wir hatten die ersten Kaffeehäuser – sie waren die ganze Nacht offen –, mehr Theater als in Paris, Karneval von Oktober bis zur Fastenzeit, und mehr Spieltische als in jeder anderen Stadt. Il banco und Il casino – beide in Venedig entstanden. Aus dem Tisch zum Geldwechseln wurden die großen Bankhäuser, aus dem „kleinen Haus“ der Adeligen für private Plaisirs die prächtigen Spielhallen. Und die schönsten und gelehrtesten Frauen wurden als Kurtisanen geachtet und verehrt – und bezahlt. Oh, es war so, wie es mein Großonkel Charles aus Vincennes einmal betont hat: Wer nicht vor der Französischen Revolution gelebt hat, weiß nicht, was Glück ist.“

Dabei hielt er beide Handflächen offen vor sich, als habe er nicht mehr zu bieten als diese schlichte Weisheit – oder als wolle er seinen Zuhörer zum Tanzen einladen.

„Im Karneval war alles erlaubt“, fiel er auf einmal in ein verschwörerisches Wispern, „Männer in Frauenkleidern, Frauen in Männerkleidern … samt den dazugehörigen Konsequenzen …“

Dostojewskij sah betreten in seine leere Teetasse und dachte wieder an Petraschewskij, der einen Gottesdienst in der Isaakskathedrale in Frauenkleidern besucht und kichernd Kerzen entzündet hatte – er selbst konnte bei aller revolutionären Gestimmtheit solchen Spott nicht dulden und hatte sich sehr darüber geärgert.

„Fünfzig Jahre haben gereicht, um alles zu zerstören. Erst kam Napoleon und hat den Karneval verboten. Die Aristokraten entmachtet, den Dogen vor Gericht gestellt und das prächtige Staatsschiff, auf dem dieser sich symbolisch mit dem Meer vermählt hatte, verbrannt. Als die Österreicher anrückten, atmeten viele auf, aber es kam noch schlimmer. Sie schlugen die Menschen mit der Wehrpflicht und rigiden Steuern. Und da der Karneval schon abgeschafft war, verboten sie das Glücksspiel. Anders als Napoleon brachten sie ihre Gegner einfach um. Venezianische Intellektuelle waren verdächtig und wurden reihenweise zum Tod verurteilt. Und wie sich Folterknechte abwechseln, um dem Delinquenten keine Ruhe zu geben, schritt daraufhin wieder Napoleon ans Werk. Kastrierte den Adel noch mehr, machte aus Kirchen Exerzierplätze und schloss die scuole , die wohltätigen Häuser der Bruderschaften. Damals konnten die Venezianer ihre Stadt noch ohne österreichischen Pass verlassen, Häuser und Paläste verfielen, die meisten Geschäfte wurden geschlossen, dafür stand die Statue des kleinen Korsen groß auf dem Markusplatz. Er selbst überließ uns, nachdem er alles vernichtet hatte, wieder den Deutschen. Er hatte Wichtigeres zu tun. Er ging Russland abschlachten.“

Mit einer dramatischen Pause ließ er das auf seinen russischen Zuhörer wirken. Der nickte. Der Feldzug, zehn Jahre vor Dostojewskijs Geburt, der rund eine Million Russen das Leben gekostet hatte, saß tief im Bewusstsein. Die Familie seiner Mutter war durch den Brand von Moskau völlig verarmt. Dennoch hatte der Name Napoleon für ihn, wie für jeden Russen, einen unerklärlichen Nimbus.

„Dritter Akt, Rückkehr der Kartoffelgesichter. Die Deutschen räumten die Statue weg und gaben uns die Jesuiten zurück. Nun ja.“

„Die Deutschen?“

„Deutsche … Österreicher … allesamt tedeschi . Die Deutschen haben nur die Kartoffel, die Österreicher haben noch den Walzer dazu. Und sie lächeln mehr.“ Er schenkte sich Wein nach und schüttelte den Kopf. „Ihr Lächeln ist nur eine Maske. Mit Masken kennen wir uns aus. Hinter den lachenden steckt oft Angst, hinter den freundlichen Brutalität. Ja, sie haben auch Goethe und Mozart. Aber dem gewöhnlichen Frankfurter oder Salzburger merkt man das nicht an. Genies sind kein Maßstab für eine Nation. Die Österreicher tun ihr Bestes, um Europa mit ähnlichem Schrecken zu überziehen wie Napoleon. Eines Tages wird es ihnen vielleicht gelingen. – Hat man Sie kontrolliert?“

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