Michael Dangl - Orangen für Dostojewskij

Здесь есть возможность читать онлайн «Michael Dangl - Orangen für Dostojewskij» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Orangen für Dostojewskij: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Orangen für Dostojewskij»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Als Fjodor M. Dostojewskij zum ersten Mal Venedig besucht, ist das die Erfüllung eines Kindheitstraums. Doch ist er bereits 40, im Westen unbekannt und in einer beruflichen wie privaten Krise. Die Schönheit und Lebendigkeit Venedigs erreichen ihn nicht. Da widerfährt ihm eine phantastische Begegnung: mit dem Komponisten Gioachino Rossini, 70, weltberühmt, eine Legende. Der barocke Genussmensch, Inbegriff mediterraner Leichtigkeit und Allegria, verzaubert ihn mit Lebensfreude und stellt den grüblerischen, schwermütigen Asketen in drei Tagen sozusagen vom Kopf auf die Beine. Die Gegensätze sind die größten – und doch erleben wir die Annäherung zweier hochsensibler Künstlerseelen, in teils grotesken, komischen und an die Grundfragen des Menschlichen rührenden Situationen und Gesprächen. «Ich habe Venedig noch mehr geliebt als Russland», findet sich in privaten Notizen Dostojewskijs. Der Roman spürt möglichen Ursachen dieser Liebe nach.

Orangen für Dostojewskij — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Orangen für Dostojewskij», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

„Unartiges Kind“, schmunzelte Rossini zu seinem Gast, der vor einem noch unberührten Teller mit Mortadellavariationen saß und das junge Mädchen fassungslos und irgendwie eigenartig ansah. Wie alt mag sie sein, dachte er. Neunzehn? Zwanzig?

„Einundzwanzig“, sagte Rossini, als hätte er die stumme Frage gehört, und verschlang zwei Scheiben Schweinelebermortadella auf einmal. „Mein Magen wird morgen wieder beleidigt sein, aber morgen ist morgen. Essen Sie. Der Magen ist der Kapellmeister, der das große Orchester unserer Leidenschaften regiert und in Tätigkeit versetzt.“

Da merkte Dostojewskij auf einmal, wie hungrig er war. Und als er das erste Stück gekostet hatte, konnte er, wiewohl er sich sonst aus Wurstwaren nicht viel machte, schon nicht mehr aufhören. Zudem ermunterte ihn Victoria, die nur wenig Französisch sprach, mit Blicken, von allem ausreichend zu probieren, und schenkte ihm nach, sobald sein Glas leer war.

„Bologna ist meine eigentliche Heimat“, sagte Rossini wurstkauend, es war nicht klar, zu wem. „Dort herrscht ein gemütliches, ungezwungenes Treiben. Florenz ist schon mehr ein Hofstaat.“

Dostojewskij nickte, obwohl seine Abneigung gegen Florenz ganz andere Gründe und er von der Stadt keine Ahnung hatte. Aber der compositore freute sich, dass der Fremde seine Meinung teilte, und feierte das mit einem herzhaften Schluck. „Das ist ein Sauvignon frizzante aus Lugo bei Ravenna. Mein Vater war dort als Stadttrompeter angestellt. Und als Aufseher eines Schlachthauses.“ Er zeigte lachend auf die Wurstplatten. „Und ich bekam meine ersten Unterweisungen in Spiel und Gesang. Mit vierzehn wurde ich Mitglied der Akademie in Bologna.“

„Wie Mozart!“, rief ein älterer Mann, der mit seinem spitzen Bart und seiner markanten Nase im Halbdunkel aussah wie der leibhaftige Pantalone.

„Nun ja“, sagte Rossini milde.

Pantalone insistierte: „Mit zwölf haben Sie schon Ihre sechs Streichquartette komponiert. In drei Tagen!“

„Die schrecklichen Sonaten“, konterte der Maestro leise. „Meine Mutter war Sängerin“, sagte er zu Dostojewskij, „auf der Suche nach Engagements waren sie und Papa – er war Orchesterhornist – viel auf Reisen, ich war viel allein.“

„Er war schon als Kind eine Berühmtheit“, sprang Victoria auf Französisch ein. Ihre Stimme war kräftig und rau wie nach heftigem Schreien oder unmäßigem Zigarettengenuss, etwas Verletztes, Verletzliches lag darin, eine große Zartheit und zugleich eine rüde Widerborstigkeit, eine Art gebrochener Unschuld, die aber den Ton angab und sich behaupten wollte. Kind und Kurtisane klangen aus ihr, Erziehung und Ungehorsam, Salon und Gosse. Dostojewskij horchte intensiv auf diese Stimme, sie bewegte ihn mehr als das, was sie sagte, weshalb sein Blick auch auf Victoria blieb, obgleich sie von Rossinis Berühmtheit als Kind geredet hatte.

„Wegen meiner Stimme“, sagte der nun, „sie war sehr schön, und ich war stolz darauf. Die Mousse ist übrigens aus Parmesan und …? Raten Sie!“

Dostojewskij, zweifach überrascht ob der direkten Ansprache und des abrupten Themenwechsels, riss die Augen von dem Mädchen und murmelte: „Morta – – –?“

„Mortadella! Bravo! Ooooh …“ Unvermittelt sang er einen langen Ton, tief aus dem Bauch, seine Schultern waren im Einatmen völlig ruhig geblieben und blieben es im Verlauf des kurzen Liedes, das er angestimmt hatte und in das alle wie auf Kommando einfielen. Das Lied begann mit „Amore“ , bald wurde aber klar, was das Objekt der Liebe war: die „Ooooh … La mortadella!“ Ein Gassenhauer, eine geschunkelte Liebeserklärung an eine Wurstsorte. „Sempre buona“ , sang Victoria, „co’ il panino“ , rief Pantalone, „con un buon bicchier’ di vino“ , krächzte eine komische Alte, „la mortadella sempre vincerà!“ , schlossen alle und hoben zum letzten langen Ton sämtliche Platten vom Tisch triumphierend in die Höhe.

Dostojewskij wunderte sich sehr, wo hinein er da geraten war, und mehr, dass er sich darin nicht unwohl fühlte. Der Wein, die Speise, die hartnäckig immer wieder die seinen suchenden Blicke des Mädchens, sie heizten ihn an. Doch am meisten beseelte ihn die Anwesenheit des grandiosen Musikers, der auch ein grandioser Mann war und dabei so schlicht, so natürlich mit ihm sprach, als kennten sie einander schon lang.

„Wir haben zu Hause auch viel gesungen“, sagte er lauter als vorhin und beugte sich dabei etwas über den Tisch. Rossinis Augen funkelten ihn an. „Nach dem Essen … mit den Eltern. Auf der Gitarre gespielt, gesungen, ernste Lieder von Noten, am Schluss lustige Schnurren … wir kannten alle Volkslieder auswendig … es ging sehr fröhlich zu.“ Er merkte, wie warm ihm bei dieser Erinnerung wurde, über die er selten gesprochen hatte.

„In San Pietroburgo?“, fragte der Maestro.

Er schüttelte den Kopf und zwirbelte seinen Bart, wie immer, wenn er aufgeregt war. „Das war noch in Moskau. Manchmal gingen wir ins Theater. Am Nachmittag, auf Stehplätzen.“ Er musste kurz lachen, Rossini lachte aufmunternd mit, obwohl er den Grund nicht kannte, das Mädchen hatte den Kopf schief gelegt und sah ihn schmunzelnd an. „Mein Lieblingsstück … ich war sieben … war ‚Schoko, der brasilianische Affe‘.“

„Schoko!“, rief Pantalone, der den Namen im Gespräch mit seinem Tischnachbarn aufgeschnappt hatte. Auf einmal waren wieder alle Augen auf dem anfangs so schweigsamen, langsam in Fahrt kommenden Gast.

Auch Rossini kannte das Stück. „Es wurde in Paris uraufgeführt und ging dann auf Tournee“, sagte er.

„Im Bolschoj-Theater. Ich war hingerissen“, rief Dostojewskij beinahe über die Tafel hin, sofern das seine heisere, vom langen Alleinsein und Schweigen wie verschlossene, ungeübte Stimme zuließ. „Der Hauptdarsteller sah wirklich täuschend wie ein Affe aus, er war ein perfekter Equilibrist … ich habe noch Monate von ihm geschwärmt, habe ihn sogar nachgemacht …“

In diesem Moment sprang Pantalone auf die Bank und begann eine ziemlich perfekte Affenkopie, die wohl ein kurzes Gelächter hervorrief, aber rasch zum Aufhören gebracht wurde, weil man den fabulierenden Russen nicht aus dem Mittelpunkt des Geschehens verlieren wollte und ihn drängte, nun seine eigene Affennummer vorzuführen. Die neben ihm rückten sogar zur Seite, um auch ihn auf die Bank steigen zu lassen, aber Dostojewskij winkte ab und ließ sich nur zu einem minimalistischen äffischen Grunzen, Zähneblecken und Unter-den-Achseln-Kratzen hinreißen, worüber er selbst so lachen musste, dass er sich an Brotkrümeln, die er im Mund hatte, verschluckte und hustete und keine Luft mehr bekam und die neben ihm ihn mit Schlägen auf den Rücken traktierten und er dabei immer weiter lachte und ganz rot wurde und Tränen aus den Augen rannen und alle mitlachten und ihn damit vollends in ihrer Runde und, das schien das Gleiche zu sein, in ihren Herzen aufgenommen hatten. Und Rossini betrachtete ihn mit den Augen eines liebevollen, stolzen und gerührten Vaters und Freunds.

„Alle Effekte“, röchelte der wieder zu Luft Gekommene, „das Springen von Baum zu Baum, die Elster … Schokos Tod … waren von Musik … illustriert!“ Hier lächelte der Musiker und schwieg. Da fiel Dostojewskij ein, dass es vielleicht ein Fehler war, ihm zu lange von einem fremden Stück vorzuschwärmen, und erzählte: „Als ich dann mit zwanzig in Petersburg anfing, ins Theater zu gehen, liefen die Vorstellungen der italienischen Operntruppen. Ihren ‚Karl der Kühne‘ habe ich mehrmals gesehen.“

„Ich habe keine Oper dieses Titels geschrieben“, korrigierte der Maestro, blieb aber auch bei dieser zweiten Verwechslung nachsichtig.

„So hieß Ihr ‚Wilhelm Tell‘ bei uns wegen der Zensur“, sagte Dostojewskij und hüstelte kichernd, stolz, auch eine kleine Pointe angebracht zu haben.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Orangen für Dostojewskij»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Orangen für Dostojewskij» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Orangen für Dostojewskij»

Обсуждение, отзывы о книге «Orangen für Dostojewskij» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x