Andre Brink - Die andere Seite der Stille

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"Einfühlsam und packend." NZZ Inhalt: Nach Jahren der Erniedrigung in einem Bremer Waisenhaus wandert Hanna nach Deutsch-Südwestafrika aus. Doch statt der erhofften Freiheit erfährt sie dort nur Gewalt und Ablehnung. Bis sie schließlich ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Ein erschütterndes Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte vom wichtigsten Romancier Südafrikas erzählt. André Brink wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem «Prix Médicis Etranger» «Ich habe durch Sie die Welt ein bisschen besser verstehen gelernt» Nelson Mandela über André Brink «Ein Roman, der einen Sog ausübt – gut recherchiert und imaginiert.» Hamburger Abendblatt Belletristik-

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Der Ort wurde von einer kleinen Schar Frauen beaufsichtigt, die an nichts so sehr erinnerten wie an Vögel in einer Voliere: Vögel verschiedener Form und Größe und Art, aber alle von einem Schlag. Einige von ihnen waren hier gestrandet, um einem Schicksal zu entgehen, das, ganz gleich, welches es war, schlimmer als der Tod gewesen wäre, andere zog ein fehlgeleiteter missionarischer Eifer an. Wieder andere waren vermutlich geworben worden – bloß von wem? Offenbar waren mehrere Kirchen auf die eine oder andere Weise an der Institution beteiligt, die in einem Elan von Selbstgerechtigkeit mittels guter Taten und verschiedener Beispiele von mürrischer Barmherzigkeit ihre christlichen Tugenden unter Beweis stellen und damit der ewigen Gnade und der Belohnung im Jenseits einen Schritt näher kommen wollten. Auch die Kolonialverwaltung war an der Aufrechterhaltung der Einrichtung beteiligt. Schließlich waren alle Frauen, die hier einsaßen, auf Veranlassung der Regierung hierher gebracht worden, und sich überhaupt nicht mehr um sie zu scheren hätte im fernen Berlin ein gewisses Stirnrunzeln hervorrufen können.

Niemand zwang die Insassinnen im Übrigen, innerhalb der unwirtlichen vier Wände zu bleiben. Niemand wurde je eingeschlossen, nicht einmal bei Nacht. Es war ebenso sehr ihre eigene Wahl wie die Entscheidung der Provinzverwaltung, dass sie dort blieben. Aber natürlich war da auch das Bewusstsein, dass, selbst wenn jemand hätte entkommen wollen, die umliegende Wüste ein viel effektiveres Hindernis war als jedes Schloss und jeder Riegel. In der Anfangsphase von Hanna X’ Aufenthalt hier geschah es zweimal, dass eine Frau entlief. Beide Male fand man später das Skelett, halb begraben im ewig wehenden Sand.

Dann gab es noch, vor kaum einem Jahr, die Mädchen Gertrud und Katja: Zwei junge Schwestern aus Windhuk, fünfzehn- oder sechzehnjährig, die der Krieg im Norden zu Waisen gemacht hatte. Ihre Eltern waren von Hereros abgeschlachtet worden, die auf der Flucht vor dem Terror waren, den die Kolonialarmee unter Generalleutnant von Trotha verbreitete. Die Mädchen waren danach der Autorität verschiedener Pflegeeltern unterstellt worden, wurden aber mehrmals wegen Fluchtversuchen oder Herumlungerns auf den Straßen festgenommen. Eine Weile hielt man sie in Gefängniszellen oder Kasernen fest, rüffelte und bestrafte sie, aber es half alles nichts. Schließlich wurden sie aus lauter Verzweiflung und bis zu dem Moment, wo man in Berlin eine Entscheidung über ihre Repatriierung treffen würde, nach Frauenstein transportiert. Dort wirkten sie zunächst ganz demütig und gehorsam, aber nur so lange, bis die beherzte Aufseherin Frau Knesebeck glaubte, die Sache sei ausgestanden, und mit ihrer Überwachung nachließ. Da liefen sie fort. Nach einer Woche kehrte das ältere der Mädchen, Katja, wieder, ein zerzaustes und abgemagertes Strohpüppchen, dem die halbe Füllung rausgerissen war. Gertrud war in der Wüste gestorben. Was von ihr noch übrig war, nachdem die Geier, die Schakale und die Hyänen ihren Teil bekommen hatten, wurde in einem Leinensack zurück zum Frauenstein gebracht und ohne Aufhebens auf dem Friedhof begraben, der jenseits des Kürbisbeets lag und sich unter der Hand immer mehr auswuchs. Danach verhielt Katja sich wie ein gebrochener Welpe, der zu viele Schläge bekommen hat, und wanderte jammernd durch die Säle und Korridore und leeren Räume, als wäre sie eines von den vielen Gespenstern, die durch das Gemäuer spukten.

Der einzige Mensch, zu dem sie offenbar Kontakt hielt, war Hanna X. Nachts schlich sich das Mädchen in den Frauenschlafsaal, um in der Dunkelheit, die sie beide fürchteten, ein wenig Trost zu finden. Niemand vermochte zu ergründen, was hinter diesem Versuch der Nähe steckte, niemand versuchte es auch nur. Und im Laufe der Zeit wurden die beiden fast unzertrennlich.

Katja konnte tagelang schweigen, ein Schweigen, das in unvorhersehbaren Abständen abrupt von Anfällen unkontrollierbarer Geschwätzigkeit unterbrochen werden konnte. Hanna musste darauf nicht viel antworten, und das war auch gut so, denn ohne Zunge konnte sie natürlich nicht sprechen. Aber dafür begann sie aus den Untiefen ihrer Erinnerung ein paar Bruchstücke der Zeichensprache zu Tage zu fördern, die sie zu einer Zeit hatte lernen müssen, als sie sich um einen wütenden tauben alten Mann und seine wütende taube junge Tochter gekümmert hatte. Die brachte sie stoßweise Katja bei, welche sie begierig lernte. In Fällen, in denen sie sich an die ursprünglichen Zeichen nicht mehr erinnerte, erfand sie neue. Die beiden hatten an diesem freudlosen Ort sogar Spaß daran, sich neue auszudenken. Eine geballte Faust für Mann , eine offene Hand für Frau . Daumen und Zeigefinger, die sich öffneten und schlossen für Vogel , eine sichelförmig gebogene Hand für Mond , eine Hand mit gespreizten Fingern für Sonne , ein Fingerkräuseln für Wasser , einfache und eindeutige Bewegungen, um Gehen, Laufen und Schlafen anzudeuten. Auf gemeinte Körperteile wurde schlicht mit dem Finger gedeutet.

Bald war Katja die einzige Frau in Frauenstein, mit der Hanna in gewisser Weise kommunizieren konnte, und Hanna war die Einzige, mit der Katja Lust hatte zu reden. Das besiegelte die ungewöhnliche Bindung zwischen den beiden. Da Frau Knesebeck und ihre Helferinnen mit einem scheelen Auge auf dieses Verhältnis blickten, versuchten sie es so gut sie konnten geheim zu halten. Aber fast jede Nacht trippelte Katja auf Zehenspitzen von ihrem Zimmer zu Hannas und schlüpfte zu ihr ins Bett. Was manchmal schmerzhafte Erinnerungen an ein anderes Mädchen, eine andere Frau in ihr Gedächtnis rief, aber die unterdrückte sie mit Gewalt. Das war ein Bereich in ihr, der versiegelt war und zu dem niemand so leicht Zugang bekommen würde. Falls da tatsächlich in manch ungeschütztem Moment die flüchtige Erinnerung an die geheimen Urtriebe und -sehnsüchte des Leibes aufkam, wurden sie unterdrückt, kaum dass sie verspürt wurden. Wenn Hanna überhaupt Gefühle für Katja hatte, dann waren es mütterliche, keine sexuellen. Und genau das erlaubte es ihnen beiden, zwischen den alten Mauern des riesenhaften Baus zu überleben, den die Wüste umgab und die Winde peitschten.

Der Frauenstein war zu weitläufig für seine Insassinnen. Es gab auf manchen der Etagen Räume, die seit Jahren nicht geöffnet oder betreten worden waren. Zu der Zeit, als Hanna X hier abgesetzt wurde, war der Wüstensand bereits in einige der Erdgeschosszimmer eingedrungen, war durch zerfallene Fensterläden und zerbrochenes Glas und klaffende Öffnungen hereingeweht, wo man die Türen ausgehängt und zu Feuerholz gemacht hatte. Der Sand stieg in den Ecken und an den Wänden in die Höhe, und langsam begann die Wüste diesen Ort, der einst zu ihr gehört hatte, wieder in Besitz zu nehmen. Selbst die bewohnten Räume litten unter dem schleichenden, unaufhaltsamen Verfallsprozess: Die früheren Ball- und Speisesäle, die Küchen mit den riesigen Kaminen, höhlenartige Säle und Empfangsräume mit kunstvollen Decken, aber auch die kleineren Zimmer, Zellen oder Kammern, wo die Insassinnen schliefen oder den Tag verbrachten und Luftlöcher starrten und vor sich hin murmelten, oder umherschlurften, masturbierten, ruhelos hin und her wanderten, sinnlose Stickereien machten oder Patchwork-Quilts oder Vorhänge oder Tischtücher oder Unterwäsche für eine imaginäre Aussteuer oder einfach dahockten oder sich vor nicht existierenden Spiegeln putzten oder sich mit Hilfe von Messern und Gabeln und Glasscherben oder rostigen Blechteilen Muster in die Haut schlitzten.

Die Unternehmungslustigeren unter ihnen versuchten ihr Glück draußen im Garten und trugen dabei viel zu große Kappen, die sie mit derselben minutiösen Sorgfalt und demselben Mangel an handwerklichen Fähigkeiten hergestellt hatten, mit denen sie alles in Angriff nahmen. Mit all ihrer grimmigen teutonischen Entschlossenheit zwangen sie die Erde, ihre Mühe dreißig-, sechzig- oder hundertfach zurückzuzahlen. Kürbisse, Karotten und Lauch, Kartoffeln und hutzlige Süßkartoffeln, ja sogar Tomaten, Kohl, Bohnen, Erbsen und Stachelbeeren. Denn das ist das Geheimnis von Frauenstein: dass dort oben gegen die Felsvorsprünge direkt hinter der vom Wind geformten Frauenstatue eine magische Quelle entspringt. Unsichtbar, es sei denn, man stößt per Zufall auf sie, entspringt sie weiß und sprudelnd aus einem Riss im Fels, rinnt ein kurzes Stück Wegs zwischen den Kieseln und verschwindet dann wieder im Erdboden, als hätte es sie nie gegeben, oder doch nur in einem Fiebertraum.

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