Andre Brink - Die andere Seite der Stille

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"Einfühlsam und packend." NZZ Inhalt: Nach Jahren der Erniedrigung in einem Bremer Waisenhaus wandert Hanna nach Deutsch-Südwestafrika aus. Doch statt der erhofften Freiheit erfährt sie dort nur Gewalt und Ablehnung. Bis sie schließlich ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Ein erschütterndes Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte vom wichtigsten Romancier Südafrikas erzählt. André Brink wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem «Prix Médicis Etranger» «Ich habe durch Sie die Welt ein bisschen besser verstehen gelernt» Nelson Mandela über André Brink «Ein Roman, der einen Sog ausübt – gut recherchiert und imaginiert.» Hamburger Abendblatt Belletristik-

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Das Haus. Im Grunde mehr ein Auswuchs der Erde als ein Haus. In einer alttestamentarischen Landschaft stehend, einer Mondlandschaft, einer Traumlandschaft. Den Frauen, die hierher transportiert wurden, müssen die Tage und Wochen in von Mauleseln oder Ochsen gezogenen Karren nicht so sehr wie eine Reise durch einen geografisch oder geologisch zu definierenden Raum vorgekommen sein, vielmehr wie die Durchquerung einer geistigen Region, als müssten sie jeden Gedanken an einfache Zeit fahren lassen und vermutlich auch jede Hoffnung. Die Ankunft war dann der Eintritt in eine besondere Mentalität, ein Gefühlszustand, und zwar wahrscheinlich ein recht verzerrter. Kilometer und Kilometer und Tage von karger Erde, hier und da ein Büschel dürres Gras oder Gestrüpp, kleine, trockene Hügel und Höhenzüge, flache Passagen schuppigen Felsgesteins, das durch den unfruchtbaren Boden drang wie schwarze Knochen durch die Haut eines massigen Urwelttieres, das hier den Verwüstungen von Sonne und Wind ausgeliefert lag. Dann der langsame Anstieg hinauf zu dem hohen Tumulus erodierter Felsen, die vor allem bei Sonnenuntergang oder im Mondlicht aussahen wie eine Versammlung versteinerter Gestalten. ( In jenen Tagen lebten Riesen auf der Erde .) Überragt wurden sie von einem, der den halbverrückten, sexuell ausgehungerten Männern aus der Wüste vorkommen mochte wie eine gigantische Frau, die Galionsfigur am Bug eines nicht mehr vorhandenen alten Schiffs, mit erhobenem Haupt und herrischen Brüsten, vielleicht so etwas wie eine groteske Parodie der Nike von Samothrake. Das zur Salzsäule erstarrte Weib Lots. Das war der Frauenstein.

Direkt hinter der Frau erhebt sich das Haus, das selbst bei hellstem Tageslicht unwirklich aussieht. Keiner weiß, woher es kommt. »Das war schon immer da«, sagen die Leute, wenn man sie fragt. Gewiss ist, dass es wenig Ähnlichkeit hat mit den Gebäuden der frühen Kolonialzeit in Swakopmund oder Windhuk. Diejenigen, die den Bau nicht irgendeinem ausgestorbenen Stamm »aus dem Norden« zuschreiben, gleich ob schwarz, braun oder weiß, mit obskuren Verbindungen zu den verschwundenen Kulturen von Monomotapa, Mapungubwe oder dem Großen Zimbabwe oder gleich zu Salomon und der Königin von Saba oder den Bewohnern des versunkenen Atlantis, kommen einem mit Theorien über skandinavische Walfänger der Vorzeit oder vielleicht auch Besatzungsmitglieder von Bartolomeu Diaz, die dort blieben, als er in Angra Pequeña zum ersten Mal seinen Fuß auf afrikanischen Boden setzte. Höchstwahrscheinlich ist die historische Wahrheit weit weniger aufregend. Gut möglich, dass der Bau irgendwann im achtzehnten oder neunzehnten Jahrhundert von einer Gruppe Forschungsreisender oder Abenteurer begonnen wurde, unter denen sich einer fand, der an architektonischem Größenwahn litt, und die örtlichen Anwohner bestachen oder nötigten, ihnen zu helfen.

Was wir immerhin wissen, ist, dass es in den frühen Tagen der deutschen Ansiedlung binnen einer Periode von mehreren Jahrzehnten intensiv aus- und umgebaut wurde, bis es seine derzeitige Gestalt erhielt. Von seiner Nutzung dagegen ist nichts bekannt. Der Landsitz irgendeines unglaublich reichen pensionierten Würdenträgers oder eines Generals aus Bismarcks Armee? (Oder womöglich der des Eisernen Kanzlers höchstpersönlich?) Eine bombastische Festung gegen tatsächliche oder eingebildete Feinde? Ein riesiges Gefängnis für Hereros, Ovambos, Damaras oder Namas, die im Rahmen der endlosen Kriegs- und Strafexpeditionen der Kolonie gefangen genommen worden waren, oder womöglich für Eindringlinge aus anderen afrikanischen Regionen oder von Übersee? Ein Jagdschloss für große Jagdgesellschaften, die aus dem Reich herüberkamen, um die örtliche Fauna in einem Stil zu dezimieren, bei dem nicht einmal die Briten mithalten konnten? Eine religiöse Einkehr, ein Kloster gar? Oder ein Haus für sexuelle Extravaganzen? Oder war es so, dass, wer immer hier auch herkam (und das musste zwangsweise irgendein Er sein), sich einfach einer irrsinnigen Lust am übertriebenen Bauen als Selbstzweck überließ? Dass er eine haarsträubend extreme Revier-Markierung in der Art von »Ich war hier« hinterließ, auch wenn schon lange niemand sich mehr erinnert, wer dieses Ich wohl gewesen sein mag.

Möglich, dass das Haus irgendwann im Laufe seiner Existenz zu all diesen Dingen gedient hat, vielleicht sogar zu mehreren gleichzeitig. Was ihm eine gewisse Form von Größe verleiht, ist, dass es eigentlich überhaupt keinen Grund gibt, warum es da steht, wo es steht. Frauenstein existiert einfach, ob Traumschloss oder Albtraumschloss, eine Phantasmagorie, die eben nicht an den Ufern des Rheins steht oder in Bayern, sondern in der afrikanischen Wüste. Und zu Beginn des letzten Jahrhunderts fand es eine neue Nutzung als Heim für jene Frauen, die in die Kolonie verschifft worden waren, um den dortigen Männern als Unterstützung oder Zeitvertreib zu dienen, und die abgelehnt wurden.

Traf eine der weiblichen Schiffsladungen nach einer dreißigtägigen Reise entlang der afrikanischen Westküste in der Bucht von Swakopmund ein, warteten Hunderte von Männern, deren sexuelle Gier weder die eingeborenen Frauen noch die Haustiere hatten besänftigen können, am Kai, versuchten sich vorzudrängen, drückten einander weg und heulten wie die Wölfe. Einige davon hatten schon vor Wochen und Monaten ihre schriftlichen Wünsche und Anforderungen eingereicht, viele andere kamen einfach auf gut Glück oder auch nur, um zu gaffen und mitzubrüllen, bevor sie sich in den Kneipen der wimmelnden Stadt um den Verstand tranken. Es folgte die viertägige Zugfahrt nach Windhuk, eine überkochende, aggressive Raserei, während der Frauen ausprobiert und weitergereicht und ausgetauscht wurden oder zwischen den streitenden Freiern hin- und hergerissen. Männer kamen zu Tode auf diesen Fahrten. Frauen manchmal auch. Aber im Großen und Ganzen hatte die Mehrheit sich nach diesen vier Tagen und Nächten in übernächtigte Paare gefunden, und es gab Arbeit für die Kirchen.

Aber jedes Mal wieder blieben einige Frauen übrig, die keiner gewollt hatte. Und genau die, die endgültig Verworfenen, die selbst von den übelst beleumundeten Männern für unwert befunden worden waren, genau die waren die Kandidatinnen für den Frauenstein. Im Schinderkarren rollten sie durch Straßen voller feixender Männer, die ein Unehrenspalier bildeten, das ihnen die nackten Hintern zeigte oder der beanstandeten Ware, die sie darstellten, mit ihren ädrigen Pimmeln zuwinkten. Danach wurden sie in die endlose Stille der Wüste fortgeschafft.

So ging es zum Frauenstein, einem kolossalen Schattenriss vor dem schimmernden schwarzen Himmel (aus irgendeinem Grunde geschah die Ankunft immer nachts). Das Gefängnis, das Kloster, das Irrenhaus, das Armenhaus, das Bordell, das Beinhaus, der erste Kreis der Hölle. Aber auch Asyl, Heimstatt und Endstation. Wohinein in großen Abständen immer wieder schmuddlige Individuen stolperten oder Banden marodierender Söldner, Jäger, fahrende Händler oder Geldboten von weit entfernten Minen und eine Unterkunft suchten oder eine Erfrischung. Und von denen fanden die kühnsten oder die betrunkensten oder verzweifeltsten im Schutze der Dunkelheit unter den Insassinnen irgendeine, die nicht allzu unansehnlich war und mit der sie sich amüsieren konnten. Selbst wenn ein Gesicht gar zu abstoßend war, blieb immer noch die Möglichkeit, den Akt von hinten zu begehen, was ohnehin die Regel sein musste bei Männern, die sonst eher mit Vierbeinern verkehrten.

Nicht alle Frauen im Hause waren Treibgut aus dem Vaterland, das hier auf der Suche nach einer Anstellung oder Ehe angespült worden war. Aber allen war gemeinsam, dass die Gesellschaft sie ausgestoßen hatte, weil sie verwitwet waren oder mittellos oder verderbt oder auf die eine oder andere Weise behindert, und dass niemand sonst für sie aufkommen konnte oder wollte.

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