Trygve Eivindson, lang von Gestalt und schmal in den Schultern, so wie er dasteht, sehnig und zäh und finster blickend, gleicht er einem Araber. Er hat ein kleines Gesicht mit einer wahrhaft unglücklich langen Nase darin. In seinem Wesen liegt stetsfort ein Wundern und Zögern und eine gewisse Scheu vor dem Unbekannten. Das muß daher kommen, weil Frau Dagmar so sehr viel erduldete, als sie mit ihm ging. Wenn aber dieser Trygve in Zorn gerät, bricht Herrn Eivinds starkes Blut auf einmal in ihm aus. Dann wird sein Gesicht weiß, und er verrichtet überraschende Taten ...
Nein, dieser Trygve ist kein mächtiger Herr mehr, wie vor ihm Eivind und Bardolf und alle die anderen. Nein, da fehlt viel. Jene früheren Herren lebten hier noch so über alle Maßen einsam. Sie lebten viele hundert Jahre lang hoch über dem Volk und sahen nur selten ihresgleichen. Sie standen so völlig abseits in ihrer Größe und wurden ein wenig wahnsinnig dabei. Sie wurden toll vor Macht und in ihren Wünschen grenzenlos. Darum nahm es ein übles Ende mit ihnen allen ...
Nun wohnt Thorbjörg auf Lisät. Sie sitzt am Herrentisch, verängstet, unbeholfen, klein, und sieht nach gar nichts aus. Vor Demut muß sie mit ihren langen Wimpern fortwährend die strahlenden Augen beschatten. Lisät ist wahrlich kein Käfig für diesen Sonnenvogel.
Trygve bleibt jeden Tag sich selber gleich, finster, schmallippig, mit tiefen Löchern in den Wangen vor Härte und Strenge.
„Wenn Thorbjörg einen Sohn bekommt“, sagt Jofrid, „soll er den Hof Arnevik zurückhaben.“
„Einen Sohn? — Welch ein Unsinn! Das müßte man sich jedenfalls gründlich überlegen“, sagt Trygve. „Ich weiß wahrlich nicht, was das Gesetz in diesem Falle fordert.“
Jofrid betrachtet Trygve aus den Augenwinkeln. Und sie betrachtet ihn sowohl lange als gründlich: „Welches Gesetz?“ fragte sie. Und nach kurzem Besinnen: „Wenn es sein leiblicher Sohn ist, Trygve? Sollte das vielleicht nicht genügen?“
„Ich weiß nicht — nein, ich glaube, es genügt noch lange nicht.“
Hierauf betrachtet Jofrid diesen Trygve, ihren Mann, noch einmal. Ihr Blick wird immer schärfer und spitzer. Es ist eine helle, eindringliche Schärfe darin, die das jähe Verstummen nur noch peinlicher macht.
Trygve, wie konnte er nur so blind und von allen guten Geistern verlassen sein — es war doch gar nicht so übermäßiger Eigennutz in ihm, sondern es handelte sich mehr um Auflehnung gegen die fremde Macht. Der erbitterte Trygve vermag also nicht sogleich zuzustimmen. Und Jofrid schweigt. Darum entsteht ein neuer Zustand. Der dauert ein paar Tage an, ein paar Nächte — es werden gefährliche Frostnächte.
Der Schatten wächst auf Lisät. Er zeigt sich überall. Besonders gut gedeihen kann er im finsteren Schweigen. Zwei Menschen konnten dieses Schweigen ihr ganzes Leben lang nie mehr vergessen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.