Prof. Dr. Thomas Beschorner - In schwindelerregender Gesellschaft

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Egal ob Wirtschaftspolitik, Bildungsfragen, Nachhaltigkeit oder Künstliche Intelligenz: Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft und Gegenwart findet unsere Gesellschaft kaum mehr. Stattdessen hat sie mit Täuschungen, Fake News und rhetorischem Nonsens zu kämpfen, die in allerlei raffinierten Gewändern daherkommen und den Blick auf die Wirklichkeit verschleiern. Das kommt nicht von ungefähr, erklärt der Wirtschaftsethiker Thomas Beschorner: Die Gesellschaft ist gefangen im Schwindel, und zwar in doppelter Hinsicht. Einerseits macht uns die Komplexität der Gegenwart schwindelig und sorgt für individuelle wie gesellschaftliche Unsicherheiten. Dadurch fallen, andererseits, Schwindeleien auf fruchtbaren Boden – ein Teufelskreis. Klug und wortgewandt seziert der St. Gallener Professor die Abhängigkeiten der Gesellschaft von der Wirtschaft, fragt nach unseren Werten und unserer (Un-)Moral. Eine pointierte Bestandsaufnahme der taumelnden Gegenwart unserer Gesellschaft und der Zukunftsfragen, die wir mit klarem Blick beantworten müssen.

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»Wer von euch hat noch nie gelogen?«, fragte ich kürzlich Dritt- bis Sechstklässler im Rahmen einer Veranstaltung der Kinderuniversität an meiner Hochschule. Kein einziger Finger ging hoch. Wir alle lügen hin und wieder, ob aus Not oder Höflichkeit oder anderen »legitimen« Gründen. Ich habe hier auch gerade gelogen, denn die Frage habe ich nie gestellt. Mir geht es in diesem Buch offensichtlich nicht um diese Art des Schwindels. Es geht mir auch nicht um vordergründige Hochstapler, nicht um Leugner eines durch den Menschen verursachten Klimawandels oder um irgendwelche wilden Verschwörungstheorien. Ich meine vielmehr, dass »Schwindel« in seiner zweifachen und zusammenhängenden Bedeutung in unserer Gesellschaft subtiler und präsenter ist als dem ersten Anschein nach vermutet.

Es gibt den Schwindel in direkter und plumper Form. Wenn Volkswagen beispielsweise Testverfahren zur Feststellung der Abgasemissionen manipuliert, so muss man nicht lange um den heißen Brei herumreden. Das ist Betrug. Donald Trump hat, wie die Washington Post fortlaufend dokumentiert, während seiner Amtszeit als Präsident schon über 10 000 Unwahrheiten verbreitet (Stand: Juni 2019).4 Auch das sind offensichtliche Lügen, die mit einer gewissen Dickfelligkeit in die Welt gesetzt werden.

Der Schwindel kommt jedoch gern in raffinierter Verkleidung daher, hinter der sich soziale und gesellschaftliche Tiefenstrukturen verbergen, wie wir im Folgenden noch sehen werden. Diese Camouflage bedient sich bestimmter Erzählweisen, Erzählformen und Begriffe, um den Schwindel zu verschleiern. Es sind besonders Geschichten und Narrative, die in der modernen Gesellschaft wichtiger werden, um Ideen zu erfinden und Ideologien zu verbreiten. Sie dienen einerseits einem gesellschaftlichen Verständigungsprozess, denn über sprachliche Kommunikation tauschen wir uns darüber aus, wer wir als (und in einer) Gesellschaft sind oder sein sollten. Erzählungen über die Gesellschaft sind zugleich jedoch auch stets ein Ringen um Deutungshoheit auf unübersichtlichen und schwindelerregenden Terrains, auf denen soziale, politische und ökonomische Interessen verhandelt werden. Dies gilt übrigens unabhängig von der politischen Couleur, von ganz links bis ganz rechts (soweit man an diesem Schema überhaupt noch festhalten will) oder auch sozial gesehen von oben bis unten.

Handhabungen im Kapitalismus

Die Organisation unseres Wirtschaftens als Marktwirtschaft, die später zum Kapitalismus mutieren sollte, hat die moderne Gesellschaft wie keine andere »Erfindung« geprägt. Die Metapher der »unsichtbaren Hand« des schottischen Moralphilosophen Adam Smith bringt eine einfache Idee zum Ausdruck: Das Wirtschaften moderner Gesellschaften sollte über Marktwirtschaften organisiert werden, in denen der Einzelne sein Selbstinteresse verfolgt. Der Tausch von Gütern und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Vertragspartnern sowie das Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage sorgen sodann für günstige Preise durch die »unsichtbare Hand« des Marktes und einen größtmöglichen »Wohlstand der Nation« (so der Titel des Smith’schen Hauptwerkes aus dem Jahr 1776).

Das kapitalistische System der »unsichtbaren Hand« von Adam Smith gibt es, und die Relevanz marktwirtschaftlicher Mechanismen sollte – im Guten wie im Schlechten – nicht unterschätzt werden. Kapitalismus ist jedoch kein »Geist«, der freizügig und determinierend durch die Geschichte und die Geschicke unserer Gesellschaft spukt. Nein, Kapitalismus wird auch gemacht! Es gibt sehr konkrete »Hände«, die interessengeleitet bestimmte Gesellschaftsformen nach ihren Vorstellungen durchsetzen (wollen) und einen Prozess der Einflussnahme hochprofessionell handhaben. Dies betrifft nicht nur ein vordergründiges Lobbying von ökonomischen Akteuren in den Hinterzimmern der Politik, sondern auch ein raffiniertes »Ideologie-Management« – besonders über Narrative.

Am 23. August 1971 schrieb Lewis F. Powell, ein wirtschaftsliberales Mitglied des US Supreme Court, eine Nachricht an seinen Freund Eugene Sydnor Jr., seinerzeit Direktor der US-amerikanischen Handelskammer. In diesem »geheimen Memorandum« zum »Angriff auf das amerikanische System freier Unternehmen« warnt er die Verantwortlichen der Handelskammer vor »Communists, New Leftists and other revolutionaries who would destroy the entire system, both political and economic. These extremists of the left are far more numerous, better financed, and increasingly are more welcomed and encouraged by other elements of society, than ever before in our history.« 5

Es müssten, so Powell weiter, konkrete Maßnahmen zur Abwendung des »ideologischen Kriegs gegen westliche Gesellschaften« ergriffen werden, wozu eine wirtschaftsliberale Medienpräsenz (in Fernsehen, Radio, akademischen Zeitschriften, Büchern usw.) ebenso zählen sollte wie die neoliberale Einflussnahme auf Forschung und Bildung (zum Beispiel akademische Mitarbeiter und Professoren sowie auf Schulen und Universitäten insgesamt). Und im Besonderen gelte es, ein positives Image des Kapitalismus zu erzeugen (institutional image making), wofür große Anstrengungen – finanzieller, organisatorischer und intellektueller Art – erforderlich seien. Powell regt unter anderem an, Unternehmen sollten zehn Prozent ihres jährlichen Marketingbudgets in entsprechende Initiativen investieren.

Wir wissen nicht, welchen konkreten Einfluss dieses Dokument auf die Geschichte hatte. Lewis F. Powell dürften bestimmte Entwicklungen jedoch erfreut haben, denn ab den 1970er-Jahren gründeten und formierten sich in den USA die neuen Handlanger des Kapitalismus: Thinktanks. Hervorzuheben ist hier die Einrichtung der bis heute sehr einflussreichen neoliberalen Heritage Foundation im Jahr 1973, die nur wenige Jahre nach ihrer Gründung eines der wohl bedeutendsten Dokumente der modernen Wirtschaftspolitik verfasst hat: Der Bericht Mandate for Leadership (1981) umfasst insgesamt circa 2000 politische Maßnahmen, die auf über 3000 Seiten ausgeführt werden. Unter der Präsidentschaft von Ronald Reagan wurden im ersten Jahr seiner Amtszeit bereits 60 Prozent der Vorschläge realisiert.

Das, was wir heute Kapitalismus nennen, ist nicht nur eine spezifische ökonomische Organisation des Handels und der Produktion in der Sphäre der Wirtschaft. Er betrifft nicht nur wirtschaftliche Transaktionen in einem engeren Sinne. Kapitalismus ist ein umfassenderes Gesellschaftssystem, denn die ökonomische Logik hat Einzug in fast alle Lebensbereiche gehalten und prägt durch Kosten-Nutzen-Kalküle und ökonomisches Optimierungsdenken unsere soziale Welt – eben auch und verstärkt außerhalb der Sphäre der Wirtschaft. Ob im Bildungs-, im Wissenschafts- oder im politischen System, die ökonomische »Logik« definiert den Handlungsraum von Menschen (maßgeblich mit). Die »Währungen« dieser Logik sind nicht immer Geld: Im Bildungssystem sind es Zertifikate, Diplome und credit points für Studierende, im Wissenschaftssystem A-Journal-Publikationen und das Einwerben von Drittmitteln, im politischen System Presseclippings und Wählerstimmen. Mitunter schließt sich an eine erfolgreiche Bedienung dieser Anerkennungssysteme eine Monetisierung der spezifischen Leistungen an.

Jürgen Habermas nannte die Landnahme der Gesellschaft durch die ökonomische Rationalität einmal treffend die »Kolonialisierung der Lebenswelt«. Die Entwicklung spiegelt sich in einer Vielzahl von lebensweltlichen Metaphern und Redewendungen wider: Wir sollten mehr »Zeit investieren«, in das Familienleben zum Beispiel. Bei Vorstellungsgesprächen sollte der Bewerber den USP (unique selling point) herausstellen, um als künftiges »Humankapital« in dem Unternehmen tätig zu sein. Der eigene Nachwuchs kann bei »Samenbanken« bestellt werden, Profisportler werden auf »Transfermärkten« gehandelt, und die nächste große Liebe findet man auf einer »Partnerbörse«. Belassen wir es vielleicht bei diesen Beispielen, denn »Zeit ist Geld« und »Reden ist Silber und Schweigen ist Gold«.

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