Mao Tse-Tung - Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft / Über den Widerspruch

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Die Schrift «Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft» stammt von März 1926 und wurde den Ausgewählte Werke, Bd. I, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S.9-19 entnommen.
Die Abhandlung «Über den Widerspruch» ist ein Werk welches im August 1937 geschrieben wurde. Es handelte sich hier ursprünglich um eine Vorlesungsserie, die im August 1937 bei der Antijapanischen Militärisch-Politischen Akademie in Yenan gehalten wurde. Die vorliegende philosophische Arbeit von Mao Tse-tung wurde nach der Schrift «Über die Praxis» zu dem gleichen Zweck geschrieben, nämlich zur Überwindung oppositioneller Denkweisen, die es damals in der Kommunistischen Partei Chinas gab. Diese Version wurde entnommen aus: Mao Tse-Tung, Fünf philosophische Monographien, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1976, S.27-87. Besonders für jüngere Leser wurde eine sehr ausführliche Beschreibung über Leben und Werk von Mao Tse-Tung am Schluss der beiden Schriften hinzugefügt.

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Mao Tse-Tung

Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft /

Über den Widerspruche

Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft /

Über den Widerspruche

Mao Tse-Tung

Impressum

Texte: © Copyright by Mao Tse-Tung

Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

Verlag: Das historische Buch, 2022

Mail: walterbrendel@mail.de

Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft

Über den Widerspruch

I. Die zwei Arten der Weltanschauung

II. Die Allgemeinheit des Widerspruchs

III. Die Besonderheit des Widerspruchs

IV. Der Hauptwiderspruch und die hauptsächliche Seite des Widerspruchs

V. Identität und Kampf der gegensätzlichen Seiten des Widerspruchs

VI. Der Platz des Antagonismus in den Widersprüchen

VII. Schlußfolgerung

Der Autor

Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft

Wer sind unsere Feinde? Wer sind unsere Freunde? Das ist eine Frage die für die Revolution erstrangige Bedeutung hat. Wenn alle bisherigen revolutionären Kämpfe in China nur sehr geringe Erfolge brachten, so lag die Grundursache darin, daß man es nicht vermochte, sich mit den wahren Freunden zuammenzuschließen, um die wahren Feinde zu bekämpfen. Eine revolutionäre Partei ist der Führer der Massen, und keine Revolution ist jemals erfolgreich gewesen, wenn die revolutionäre Partei die Massen auf einen falschen Weg geführt hat. Um sicher zu sein, daß wir die Revolution nicht auf einen falschen Weg führen, sondern unbedingt Erfolg haben werden, müssen wir dafür sorgen, daß wir uns mit unseren wahren Freunden zusammenschließen , um unsere wahren Feinde zu bekämpfen. Um die wahren Freunde von den wahren Feinden zu unterscheiden, müssen wir die ökonomische Lage der verschiedenen Klassen in der chinesischen Gesellschaft und deren jeweilige Einstellung zur Revolution analysieren.

Wie verhält es sich nun mit den verschiedenen Klassen der chinesischen Gesellschaft?

Die Klasse der Grundherren und die Kompradorenklasse. In ökonomisch rückständigen, halbkolonialen China sind die Klassen der Grundherren und der Kompradoren im wahrsten Sinne des Wortes Vasallen der internationalen Bourgeoisie und hängen in ihrer Existenz und Entwicklung vom Imperialismus ab. Diese Klassen vertreten die rückständigsten und reaktionärsten Produktionsverhältnisse in China und verhindern die Entwicklung seiner Produktivkräfte. Ihre Existenz ist mit den Zielen der chinesischen Revolution völlig unvereinbar. Besonders die großen Grundherren und die großen Kompradoren stehen stets auf seiten des Imperialismus und bilden eine extrem konterrevolutionäre Gruppe. Ihre politischen Vertreter sind die Gruppe der „Etatisten“ und der rechte Flügel der Kuomintang.

Die mittlere Bourgeoisie. Diese Klasse vertritt in China die kapitalistischen Produktionsverhältnissse in Stadt und Land. Unter der mittleren Bourgeoisie versteht man hauptsächlich die nationale Bourgeoisie. Ihre Einstellung zur chinesischen Revolution ist widerspruchsvoll: Wenn sie die Schläge des ausländischen Kapitals, die Unterdrückung durch die Militärmachthaber schmerzlich verspürt, fühlt sie die Notwendigkeit einer Revolution und tritt für die gegen den Imperialismus und gegen die Militärmachthaber gerichtete revolutionäre Bewegung ein; wenn aber das einheimische Proletariat kühn an der Revolution teilnimmt, das internationale Proletariat der Revolution von außen aktive Hilfe leistet und infolgedessen die mittlere Bourgeoisie spürt, daß die Verwirklichung ihres sehnlichen Wunsches, in ihrer klassenmäßigen Entwicklung die Stellung der Großbourgeoisie zu erlangen, bedroht ist, beginnt die wieder an der Revolution zu zweifeln. Sie tritt in ihren politischen Auffassungen für die Schaffung eines Staates ein, in dem die nationale Bourgeoisie als einzige Klasse herrschen soll. Jemand, der sich als „wahrer Jünger“ Dai Dji-taos bezeichnet, erklärte in der Pekinger Zeitung Tschenbao: „Erhebe deine Linke zur Niederschlagung der Kommunistischen Partei.“ Diese Worte zeigen anschaulich die widerspruchsvolle und ängstliche Haltung der mittleren Bourgeoisie. Diese Klasse ist dagegen, daß das Prinzip der Kuomintang vom Volkswohl im Sinne der Lehre vom Klassenkampf erklärt wird, ist gegen das Bündnis der Kuomintang mit Rußland und gegen die Aufnahme von Kommunisten und Linksgerichteten in die Kuomintang. Aber ihr Versuch, einen Staat zu schaffen, in dem die nationale Bourgeoisie herrscht, ist gänzlich unrealisierbar, weil die gegenwärtige Weltlage durch den Endkampf zwischen den zwei großen Kräften, der Revolution und der Konterrevolution, gekennzeichnet ist. Jede dieser beiden großen Kräfte hat ein großes Banner erhoben: Das eine ist das rote Banner der Revolution, hoch erhoben von der III. Internationale, die alle unterdrückten Klassen in der Welt aufruft, sich um ihr Banner zu scharen; das andere ist das weiße Banner der Konterrevolution, erhoben vom Völkerbund, der alle Konterrevolutionäre in der Welt aufruft, sich um sein Banner zu scharen. Die Zwischenklassen werden sich bestimmt sehr bald spalten: Die einen werden nach links – zur Revolution -; die anderen nach rechts – zur Konterrevolution – abschwenken; es gibt keinen Spielraum für ihre „Unabhängigkeit“. Deshalb ist die Konzeption der mittleren Bourgeoisie Chinas von einer „unabhängigen“ Revolution, in der ihre Klasse die Hauptrolle spielen würde, eine Illusion.

Das Kleinbürgertum. Zu dieser Klasse gehören die Bauern auf Eigenland, die Besitzer von Handwerksbetrieben, die unteren Schichten der Intelligenz – Schüler und Studenten, Lehrer der Mittel und Grundschulen, kleine Beamte, kleine Büroangestellte, kleine Advokaten – und die kleinen Händler. Das Kleinbürgertum verdient seiner zahlenmäßigen Stärke und seiner Klassennatur wegen starke Beachtung. Sowohl die Bauern auf Eigenland als auch die Besitzer von Handwerksunternehmen betreiben eine Wirtschaft der Kleinproduktion. Obwohl sich die verschiedenen Schichten dieser Klasse in der gleichen kleinbürgerlichen wirtschaftlichen Lage befinden, teilen sie sich dennoch in drei verschiedenartige Gruppen. Die erste Gruppe besteht aus denjenigen, die Überschuß an Geld und Getreide haben, d.h. aus Menschen, die nach Befriedigung der eigenen Bedürfnisse durch ihre körperliche oder geistige Arbeit alljährlich einige Überschüsse erzielen. Diese Menschen sind sehr begierig darauf, reich zu werden, und beten Marschall Dschao am eifrigsten an. Sie träumen zwar nicht von großem Reichtum, sind aber ständig bestrebt, in die Stellung der mittleren Bourgeoisie emporzuklettern. Wenn sie jemand sehen, der wegen seines kleinen Vermögens bei den Leuten ein Ansehen genießt, läuft ihnen vor Neid das Wasser im Mund zusammen. Menschen dieser Art sind feige, fürchten die Behörden, haben aber auch ein wenig Angst vor der Revolution. Da sie ihrer wirtschaftlichen Lage nach der mittleren Bourgeoisie sehr nahestehen, glauben sie willig deren Propaganda und bringen der Revolution Mißtrauen entgegen. Diese Gruppe stellt eine Minderheit des Kleinbürgertums dar und ist sein rechter Flügel. Die zweite Gruppe besteht aus Menschen, die sich im großen und ganzen das erwirtschaften, was sie zum Leben brauchen. Diese Menschen unterscheiden sich beträchtlich von denen der ersten Gruppe. Sie träumen ebenfalls vom Reichwerden, aber Marschall Dschao gestattet es ihnen nie; obendrein haben sie infolge der Unterdrückung und Ausbeutung durch die Imperialisten, die Militärmachthaber, die feudalen Grundherren und die Kompradoren-Großbourgeoisie, denen die in den letzten Jahren ausgesetzt sind, das Gefühl, daß sich die Welt geändert hat. Sie merken, daß sie heute bei gleichem Arbeitsaufwand wie früher nicht mehr imstande wären, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

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