Werner Ryser - Die grusinische Braut

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Im August 1866, rund drei Monate nachdem er im Emmental aufgebrochen ist, erreicht der achtzehnjährige Simon Grusinien, wie die Russen Georgien nannten. Er, der früh seine Eltern verlor, um sein Erbe betrogen und verdingt wurde, möchte in diesem wilden, weiten Land seinen Traum verwirklichen: Besitzer eines grossen Guts werden, Kinder zeugen und mit ihnen ein neues Geschlecht von angesehenen Bauern gründen.
Werner Ryser nimmt uns in seinem Folgeroman zu «Geh, wilder Knochenmann!» mit aufs Gut Eben-Ezer, wo Simon als Senn arbeitet: Zum Gutsbesitzer Baron von Fenzlau, der im Dienst des Zaren eine grosse Schuld auf sich geladen hat. Zu Thilde, die allen Männern den Kopf verdreht. Zu Mayranoush, der guten Seele auf dem Hof. Zu Sophie, Thildes Tochter, die nicht wissen darf, wer ihr Vater ist. Und natürlich zu Simon, dem Wortkargen, der nicht weiss, wie man eine Frau um ihre Hand bittet…

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Katharinenfeld lag in Niederkartlien, sechzig Werst südöstlich von Tiflis. Es war eines von mehreren Dörfern, die von schwäbischen Auswanderern in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Grusinien, wie die Russen Georgien nannten, gegründet worden waren. Um einen grossen Platz im Zentrum standen die öffentlichen Gebäude: die Schule und das Pastorat, das auch als Gemeindehaus diente. Eine Kirche gab es noch nicht; man würde sie später bauen. Vorderhand fanden die Gottesdienste im Bethaus statt. Wie in ihrer württembergischen Heimat lebten die rund fünfhundert Kolonisten auch hier in ein- bis zweigeschossigen Streckhöfen, Wohnhäusern, zu denen ein Stall und eine Scheune gehörten. Drei weitere Gebäude wurden gemeinschaftlich genutzt: das Backhaus, die Schmiede und die Badestube.

Nach den langen Monaten in den ausgedörrten Hochebenen zwischen Aragaz und Ararat und den Felswüsten des armenischen Gebirges erschien Leutnant von Fenzlau Katharinenfeld wie der Garten Eden. Die Kolonisten hatten im weiten Tal der Maschawera Obst- und Gemüsekulturen angelegt, Getreide und Kartoffeln gepflanzt. Auf den Weiden vor dem Dorf grasten fette Kühe, aus deren Milch sie Käse und Butter herstellten. Quelle des Wohlstands war aber der Weinbau. Mit Bewässerungskanälen, die wie ein artesischer Brunnen das Grundwasser durch unterirdische Tunnel an die Oberfläche leiteten, vergrösserte man laufend die Anbauflächen.

Hier in Katharinenfeld sollte sich das Regiment Dreyling für ein paar Tage vom Feldzug gegen die Perser erholen sowie Ausrüstung und Bewaffnung wiederherstellen und ergänzen. Während die Soldaten und Unteroffiziere am Dorfrand in Zelten untergebracht wurden, quartierte man die höheren Chargen in Privathäusern ein. Der Oberst bezog mit den Herren seines Stabs, zu dem auch der junge von Fenzlau gehörte, die Räumlichkeiten des Dorfamtes in der ersten Etage des Pfarrhauses. Ihre Gastgeber waren der Pastor Christian Engist und dessen Frau Hanna.

«Ihr habt Euch hier in Katharinenfeld ein wahres Paradies geschaffen», bemerkte Oberst Dreyling zur Pfarrfrau, als er und seine Offiziere an diesem Abend im Pastorat speisten.

«So, glaubt Ihr – ein Paradies?» Hanna Engist schaute den Kommandanten nachdenklich an. «Ja, es könnte ein Paradies sein», nickte sie, «wenn wir nicht vor zwei Jahren die Hölle erlebt hätten, als eine Horde von Ungläubigen unser friedliches Dorf überfiel. Wir werden morgen in einem Gottesdienst für die Toten und die Verschollenen unserer Gemeinde beten.»

Ihr Mann hob den Kopf und schaute seine Frau an. «Ich glaube nicht, dass sich die Herren für das Leid interessieren, das die Perser und Tataren über uns gebracht haben», meinte er tadelnd.

«Sagen Sie das nicht!», sagte Oberst Dreyling. «Schliesslich haben wir zwei Jahre lang gegen das Gesindel gekämpft.»

«Nun, wenn Ihr es durchaus wissen wollt …», begann Christian Engist: «Vor zwei Jahren drangen persische Freischärler in den Südkaukasus ein. Sie forderten die hier lebenden Tataren auf, mit ihnen im Namen Mohammeds gegen die Christen zu kämpfen. Rund tausend Bewaffnete überfielen Annenfeld und Helenendorf. Am frühen Morgen des 14. Augusts standen sie auch vor unserem Dorf. Sie machten jene, die sich zur Wehr setzten, mit ihren Säbeln nieder, durchbohrten sie mit ihren Lanzen oder erschossen sie. Fünfzehn Kolonisten kamen ums Leben, neunundneunzig Frauen, zweiundfünfzig Männer und dreiundvierzig Kinder wurden gefangen und weggeführt, um auf muslimischen Sklavenmärkten verkauft zu werden.» Der Pastor wandte sich abrupt ab. «Verzeiht, ich muss noch an meiner Predigt für morgen arbeiten.»

Bedrückt schaute ihm seine Frau nach, als er den Raum verliess. «Wir waren in jenen Tagen zusammen mit unserem vierjährigen Niklaus bei seinem Amtsbruder in Elisabethtal», erklärte sie. «Für unsere Familie war das ein Glück. Aber er macht sich bis heute Vorwürfe, dass er damals nicht bei seiner Gemeinde gewesen ist.»

Am dritten Tag seines Aufenthalts in Katharinenfeld lernte Vitus von Fenzlau bei einem Ausritt Johannes Grathwohl kennen, der auf seinem Acker am Dorfrand arbeitete. Sie kamen miteinander ins Gespräch. Ob er beim Überfall vor zwei Jahren schon hier gelebt habe, wollte der Leutnant wissen.

Der Kolonist, kaum älter als von Fenzlau, schob den Strohhut in den Nacken und musterte sein Gegenüber. Dann fuhr er sich mit der Hand durch den dunklen Bart. «Gewiss», sagte er schliesslich in seinem schwäbisch gefärbten Deutsch. «Ich war hier. Wenn Ihr mit mir das Vesperbrot teilen mögt, kann ich Euch davon berichten.»

Vitus stieg vom Pferd und band es an den Stamm eines jungen Ahorns, in dessen Schatten sie sich niederliessen. Der Jungbauer nahm aus einem Korb Brot, kaltes Fleisch, Käse und Früchte und legte alles auf ein sauberes Tuch, das er zwischen sich und seinem Gast auf dem Boden ausbreitete. Während sie assen und Most tranken, erzählte Grathwohl, dass er als Zwölfjähriger mit einer pietistischen Auswandererharmonie von Württemberg nach Georgien gekommen sei. «Ich war der einzige der Familie, der Katharinenfeld erreicht hat», fuhr er fort. «Auf der Reise donauabwärts brach die weisse Ruhr aus. Drei Dutzend Brüder und Schwestern starben. Unter ihnen waren auch meine Eltern und meine drei Geschwister. Eine Nachbarin aus unserem Dorf hat mich und Barbara Gmelin, ein Mädchen, das unterwegs ebenfalls zur Waise geworden war, in die Schar ihrer Kinder aufgenommen.»

Grathwohl machte eine lange Pause. «Die Regierung schenkte jeder Familie dreissig Hektaren Land», fuhr er schliesslich fort. «Wir alle halfen mit, die Kolonie aufzubauen, das Land zu roden, Äcker anzulegen und das Vieh, das wir aus unserem letzten Geld gekauft hatten, zu hirten. Die ersten Jahre waren hart. Später wurde es besser, denn dies ist ein gesegnetes Land. Als ich zweiundzwanzig war, wies man mir den Hof eines Kolonisten zu, der kurz zuvor verstorben und dessen Familie zu Verwandten nach Helenendorf gezogen war. Gleichzeitig gab man mir die inzwischen siebzehnjährige Barbara zur Frau. Wir waren noch dabei, einander als Eheleute vertraut zu werden, als das Unheil über uns hereinbrach.» Johannes schluckte. Er starrte lange auf den Boden. Dann fixierte er irgendeinen Punkt in der Ferne.

An jenem 14. August vor zwei Jahren war er noch beim Morgengrauen aufs Feld gegangen, um den Weizen nicht in der Hitze des Tages einbringen zu müssen. Bei Sonnenaufgang kamen sie. Er hörte zuerst ihre schrillen Rufe, dann sah er Hunderte von Reitern, die sich auf der Kuppe eines Hügels in tief gestaffelten Reihen formierten. Es waren Perser und Tataren, erkennbar an ihren Turbanen und Papachi, den traditionellen Fellmützen. Viele von ihnen trugen weisse, wehende Gewänder, andere knielange, bis zum Gürtel eng geschnittene, dann weite Mäntel in verschiedenen Farben. Manche waren mit Gewehren bewaffnet, andere mit Lanzen, die mit farbigen Wimpeln geschmückt waren und deren Spitzen in der Sonne glänzten. Johannes warf sich zu Boden, bedeckte sich mit Korn, das er bereits geschnitten hatte, und hoffte, dass sie ihn nicht entdeckten. Er hörte einen scharfen Befehl, dann das Trommeln der Hufe galoppierender Pferde, die näher kamen, immer näher, sich aber schliesslich von ihm entfernten. Vorsichtig hob er den Kopf und sah, dass die Krieger breit ausschwärmten und das noch schlafende Dorf umzingelten. Während sie unter Kriegsgeschrei in die Siedlung eindrangen, flüchtete Johannes durch das Ährenfeld hinunter zur Maschawera. Er durchwatete das seichte Gewässer und versteckte sich im dichten Gebüsch am Ufer. Dann hörte er Schüsse, Kindergeschrei und Wehklagen. Vorsichtig bog er die Zweige auseinander. Er sah, wie aus dem Dorf Rauch aufstieg, sah Menschen, die versuchten zu fliehen, von den Reitern aber eingeholt, zu Boden geworfen und gefesselt wurden. Johannes zitterte am ganzen Leib. Er barg sein Gesicht in den Händen. Er fühlte sich ohnmächtig und war erfüllt von einer tiefen Scham, weil er seiner jungen Frau, die jetzt, in diesem Moment dem Furor der Barbaren preisgegeben war, nicht helfen konnte. Er flehte Gott an, dem Wüten der Heiden ein Ende zu setzen, seine Heerscharen zu schicken oder wenigstens ein Regiment Russen. Aber nichts dergleichen geschah. Allmählich verstummte der Lärm. Eine unheimliche Stille lag über Katharinenfeld. Und dann, nach drei oder vier Stunden, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, sah er, wie die Räuberhorde abzog. Sie nahmen den Weg am gegenüberliegenden Ufer des Flusses und ritten, nicht weiter als einen Steinwurf von ihm entfernt, Richtung Westen. In Wagen, die den Kolonisten gehörten und die von deren Pferden und Ochsen gezogen wurden, führten sie das Hab und Gut der Siedler mit sich. Auch die Vorräte für den kommenden Winter hatten sie geplündert. Sie trieben Kühe, Schafe und Schweine vor sich her, und ganz am Schluss folgte eine traurige Kolonne: Männer in seinem Alter, junge Frauen, Halbwüchsige, Mädchen und Burschen, auch Kinder. Johannes meinte, sein Herz müsse stillstehen. Die Ungläubigen, die manchmal mit Peitschen auf sie einschlugen, hatten ihre Hände gefesselt und sie wie Vieh mit langen Stricken aneinandergebunden. Manche weinten, manche sahen mit leeren Blicken vor sich auf den Boden. Er kannte jede und jeden. Mit diesen Menschen war er vor zehn Jahren aus Württemberg ausgewandert. Gemeinsam hatten sie Katharinenfeld aufgebaut und das Land urbar gemacht. Auch Barbara war unter ihnen. Ihre Kleider waren schmutzig und zerrissen. Offenbar hatte sie sich gewehrt. Er wusste, was ihr bevorstand. Man würde sie als Sklavin verkaufen. Auf sie wartete ein Schicksal, das ihm schlimmer erschien als der Tod.

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