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Barbara Cartland: Die Schmuggler-Braut

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Barbara Cartland Die Schmuggler-Braut

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Als Lord Cheriton unerwartet in das verhasste Haus seiner Kindheit zurückkehrt, findet er es völlig verändert wieder. Sonnendurchflutete Räume, eine anheimelnde Atmosphäre – aber vor allem Wiwina, die dort mit anderen Unterschlupf gefunden hat. Lord Cheriton, der sich als Soldat unter falschem Namen dort einquartiert, hat den Auftrag, einer lokalen Schmugglerbande das Handwerk zu legen. Doch das stellt sich als schwieriger heraus als gedacht, denn einer der Anführer hat ein Auge auf Wiwina

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Die Schmugglerbraut

Barbara Cartland

Barbara Cartland E-Books Ltd.

Vorliegende Ausgabe ©2016

Copyright Cartland Promotions 1985

Gestaltung M-Y Books

www.m-ybooks.co.uk

Zur Autorin

Barbara Cartland wurde 1901 geboren und stammt mütterlicherseits aus einem alten englischen Adelsgeschlecht. Nach dem Tod des Vaters und Großvaters ernährte ihre Mutter die Familie allein. Sie war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Ihre Tochter Raine war die Stiefmutter von Prinzessin Diana von Wales. Sie schrieb über 700 Romane, die ein Millionenpublikum ansprechen. Barbara Cartland starb im Jahr 2000.

1814

„Noch einen Wunsch, Mylord?“

„Nein. Gegebenenfalls werde ich läuten.“

„Sehr wohl, Mylord.“

Gefolgt von drei Dienern verließ der Buttler den Raum. Lord Cheriton lehnte sich im Stuhl zurück und betrachtete seine Gäste, sechs junge Männer, denen man die Kühnheit und Intelligenz ansah.

Das Essen war köstlich gewesen, der Wein erlesen. Im Gegensatz zu den meisten Herrendiners jedoch war alles maßvoll. Man hielt sich zurück, jeder hatte ein zweites Glas Portwein dankend abgelehnt.

„Gentlemen“, sagte Lord Cheriton schließlich, „ich nehme an, Sie wissen, daß ich Sie aus einem bestimmten Grund zu mir gebeten habe.“

Er bekam keine Antwort, wußte aber, daß die Männer gespannt darauf warteten, was er zu sagen hatte.

Lord Cheriton war ein selten gutaussehender Mann. Seinem Spitznamen „Leopard“ machte er auf fast unheimliche Weise Ehre. Daß Lord Cheriton so genannt wurde, hatte einen besonderen Grund.

Napoleon hatte den Befehl gegeben, Wellingtons Heer in Spanien ins Meer hinauszutreiben. Er hatte sich einen besonders beleidigenden Namen für seinen Gegner ausgedacht: er nannte ihn den Leoparden.

Der Vergleich mit diesem abscheulichen, räuberischen Tier sollte den Befehlshaber des britischen Heeres ins Lächerliche ziehen. Doch jeder Soldat, der unter Arthur Wellesley, wie er damals noch hieß, in Indien gekämpft hatte, wußte, wie passend dieser Spitzname war.

Sie hatten die Jagdleoparden Tippoo Sahibs wie die Pest gefürchtet, doch sie hatten sie vernichtet, ebenso wie ihren Besitzer, und sie hielten sich die Bäuche vor Lachen, als sie von Napoleons Befehl hörten.

„Der abscheuliche Leopard verseucht allein schon durch seine Anwesenheit die Spanische Halbinsel“, hatte der Kaiser erklärt. „Also laßt uns unsere siegreichen Adler zu den Säulen des Herkules tragen.“

Und wie Wellington der „Abscheuliche Leopard“ genannt wurde, so trugen alle, die ihm folgten, diesen Beinamen, und ihr Heerführer teilte sie in Gruppen ein. Da gab es die „Wilden Leoparden“, die „Listigen Leoparden“, die „Tückischen Leoparden“ und die „Verhaßten Leoparden“.

„Sie sollen uns hassen lernen“, hatte Lord Cheriton vor der Schlacht von Victoria gesagt, und die Franzosen waren zuhauf vor den „Verhaßten Leoparden“ geflohen.

Seine Untergebenen kannten Lord Cheriton als hart und skrupellos. Er verlangte das Äußerste von ihnen und ging selbst mit fabelhaftem Beispiel voran.

Außerdem war er absolut gerecht.

Seine Männer liebten ihn nicht, doch sie respektierten ihn.

Die Tatsache, daß sein Äußeres tatsächlich an einen Leoparden erinnerte, wob im Laufe der Kriegsjahre unzählige Legenden um ihn.

Wie Wellington wußte, besaß Cheriton nicht nur alle wichtigen Charakterzüge eines Anführers, sondern auch jenen berühmten sechsten Sinn, der im letzten Moment eine Niederlage in einen Sieg verwandeln konnte.

„Nur der Verhaßte Leopard hat das fertigbringen können“, wurde zur stehenden Rede bei den anderen Heerführern.

Lord Cheriton schaute nun auf seine Tischrunde. Er wußte, daß sich jeder einzelne Mann in der Schlacht bewährt hatte und so kampfbereit war, wie es nur ein Soldat sein konnte, der jahrelang stets unter beschwerlichsten Bedingungen im Feld gewesen war.

Der Sommer dieses Jahres, man schrieb 1814, hatte England den Frieden gebracht, während Europa seine Wunden heilte.

Tausende von Soldaten, die den Sieg feierten, dachten über die eigene Zukunft nach und überlegten, wie sie die Zeit der Ruhe verbringen sollten. Jung, wie sie alle waren, hatten sie kaum etwas Anderes gekannt als Krieg.

Lord Cheriton setzte sein Glas ab.

„Hat jemand von Ihnen schon etwas von der Hawkhurst Bande gehört?“ fragte er.

Im ersten Moment zeigte sich Erstaunen auf allen Gesichtern.

„Sind das nicht Schmuggler?“ fragte schließlich Captain Charles Hobden.

„Genau“, antwortete Lord Cheriton. „Vor fünfzig Jahren hat die Hawkhurst Bande die ganze Südküste Englands terrorisiert. Diese Männer waren nicht nur berühmt und berüchtigt, sondern auch sehr mächtig.“

„Vor fünfzig Jahren?“ fragte jemand.

Lord Cheriton nickte.

„Es wurde behauptet“, fuhr er fort, „daß die Bande innerhalb einer Stunde fünfhundert Mann bewaffnet natürlich in Hawkhurst zusammenziehen kann. Dazu gehört nicht nur ein bemerkenswertes Organisationstalent, sondern das zeigt auch, wie hoffnungslos die Position der kümmerlich wenigen Zöllner war, die für die Gegend zuständig waren.“

„Unfaßlich!“ sagte jemand.

„Allerdings“, pflichtete Lord Cheriton bei, „aber damit ist ein Vorbild gegeben worden, das seitdem nachgeahmt wird.“

Der Lord sah die ungläubigen Gesichter der Männer.

„Wissen Sie eigentlich“, fragte er daraufhin, „wie viel Gold während des Krieges nach Frankreich geschmuggelt worden ist?“

„Genug habe ich mir sagen lassen um Kriegsmaterial von neutralen Ländern kaufen zu können.“ Captain Hobden schüttelte verständnislos den Kopf. „Napoleon wird sich ins Fäustchen gelacht haben.“

„Mehr als das“, sagte Lord Cheriton. „Die sogenannten Pfundboote haben schätzungsweise zehn bis zwölftausend Pfund pro Woche über den Kanal geschafft.“

„Das ist völlig unmöglich!“ rief jemand.

„Ich habe die Information vom Premierminister persönlich“, entgegnete Lord Cheriton kühl.

„Dem Premierminister?“

Ein Raunen ging um den Tisch.

„Jawohl, dem Premierminister“, sagte Lord Cheriton. „Und wegen der Aufgabe, mit der er mich betraut hat, habe ich Sie zu mir gebeten.“

„Aber der Krieg ist doch vorbei“, bemerkte ein junger Major.

„Das hoffen wir“, erwiderte Lord Cheriton, „aber die Schmuggelei geht weiter. Nach Meinung des Premiers wird sie sogar noch zunehmen.“

„Aus welchem Grund?“

„Weil nach der Entlassung der Marinetruppen eine enorme Anzahl von Seeleuten solchen Elementen zur Verfügung steht, die wenig Kapital haben und sich mit Schmuggeln bereichern wollen.“

„Ich verstehe“, sagte der junge Major.

„Die Abmachungen mit Frankreich aus den siebziger Jahren stellen uns vor die größten Schwierigkeiten.“

Lord Cheriton überlegte, denn er wollte kein falsches Wort sagen.

„Riesige Lagerhäuser in Roscoff, Dünkirchen, Fécamp und Calais“, so fuhr er schließlich fort, „erleichtern den Ankauf von Schmuggelgut, und Napoleon hat den Bau von Schmugglerbooten unterstützt.“

„Das ist doch nicht die Möglichkeit!“ rief Captain Hobden.

„Zum Teil wurden bis zu achtzehn von diesen Booten im Hafen von Calais gleichzeitig gebaut“, ergänzte Lord Cheriton.

Die Fassungslosigkeit auf den Gesichtern der Männer war so deutlich und damit fast komisch, wäre die Situation nicht so ernst gewesen.

„Laut Napoleons persönlicher Auskunft“, fuhr Cheriton fort, „gibt es allein in Dünkirchen über fünfhundert englische Schmuggler.“

„Aber unsere berittenen Offiziere, unsere Küstenwache, unternehmen die gar nichts?“ fragte einer der Gäste.

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