edition lichtland
© Karl-Heinz Reimeier
edition Lichtland
Stadtplatz 4, 94078 Freyung
Deutschland
Illustrationen: Siegfried Stockbauer, Grafische
Gestaltung: Edith Döringer, Hintergrundbild
unter Lizenz von Shutterstock.comverwendet
1. Auflage 2013
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
eISBN: 978-3-942509-74-9
ISBN der gebundenen Ausgabe: 978-3-942509-32-9
www.lichtland.eu
Karl-Heinz Reimeier
Geschichten aus der Zwischenwelt
Volkssagen aus dem Bayerischen Wald
Vorwort Vorwort Erzählatmosphäre „Genau a so is` gwen!“ – „De Gschicht is wirkle woah!“ So oder ähnlich enden die meisten der Geschichten, welche den Gewährsleuten entweder durch Erzählungen bekannt sind oder die sie vielleicht sogar selbst erlebt haben. Nur – und das ist das Rätselhafte an diesen „Weihrazgeschichten“, eine schlüssige Erklärung hat noch keiner gefunden. Seit der Kindheit oder Jugendzeit tragen sie ihre Erlebnisse mit sich, Jahrzehnte lang, ein Leben lang. Manche können mit diesen unerklärlichen Erlebnissen entspannt umgehen, sie erzählen gerne davon. Andere wiederum tragen sie gleichsam verborgen mit sich, um in entsprechenden Situationen, Gesprächen und Ereignissen oft sogar schmerzlich daran erinnert zu werden. Die Gesprächssituation mit dem Sammler und Volkskundler ist für die meisten Gewährsleute neu. Doch nach einer gewissen Zeit des Sich-Kennen-Lernens dauert es selten lange, bis beide eingefangen sind von der Atmosphäre dieser „ganz anderen Geschichten“. Wenn man in die leuchtenden Augen der Erzähler schaut, wenn man das Erregtsein verspürt, das beim Erzählen immer wieder durchbricht, wenn man die tiefe Ehrlichkeit fühlt, mit der sie hinter ihren Geschichten stehen, entwickelt sich zwischen beiden Seiten ein Vertrauen, in dem die „unerklärlichen“ Geschichten glaubhaft werden.
Das Hausinger Lichtl
„Da Teifi holt mi!“
Das Grenzsteinverrücken
Der Bauer und die „Wilde Jagd“
Die Schatzsuche
Die hölzerne Hand
Die sieben Teufel
Das „Fluchmaul“
Auf dem Lusen
Weirazn
D’ Raunacht
‘s Troid ruslt aus
„Der kimmt! Den han i gsehng!“
Do is da Teife mitganga
‘s Nochtgläut
Die Drud
‘s Klopfa
A Engl hoit d Großmuadda
I kann koa Leich a`schau
De sejtsame Gschicht vom Schlittn
Der Versehgang
D’ Muadda Gottes im Kasterl
‘s Herz-Jesu-Bejdl
A Ma im Zimmer
A fremder Ma in mei`m Auto
Do steht a Ma hint
‘s Kind stirbt
Mei Onkl mejd`t si a
Mei Schwester mejd`t si a
Mei Vater mejd`t si a
Oiss durchananda
‘s Klopfa im Keller
D’ „Wenin“
Der große Innernzeller Brand vom 11. 09.1911
Geißkopf
Das Licht am Wegrand
Das leuchtende Rad
Die arme Frau
Missionar in Afrika
Das wertvolle Brautkleid
Glühende Zigaretten im Volksfestzelt
Das rote Männchen mit dem feurigen Haar
Die sprechenden Ochsen
Der selige Härmann
D’ Muadda erscheint im Lazarett
‘s Liacht im Finstern
Der schwarze Hund als Todesbote
Letzte Rufe
Anmelden im Krieg
Zwillinge
Der Tod der Mutter wird angekündigt
Schritte im Haus
‘s Liachtl von da Scheibm
„I bi da Nächste“
Mittn in da Nocht steht die Frau vor mir
“Da Teifi ka mi net hoin”
Beim Raffa dastocha
‘s Fejdkreuz ois letzte Rettung
Dei Dirn is a Drud
‘s Schneewittchen is aa grett worn
…und dann steht auf oamoi eine Frau vor mir!
Iatz wenn a namoi schreit!
Eisstockschoißn in da Lousnocht
A`mö`n`vo meiner Stiefmuadda
A`mö`n von meiner Schwester ihrn Ma
Wia mi d Drud druckt hot
Mei voschtoama Ma bsuacht mi oft
‘s Liacht e da Kapölln
Schwaare Schnaufara als Vorahnung
Springt do oana aus da Stauan
Des glaubt uns koa Mensch
I kaaf da dei Kind o
A gleißendes Liacht
Aaf amoi hot s an Schewara ta
Ihr werd‘s koa Glück hobm mit euerm Hof
Des schewat, wenn ebba stirbt
Hackl Nannerl
‘s Kreiz foit owa
‘s Bre(ch)haus ent e da Sommerau
Das Brechhaus, ein unbehaglicher Ort
D’ Wecklin von Rammelsberg
D’ Wecklin in da Brauerei
D’ Wecklin bei de Hoizhauer
Die Wecklin – eine historische und mystische Gestalt
Das „Haferlheben“
Der Aberglaube und seine Folgen im Landgericht Bärnstein und dem Pflegegericht Dießenstein vor 300 bis 400 Jahren
Über das „Ansprechen“ und „Ansegnen“
Über das Wahrsagen und Zaubern
Brandstiftung
Weitere abergläubische Taten
Wie schützt man sich vor Personen, die vom „bösen Feind“ besessen sind?
Ungewöhnliche Maßnahmen, um sich gegen Krankheiten und anderen Wehdam zu schützen
Gewährspersonen
Literatur
Worterklärungen
Anhang
Dank
„Genau a so is` gwen!“ – „De Gschicht is wirkle woah!“ So oder ähnlich enden die meisten der Geschichten, welche den Gewährsleuten entweder durch Erzählungen bekannt sind oder die sie vielleicht sogar selbst erlebt haben. Nur – und das ist das Rätselhafte an diesen „Weihrazgeschichten“, eine schlüssige Erklärung hat noch keiner gefunden. Seit der Kindheit oder Jugendzeit tragen sie ihre Erlebnisse mit sich, Jahrzehnte lang, ein Leben lang. Manche können mit diesen unerklärlichen Erlebnissen entspannt umgehen, sie erzählen gerne davon. Andere wiederum tragen sie gleichsam verborgen mit sich, um in entsprechenden Situationen, Gesprächen und Ereignissen oft sogar schmerzlich daran erinnert zu werden.
Die Gesprächssituation mit dem Sammler und Volkskundler ist für die meisten Gewährsleute neu. Doch nach einer gewissen Zeit des Sich-Kennen-Lernens dauert es selten lange, bis beide eingefangen sind von der Atmosphäre dieser „ganz anderen Geschichten“. Wenn man in die leuchtenden Augen der Erzähler schaut, wenn man das Erregtsein verspürt, das beim Erzählen immer wieder durchbricht, wenn man die tiefe Ehrlichkeit fühlt, mit der sie hinter ihren Geschichten stehen, entwickelt sich zwischen beiden Seiten ein Vertrauen, in dem die „unerklärlichen“ Geschichten glaubhaft werden.
Während manche Gewährspersonen ohne Umschweife und unmittelbar zum Kern ihrer Erlebnisse kommen, führen andere allmählich und beinahe behutsam auf ihre Geschichte hin. Dazu nehmen sie sich Zeit, viel Zeit, um den Zuhörer aufnahmebereit zu machen und somit in die Lage zu versetzen, ihre Geschichten so authentisch wie nur möglich aufnehmen, vielleicht sogar miterleben zu können. In kürzeren oder längeren Hinführungen werden deshalb Orte, Personen, Begebenheiten und Situationen äußerst ausführlich beschrieben, bevor man sich an die eigentliche Geschichte wagt. Es geht dem Gewährsmann also auch darum, eine möglichst große Anschaulichkeit zu erzielen.
So führt zum Beispiel Berta Sigl (Thann, Gde. Schöllnach) zu Beginn ihrer umfangreichen und tiefgreifenden Erzählungen auf folgende Weise ein:
„Als ich noch klein war – ich würde ja noch viel mehr wissen, aber die haben mich immer weggeschickt, weil ich mich vor den Geistergeschichten immer recht gefürchtet habe. Die Leute haben sich im Winter vor der Stalltüre versammelt, so um vier oder halb fünf Uhr – und um halb sieben sind sie wieder heimgegangen. Und da sind diese „Weihazgeschichten“ immer erzählt worden. Da war ich fünf oder sechs Jahre alt.“
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