Der Leser erschließt aus mehr oder weniger eindeutigen Indizien, dass diese »dunkel[e] Gestalt« (S. 11) mit dem Ein AntichristTeufel im Bunde stehen muss. Als »von den Türmen der Stadt« Lucca die Glocken erklingen und »wie ein Beten durch die klare Luft« vernehmbar sind, greift Donati »erschrocken […] nach seinem Hut und [dringt] beinah ängstlich in Florio, ihn zu begleiten […]. ›Fort, hinaus!‹ – rief endlich der Ritter halblaut und wie aus tiefster, geklemmter Brust herauf, drückte dem erstaunten Jüngling die Hand, und stürzte aus dem Hause fort.« (S. 25)
Im Gegensatz zu dieser panikartig-hastigen Flucht aus einem christlich geprägten Umfeld reagiert er kurz zuvor »mit einem ingrimmigen, abscheulichen Lachen« (S. 24) und mit höhnischen Worten der Verachtung, als er von Florio erfährt, dass dieser die Sonntagsmesse besuchen will.
Donati steht nicht nur allgemein mit dem Bösen, sondern besonders auch mit den Ein DämonAbgründen sexueller Lust in Beziehung, denn er sagt von sich, dass er mit der Herrin jenes Palasts verwandt sei (S. 22), in dessen Garten Florio eine verführerisch schöne Frau entdeckt hat (S. 20).
Zuletzt verschwindet Ein PhantomDonati so, als ob er nie gelebt hätte. Bei dem Versuch, zu dessen »Villa« (S. 42) zu gelangen, findet Florio, der zuvor nur knapp der tödlichen Magie zauberhafter Schönheit entkommen ist, lediglich eine »niedere Hütte«, die »ganz von Weinlaub überrankt und von einem kleinen Gärtchen umschlossen« (S. 42) ist. Der dort tätige, völlig unbekannte Gärtner erklärt auf Florios Nachfrage, er kenne keinen Donati (S. 42). Die daraus entstehenden Zweifel an der Existenz Donatis legen die Vermutung nahe, dass es sich bei ihm um eine gespenstische Projektion der Personifikation von Schuld und SchamSchuldgefühle von Florio handelt, also um eine psychogene, d. h. seelisch bedingte, Verkörperung seiner tabuisierten Fantasien. Indem der unheimliche und geheimnisvolle Mann zu Florios großem Erstaunen nachweist, dass er ihn aus »früheren Tagen« (S. 11) kennt, tritt die Triebnatur – in bildhafter Weise – aus dem Unbewussten des Helden hervor. Unter dem Anschein einer zivilisierten und moralisch integren Persönlichkeit verkörpert die Symbolfigur des Ritters Donati als Florios Schatten-Ich die negativen Affekte, die der Wunsch nach einer Befriedigung der libidinösen Bedürfnisse im Gefühlshaushalt des Ich erzeugt.
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