Florio erklärt auf Fortunatos Frage nach den Gründen für seine Reise, dass er der provinziellen Enge seiner ländlichen Heimat habe entfliehen wollen, um seiner Auf der Suche nach dem GlückSehnsucht nach den »fernen blauen Berge[n]« (S. 4) zu folgen. Wie eine unmittelbare Erfüllung des erklärten Traums von Freiheit, Freude und Genuss wirkt der illustre Festplatz, an dem die beiden Männer bald darauf ankommen. Auf einem »grünen Platz« finden sie »ein fröhlich-schallendes Reich von Musik, bunten Zelten, Reitern und Spazierengehenden in den letzten Abendgluten« (S. 4) der anbrechenden Sommernacht.
Ausführlich erzählt die Novelle von den Beobachtungen, Entdeckungen und Begegnungen, die Florio während dieser langen Nacht inmitten einer Gesellschaft junger und schöner Menschen macht, die den Liedern Fortunatos lauschen und auch selber singen, während sie an üppigen Tafeln speisen, trinken und sich unterhalten.
Aus der Menge der anwesenden Personen ragen neben dem begehrten Musiker und Publikumsliebling Fortunato zwei weitere Bianka und DonatiFiguren von jeweils völlig unterschiedlicher Erscheinung heraus. Zum einen ist dies eine »schöne« (S. 5) und »niedliche[ ] Ballspielerin« (S. 6) mit einem »vollen, bunten Blumenkranz in den Haaren« (S. 5), die Florio schon bald auf die »roten heißen Lippen« (S. 7) küsst, ohne ihren Namen zu kennen; zum anderen handelt es sich um den Ritter Donati, der aufgrund seines düsteren Erscheinungsbildes bei Florio einen abschreckenden Eindruck hinterlässt, obwohl die »dunk[le] Gestalt« (S. 11) ihm, Florio, zu dessen Erstaunen erklärt, ihn bereits aus »früheren Tagen« (S. 11) zu kennen.
Als die Teilnehmer der Veranstaltung in der Nacht den Heimweg antreten, verabschiedet Florio sich zunächst von dem »schöne[n] Fräulein mit dem Blumenkranze« (S. 12), bevor er zusammen mit Fortunato und Donati zu »der nahen Stadt« (S. 12) reitet. Hat sich der Letztgenannte schon während des Festes als Donati: fremd und undurchschaubarundurchschaubar erwiesen, so verstört er nun seine Begleiter durch ein vorübergehend unbeherrschtes und vulgäres Verhalten, bevor er sich alleine zu einem Landhaus begibt, das er vor den Toren der Stadt bewohnt.
Florio hingegen begibt sich gemeinsam mit Fortunato zu der »Herberge« (S. 13), wo er infolge der vielfältigen und lebhaften Eindrücke, die er von der Festgesellschaft mit in sein Zimmer genommen hat, kaum zur Ruhe kommt. In einem Wirklichkeit und TraumweltAlptraum erlebt er sich auf einem Segelschiff, das zum Gesang von Sirenen, die alle wie das schöne, blumenbekränzte Mädchen aussehen, in den Tiefen eines friedlichen »mondbeglänzten Meer[es]« (S. 14) versinkt, so dass er »erschrocken« (S. 14) aus dem Schlaf fährt. Die Unwirklichkeit der Bilder und Töne, die er im Traum gesehen und gehört hat, scheint sich auch nach dem Erwachen fortzusetzen, und als er nun mitten in der Nacht seine Unterkunft verlässt, findet er sich in einer Landschaft wieder, die ihn wegen ihrer stillromantischen Stimmung zunächst noch zu einem Lied der Freude veranlasst. Als er jedoch am Ufer eines Teichs »unerwartet« (S. 15) auf ein Marmorbild der Göttin Venus stößt, verfällt er beim ersten Anblick der schönen Frauenfigur in einen zwiespältigen Alptraum und WahnweltZustand aus »Blendung, Wehmut und Entzücken« (S. 16). Indem er aber den Eindruck gewinnt, dass das Venusbild »ihn fast schreckhaft mit […] steinernen Augenhöhlen« (S. 16) ansieht, verfinstert sich Florios Gemüt so sehr, dass er die Flucht ergreift und erst wieder zur Ruhe kommt, als er in seine Herberge zurückgekehrt ist.
Am nächsten Morgen reagiert er verärgert, als Fortunato, der offenbar von seiner nächtlichen Abwesenheit Kenntnis erhalten hat, spöttische Bemerkungen über seine Liebesgefühle macht. Als dem Sänger allerdings bewusst wird, dass Florio »recht ordentlich verliebt« (S. 18) sein muss, rät er ihm, zur Ablenkung einen Ausritt »in Gottes freien Morgen« (S. 18) zu machen.
Dieser jedoch will stattdessen erneut den Ort aufsuchen, an dem er das Marmorbild der römischen Liebesgöttin erblickt hatte. Dabei verirrt er sich und gerät schließlich durch ein unverschlossenes Gittertor in einen menschenleeren ParadiesgartenLustgarten mit »goldene[n] Vögel[n]«, »seltsame[n] Blumen« und »[u]nzählige[n] Springbrunnen« (S. 20). Während er bis zu dem »prächtigen Palast mit hohen schlanken Säulen« (S. 20) vordringt, den er »[z]wischen den Bäumen« (S. 20) wahrgenommen hat, vernimmt er die Lautenmusik einer »Dame von wundersamer Schönheit« (S. 20), die in Florios Augen »unverkennbar die Züge, die Gestalt des schönen Venusbildes« (S. 21) aufweist. Es ist eine Traumgestalt ohne feste Konturen, die schließlich aus Florios Blickfeld verschwindet. Auf der Suche nach ihr entdeckt er »den Ritter Donati« (S. 22), der Leitmotiv Schlafschlafend im Gras liegt und Florio »fast wie ein Toter« (S. 22) erscheint. Nach dem Erwachen erklärt ihm Donati, mit der Lautenspielerin verwandt zu sein. Diese, so sagt er, sei »reich und gewaltig« (S. 22) und halte sich »zuweilen« (S. 20) in Lucca auf, wo Florio sie am nächsten Tag treffen könne.
Von diesem Augenblick an ist Florio ganz erfüllt von der In der Gewalt einer fixen IdeeVorstellung, in Kürze persönlich der ihm noch unbekannten Musikerin zu begegnen, von der er annimmt, dass sie mit der steinernen Venusfigur am Weiher identisch ist. Nachdem er den Tag mit Ausflügen in die Umgebung der Stadt verbracht hat, kehrt er bei Einbruch der Nacht nach Lucca zurück, wo er im Fenster eines vom Mond erleuchteten Hauses zwei Frauen wahrnimmt. Ebenso deutlich, wie er aus deren Gespräch seinen Namen herauszuhören glaubt, meint er, in einer der beiden weiblichen Stimmen diejenige der Lautensängerin wiederzuerkennen.
Ganz im Kontrast zu seiner frohen Erwartung eines neuen und vollkommenen Liebesglücks steht die Begegnung mit der finsteren Gestalt des Ritters Donati, der ihn am nächsten Tag ganz unerwartet zur Jagd einlädt. Da Florio von dem Besucher eigentlich nähere Auskunft über die baldige Ankunft der unbekannten Frau erhofft hat, zeigt er sich nun sehr enttäuscht und auch überrascht darüber, dass Donati trotz des Gebots der Sonntagsruhe mit ihm auf die Jagd gehen will. Doch dieser beabsichtigte Frevel ist nicht das einzige Indiz dafür, dass der Ritter offenbar ungläubig und sogar mit dem Donati: Figuration des SatansBösen im Bunde ist: Als Florio die Einladung ablehnt, verhöhnt er ihn als frommen Kirchgänger. Auf das Läuten der Kirchturmglocken reagiert er so verstört, dass er fluchtartig das Zimmer verlässt.
Mit Donatis Verschwinden tritt Fortunato ein, der Florio eine Einladung für den Abend des folgenden Tages in ein Landhaus überbringt und damit dessen Hoffnung nährt, dass dort auch die Lautensängerin anzutreffen sei.
Während er an diesem und am nächsten Tag die Stadt und deren Umgebung durchstreift, sucht er auch das Haus auf, wo er zuvor die beiden jungen Vexierbilder des WeiblichenFrauen gesehen und gehört hatte, doch diesmal sind Tür und Fenster verschlossen. Ebenso vergeblich bleibt sein Versuch, die Lautensängerin in dem Garten des Palastes zu finden, in dem er zwei Tage zuvor deren Musik vernommen hatte. Als er sich aber abends in der Villa einfindet, in die er von Fortunato eingeladen worden war, überreicht ihm inmitten der Festgesellschaft ein Mädchen in griechischem Gewand, das Gesicht durch eine Maske verborgen, eine Rose und verschwindet wieder in der Menschenmenge. Gleichwohl gelingt es Florio, sie später wiederzufinden und mit ihr zu tanzen, bis sich das Bild der schönen Partnerin zu Ein »seltsame[s] Doppelbild«verdoppeln scheint, denn er glaubt auf einmal, sie in einer anderen Frauengestalt wiederzuerkennen, die »am anderen Ende des Saales« (S. 28) zu sehen ist. Auch diese trägt das antike Gewand einer Griechin.
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