Zu diesem trugen viele Menschen bei, die auf dem Hof, im Stall und auf den Feldern hart arbeiteten. Die Verbundenheit des Landadels mit seinem Gesinde und den Angestellten zeigt sich auf Gut Damp in der kleinen Häuserzeile des St.-Johannis-Stifts. Im Jahre 1742 ließen die damaligen Herren, die Familie von Ahlefeldt, die Kapelle und die Katen errichten. In den kleinen Bauten kamen Gutsangehörige unter, die alt geworden waren oder nicht mehr ihrer Tätigkeit nachgehen konnten.
Malerisch präsentiert sich das Stift heute. Von einer edlen Einstellung zeugt es. Und von hoher Achtung vor anderen Menschen, die es nicht so gut getroffen haben, die aber dem Wohl der Familie ein Leben lang gedient haben.
Auf Gut Damp serviert man im Restaurant Kuhhaus, das in einer reetgedeckten Fachwerkscheune untergebracht ist, Fisch aus der Schlei oder Wild aus der Gegend.
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St.-Johannis-Armenstift
St.-Johannis-Stift
24351 Damp
Restaurant Kuhhaus
Gut Damp
24351 Damp
04352 9549036
www.gut-damp.de
7 Schmuckstück an der Schlei
Sieseby: Erkundung des Dorfes
Ein bisschen versteckt liege ich am Südufer der Schlei. An meinem Dorfeingang, wo mein Parkplatz die fahrbaren Untersätze meiner Gäste aufnimmt, kann man noch nichts von meiner Schönheit erahnen. Wenn die Touristen aber meine Hauptstraße entlangschlendern, sind sie alle verzückt ob der malerischen Reetdachhäuschen, die ich zu bieten habe.
Ich bin ein betagtes Dorf, blicke bereits auf mein 750. Jubiläum zurück. Meine Kirche, die aus Feldsteinen errichtet worden ist, stammt aus dem 12. Jahrhundert, und als Weiler wurde ich schon 1267 »amtlich«, nämlich urkundlich erwähnt. Im 19. Jahrhundert gehörte ich einem Hamburger Kaufmann. Gustav Anton Schäffer hieß der gute Mann. Noch heute erinnere ich Besucher an ihn, habe ich doch einige meiner Häuser mit seinen Initialen verziert, mit den schmiedeeisernen Buchstaben »G.A.S.«. Wie jedoch ein Händler es zu tun pflegt, verkaufte mich Gustav Anton. So kam ich in den Besitz der hochwohlgeborenen Familie zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, in deren Besitz ich mich heute noch größtenteils befinde.
Betagt bin ich wohl, jedoch keineswegs alt geworden. Nicht nur meine hübschen Häuschen mit dem Reetdach und Fachwerk sind herausgeputzt. Auch meine schöne Kirche liegt pittoresk auf einem kleinen Hügel, und mein Friedhof mutet romantisch an mit seinem alten Baumbestand, der die Gräber überschattet, und kann sich einer eindrucksvollen Lindenallee rühmen. In einem eleganten Bogen erstreckt sie sich über stolze 300 Meter. Da verwundert es nicht, dass ich im Jahr 2000 zum ersten Flächendenkmal in Schleswig-Holstein gekürt wurde. Man stelle sich das nur vor: Nun spiele ich mit dem hübschen Quedlinburg und sogar mit dem Hadrianswall in Großbritannien in einer Liga! Verstecken muss ich mich also wirklich nicht!
Wer sich an malerischen Reetdachhäusern noch nicht satt gesehen hat, findet im nahe gelegenen Börentwedt noch weitere Augenweiden.
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Erkundung von Sieseby
Rund um die Hauptstraße (Dorfstraße)
24351 Thumby
www.ostseefjordschlei.de
Börentwedt
24351 Thumby
8 Auf Schienen über die Schlei
Boren: Lindaunisbrücke
Die Ampel springt auf Rot, und Autos ebenso wie Radfahrer und Fußgänger halten an. Nun heißt es warten, bis der Gegenverkehr auf der Spur vorübergezogen ist. Ein alltägliches Ereignis an vielen Straßen der Welt. Doch wir stehen nicht etwa vor einer Baustelle mit verengter Fahrbahn. Die Entgegenkommenden können neben den üblichen Straßenbenutzern auf Rädern oder Schusters Rappen auch aus der Regionalbahn zwischen Kiel und Flensburg sein. Wir warten nämlich darauf, dass grünes Licht uns den Weg auf die Schleibrücke Lindaunis freigibt.
Die Klappbrücke spannt sich über die 42 Kilometer lange Förde, die Schwansen im Süden und Angeln im Norden voneinander trennt. Seit 1927 ersetzt sie den alten drehbaren Übergang, dessen Durchfahrt für die Schiffe zu eng geworden war. Der Klappmechanismus funktioniert ohne Seile beziehungsweise Ketten, die die Brücke hochziehen. Vielmehr ist hinter der Drehachse ein Gewicht angebracht. Dieses wird zum Öffnen verlagert. Durch die Hebelwirkung muss weniger Energie aufgebracht werden, und der Vorgang geht schneller vonstatten als beim Zugmechanismus.
Die Lindaunisbrücke ist aber nicht nur wegen der gemeinsamen Nutzung durch Straßen- und Schienenverkehr bekannt. Berühmtheit erlangte sie durch die Fernsehserie Der Landarzt. Und im dritten Werner-Film Volles Rooäää!!! spielte sie ebenfalls eine Rolle. Auch im wirklichen Leben kommt die Bahn einmal pro Stunde und stoppt den Straßenverkehr für ein paar Minuten. Und immer um Viertel vor der vollen Stunde sind die Schiffe an der Reihe. Dazu wird der nördliche Teil des Übergangs samt Straße und Schienen hochgeklappt.
Grün! Wir können auf die Brücke. Ein bisschen mulmig wird uns schon, da wir nun auf den Gleisen zwischen dem Stahlfachwerk fahren. Aber wir kommen sicher ans andere Ufer und passieren die Ampel, die jetzt den Gegenverkehr warten lässt.
Auch im Café Lindauhof nahe der Brücke kann man auf den Spuren der Fernsehserie Der Landarzt wandern – das Haus fungierte als Domizil des Arztes.
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Schleibrücke Lindaunis
Lindaunisbrücke
24392 Boren
Café Lindauhof
Landarzthaus
Lindauhof 4
24392 Boren
04641 3710
www.lindauhof.de
9 Auf den Busch geklopft
Karlsburg: Schloss Carlsburg
Vornehmlich im Osten Schleswig-Holsteins wimmelt es von schönen Gutshöfen und prächtigen Herrenhäusern. Längst nicht alle sind weithin bekannt. Häufig steht ein Torhaus demonstrativ an der Straße, aber oft liegen die Güter versteckt. Im wahrsten Sinne des Wortes muss man manchmal hinter den nächsten Busch gucken, um eine dieser Schönheiten zu entdecken.
So erging es uns, als wir eines Tages von Winnemark in Richtung Karby fuhren. Kurz hinter dem Abzweiger zum Fähranleger Sundsacker wies ein Schild den Weg zum Dörfchen Karlsburg. Nichts Besonderes, hätte nicht eine ominöse Ansammlung von Bäumen im Hintergrund meine Aufmerksamkeit erregt. Aus den Augenwinkeln sah sie verdächtig nach einer Allee aus. Tatsächlich waren wir auf eines dieser verborgenen Kleinode gestoßen, an denen man oft ahnungslos vorbeifährt: Am Ende der Allee stand das Schloss Carlsburg aus dem frühen 18. Jahrhundert. Seit 1826 trägt es seinen heutigen Namen, genannt nach Prinz Carl von Hessen-Kassel, der das Gut 1785 erwarb.
Wie die meisten Herrenhäuser ist es der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das ist schade, aber wir können es verstehen. Wer möchte schon, dass alle naselang Leute auf dem eigenen Rasen herumstiefeln, die womöglich noch durch die Fenster gucken oder sich auf die Terrasse setzen. Umso schöner ist es für uns, wenn wir einen der hübschen Bauten von außen betrachten können, ohne die Privatsphäre der Bewohner zu verletzen.
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