Als Lösung wurde ich ersonnen, eine zweiflügelige Doppelklappbrücke mit vier Spuren, über die der Verkehr – der sich jedes Mal staut, wenn ich geöffnet werde – schnell abfließen kann. Im Sommer beginnt meine Schicht früher als in den Wintermonaten und dauert länger. Dann geht es »klipp« – auf – und nach 15 Minuten »klapp« – wieder zu.
Vom Wasser aus kann man mich bei einer Fahrt nach Schleswig mit dem Ausflugsschiff MS Stadt Kappeln erleben.
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Schleibrücke Kappeln
Eckernförder Straße (Ende)
24376 Kappeln
MS Stadt Kappeln
Anlegestelle: Am Hafen
24376 Kappeln
04642 6184
Bordtelefon: 0172 4502796
www.schlei-ausflugsfahrten.de
13 Auf dem Pfad der Pferde
Nieby: Naturschutzgebiet Geltinger Birk
Einen wunderschönen Tag im Spätsommer haben wir uns ausgesucht, um einen besonderen Ausflug zu unternehmen: zu den Wildpferden Schleswig-Holsteins. Im Nordosten des Landes auf einer Halbinsel in der Ostsee sind Koniks, eine Rasse aus Polen, 2002 ausgewildert worden.
Sie leben auf der Geltinger Birk, dem größten Naturschutzgebiet des Bundeslandes. Seit 1986 wird eine kontrollierte Wiedervernässung betrieben, um die über 700 Hektar große Halbinsel von intensiver Bewirtschaftung zu einer naturnahen Landschaft zurückzuführen. Von dem einstmals prächtigen Gehöft, auf dem intensiv Landwirtschaft betrieben wurde, sind nur noch wenige Gebäude erhalten, an denen der Zahn der Zeit bereits kräftig genagt hat. Das Trafohäuschen, das den Bauernhof mit Strom versorgte, ist zur Heimat von Fledermäusen und Schleiereulen geworden. Viele andere Vögel, aber auch Insekten und Amphibien haben ebenfalls auf der Birk ein Zuhause gefunden. Kormorane, Säbelschnäbler und Löffelenten brüten an den wieder entstandenen Nooren und Salzwiesen. Rotbauchunke, Laubfrosch und Kreuzkröte wurden angesiedelt. Um den Lebensraum zu erhalten, den sie benötigen, beweiden die Wildpferde zusammen mit Galloway-Rindern die Halbinsel. Sie verhindern, dass Gebüsch und Wald sich ausbreiten, und sorgen dadurch für eine abwechslungsreiche Naturlandschaft. Besucher sind willkommen auf den weitläufigen Wanderwegen, um die Flora und Fauna in aller Ruhe zu genießen. So wie wir das an diesem schönen Tag tun.
Einen Blick auf die Koniks haben wir auf unserem Spaziergang dann doch nicht erhaschen können. Als erfolglos sehen wir unseren Ausflug auf der Birk trotzdem nicht an. Die badenden Rinder, die unzähligen Vögel, die Libellen und die Kröten, die wir beobachten konnten, sind nicht nur ein Trost. Sie zu sehen hat sich mindestens genauso gelohnt!
Erfolgreicher bei der Suche nach den Koniks waren wir auf einer der Wildpferdführungen, die vom Förderverein der Integrierten Station Geltinger Birk (ISGB) organisiert werden.
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Geltinger Birk
Goldhöftberg
24395 Nieby
www.geltinger-birk.de
Anmeldung Wildpferdführungen
(Juli–Oktober)
Touristikverein Ferienland Ostsee
Nordstraße 1a
24395 Gelting
04643 777
www.tinyurl.com/koniks
14 Das Ding mit dem Thing
Stoltebüll: Historischer Versammlungsplatz Guly Thing
Wo sich die Schulstraße von Süden aus Oersberg und der Kirchenweg von Norden aus Gulde treffen, liegt ein bemerkenswerter Ort. Durch die bewaldete Endmoränenschlucht der Splintbroau erklimmen wir den Arltberg, den »Adlerberg«. Oben befindet sich ein prähistorischer Urnenfriedhof. Wir sind jedoch nicht deshalb hergekommen, denn von den Gräbern sieht man nichts mehr. Hergelockt hat uns vielmehr das Guly Thing, ein germanischer Thingplatz, der nach alten Schriften und Zeichnungen rekonstruiert und von der Gemeinde Stoltebüll auf dem Arltberg wieder errichtet wurde.
Auf einem Thingplatz hielten in frühen Zeiten Sippen und Stämme regelmäßig ihre Versammlungen ab. Ein Thing diente der Regelung der Angelegenheiten des Dorfes, aber auch der Rechtsprechung. Zwölf gewählte Geschworene berieten sich unter dem Vorsitz des Sippenältesten. Dazu nahmen sie in einer Einfriedung aus Steinen oder Pfählen Platz. An solchen Orten herrschte der »Thing-Friede«, es durfte nicht mit Waffen, nur mit Worten gefochten werden. Alle wehrfähigen Männer des Dorfes wohnten im Stehen der Versammlung bei. Thingplätze befanden sich an augenfälligen Standorten, oft auf Anhöhen wie dem Arltberg oder unter einem Baum, woran noch die vielen bekannten Gerichtslinden in Deutschland erinnern.
Beim Abstieg entlang der Splintbroau denken wir über den Wortschatz nach, der sich im Deutschen aus der alten Zeit erhalten hat. »Thing« entspricht unserem »Ding« im Sinne von »Sache«, »Gerichtssache«. Daraus leiten sich zahlreiche Begriffe ab, wie uns erst jetzt bewusst wird. So macht man einen Täter dingfest. Unter bestimmten Bedingungen kann etwas unabdingbar sein oder jemand verdingt sich zu einer Aufgabe. Erstaunlich, dass wir bei derart vielen banal erscheinenden Dingen eigentlich Juristendeutsch sprechen!
Kurz unterhalb der Anhöhe am Ufer der Splintbroau liegt ein Grillplatz, der zu einem Picknick mit Barbecue einlädt. Eine Schutzhütte mit Tischen und Bänken befindet sich in der Nähe.
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Guly Thing
Thingplatz Gulde
Kirchenweg
24409 Stoltebüll
04642 2949
www.guly-thing.de
15 Landmarke aus der Eiszeit
Süderbrarup: Naturschutzgebiet Os
Relikte der Eiszeit sind in Schleswig-Holstein allgegenwärtig wie die Seenplatte der Holsteinischen Schweiz und die Endmoränenwälle an der Kieler oder der Flensburger Förde. Eine besondere Form finden wir im Süden von Angeln: einen lang gestreckten Wallberg.
Während der Eiszeit wurde das Gebiet von einem 500 Meter dicken Gletscher bedeckt. Am Fuß des Eispanzers floss im Sommer Schmelzwasser durch mehrere Tunnel. Es spülte Material aus, das der Gletscher mit sich führte. Sand und Geröll lagerten sich ab und bildeten schließlich nach dem endgültigen Abtauen der Eismassen die markante Gestalt eines Wallbergs mit abgeflachter Kuppe und steilen Hängen. »Oser« oder »Os« werden solche Gebilde nach dem schwedischen Wort für »Wallberg« genannt.
Neben dem Bergrücken blieben zunächst Seen von Schmelzwasser zurück, die zu Niedermooren verlandeten. Noch heute sind die Wiesen um das Os feucht, wie man gut erkennen kann. Ungefähr 30 Hektar um den Wallberg herum wurden zu einem Naturschutzgebiet erklärt, in dem über 200 Pflanzenarten wachsen, unter ihnen an die 30 auf der Roten Liste stehende.
Auf dem Os selbst entstand durch Beweidung seit Urzeiten Trockenrasen und Heidebewuchs, aufgrund dessen der Wall bei Süderbrarup den Namen Heidberg erhielt. Auch Flächenbrände hielten zeitweise das Os frei von Gehölzen. Sie wurden durch Funkenflug verursacht, den die Dampfloks auf der quer durch den Wallberg gebauten Eisenbahnstrecke auslösten.
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