Alle Leckereien, die in der Bonbonkocherei gefertigt werden, sind von Hand gemacht. Dass die Kunden nach ihrem Besuch in dem kleinen Laden wissen, wie das vonstattengeht, verdanken sie der transparenten Produktion. Hinter Glas demonstrieren die Zuckerkünstler die gesamte Herstellungskette vom Kochen der Zuckermasse über das Kneten und schließlich das Modellieren. Dass man dazu viel Fingerspitzengefühl braucht, das sieht jeder. Heraus kommen Kreationen in mehr als 100 verschiedenen Formen wie die Himbeeren, Muscheln und Sprotten. Sogar die Sorte Frau Merkel wird angeboten, erfunden anlässlich eines Besuchs der Kanzlerin. Ein Schelm, der beim Zitronengeschmack Böses denkt! Verkauft werden all die süßen Sachen nicht nur im Eckernförder Laden, sondern sogar im wahrsten Sinne des Wortes am anderen Ende der Welt: Auch Japaner und Australier können sich die Leckereien im Munde zergehen lassen.
Heute werden Bonbonwalzen nicht mehr hergestellt – die jüngste, die im Einsatz ist, ist über 40 Jahre alt! Mit dem Muschelmotiv gab es nur noch eine, da die Walzen aber nur paarweise funktionieren, war guter Rat teuer. Dass wir doch Muschelbonbons schlecken können, verdanken wir einem begeisterten Kunden, der mit viel außergewöhnlicher Kunstfertigkeit ein Duplikat herstellte. Solche Käufer muss man sich erst mal verdienen – Hermann Hinrichs hat dies mit Bravour getan.
Auch Schokomäuler kommen auf ihre Kosten. Gleich nebenan verkauft Hermann Hinrichs ebenfalls selbst hergestellte Pralinen, Trüffel und vieles mehr aus leckerer Schweizer Schokolade.
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Bonbonkocherei Hermann Hinrichs
Frau-Clara-Straße 22
24340 Eckernförde
04351 889986
www.bonbonkocherei.de
4 Ruhestätte der Riesen
Waabs: Großsteingrab Karlsminde
Weithin sichtbar erstreckt sich das jungsteinzeitliche Grab in Karlsminde. Wie viele Langbetten ist es von stattlichen Bäumen bewachsen, die zwischen Wiesen und Weizen wie Wegweiser emporragen. Riesen, so glaubte man früher, seien in diesen Hünengräbern zur letzten Ruhe gebettet, denn nur diese hätten diese imposanten Bauten errichten können.
Stattliche 60 Meter misst das Grab. Es ist mit 108 Findlingen eingefasst. Viele von ihnen sind stolze zweieinhalb Meter hoch und wiegen bis zu zweieinhalb Tonnen. Sie belegen eindrucksvoll, warum diese Anlagen auch als Megalith-, also Großsteingräber bezeichnet werden. Nicht alle der Findlinge stammen aus der Nähe, sie mussten teilweise über weite Strecken transportiert werden. Wie die Menschen sie damals bewegten, lässt uns heute staunen. Dennoch waren Riesen dazu nicht nötig, auch wenn die Erbauer nur über einfache Mittel verfügten. Die Felsen wurden wohl auf hölzerne Schlitten geschoben und dann über quer liegende Baumstämme von Menschen oder Ochsen gezogen. Wenn am Ende ein Stamm frei wurde, trug man ihn nach vorne, sodass der Schlitten weiterrollen konnte. Um die Findlinge, die als Deckel für die einzelnen Grabkammern innerhalb des Langbetts dienten, an ihre endgültige Position zu befördern, wurden Rampen aus Erde aufgeschüttet, über die die Steine nach oben gezogen wurden.
Wie andere Gräber überdauerte auch das Langbett von Karlsminde die Zeit nicht unversehrt. Viele der Felsbrocken waren vom Erdboden überdeckt, einige völlig verschwunden, nur vier überhaupt noch zu sehen. Eine Müllkippe war am nordwestlichen Ende entstanden. In der Form, in der die Anlage sich uns heute präsentiert, existiert sie erst seit ihrer Restaurierung zwischen 1976 und 1978. Nun leuchten die Steine weithin in der Sonne und weisen dem Wanderer den Weg zu diesem Denkmal der Vorzeit.
Eine andere Grabform aus der Jungsteinzeit ist das Hünengrab. Ein gutes Beispiel dafür ist der imposante Poppostein.
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Großsteingrab Karlsminde
Karlsminde
24369 Waabs
Steinkammer Poppostein
Über den Rastplatz
Sieverstedt an der L317
24885 Sieverstedt
5 Adelsluft schnuppern
Waabs: Gut Ludwigsburg mit Hofcafé
Aus erster Hand weiß meine Schwiegermutter von der schweren Arbeit, die früher auf einem großen Gehöft das tägliche Brot darstellte, waren doch ihre Eltern auf Gut Ludwigsburg angestellt gewesen: ihr Vater als Schmied und ihre Mutter als Stubenmädchen. Der Haushalt mit der Familie und den vielen Bediensteten musste versorgt und der bäuerliche Betrieb mit dem Vieh und der Feldwirtschaft unterhalten werden. Meine Schwiegermutter hat mich neugierig gemacht. Nun will ich mir die Stätte, an der ihre Eltern sich vor so langer Zeit kennengelernt haben, mit eigenen Augen ansehen.
Einladend begrüßt mich das alte Torhaus, das im 16. Jahrhundert entstand. Durch seinen Bogen gelange ich auf einen weiträumigen Wirtschaftshof, in dessen Mitte auf einem abgegrenzten Paddock Pferde laufen. Zur Rechten liegen Wirtschaftsgebäude, genauso hübsch anzusehen, wie sie nützlich sind. Ich wende mich nun nach links, denn da steht es, das beeindruckende Herrenhaus. Aus einem doppelten Wassergraben erhebt es sich. Drei Reihen mit je neun Fenstern und darüber ein gewaltiges Dach lassen die Dimensionen im Innern erahnen: Mehr als 20 Zimmer soll es im Haus geben. Haus – was sage ich, ich finde, es hätte die Bezeichnung »Schloss« mehr als verdient!
Doch nicht nur für das von der Architektur begeisterte Auge hat das Gut etwas zu bieten. Im Hofcafé Alte Räucherei genießen wir äußerst schmackhaften Kuchen, bevor wir uns im Hofladen mit Leckereien aus gutseigener Herstellung eindecken.
Auch heute sieht der Erhalt eines solchen Gutes – für den Besucher vielleicht erst auf den zweiten Blick – nach viel Arbeit und Einsatz aus und nach der Notwendigkeit, mit Begeisterung ans Werk zu gehen. Wie schön, dass die Familie Carl das alles auf sich nimmt und dieses Schmuckstück erhält – und Besuchern zugänglich macht!
Mit Führungen kann man unter anderem die berühmte Bunte Kammer besichtigen, die 175 Miniaturmalereien an ihren getäfelten Wänden schmücken.
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Gut Ludwigsburg
Ludwigsburg 1
24369 Waabs
04358 98818
www.gut-ludwigsburg.de
6 Von Wohlstand und Wohlwollen
Damp: St.-Johannis-Armenstift
Die Mauern der kleinen Häuserzeile zwischen dem Dörfchen Vogelsang-Grünholz und Gut Damp leuchten fröhlich gelb in der Sonne. Mit ihrem Fachwerk, den dunklen Reet- und den roten Schieferdächern bieten die niedrigen Katen einen pittoresken Anblick. Zu dem Ensemble gehört eine kleine Kapelle, über die sich ein frei stehender Glockenstuhl erhebt, gekrönt von einer klassischen Wetterfahne in Form einer Hahnenfigur.
Die Bauten bilden das St.-Johannis-Armenstift, das zum Gut Damp aus dem 15. Jahrhundert gehört. Auf zwei Inseln stehen das Herrenhaus, das Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde, und die Wirtschaftsgebäude, reetgedeckte Fachwerkscheunen. Die wunderschöne Fassade des Gutshauses birgt neben den Wohnräumen kostbar eingerichtete Prunkgemächer. Eine Orgel von 1699 in der Festhalle mit umlaufender Galerie ist schon etwas Außergewöhnliches. Auch das Torhaus zeugt vom Wohlstand der Familien, in deren Besitz sich das Anwesen im Laufe der Zeiten befunden hat.
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