Eike Geisel - Die Gleichschaltung der Erinnerung

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Beiträge zum Antisemitismus der Linken, über das Verhältnis der Deutschen zu den Juden, Spurensuche nach jüdischem Leben in Berlin, über Hannah Arendt und die Menschenrechte.
"Aus Geisel spricht eine ebenso kluge wie scharfzüngige Wut, und zwischen Ironie und Zynismus schafft sich eine große Ernsthaftigkeit Platz. Jüngere Leser haben mit dem Buch eine Zeitkapsel in der Hand, die Einblick in frühere deutsche Debatten gibt. Man entdeckt immer wieder Einsichten von geradezu unheimlicher Aktualität." (Tobias Prüwer, Jüdische Allgemeine)
"Wie Geschichtspolitik gemacht wird, kann man in der wie ge-wöhnlich schonungslosen Sprache und klaren Argumentation des Autors nachvollziehen. Besonders für jüngere Generationen ist hier ein Schatz enthalten, aus dem zu erfahren ist, wie Deutschland wurde, was es ist." (Tobias Prüwer, Kreuzer logbuch, Leipzig)

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Das ist der alte Frontbericht vom Kampf der deutschen Eigenart gegen die palavernde, das heißt mauschelnde Aufklärung, die pikanterweise als – vergebliche – Bemühung bezeichnet wird, das germanisch Unbewußte auszurotten – ein Gedanke, der im neo-patriotischen Kulturkampf gegen die »Kolonialisierung der Köpfe« seinen Platz hat. Insofern muß Bebels Definition revidiert werden: der Antisemitismus heute ist der Antiimperialismus des Paranoikers.

Die antijüdischen Begleiterscheinungen bei der Rehabilitierung der deutschen Wehrmacht in Bitburg waren nur das vorerst letzte Beispiel für die Fortzeugung dieser Haltung, die ein israelischer Publizist auf die folgende Formel gebracht hat: »Auschwitz werden uns die Deutschen niemals verzeihen.«

Den von Grillparzer formulierten Dreischritt: »Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität« haben die Deutschen längst hinter sich, die Alternative »Sozialismus oder Barbarei« ist entschieden. Seither gibt es nur noch Remakes, die den Strophen im Endloslied vom Mops, der in die Küche schleicht, gleichen. Dies macht auch die zeitliche Fixierung und die soziale Lokalisierung von rassistischen Äußerungen so schwierig für den Fall, daß man einmal vergißt, deren Quelle exakt zu notieren. Sie sind meist so austauschbar, daß für einen völlig Außenstehenden der erste literarische Kontakt mit der neueren deutschen Geschichte verwirrend sein muß: warnte Wilhelm II. vor der Islamisierung Deutschlands und der CDU-Fraktionsvorsitzender Dregger vor der »gelben Ge­fahr«?

Alle Grenzen verwischen sich angesichts der Ausländer, und man begreift allenfalls, daß die Geschichte der Humanität in Deutschland die Geschichte des Aufstiegs von Gustav Noske zu Heinrich Lummer ist. Vom Sozialdemokraten Noske ist der geflügelte Ausspruch der Konterrevolution: »Einer muß der Bluthund sein« überliefert, mit dem er 1919 den Auftrag gab, die Revolutionäre niederzukartätschen. Vom Christdemokraten Lummer wurde eine analoge Sentenz nicht berichtet, als in der Silvesternacht 1983 sechs Ausländer unter der Aufsicht des Wachpersonals in einem Abschiebegefängnis verbrannten. Lummer war weniger lakonisch: »Da es leider keine Möglichkeit gibt, mit drastischen rechtlichen Mitteln vorzugehen, müssen wir eine Reihe von anderen Maßnahmen überlegen.« Mangels revolutionärer Umtriebe muß sich der ehemalige Westberliner Innensenator damit zufrieden geben, in einem anderen Fach den Noske zu geben: in der Fremdenfeindlichkeit.

Noske war auf diesem Gebiet schon vor dem ersten Weltkrieg zu einem Experten herangereift. In einer Reichstagsdebatte 1909 wandte er sich als Sozialdemokrat gegen die Beschäftigung von Schwarzen und Chinesen auf Schiffen des Norddeutschen Lloyd: »So weit geht unsere Solidarität nicht, daß wir den Chinesen alles Gute wünschen, während unsere eigenen Arbeiter auf der Straße liegen bleiben; wir erklären, daß uns natürlich das Hemd näher ist als der Rock, daß in erster Linie dafür zu sorgen ist, daß der deutsche Arbeiter unter annehmbaren Existenzbedingungen zu leben hat, und wenn das erreicht ist, wollen wir allerdings den Chinesen gern dazu helfen, zu einer höheren Kulturstufe zu gelangen.« Das ist der zeitlose Brustton des deutschen Gewerkschaftsfunktionärs, in welchem der Gedanke des Sozialismus die Massen erreicht, damals aus dem Reichstag, heute vom Bildschirm. Solidarität ist ihm zufolge Kumpanei auf »einer höheren Kulturstufe«. Damit ist auch das Zauberwort gefallen, mit welchem seit jenen Tagen jede Schandtat in eine Wohltat verwandelt wurde: Kultur. »Kolonialpolitik zu treiben, kann unter Umständen eine Kulturtat sein«, verkündete 1907 ein prominenter Sozialdemokrat auf dem Sozialistenkongreß in Stuttgart. Sieben Jahre später stimmten alle »die Bebels, die borniertesten Verteidiger der repressiven Kultur« (Adorno) den Kriegskrediten zu, um eine Kulturmission zu erfüllen.

Mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs eröffnete sich für die Deutschen nicht nur ein weites Feld solchermaßen verstandener Kulturpolitik, sondern es ergaben sich auch exzellente Bedingungen, die sukzessive erworbenen Aus­drucksformen von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gewissermaßen unter Laborbedingungen anzuwenden. Als Testperson griff man sich die Juden in den von der Armee okkupierten Gebieten Osteuropas, und nach dem Rotationsprinzip durfte in der Folgezeit jeder am Experiment teilnehmen: Radau-Antisemiten und akademische Judenhasser, Lebensreformer und Naturschützer, völkische und christliche Antisemiten, Deutschnationale und gelegentlich auch Kommunisten.

Unter Berufung auf einen überstaatlichen Kulturbegriff, der heute wieder im Schwange ist, empfahlen damals jüdische Vereinigungen im Deutschen Reich den Politikern eine Art Wiedervereinigung mit den osteuropäischen Juden, den »Pionieren des Deutschtums im Osten«, die dort angeblich »einen festen Damm gegen das Vorrücken östlicher Unkultur und Barbarei bildeten, doch der völkische Unvereinbarkeitsbeschluß der Behörden und Militärs konnte durch diese Offerte nicht erschüttert werden: wenig später ließ man die jüdischen Kriegsteilnehmer auszählen, um schon vor Kriegsende den Schuldigen an der Niederlage zu ermitteln. Zwar erklärte der deutsche Generalstab in einer Proklamation »An die Juden in Polen«, die deutsche Armee sei eigentlich keine, sondern ein revolutionäres Kommando, das der Freiheit und Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfe, doch dieses einzigartige Dokument deutscher Freiheitsliebe und Revolu­tionsbereitschaft, das in über hunderttausend Exemplaren verteilt wurde, war nur ein taktisch geplantes und mit Erfolg produziertes Mißverständnis: Tausende von polnischen Juden nahmen es für bare Münze – schließlich kam Ludendorff aus dem Land Heines und Goethes – und wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland befreit oder von der gegnerischen Seite als Kollaborateure massakriert. Zehntausende flohen gegen Kriegsende vor den in Osteuropa beginnenden Pogromen über die deutsche Grenze, ein Flüchtlingsstrom, der nach 1918 noch anschwellen sollte, und bildeten – vor allem in Berlin – nun die leicht identifizierbare Inkarnation einer völkischen Wunschvorstellung: die leibhaftige Einheit von Jude und fremdem, schwarz gekleidetem Ausländer – sozusagen jüdische Neger.

Wer als Flüchtling kam, mußte anrüchig sein, denn er hatte in den Augen der Eingesessenen die Loyalität zu seinem Heimatland aufgekündigt, er war ein Landesverräter. Deshalb sollte er auch keine Heimstatt finden und, weil er hilflos war, keine Hilfe. Schon damals wurden die Neuankömmlinge nach einer letztlich unerheblichen Unterscheidung in politische und Wirtschaftsflüchtlinge ein­geteilt. In den Augen aller waren sie zuerst einmal Störenfriede, unfähig zur Gefolgschaft und – wie es heute heißt – nicht integrierbar. Die allgemeine Angst vor dem Chaos hatte selbst diejenigen erfaßt, die um das Wohl der Flüchtlinge besorgt waren: »Der eigentliche Feind des polnischen Juden ist nämlich die übertrieben individualistische Einstellung seines Innern«, hieß es in einem Bericht der Sozialistischen Monatshefte über »Ostjüdische Arbeiter in Deutschland«. Dieses implizite Lob für die Deutschen hat sich bis in die neuesten Charakterisierungen von Fremden erhalten und taucht beispielsweise 1980 in einer Passage des Verfassungsschutzberichtes auf, in welcher den Türken ein »heftiger, schwer disziplinierbarer Volkscharakter« attestiert wird.

Die Ostjuden kämen der liberalen Wirtschaftsordnung wegen in Scharen nach Deutschland und schleppten die Symptome der Krise und der Asozialität ein, übertönten die Antisemiten die den Massen dämmernde Erkenntnis, daß diese Ordnung sie selbst tendenziell zu überflüssigen Menschen machte. Die Ostjuden ihrerseits mußten bald nach der Ankunft in Deutschland die Illusion begraben, es gäbe noch andere als ökonomische Gründe für die Wahl des Zufluchtsorts. ln der ersten seiner gedruckt vorliegenden Reden beschrieb Hitler stilbildend für den gegenwärtigen veröffentlichten Fremdenhaß nicht nur, mit welchem Erfolg die Ausländer den Deutschen die Arbeitsplätze wegnähmen, sondern auch, daß im Begriff des Wirtschaftsflüchtlings die Rechtlosigkeit der Person oder, antisemitisch ausgedrückt, deren Ausgrenzung als Fremdkörper vorausgesetzt ist: »Vergleichen Sie die l Million Arbeiter in Berlin vom Jahre 1914 mit dem, was sie heute sind: Arbeiter wie damals. Was hat sich an ihnen geändert? Sie sind arm geworden. Und nun suchen Sie nach jenen 100.000 Ostjuden, die in den ersten Kriegsjahren einwanderten. Sie finden sie heute überhaupt nicht mehr. Der größte Teil von ihnen hat sich ›gemacht‹ und sitzt bereits im Auto. Nicht weil sie gescheiter sind (...), sondern aus dem einfachen Grunde, weil diese 100.000 von vornherein niemals bereit waren, redlich mitzuarbeiten in einem gesunden Volkskörper zu gemeinsamem Gedeihen, sondern im vornherein den gesamten Volkskörper als nichts weiter ansehen denn als Mistbeet für sich selber.«

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