Eike Geisel - Die Gleichschaltung der Erinnerung

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Beiträge zum Antisemitismus der Linken, über das Verhältnis der Deutschen zu den Juden, Spurensuche nach jüdischem Leben in Berlin, über Hannah Arendt und die Menschenrechte.
"Aus Geisel spricht eine ebenso kluge wie scharfzüngige Wut, und zwischen Ironie und Zynismus schafft sich eine große Ernsthaftigkeit Platz. Jüngere Leser haben mit dem Buch eine Zeitkapsel in der Hand, die Einblick in frühere deutsche Debatten gibt. Man entdeckt immer wieder Einsichten von geradezu unheimlicher Aktualität." (Tobias Prüwer, Jüdische Allgemeine)
"Wie Geschichtspolitik gemacht wird, kann man in der wie ge-wöhnlich schonungslosen Sprache und klaren Argumentation des Autors nachvollziehen. Besonders für jüngere Generationen ist hier ein Schatz enthalten, aus dem zu erfahren ist, wie Deutschland wurde, was es ist." (Tobias Prüwer, Kreuzer logbuch, Leipzig)

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Der Sozialdemokrat Kühn erklärte: »Übersteigt der Aus­länderanteil die Zehnprozentgrenze, wird jedes Volk rebellisch.« Es bedarf nicht erst der Friedhofsschändungen oder der Brandstiftung in Ausländerunterkünften, also der manifesten Äußerungen von Antisemitismus und Fremdenhaß, sondern es liegt in der Logik des Kollektivbewußtseins beschlossen, daß die gleichgeschaltete Gemeinschaft andere nur als ihr eigenes verzerrtes Spiegelbild wahrnehmen kann. Wenn heute ein Deutscher als Deutscher auftritt, dann wartet er auf eine Gelegenheit.

Die Begeisterung für die Ausländer und deren Lebensgewohnheiten reflektiert bloß die tribalistische Regres­sion der Begeisterten. Daß die Türken dabei, wie es ein Sponti mal salopp formulierte, »rausfallen«, folgert notwendig aus dieser Vergötzung, die umgekehrt die Entwicklung zum neuen Stammesverband bekräftigt. Wenn der Bundestagspräsident erklärte, »daß der Verfassungsbegriff ›deutsches Volk‹ letztlich ethnisch bezogen ist«, dann resümierte er damit zwar die Verwandlung der Bürger in Hammel, aber diese Auskunft hat immerhin den Vorzug, daß sie offen eingesteht, was sich hinter dem propagandistischen Urschrei – hinter Kulturnation und kultureller Identität – verbirgt, wenn es um die Türken geht: Rassismus.

An den Türken wird die Betonung der Differenz, von welcher die kollektive Identitätsfindung zehrt, zum absoluten Unterschied gemacht, der in der Praxis schließlich abgeschafft werden soll: die Türken müssen raus, weil sie draußen sind. Darauf verweisen die im Schwange befindlichen Witzeleien über Türken, denen etwa soviel Esprit innewohnt wie einem Schlagstock. Als dumpfe umgangssprachliche Aufforderung zur Vernichtung stellen sie gewissermaßen einen Ersatz dar für die heute fehlende behördliche Anordnung. Sie strotzen vor hygienischen Metaphern, in ihrer koprophilen Ausdrucksweise lebt der verpönte Trieb fort, der, auf die Türken projiziert, Lustgewinn und Feineinstellung besorgt. Darin drückt sich kein irrationales Festhalten an alten Vorurteilen aus, sondern es sucht sich die abstrakte Wut der Massen über die Erkenntnis, daß es auf keinen von ihnen ankommt, ein konkretes Objekt. In einer sprachlichen Sonderbehandlung sollen diesem die letzten menschlichen Bestimmungen ausgetrieben werden. Zum Ding, zum Tier, zu Dreck und Gestank gemacht, wovon nicht allein die grassierenden Witzeleien Zeugnis ablegen, erscheinen die Türken als Objekt einer notwendigen und legitimen Säuberung der Gesellschaft. Dem antitürkischen Witz kommt dabei die Funktion zu, den angeblich gefährlichen Feind in schwache, verfolgte Opfer zu verwandeln. Die Nichtswürdigkeit der Opfer steht symbolisch für den jämmerlichen Protest, den die Witzbolde gegen ihre eigene Nichtigkeit erheben. Im antitürkischen Vernichtungshumor, der auf augenfällige Weise die Antiquiertheit des Begriffs vom Vorurteil demonstriert, ist deshalb Auschwitz immer präsent. Er ist durchweg nach dem Muster des Graffiti gewirkt, das die wachsende Bedeutung der öffentlichen Toiletten als seelische Bedürfnisanstalten dokumentiert: »Was die Juden hinter sich haben, das haben die Türken vor sich.« Die Witzbolde wollen schnell zur Sache kommen, doch der blutige Ernst, den die vernichtungsbereiten Paranoiker mit standardisiertem Haß beschwören, läßt auf sich warten. Und darum lebt das angedrehte Gelächter der versagenden Gegenwart auch von der Erinnerung an eine erfüllte Vergangenheit.

II.

Marx bemerkt in seiner Einleitung »Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie«, die Deutschen hätten in ihrer Geschichte immer nur die Restauration der anderen Völker geteilt, nie aber deren Revolutionen. Dieses Resümee war, wie man heute sieht, leider auch eine futurologische Prognose. Das Neue war das Immergleiche, es gab keine Revolutionen, stattdessen Reprisen. Bei diesem immerwährenden Dakapo erwiesen sich Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit als monotone und besonders zählebige Grundströmung: sie sind das Ostinato der neueren deutschen Geschichte.

Staatliche Gratifikationen für die Massen, wie etwa die Sozialreformen Ende des letzten Jahrhunderts, oder schließlich die Integration der organisierten Arbeiterbewegung in das Regelsystem der Macht, waren ein allzu dürftiger Ersatz für das versprochene Paradies auf Erden. Deshalb sollte es im Diesseits wenigstens eine richtige Hölle geben – für die Juden, die Fremden, die Ausländer, an denen sich die Abgerichteten wieder aufrichten konnten. Nur endete dieser Vertrag der sozialen Wut mit der Macht regelmäßig in einem Fiasko: die Opfer, an denen man sich schadlos halten wollte, wuchsen zu Leichenbergen an, doch die Massen hatten nichts davon. Weil sie wußten, daß ihre eigene Niederlage schon im voraus beschlossen war, sollte es vor ihnen noch die anderen erwischen. Die Volksgemeinschaft brüllte diese Erkenntnis schließlich in die ganze Welt hinaus: »Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt...«

Heute müssen sich die Deutschen mit einer Notlösung begnügen: der Haß auf die Ermordeten hat diese überlebt, je nach Konjunkturlage geht er gegen die Toten, gegen Amerika, gegen Israel; und weil die Siegermächte einen dritten deutschen Weltkrieg für immer vereitelt haben, muß sich der fortdauernde Groll gegen das Ausland mit den Ausländern behelfen.

Unter diesem Blickwinkel betrachtet eignet der jüngeren deutschen Geschichte eine eigentümliche Resistenz gegen jede Niederlage. Die Folgen rehabilitierten jeweils die Voraussetzungen, niemals gab es einen Neuanfang, sondern immer nur den Wiederaufbau. Dieser bezog seine Dynamik nicht aus dem radikalen Bruch mit dem Alten, sondern aus der Nähe zu ihm: seit es kein Propagandaministerium gibt, wetteifern die Massenmedien mit den Regierungssprechern; nach der Abschaffung einer alles durchdringenden Geheimpolizei ist nach dem Muster der beliebten TV-Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst« all­mählich ein freiwilliger kollektiver Spitzel entstanden; an der Nahtstelle von Masse und Macht befindet sich heute kein Blockwart, sondern der als Kontaktbereichsbeamte sehr viel präziser bezeichnete Funktionsträger bürgernaher Herrschaft.

Mit den Ideologien verhält es sich nicht anders. Die Deutschen sind heute nicht etwa trotz, sondern wegen Auschwitz Antisemiten. Wegen Auschwitz halten sie sich für das neue auserwählte Volk, für die Juden unter den Nationen der Welt, denen als Volk der atomare Holocaust drohe. Nicht zufällig kehren die paranoiden Verschwörungsprojektionen wieder bei den Versuchen, die deutsche Geschichte wiedergutzumachen, einem Unternehmen, bei dem sich die literarischen Konkursverwalter der Protestbewegung besonders hervorgetan haben.

Ein Beispiel von vielen ist der unter dem Namen Gerd Bergfleth wiederauferstandene Eugen Dühring, der bereits vor Jahren eine feuilletonistische Umwälzung der Wissenschaft vorlegte, die zu einer Neufassung des – schon immer falschen – Diktums von Bebel zwingt, der Antisemitismus sei der »Sozialismus des dummen Kerls«. Bergfleth schreibt: »Den entscheidenden Faktor der Linkswende (in der neuen Aufklärung nach dem Kriege) aber bildete die zurückgekehrte deutsch-jüdische Intelligenz, die eine letzte Chance erhielt, Deutschland nach ihren weltbürgerlichen Maßstäben umzumodeln – ein Prozeß, der so vollständig gelang, daß für zwei Jahrzehnte von einem eigenständigen deutschen Geist nicht mehr die Rede war.« Der eigenständige deutsche Geist hat, wie Bergfleths »Kritik der palavernden Aufklärung« demonstriert, nicht nur Kriegsniederlage und Reeduca­tion überlebt, sondern genau daraus seine ihm eigenen Qualitäten bezogen: »Es ist auffällig, daß das aufklärerische Judentum in der Regel keinen besonderen Sinn für das besitzt, was deutsche Eigenart ist, etwa die romantische Sehnsucht, die Verbundenheit mit der Natur oder die nicht auszurottende Erinnerung an eine heidnisch-ger­ma­nische Vergangenheit.«

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