Eine Patientin bat mich, den Zustand ihrer Schilddrüse zu begutachten, da sie Hashimoto hatte und die Behandlung ihres Arztes keine Besserung brachte. Diese bestand in der monatlichen Überprüfung ihrer TSH-Werte und entsprechenden Anpassung der Medikation. Das ging vier Jahre so; in dieser Zeit wurde sie schwanger und bekam ein Kind. Als ich mir die Laborergebnisse aus dieser Zeit ansah, war ich fasziniert, wie sich ihr Immunsystem vor und nach der Schwangerschaft verändert hatte. In der ersten Hälfte der Schwangerschaft ist eine Frau TH-1-dominant. Bei meiner Patientin klang die Hashimoto Thyreoiditis während dieser Monate ab. Zur zweiten Hälfte der Schwangerschaft hin kommt es zu einer Verschiebung in Richtung TH-2-Dominanz, und der höchste TSH-Wert lag bei dieser Frau in diesem Zeitraum bei 58 (normal ist 1,8-3). Sie war ganz offensichtlich TH-2-dominant. Während die TH-1-Dominanz der frühen Schwangerschaftsmonate die Autoimmunerkrankung der Schilddrüse im Zaum zielt, leistete die TH-2-Dominanz der späteren Monate der Krankheit Vorschub. Blutuntersuchungen im Hinblick auf ihr Immunsystem bestätigten dies.
Durch die Einnahme von ausreichend emulgiertem Vitamin D und Fischöl, die Anwendung einer Creme mit Glutathion und Superoxiddismutase sowie die Einhaltung einer glutenfreien Ernährung, konnte die Patientin ihre Schilddrüsenmedikamente absetzen und ein symptomfreies Leben führen. Nimmt sie jedoch Gluten zu sich, kehren die Symptome zurück.
Shane Steadman (DC, DACNB),
Mountain Health Chiropractic and Neurology, Englewood, Colorado
Behandlung der TH-1- oder TH-2-Dominanz
Ziel der Behandlung einer Autoimmunerkrankung ist, das Gleichgewicht des Immunsystems wiederherzustellen. Ich gehe auf verschiedene Arten vor: Die Basis bildet immer eine Unterstützung der Gesamtgesundheit (mehr hierzu in den folgenden Kapiteln). Ein instabiler Blutzucker, Darminfektionen und ein schlechter Gesundheitszustand der Nebennieren (was in den USA praktisch gang und gäbe ist) verschlimmern eine Autoimmunerkrankung. 124Der Verzicht auf Gluten ist angesichts der erwiesenen Zusammenhänge zwischen Hashimoto und Glutenintoleranz ebenfalls unerlässlich. 125 , 126
Schritt 1: Die TH-1-Regulatorzellen unterstützen
Über den oben genannten grundsätzlichen Behandlungsansatz hinaus arbeite ich mit Naturheilverfahren, um das Immunsystem ins Gleichgewicht zu bringen. Mein erster Schritt ist die Unterstützung der T-Regulatorzellen. An unserem „Tatort“ waren sie die „Polizeihauptmeister“, die die Situation vom „Hauptquartier“ aus überwachten und je nach Bedarf T-Helferzellen oder T-Suppressor-Zellen schickten, um einen Immunangriff anzukurbeln, zu verlangsamen oder zu stoppen. Am Schauplatz solch eines „Krimis“ beginnen die T-Regulator-Zellen sich jedoch chaotisch zu verhalten, als ob sie betrunken oder auf Seite der „Bösen“ wären. Infolgedessen geben sie „falsche Befehle“ – sie schicken zu viele oder zu wenig T-Helferzellen oder T-Suppressorzellen los – und es kommt schließlich zur Zerstörung von Körpergewebe. Wenn wir dafür sorgen, dass ihre Aktionen wieder vernünftig ablaufen, können wir auch das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht bringen und eine Autoimmunreaktion im Zaum halten.
Emulgiertes Vitamin D (Cholecalciferol) ist ein starker Immunmodulator 127und unterstützt die T-Regulatorzellen am besten 128 , 129 , 130; es sollte von einem in der Vitamin-D-Therapie geschulten Mediziner in therapeutischen Dosen verschrieben werden. Die Emulgierung ist wichtig, damit auch Menschen mit schlechter Verdauung den Nährstoff resorbieren können. Außerdem verhindert sie, dass höhere Dosen toxisch wirken. Lebertran enthält zwar viel Vitamin D und die für seine Resorption notwendigen Cofaktoren, liefert aber nicht ausreichend Vitamin zur Immunmodulierung bei einer Autoimmunerkrankung. EPA (Eicosapentaensäure, eine Omega-3 Fettsäure) und DHA (Docosahexaen- säure, ebenfalls eine Omega-3 Fettsäure) in Fischöl unterstützen ebenfalls die T-Regulatorzellen. (In hohen Mengen eingenommen, liefert Lebertran zu viel EPA und DHA, es kommt zu einer Blut verdünnenden Wirkung).
Die Supplementierung von Vitamin D ist noch aus einem weiteren Grund wichtig: Studien haben ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Menschen mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse eine genetische Störung haben und Vitamin D nicht richtig verarbeiten können. Daher benötigen sie größere Mengen zur Erhaltung der Gesundheit. 131Das kann auch dann der Fall sein, wenn laut Blutuntersuchung die Vitamin-D-Werte im Normbereich sind: Der Defekt befindet sich am Zellrezeptor, daher gelangt nicht genügend Vitamin D in die Zellen hinein. Bei Patienten mit Schilddrüsenstörungen versuche ich einen im oberen Normbereich liegenden Vitamin-D-Spiegel zu erreichen.
Weitere Nährstoffe zur Modulierung des Immunsystems und Unterstützung der T-Regulatorzellen sind Glutathioncreme und Superoxiddismutase, beides leistungsstarke Antioxidantien. 138 , 139 , 140 , 141Glutathion wirkt am besten, wenn es intravenös oder über die Haut (insbesondere die Fußsohle) verabreicht wird. 142Da die intravenöse Verabreichung meist nicht praktikabel ist, empfehle ich eine Creme, die diese Nährstoffe über ein liposomales Verfahren durch die Haut in den Blutstrom einschleust und dort als leistungsstarker Immunmodulator wirkt.
Schritt 2: TH-1 und TH-2 ins Gleichgewicht bringen
Nachdem ich die Immunmodulation mithilfe von Vitamin D und Glutathion eingeleitet habe, gilt es im nächsten Schritt, einen dominanten TH-1- oder TH-2-Reaktionsweg direkt unter Kontrolle zu bringen. Das geschieht durch die Stimulierung der nicht dominanten Seite des Immunsystems. Stellen Sie sich Ihr Immunsystem als Wippe vor, auf der TH-1 und TH-2 sitzen. TH-1, das die Bildung von natürlichen Killerzellen und zytotoxischen T-Zellen stimuliert, sitzt „unten“, denn es ist groß und schwer. Auf der anderen Seite „oben“ sitzt TH-2, der B-Zell-Reaktionsweg, der mit seinen dünnen Beinchen in der Luft rudert und „herunter“ zu kommen versucht. Damit die Wippe wieder ins Gleichgewicht kommt, benutze ich natürliche Stoffe zur Stimulation von TH-2, damit es „groß und stark“ wird und die Wippe ins Lot bringt. Bei einer TH-2-Dominanz gehe ich entsprechend umgekehrt vor.
Hashimoto Thyreoiditis und Vitamin D
Wenn Sie an einer Hashimoto Thyreoiditis leiden, kann es sein, dass Sie vergleichsweise mehr Vitamin D brauchen: Studien haben ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Menschen mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse eine genetische Störung haben und Vitamin D nicht richtig verarbeiten können. Daher benötigen sie größere Mengen davon, um gesund zu bleiben.
© Fotalia: Andrejs
Bei der Behandlung einer Autoimmunerkrankung ist es wichtig zu wissen, ob eine TH-1-oder TH-2-Dominanz vorliegt.
Ich habe eine kurze Liste mit Substanzen zusammengestellt, die TH-1 und TH-2 stimulieren können. Manchmal kann man einen oder mehrere dieser Nährstoffe einsetzen, um die Dominanz zu bestimmen, zum Beispiel stimuliert Kaffee den TH-2-Reaktionsweg. Der Genuss von Kaffee verschlechtert die Autoimmunerkrankung eines TH-2-dominanten Menschen. Dieser sagt, er könne keinen Kaffee trinken, weil der seine Krankheit aufflammen lässt. Der TH-1-dominante Mensch jedoch gibt vielleicht kleinlaut zu, dass er Kaffee trinkt, weil sich seine Symptome dadurch bessern. Kaffee kann als Diagnoseinstrument jedoch heikel sein. Da er die Nebennieren anregt, kann er zu Reizbarkeit, Schlafstörungen und anderen Symptomen führen, die einem autoimmunen Aufflackern der Schilddrüse ähneln. Ich habe jedoch schon Fälle erlebt, bei denen die Gelenkschmerzen von Patienten mit rheumatoider Arthritis zurückgehen, wenn sie Kaffee trinken. Das ist ein Hinweis auf eine TH-1-Dominanz. Echinacea, ein häufiger Bestandteil antiviraler Medikamente, stimuliert den TH-1-Reaktionsweg. Das kann dazu führen, dass es einem Menschen mit einer TH-1-Dominanz schlechter geht und sich seine autoimmune Gewebezerstörung verschlimmert. TH-2-dominante Menschen hingegen könnten auf Echinacea mit einer Besserung reagieren.
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