Barbara Kohout - Überleben – Was blieb von der Heimat Donauschwaben?

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Überleben – Was blieb von der Heimat Donauschwaben?: краткое содержание, описание и аннотация

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Das Wort »Überleben« hat für die Autorin eine bittere Bedeutung. Sie verbindet es mit der Illusion einer Wirklichkeit, die sich für sie als Marathonlauf in Richtung Endzeit entpuppte und niemals endete. Mit dem Versprechen, eine noch viel größere Katastrophe als die soeben durchlebte des Zweiten Weltkrieges zu überstehen, die geprägt war von Gefangenschaft, Flucht und lebensbedrohendem Hunger, ließen sich die Eltern der Autorin in die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas locken. Diese prophezeiten einen Krieg Gottes, der unmittelbar bevorstünde. Nur wer nach ihrer Auslegung der Bibel leben wollte, könne gerettet werden. Das Ergebnis der Indoktrinierung war die absolute Selbstaufgabe und Unterwerfung durch kritiklosen Gehorsam. Nach mehr als sechs Jahrzehnten begann für die Autorin eine mühsame Suche nach ihrer eigenen, verlorenen Identität. Sie fand sie während der spannenden Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und die Geschichte der Donauschwaben. In diesem Zusammenhang steht das Wort »Überleben« für sie ebenso als bewundernswerter Beweis der Willensstärke, mit Fleiß, Besonnenheit und Gottvertrauen um die eigene Zukunft zu kämpfen. Diese Lebenseinstellung ist für die Autorin das Mittel gegen Resignation und die Motivation, noch einmal einen ganz neuen Lebensabschnitt zu wagen.

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Ihr verdanke ich einen kostbaren Schatz: das Fotoalbum! Ich hole es aus dem Regal. Es ist ziemlich verstaubt. Wie viele Jahre habe ich nicht mehr darin geblättert? Ganz andächtig beginne ich, die Bilder zu betrachten: meine Großmutter, eine zierliche Frau in typisch donauschwäbischer Kleidung. Sie war immer etwas streng. Ich hatte ein bisschen Angst vor ihr. Wir Kinder redeten sie nur in der dritten Person an. Aber nun überkommt mich eine Welle der Zuneigung. Ich weiß ganz sicher, dass sie mich auf ihre Weise geliebt hat.

Meine Onkel, Tanten, Vettern und Kusinen sah ich nach meiner Taufe als Wachtturm-Anhängerin nur noch selten. Viele Möglichkeiten für Familientreffen, wie Weihnachten, Ostern, Geburtstage, mussten wir absagen. Ich habe wohl Tausende Male gesagt: „Wir feiern kein …, weil das ein heidnisches Fest ist, und wir halten uns strikt an die Bibel.“ Kritiklos haben wir diese Begründung einfach weitergeplappert. Dass sie bei genauerer Betrachtung unhaltbar ist und an den Haaren herbeigezogen, hielten wir schlicht nicht für möglich. Unser Vertrauen in die Quelle solcher Lehren war unerschütterlich. Hochzeiten und Beerdigungen waren dagegen unter der Voraussetzung erlaubt, dass streng darauf geachtet wurde, sich nicht an sogenannten heidnischen Bräuchen oder einer Geste der falschen Anbetung zu beteiligen. Regelmäßige Kontakte zu Freunden und Verwandten, die keine Anhänger der Wachtturm-Religion waren, wurden so erschwert. Es kam nicht selten zu peinlichen Situationen bei Familienfesten, wenn wir uns zum Beispiel weigern mussten, jemandem zuzuprosten mit der Begründung, die Geste sei heidnischen Ursprungs, weil man mit dem Anstoßen der Gläser Dämonen vertreiben wollte. Was war mir das unangenehm! Wir waren einfach Spaßbremsen. Wenn wir uns aber zu seltenen Gelegenheiten trotzdem bei Verwandten trafen, lauschte ich mit offenem Mund den Geschichten aus der Vergangenheit. Irgendwann begann ich, mir aus dem Gedächtnis Notizen zu machen.

Es ist paradox: Obwohl ich es als Teil der alten Welt vergessen sollte, notierte ich mir vieles. Damals legte ich mir selbst gegenüber keine Rechenschaft ab. Heute kommt es mir so vor, als hätte mein verschüttetes ICH dafür gesorgt, dass meine Wurzeln nicht ganz verlorengehen.

Meine Wurzeln wieder wachsen lassen … Wie kann ich dafür sorgen? Ich erinnere mich an den Schuhkarton, in dem ich die Aufzeichnungen ab der Geburt meiner Kinder gesammelt hatte. Ich wollte unsere Vergangenheit für sie bewahren.

Und heute? In mir reift ein Entschluss: Ich werde in die Erinnerungen meiner Familie reisen. Ich will wissen, wer wir Donauschwaben waren.

Meine ersten Notizen stehen auf einem DIN-A 5-Spiralblock: Am Morgen des 13. November 1938 verspürte meine Mutter die ersten Anzeichen meiner bevorstehenden Geburt. Gerade als sie die Petroleumlampe anzündete und wieder auf das Wandbord stellen wollte, welches mein Vater gemacht hatte, hielt sie plötzlich die Luft an und umfasste mit beiden Händen ihren Bauch. „Das war ein Albtraum“, erzählte meine Mutter. Eine Geburt ausgerechnet an einem 13.! Die Großmutter hatte sie am Abend zuvor gewarnt: Das Baby solle nicht am 13. geboren werden. Das würde Unglück bringen. Mutter hat immer wieder davon erzählt, dass sie nach ihrer Hochzeit regelmäßig zum „moje“ zu ihren Eltern gingen. Es war ein Ritual, einmal in der Woche den Abend gemeinsam zu verbringen. Am 12. November 1938 war wohl die Stimmung bei meinen Großeltern sehr bedrückt, denn in der Wochenzeitung „Die Donau“, die mein Großvater für seine Kunden im Friseursalon abonniert hatte, gab es beunruhigende Berichte über Judenhass und die immer stärker werdende Bewegung der Nationalsozialisten im Deutschen Reich. Kunden meines Großvaters, die Juden waren, äußerten sich sehr besorgt. Meine Großeltern hatten kaum die Ereignisse überwunden, die sie nach dem Ersten Weltkrieg gezwungen hatten, von Ungarn nach Serbien „auszuwandern“. Sie hatten die größten Befürchtungen, dass es eine ähnliche Katastrophe geben könnte.

Wie recht sie haben sollten.

Ich blättere weiter. Manche Notiz ist nur ein Stichwort. Aber die Worte formen sich zu Bildern in meinem Kopf. Ich kann Mutter förmlich sehen, wie sie an den Herd in unserer Küche geht und mit dem Flederwisch, einem Handbesen aus einem Gänseflügel, das Ofenloch gründlich von der Asche und den Schlacken des Vortrages reinigt. Sie zerknüllt etwas Zeitungspapier und legt Kienspäne und Maisstängel darauf. Dann zündet sie das Feuer an. Es brennt und knistert sofort und gibt ihr das Gefühl von Wärme und Wohlbehagen. Ich erinnere mich an unseren Küchenherd. Die Herdplatte aus Gusseisen enthielt verschieden große Ringe, die man entfernen konnte. So konnte man einen Topf direkt über das Feuer stellen. Die Milch für das Frühstück war dann im Nu heiß. An der rechten Seite des Herdes befand sich ein Wasserbehälter. Mutter füllte ihn mit Brunnenwasser auf und hatte so immer heißes Wasser zum Spülen. Es gab in meinem Geburtshaus weder Strom noch fließendes Wasser.

Meine Gedanken kehren in die Gegenwart zurück. Vor mir liegen die Zettel voller Notizen und die Fotos, die in diesem Ordner aufbewahrt sind. Ich bin froh, dass ich im Laufe der Jahrzehnte alles gesammelt habe, was ich erfahren konnte. Gerade jetzt ist der Inhalt für mich besonders kostbar.

Auf einem alten Briefumschlag, den ich als Notizzettel benutzt habe, finde ich weitere Aufzeichnungen zum Tag meiner Geburt: Vater war aufgestanden, betrat die Küche, umarmte Mutter und grüßte sie mit „Guten Morgen, mein Herz“. Meine Mutter bekam glänzende Augen, wenn sie von diesem Morgenritual erzählte. Sie setzten sich an den Küchentisch, den meine Mutter schon gedeckt hatte. Ein donauschwäbisches Frühstück bestand aus hausgemachter, würziger Wurst, Speck oder selbst geräuchertem Schinken und natürlich selbstgebackenem Brot. Der Küchentisch war noch blitzblank und neu, das letzte Stück, das mein Vater für ihren jungen Hausstand geschreinert hatte. Mutter nahm den großen Laib Brot, den sie am Vortag gebacken hatte. Sie machte mit dem langen Brotmesser drei Kreuze auf die Unterseite und schnitt drei kräftige Scheiben ab.

Ich erinnere mich noch genau an die Gewohnheit meiner Mutter. Bevor wir der neuen Religion beitraten, dankte sie immer auf diese Art für das tägliche Brot.

Der Tag meiner Geburt war wohl ein Tag wie alle Tage, ein Morgen, wie viele Morgen mit meinen Eltern. Doch das, was normal war, sollte sich schon bald grundlegend ändern. Nur ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg. 1941 musste mein Vater an die Front. Meine Mutter sorgte allein für uns Kinder.

Nach dem Ende des Krieges waren wir gezwungen, das Land zu verlassen. Der Neuanfang, geprägt von den Erfahrungen der Flucht, gestaltete sich mehr als schwierig. Und plötzlich lebten wir als Fremde unter den eigenen Landsleuten und wurden zur leichten Beute für die Versprechungen der Zeugen Jehovas. Nun galt das Kreuzzeichen als „heidnischer Brauch“ und musste unterlassen werden. Wie schade.

Das Wort „heidnischer Brauch“ wurde für mich zu einem „Trigger-Wort“. Trigger nennen die Psychologen einen Schlüsselreiz, der unter anderem durch Konditionierung, also hundertfaches Wiederholen, eingeprägt werden kann und zu einem ganz bestimmten Verhalten führt. Trigger sind Sinneseindrücke, an die man sich erinnert und die bestimmte erlernte oder antrainierte Gefühle oder Verhalten reflexartig aufkommen lassen. Das können aber auch ganz schwache Signale sein, die man im Zusammenhang mit einem ganz bestimmten Ereignis erlebt hat: ein Geruch, eine Geste, ein Geräusch, ein Wort, ein Bild im Zusammenhang mit schweren seelischen Verletzungen und Ängsten.

Mit dem Verweis auf „heidnischer Brauch“ wurden uns Traditionen und Feste aus unserem alten Leben genommen. Geburtstage, Fastnachtsbräuche, Weihnachten, Ostern, aber auch Rituale, wie Prost zu sagen und Anstoßen, Amulette, Sonnwendfeuer, ein Grablicht anzünden, bei einer Trauerfeier Kerzen verwenden, einen Geburtstagskuchen mit Kerzen schmücken und vieles, was Menschen zusammenführt zu Geselligkeit und sozialer Bindung, musste mit dem Hinweis auf „heidnischen Ursprung oder Brauch“ abgelehnt werden. Wir hatten das strickt zu meiden.

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