Es hatte mächtig ihn erschreckt.
Wer hat die Jungfrau wohl befleckt?
Enttäuscht sprach er Maria an:
»Sprich, warum hast du das getan?
Wurdest im Tempel doch erzogen.
Was hat dich dazu nur bewogen?«
Maria machte Josef klar, 2
was zu der Zeit geschehen war:
»Ich weiß nicht, wie’s genau geschah!
Ein Engel stand ganz plötzlich da
und sagte, ich sei auserkoren,
von mir würde ein Sohn geboren!
Ich sagte ihm, das könnt' nicht sein,
ich ließ mit keinem Mann mich ein!
Doch der beruhigte mich gleich
und sprach, dass Gott vom Himmelreich
den heil’gen Geist herab wird senden,
der soll die Frucht im Leib mir spenden.
Mein Kind würde in jedem Land
später als Gottes Sohn bekannt.
Ich staunte über das Geschehen
und ließ es über mich ergehen.«
Doch was Maria ihm erzählte, 3
ihn innerlich gar heftig quälte.
Er überlegte hin und her,
denn dies zu glauben fiel ihm schwer.
Ihm war bisher im ganzen Land
ein solcher Fall noch nicht bekannt.
Er fragte sich zudem verzagt:
„warum hat Gott mir nichts gesagt?“
Zudem dachte er an die Schande
und das Gerede hierzulande.
Josef ängstigte sich doch sehr!
Wer sollte das schon glauben – wer?!
Aber im Traume, in der Nacht,
hat ihm ein Engel klar gemacht,
dass das Gesagte Wahrheit sei.
Jetzt war Josef von Ängsten frei!
1Protevangelium 13, 1 + 2 / 2Lukas 1, 23 – 38 / 3Protevangelium 14, 1 + 2
* * *
Verhör und Prüfung durch die Priesterschaft
Bald wurde auch den Priestern klar, 1
dass nun Maria schwanger war.
Sie forderten nun Rechenschaft
über des Mädchens Schwangerschaft
von Josef, und sie schimpften laut:
»Du hast geschändet deine Braut,
hast vor der Hochzeit sie genommen,
drum muss sie wieder zu uns kommen!«
Doch Josef weinte bitterlich
und sprach: »Der Vater bin nicht ich!«
Danach hat er sie informiert
über das Wunder, das passiert.
Jedoch die Priester glaubten nicht
an diesen seltsamen Bericht.
Des Trugs wollt' man ihn überführen
und ein Exempel statuieren.
Sie sprachen: »Einer Klärung wegen
soll eine Prüfung dies belegen.
Der Herrgott wird uns offenbaren,
ob deine Worte Wahrheit waren!«
Ein Prüfungswasser reichte man
dem Josef, und der trank es dann.
Danach ging er für eine Zeit
ins Berggelände – nicht sehr weit.
Denn bald kam er zurück schon und
war noch recht rüstig und gesund.
Die Priester wollten’s nicht verstehen,
drum musste auch Maria gehen.
Auch sie musste den Becher leeren,
und wollte es auch nicht verwehren.
Doch sie kam ebenfalls – zum Glück –
ganz unversehrt wieder zurück!
Die Priester und des Volkes Schar
erkannten jetzt, was Wahrheit war!
Weil Gott der Herr sie nicht gerichtet,
haben auch sie darauf verzichtet.
Da man Maria schuldfrei fand,
nahm Josef sie nun an die Hand
und ging mit ihr nach Hause gern
und pries voll Freude Gott den Herrn!
Als ich die Stelle hab gelesen,
dacht' ich, es war wohl Gift gewesen,
das man den beiden da gereicht.
So wär' das Urteilfällen leicht.
Von diesen Priestern, die sehr mächtig,
war die Methode niederträchtig!
Jetzt sahen sie – wie jedermann –
die Sache als ein Wunder an!
1Protevangelium 15 + 16
* * *
Der Gang nach Bethlehem, die Geburt Jesu und die Flucht vor König Herodes
Für Josef kam in dieser Zeit 1
aber die nächste Schwierigkeit:
Augustus, der regierte dort,
befahl, dass man von jedem Ort
in den Geburtsort gehen sollte,
weil er die Menschen zählen wollte.
Sie hatten sich dort sozusagen
steuererheblich einzutragen!
Dies war nämlich der Zählung Sinn.
Nach Bethlehem musst' Josef hin
mit seinen Söhnen, die schon groß –
ein Problem war Maria bloß!
Er fragte sich: Was soll ich sagen –
als was wird sie dort eingetragen?
Als Ehefrau? – das wär' nicht recht,
als Tochter? – auch das wäre schlecht!
Wie Josef löste das Problem,
ist aus der Schrift nicht zu erseh’n.
Ob er sie einst zum Weib genommen,
das hab' ich nicht herausbekommen.
Geschrieben wird darüber nicht –
in keinem einzigen Bericht!
Wenn auch die Sorgen ziemlich groß,
zog er mit seinen Söhnen los;
natürlich kam Maria mit,
welche auf einem Esel ritt.
Nach Tagen kamen sie sodann
in Bethlehem ermüdet an.
Nachdem man angekommen war,
Maria Gottes Sohn gebar!
Das Thema will ich kurznur streifen,
um nicht bereits schon vorzugreifen
auf das, was später ich berichte
eigens in der Weihnachtsgeschichte.
Will mich auf Josef konzentrieren,
Sonst würde das zu weit hier führen.
Hier stelle ich nur zur Debatte,
welche Bedeutung Josef hatte
für Jesus und Marias Leben.
Hierist nur dieses mein Bestreben.
Jesu Geburt in einem Stall
sprach sich herum fast überall.
Sterndeuter haben das Geschehen
zuvor sogar vorausgesehen.
Die Aufmerksamkeit war sehr groß –
am Stall war wirklich jetzt was los!
König Herodes fand das schlecht,
ihm war die Sache gar nicht recht.
Er fürchtete, dass dieser Sohn 2
später gefährde seinen Thron.
Und er begann, das Kind zu hassen,
und wollte es gleich töten lassen.
Doch er erreichte nicht sein Ziel,
denn Josef kam jetzt mit ins Spiel,
denn Gott warnte im Traume ihn;
er solle nach Ägypten flieh’n.
Und Josefs Reaktion darauf:
Er stand sofort gehorsam auf
und hat gleich alle wach gemacht.
Er nahm das Jesuskindlein sacht,
scharte alle besorgt um sich,
so dass er schon bei Nacht entwich.
Sie litten in Ägypten Not
bis nach König Herodes Tod.
Ein Engel kam im Traum hernieder 3
und sprach zu Josef: »Ziehe wieder
nach Israel, wo für das Kind
und euch keine Gefahren sind.
Herodes, der euch bracht' in Not
sucht euch nicht mehr, denn er ist tot.«
Und Josef, dieser brave Mann,
befolgte diesen Auftrag dann.
Der Traum in Freude ihn versetzte!
Doch diese Botschaft war die letzte
die er vom Himmel noch vernommen.
Kein Traum ist mehr zu ihm gekommen.
Kein Engel ist mehr aufgetaucht.
Doch wurde er noch sehr gebraucht;
denn als Ernährer seiner Lieben
ist er stets fürsorglich geblieben!
1Lukas 2, 1 – 7 / 2Matthäus 2, 13 + 14 / 3Matthäus 2, 19 – 23
* * *
Die Pilgerreise nach Jerusalem
und die Suche nach Jesus
Josef ließ sich erleichtert wieder
in Nazareth – der Heimat – nieder.
Hier wuchs sein Ziehsohn nun heran,
bis er gereift zum jungen Mann.
Josef – bemüht an Vaters statt –
umsorgte ihn, machte ihn satt.
Er war zur Hilfe stets bereit
in der gewiss nicht leichten Zeit!
Darum ist es schwer zu verstehen
dass in der Bibel leider eben
so wenig wird von ihm berichtet;
ich hab' da weiter nichts gesichtet.
Nur einmal ist im Text zu lesen,
wo Joseph noch dabei gewesen.
Keiner schrieb Josefs Lebenslauf
nach dem Ereignis weiter auf.
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