Barbara Wolflingseder
Dunkle
Geschichten
aus dem Alten Wien
ISBN 9783990401828
© 2012 und 2013 by Pichler Verlag in der Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG
Wien · Graz · Klagenfurt
Alle Rechte vorbehalten
Bücher aus der Verlagsgruppe Styria gibt es in jeder Buchhandlung und im Online-Shop
Umschlaggestaltung: Bruno Wegscheider
Buchgestaltung: Alfred Hoffmann
Reproduktion: Pixelstorm, Wien
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
„Dieser Raum erzählt uns unsere Geschichte“ (Adolf Loos): der Stephansplatz. Aquarell von Rudolf von Alt, 1834.
Zauber der alten Stadtlandschaft: Blick von der Elisabethbrücke in die Kärntner Straße. Gemälde von Carl Moll, 1897.
Cover
Titel Barbara Wolflingseder Dunkle Geschichten aus dem Alten Wien
Impressum ISBN 9783990401828 © 2012 und 2013 by Pichler Verlag in der Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG Wien · Graz · Klagenfurt Alle Rechte vorbehalten Bücher aus der Verlagsgruppe Styria gibt es in jeder Buchhandlung und im Online-Shop Umschlaggestaltung: Bruno Wegscheider Buchgestaltung: Alfred Hoffmann Reproduktion: Pixelstorm, Wien 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014 „Dieser Raum erzählt uns unsere Geschichte“ (Adolf Loos): der Stephansplatz. Aquarell von Rudolf von Alt, 1834. Zauber der alten Stadtlandschaft: Blick von der Elisabethbrücke in die Kärntner Straße. Gemälde von Carl Moll, 1897.
Vorwort VORWORT Anstatt die Leser mit einem langweiligen Vorwort zu inkommodieren, überlasse ich die Einleitung zu meinen dunklen Geschichten lieber dem unvergesslichen Peter Hammerschlag: Die Ballade vom Lustmörder Alois Blawatschek oder Angewandte Psychonanalyse Alle Jahre einmal im Quartale Packte es den Alois Blawatschek. Blawatschek an ihm war das Brutale, Doch das Alois war ein lieber Schneck. Und der Mädchen schlanke Sommerhälslein Wuchsen braun aus duftigem Batist. Gerne hätte Alois wie ein Gelslein Hingestochen – nämlich: hingeküsst - Doch er zahlte ihnen bloß ein Seitel Und er war und blieb ein Mann voll Charme. Dachte Blawatschek an Taschenfeitel, Fiel ihm Alois hemmend in den Arm. Eines Abends saß er bei den Schrammeln, Denn das war sein angestammter Sitz, Da begann um ihn sich zu versammeln Dr. med. et phil. Knut Horowitz: „Sie sind einer von den seltnen Fällen! Lagen Sie im Mutterleibe schief? Pflegen Sie beim Liebesakt zu bellen? Träumen Sie? Wie oft, wie lang, wie tief? Hatten Sie als Kind schon Mörderhände? War die Frau Mama nicht schizophren? Herr, ihr linkes Nasenloch spricht Bände! Reagier’n Sie ab – sonst wer’n Sie sehn!" Blawatschek griff sich ans Unterkieferl, Kratzte es und schlenderte hinaus. Dort tranchierte er das Psycho-Schlieferl Und vergrub den Leichnam hinterm Haus. Rein war nun sein Seelchen, wie ein Spiegel. Himmelwärts schwamm blau Virginier-Rauch … „Fräulein Mizzerl!! Gollasch und zwei Krügel, Und den schwarzen Dokter zahl ich auch!" Alois warf sein kleines Taschenmesser Hinter Grinzing in den Abendwind. Überhaupt: es war ihm schon viel besser, Und er sah die Mädchen, wie sie sind. Die Entdeckung des Klosterkerkers bei den Kapuzinern. Zeichnung von Vinzenz Katzler in Moriz Bermanns „Dunklen Geschichten aus Österreich“ (Wien 1868).
Die „Kapuzinergräuel“ am Neuen Markt
Die eingemauerte Nonne
Scheiterhaufen lodern auf der Gänseweide
Ein Mörder aus gutem Haus
Der Ehemann als Folterknecht
Tierische Belustigungen
Die schwere Last der schönen Greißlerin
Im Kampf gegen Napoleon Bonaparte
Wiens feschester Mörder
Skandal in prominenten Kreisen
Der Sündenbock von Gumpendorf
Die Hexe vom Brünnl
Ein schauderhafter Fund im Abzugskanal
Das Blutjahr 1874
Ein mörderisches Ehepaar
Die einzige Hinrichtung einer Frau in der Ära Franz Joseph
Quellen und Literatur
Bildnachweis
Dank
Die Autorin
Blick vom Nußberg auf das Kahlenbergerdorf und die Stadt Wien. Gemälde von unbekanntem Meister, um 1830.
Anstatt die Leser mit einem langweiligen Vorwort zu inkommodieren, überlasse ich die Einleitung zu meinen dunklen Geschichten lieber dem unvergesslichen Peter Hammerschlag:
Die Ballade vom Lustmörder Alois Blawatschek oder Angewandte Psychonanalyse
Alle Jahre einmal im Quartale
Packte es den Alois Blawatschek.
Blawatschek an ihm war das Brutale,
Doch das Alois war ein lieber Schneck.
Und der Mädchen schlanke Sommerhälslein
Wuchsen braun aus duftigem Batist.
Gerne hätte Alois wie ein Gelslein
Hingestochen – nämlich: hingeküsst -
Doch er zahlte ihnen bloß ein Seitel
Und er war und blieb ein Mann voll Charme.
Dachte Blawatschek an Taschenfeitel,
Fiel ihm Alois hemmend in den Arm.
Eines Abends saß er bei den Schrammeln,
Denn das war sein angestammter Sitz,
Da begann um ihn sich zu versammeln
Dr. med. et phil. Knut Horowitz:
„Sie sind einer von den seltnen Fällen!
Lagen Sie im Mutterleibe schief?
Pflegen Sie beim Liebesakt zu bellen?
Träumen Sie? Wie oft, wie lang, wie tief?
Hatten Sie als Kind schon Mörderhände?
War die Frau Mama nicht schizophren?
Herr, ihr linkes Nasenloch spricht Bände!
Reagier’n Sie ab – sonst wer’n Sie sehn!"
Blawatschek griff sich ans Unterkieferl,
Kratzte es und schlenderte hinaus.
Dort tranchierte er das Psycho-Schlieferl
Und vergrub den Leichnam hinterm Haus.
Rein war nun sein Seelchen, wie ein Spiegel.
Himmelwärts schwamm blau Virginier-Rauch …
„Fräulein Mizzerl!! Gollasch und zwei Krügel,
Und den schwarzen Dokter zahl ich auch!"
Alois warf sein kleines Taschenmesser
Hinter Grinzing in den Abendwind.
Überhaupt: es war ihm schon viel besser,
Und er sah die Mädchen, wie sie sind.
Die Entdeckung des Klosterkerkers bei den Kapuzinern. Zeichnung von Vinzenz Katzler in Moriz Bermanns „Dunklen Geschichten aus Österreich“ (Wien 1868).
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