gebe den Armen auch davon,
so werden alle Mensche satt!
Das wär' ein erster Schritt dann schon.«
Und zu den Zöllnern sagte er:
»Nehmet nur denZoll von den Leuten
der vorgeschrieben ist – nicht mehr.
Hört auf, die Menschen auszubeuten!«
Den Kriegern konnte er nur raten:
»Tut niemandem Gewalt mehr an;
lasst ab von ungerechten Taten.
Ihr werdet Gott gefallen dann!«
Die Pharisäer sandten zu 3
ihm ihre Priester, auch Leviten,
dass sie ihn fragten: »Wer bis du,
dass du ausübst der Taufe Riten?
Bist du vielleicht Gottes Prophet
oder bereits der Heiland schon?
Gib uns hier Zeugnis, wie es steht
mit deiner Legimitation!«
Johannes sprach: »Der bin ich nicht –
dies zu behaupten, liegt mir fern!
Prediger bin ich nur, der spricht:
›Bereitet jetzt den Weg des Herrn!‹«
Des Weiteren sprach er zu ihnen:
»Es kommt ein Stärkerer nach mir,
dem ich kaum Wert bin, ihm zu dienen.
Wartet nur, bald schon ist er hier!
Ich taufte euch mit Wasser eben,
doch er tauft mit dem Heil’gen Geist!
Er wird verändern euer Leben,
worauf die Schrift uns schon verweist.«
Des Täufers Worte waren klar
und wurden gläubig aufgenommen.
So taufte er die Menschenschar,
die Heil suchend zu ihm gekommen.
Auch Jesus kam zu jener Zeit 4
zum Jordan – sprach Johannes an –
sagte: »Ich mache mich bereit
zur Taufe, so wie jedermann.«
Johannes wehrte ab und sprach:
»Richtiger wär’s, du tauftest mich!
Doch du fragst deshalb bei mir nach?
Du stehst viel höher doch als ich!«
Jesus sprach: »Heute sollst du’s tun«
und stieg gleich in den Fluss hinunter.
Johannes taufte Jesus nun –
tauchte ihn kurz im Jordan unter.
Jesus stieg aus dem Wasser wieder.
Da tat sich auf das Himmelreich
und der Geist Gottes kam hernieder
über ihn, einer Taube gleich.
Und eine Stimme sprach zu allen:
»Seht her, dies ist mein lieber Sohn,
an ihm habe ich Wohlgefallen!«
Sehr einprägsam klang dieser Ton.
Es bleibt jedoch verborgen mir,
ob nun Johannes in der Tat
Jesus erstmals begegnet hier,
des Kommen er verkündet hat.
Beisammen sie auch jetzt nicht blieben.
Sie hatten gleiche Ziele zwar –
sprachen von Umkehr und vom Lieben
zur jeweils eig’nen Jüngerschar.
Nach dieser Taufe hatte man
JeZum Fasten spürte er den Drang,
drum wollt' er in die Wüste gehen.
Johannes predigte nun weiter
zu allen, die zu ihm gekommen.
Es hatte die Zahl der Begleiter
und neuer Hörer zugenommen.
Er sprach: »Ihr müsst stets züchtig leben,
und euer böses Tun bereuen!
Gott wird die Sünden dann vergeben
und euch mit seiner Huld erfreuen!«
1Matthäus 3, 4 / 2Lukas 3, 10 – 18 / 3Johannes 1, 19 – 33 / 4Matthäus 3, 13 – 17
* * *
Die Unzucht am Hofe des Herodes
und Johannes Einkerkerung
Am Hofe des Herodes aber 1
hat man Moral nicht ernst genommen.
Dies ist nun durch des Volks Palaver
Johannes zu Gehör gekommen.
Herodes hatte zu der Zeit
Herodias – des Bruders Weib –
verführt und kurz danach gefreit,
weil er begehrte deren Leib.
Wegen dieser Unsittlichkeiten
wetterte dann Johannes laut.
Das hätte sich zu diesen Zeiten
kein Mensch sonst – außer ihm – getraut.
Davon hörte Herodes gleich
und es konnte ihm nicht gefallen,
dass dieser Mann in seinem Reich
so sprach vor diesen Menschen allen!
Er hatte Ängste auch verspürt
vor diesem frommen, ernsten Mann,
dass dieser ihm sein Volk verführt –
dass der gefährlich werden kann!
Herodias hätt’ gern gesehen,
dass ihn ihr Mann gleich töten ließ.
Herodes ließ das nicht geschehen;
er sperrte ihn in ein Verließ.
Hier war Johannes gut geschützt
vor seines Weibes Rachetat.
Herodes hat das ausgenützt,
er holte sich gar bei ihm Rat.
1Markus 6, 17 – 20
* * *
Die Frage des Täufers an Jesus
und dessen Antwort
Johannes hörte im Gefängnis, 1
dass Jesus wieder sei im Land.
Drum hatte er aus der Bedrängnis
zwei seiner Jünger ihm gesandt.
Sie sollten ihm die Frage stellen:
»Bist du’s, der uns verheißen ward,
um unsre Welt hier zu erhellen,
oder doch nicht? – Das wäre hart!«
Er fühlte sich allein gelassen
von Jesus, der doch Wunder tat.
Für ihn war es schier nicht zu fassen,
dass er ihm nicht geholfen hat.
Man kann Johannes ja verstehen,
der darbte dort bei kargem Licht,
während Jesus dort frei konnt' gehen.
Warum nur half er ihm denn nicht?
Jesus antwortete: »Kehrt um
und sagt ihm, was ihr hört und seht.
Ich lehr' das Evangelium
den Armen, so wie ein Prophet.
Dass Taube hören, Blinde sehen,
dass Tote wieder stehen auf,
Aussätz’ge rein sind, Lahme gehen,
und Kranke fühlen sich wohlauf!
Sagt ihm, dass jeder selig ist,
der sich nicht ärgert über mich.
Wer an mich glaubt, der ist ein Christ!
Die Worte soll er merken sich.«
Ob dies Johannes Trost gespendet,
von Jesus, der doch Wunder tat.
Sein Schicksal hat sich nicht gewendet.
Nun schau’n wir, was getan sich hat.
1Matthäus 11, 2 – 5
* * *
Salomes Tanz und des Johannes Tod
Geburtstag hatte zu der Zeit 1
Herodes; diesen zu begehen,
war bei der großen Festlichkeit
die ganze Hautevolee zu sehen.
Als alle dort bei Tische saßen,
gab’s viele Vorführungen auch,
während die Gäste Gutes aßen.
Das war bei Festen damals Brauch.
Die Tochter der Herodias
wollte sich tanzend produzieren
und es machte ihr sichtlich Spaß,
den Sex-Appeal auszuprobieren.
Mit Schleiern tanzte sie verspielt;
das wirkte anmutig und leicht.
Und damit hatte sie gezielt
große Bestätigung erreicht.
Die Gäste waren angetan
und fühlten sich sehr angeregt.
Herodes sah man’s richtig an,
denn er war innerlich bewegt.
Er sprach dann zu dem Mägdelein:
»Wünsche dir, was du willst von mir;
ich schwör, es soll gewährt dir sein!
Was du verlangst, gebe ich dir.«
Mit ihrem Wunsch ließ sie sich Zeit –
wollte erst mit der Mutter sprechen;
und die sah die Gelegenheit
sich an Johannes jetzt zu rächen!
Sie sprach zu ihr: »Wünsche dir doch
den Kopf dieses Johannes gleich!
Du hast so viel und erbst ja noch
später das halbe Königreich.«
Sogleich ging sie zurück zum König
und sagte: »Nur das Haupt gib mir
dieses Johannes – nur so wenig; –
in einer Schüssel schenk es mir.«
Erschrocken und zugleich verzagt
konnte er – schon des Eides wegen –
nicht ändern, was er zugesagt.
Da gab’s nichts mehr zu überlegen.
So schickte er den Henker los
um diesen Wunsch ihr zu erfüllen,
wissend, er würde damit bloß
den Blutdurst seines Weibes stillen.
Und so geschah’s; an diesem Tag
war Prediger Johannes tot.
Sein Haupt in einer Schüssel lag
in einer Lache, blutig rot.
Der Henker trat nun damit ein
und übergab die Schale gleich
dem hübschen, jungen Mägdelein.
Es nahm sie an, zittrig und bleich.
Die Tochter brachte die Trophäe
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