Claus Beese - Geschichten aus dem Leben

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Im Leben geht manches Ding daneben. Wer kennt das nicht? 12 Autoren der Lagerfeuer-Runde haben für ihre Leser aus ihrem Erfahrungsschatz 34 Geschichten aufgeschrieben.
So amüsierten sich alle Anwesenden am Lagerfeuerabend, als jemand von der verlorenen Mutter erzählte, und wer hatte schon ein Monster als Tochter? Wie kann ein Staubsauger an einer Scheidung schuld sein, und wer würde nicht gerne seinen Lebensabend auf einem Kreuzfahrtschiff verbringen? Warum ist Deutsch eigentlich so schwer zu verstehen, und wie lebt es sich als Katze? Was denkt sich ein Mondkind und wie lang können 90 Sekunden wirklich sein? Was ist so anziehend an einer griechischen Insel, und wie kapital sind die Kapitalen beim Big-Game-Fishing tatsächlich?
Die Lagerfeuer-Autoren wünschen Ihnen gute Unterhaltung mit ihren Kurzgeschichten.

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Claus Beese

Geschichten aus dem Leben

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Inhaltsverzeichnis

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Liebe Leser, Liebe Leser, folgende Autoren haben für Sie diese Geschichten geschrieben: Claus Beese Jenny Heil Stefan Ilius Janna Kahrs Marga Kihl Anita Koschorrek-Müller Martine Lestrat Jürgen Niemeyer Ruth Strasser Katherina Ushachov Florian Waldner Klaus-Dieter Welker

Vorwort

Der Kaktus

Die verlorene Mutter

Nichts als Ärger

Ich will nach Deutschland

Urlaub am Jadebusen

Das Monster

Zwei Freunde

Unter dem Tor

Plüschhase

Die Zeit

Die Tücken der deutschen Sprache

Schiffsunglück auf dem Jadebusen

Neunzig Sekunden

Rollator auf Abwegen

Tritt mir keinen Dreck rein

Wellness am Sonntag

Jonglieren

Grausame Seefahrt

Alle Zeit der Welt

Die Lösung

Kümo Seniorius

Birnenwechsel leicht gemacht

Mondkind

Das neue Handy

„… mit der Zahnbürste???“

Éna ellinikó nisí – eine griechische Insel

Der Letzte seiner Art

Eine Kindheitserinnerung

Die Frau aus Niedersachsen

Kein Raps

Die deutsche Umarmung

Big Game

Bedingungslos

Eine Sommerliebe

Perlen-Hochzeit

Epilog

Die Autoren:

Mee(h)r Bücher

Impressum neobooks

Liebe Leser,

folgende Autoren haben für Sie

diese Geschichten geschrieben:

Claus Beese

Jenny Heil

Stefan Ilius

Janna Kahrs

Marga Kihl

Anita Koschorrek-Müller

Martine Lestrat

Jürgen Niemeyer

Ruth Strasser

Katherina Ushachov

Florian Waldner

Klaus-Dieter Welker

Vorwort

Von Klaus-Dieter Welker

So ein Lagerfeuer ist eine Wissenschaft für sich. Es ist wie das Leben. Es braucht ein gutes Fundament, einen Boden, auf dem es sich entfalten kann. Er darf nicht zu locker sein, keinesfalls morastig oder nass, und darf keine Gefahren für eine Ausbreitung des Feuers nach unten bieten. Feuer soll leben, nicht verzehren oder zerstören. Es soll Sicherheit, Geborgenheit, Schutz und Wärme spenden für all jene, die sich darum gesellen.

„Du machst Kleinholz, ich such Rinde, soll ein Feuer hier entstehn ...“. Leise klang die mittelalterliche Weise von der Lichtung in den dichten Wald, während sich die ersten Flämmchen durch das trockene Reisig und die Birkenrinde fraßen, Äste anknabberten und sich nach oben streckten. Verhaltenes Knistern war zu hören, hin und wieder ein Knacken. Als ein Windhauch durch den Wald wehte, wanden sich die Flammen an den stärkeren Ästen empor und erleuchteten die beginnende Dunkelheit.

„Sind das Stimmen, hörst du Rufen? Halt die Ohren in den Wind. Raunt ein Bach um Felsenstufen, ob das wohl die Unseren sind?“. Lauter ertönte nun das Lied, um zusammen mit dem Feuerschein den Rufern den Weg zum Lager zu zeigen. Bisher war nur die Vorhut hier, hatte Holz und Zunder gesammelt und ein paar alte Stämme herangerollt, die als Sitze dienen sollten. So, wie Zunder und Reiser der Ursprung eines wärmenden, lodernden Feuers sind, so sind alte Freunde der Ursprung eines Kreises von Menschen, die sich zusammenfinden.

Der Waldweg, der zu der Lichtung führte, brachte Neuankömmlinge. Sie winkten dem Feuer und den darum Stehenden zu. Alte Freunde und Bekannte umarmten sich, freuten sich über das Wiedersehen. Und auch diejenigen, die sich zum ersten Male an das Lagerfeuer gesellten und ein wenig schüchtern in die Runde blickten, wurden ebenso herzlich begrüßt und als erste mit einem Becher Tschai bedacht, dem alten Waldläufergetränk, welches in einem großen Topf in der Glut neben dem Feuer stand. Denn ein guter Tschai, in dem sich mehr roter Wein als Tee, eine gute Portion des besten Rums und edle Gewürze ein Stelldichein geben, löst die Zunge, bläst die Bedenken und die Schüchternheit aus den Menschen und lässt sie so hell strahlen, wie die aufziehenden Sterne.

So saßen sie wieder um das Feuer, alte Freunde und Freundinnen und solche, die es vielleicht einmal werden würden. Es war ein buntes Volk, Männer und Frauen, Alt und Jung, wobei das Alt- oder Jungsein nicht immer vom Alter abhängig ist. Sie waren nicht nur zusammengekommen, um gemeinsam im Feuerschein zu sitzen, den Tschai zu trinken und in die Sterne oder den dunklen Wald zu blicken. Sie alle vereinte ihre Liebe zu Geschichten und Erzählungen, zu Worten und Gedanken, für Erdachtes und Erlebtes, welches sie niederschrieben und erzählten. Immer in der Hoffnung, dass diese Worte nicht nur sie erfreuen, nachdenklich oder vielleicht auch mal traurig stimmen würden, sondern dass auch andere Menschen sich darin wiederfinden oder hineinträumen könnten.

Nach der ersten Wiedersehensfreude und nachdem die neuen Bekanntschaften ausführlich ausgefragt worden waren, wurde es ein wenig stiller in der Runde. Nicht immer braucht es viele Worte, um sich behaglich zu fühlen. Es reicht das Knistern des Feuers, das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, das Gefühl, im Kreise von Menschen zu sitzen, die all das wahrnehmen – und daraus vielleicht eine gute Geschichte oder Erzählung machen. Eine Erinnerung, die geweckt wird – oder ein spontaner Einfall von etwas Phantastischem, was vielleicht nie geschehen würde. Aber wer weiß das schon so genau?

„Habt ihr euch schon mal gefragt, was passieren würde, wenn ...?“ Neugierig blickten alle in die Richtung, aus der diese Worte kamen.

„Was meinst du? Hast du eine Geschichte für uns? Erzähl.“ Gespannte Erwartung zeigte sich auf allen Gesichtern, einige beugten sich nach vorne, andere stellten ihre Becher beiseite oder reichten sie dem älteren Mann mit den vielen Falten im Gesicht, der neben dem Topf mit dem Tschai hockte, damit dieser sie wieder füllte. Doch der schüttelte den Kopf.

„Nein“, sagte er mit breitem Grinsen, „Nachschub gibt es nur im Tausch. Tschai gegen eure Gedanken. Ein fairer Tausch, findet ihr nicht?“

„Dann werde ich beginnen“, lachte der, der vorher die Frage nach dem „Habt ihr euch schon mal gefragt ...“ gestellt hatte, und nachdem das Klappern der Kelle und des Topfdeckels verklungen und nur das Knistern der Flammen und das Rauschen des Windes zu hören waren, beugte er sich vor und fing an, zu erzählen ...

Der Kaktus

Von Stefan Ilius

Ich lief schon den ganzen Tag in meinem kleinen Gewächshaus auf und ab. Ich konnte einfach keine Ruhe finden, obwohl schon seit Tagen alles für die heutige Nacht vorbereitet schien. Alle meine Kakteen standen super gepflegt in Reih´ und Glied, ähnlich einem Spalier zu Ehren dessen, was heute Nacht geschehen sollte. Gute zwanzig Jahre hatte ich darauf gewartet, dass mein seltenstes Stück, ein mexikanischer `Taurigonadus doliaris´, blühen würde. Und an diesem Tag sollte es endlich soweit sein!

In der verschworenen Kakteenzüchter-Szene war ich damit für meinen Erfolg schon im Vorfeld gefeiert worden. Schließlich gab es in ganz Deutschland außer meinem Exemplar nur noch zwei weitere. Einen im Botanischen Garten in Berlin und einen in Unterpfaffenhofen, bei einem privaten Kaktusfreund namens Wegspitz, oder so.

Der in Berlin hatte das letzte Mal vor über dreißig Jahren geblüht und es existieren nur ein paar Schwarz-Weiß-Aufnahmen von der fantastischen Blüte, die ebenso schön wie auch vergänglich ist. Lediglich wenige Minuten würde das Spektakel dauern, danach würde die Blüte zerfallen und der Kaktus für mindestens zwanzig Jahre nicht noch einmal blühen.

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